TOTUS TUUS, MARIA !

DIE GÄRTNERIN DES PARADIESES

Betrachtung von der Herrin aller Seelen inspiriert

an Myriam van Nazareth

In der Natur sucht Gottes Intelligenz sich in dieser Jahreszeit voll im Reich der Pflanzen, Blumen und Bäume auszuwirken. Alles, was Leben in sich trägt, blüht in der unsichtbaren und unmessbaren Kraft von Gottes Wirken auf, um dasjenige zu vollbringen, wozu es geschaffen worden ist. So versucht alles den eigenen Teil der von Gott erhaltenen Aufgabe innerhalb des groβen Heilsplans zu vollbringen. Die Menschenseele, trotz der Tatsache, dass sie als Krone der Schöpfung gedacht ist, vergisst sehr leicht, dass sie genauso gut wie die Pflanze, die Blume und der Baum die Einströmungen der Wirkungen von Gottes Intelligenz in sich empfängt und Seinen Lebensgesetzen unterzogen ist. Vollendet ist das Leben nur für das Geschöpf, das Gottes Gesetzen in der Fülle gehorcht und sein Leben ganz an diesen Gesetzen orientiert.

Frühling heiβt neues Leben. Der Geist Gottes hat uns die Gottesmutter als Symbol des wahren seelischen Frühlings erkennen lassen. Dieses Wissen läuft gerade wie ein Goldfaden durch unsere ganze Verkündigung. Gott lässt die Seelen in diesen Letzten Zeiten Maria als eine wundervolle Brücke ganz neu entdecken und bewerten. Die Heiligste Jungfrau verfügt über die Liebe und über die noch so sehr verkannte Macht um Seelen innerlich so umzugestalten, dass die Saat deren Talente und Gaben nicht länger ungenutzt liegen bleibt und nicht länger allmählich von dem Ungeziefer weltlicher Einflüsse gefressen wird, sondern dass diese Saat den wahren Frühling leben kann.

Ein Leben in und mit Maria, heiβt eine Wiedergeburt, eine Auferstehung aus dem Grab der weltlichen Wünsche und Bindungen für eine Blüte, wie sich die Seele diese durchwegs nie hätte vorstellen können. Die Frühlingsblüten in der Seele sind die Tugenden, die aus dem Winterschlaf des weltlichen Lebens neu erweckt werden, und die allmählich aus dem Saft der Himmlischen Beseelung von Marias nächster Gegenwart die Früchte eines Sommers in der Seele bilden. Wunderbarer Austausch: Gott schenkt der Seele Maria, die diese Seele mit der Milch völlig neuer Erkenntnisse und Betrachtungsweisen nährt, und die Seele... blüht und reift, Gott zu Ehren und zu Diensten Seines Heilsplans. Dadurch, dass die Seele, die sich freiwillig Marias Führung unterzieht, in einen lebendigen Frühling umgestaltet wird, ehrt sie zutiefst das wahre Wesen Gottes, der die Quelle des Lebens und der Blühkraft IST.

So erweckt Maria ständig Seelen aus dem Winter, bringt in ihnen den wahren Frühling zustande und führt diese Seelen dann in den Sommer der höchsten Fruchtbarkeit hinein. Der Garten der Seele erreicht sein von Gott vorgesehenes Wachstum in dem Maβe desto schneller, wie er sich genau den Gesetzen Gottes fügt, weil sich in dieser Einheit mit Gottes Herzen und mit Gottes Willen Gottes Intelligenz ungehemmt auswirken kann. Wo sich Gottes Intelligenz in dem Lebewesen ungehemmt auswirken kann, herrscht vollkommene Gesundheit. Dies gilt nicht nur für das stoffliche Leben, sondern genauso sehr für das seelische Leben. Der Boden, in dem Gottes Gegenwart ungehemmt und ohne menschliche Einmischung wirksam sein kann, ist durch und durch gesund. So kann auch der Boden der Seele in dem Maβe desto gesünder werden, wie sich die Seele selbstlos Maria hingibt, die dann in ihr Gottes Gesetze voll zur Entfaltung bringt. Dieser Boden lässt sich nur aus dem Herzen der Gottesmutter nähren. Das Unkraut der Versuchungen verwelkt in Ermangelung desjenigen, was es nötig hat um seine Wucherung fortzusetzen. Ein Leben in und mit Maria dämmt jede Flut der Finsternis ein, die sich auf die Seele herabzustürzen versucht.

Maria überbringt dem Seelengarten die Sonnenstrahlen aus Gottes Herzen. Diese Sonnenstrahlen sind voll geladen mit Liebe (der Essenz des Göttlichen Lebens), Licht (der Erkenntnis von Gutem und Bösem, und der wahren Weisheit) und Geborgenheit (des wahren Glaubens und der wahren Hoffnung). In einem Seelengarten, in welchem die Füβe der Himmelskönigin den Boden beherrschen, wird für die Schlange der Versuchungen und Täuschungen das Leben zur Qual, denn dieser Garten erinnert sie ständig daran, dass sie für die letztendliche Demütigung unter den Füβen Derjenigen bestimmt ist, Die von Gott Macht über alle Seelen und über jegliches Werk der Finsternis erhalten hat. Die Göttliche Herkunft dieser Macht ergibt sich daraus, dass sie dazu angewendet wird, das Gute vollkommen zu heiligen, und das Schlechte unwirksam zu machen. Alles Licht wird zu Gott hin erhoben, alle Finsternis wird gedemütigt und gelähmt.

Der Frühling im Garten unserer Seele wird dort spürbar, wo wir in den Prüfungen Hoffnung und Mut walten lassen, und die Blüten der Heiligung aller unserer Gedanken, Gefühle, Wünsche, von unserem ganzen Tun und Lassen uns mehr anziehen als das Unkraut aller weltlicher Anhänglichkeiten, Gewohnheiten, und Bindungen mit unseren eigenen Bedürfnissen und unseren Erinnerungen. Die Sonne, die von der Herrin aller Seelen in den Garten unserer Seele hineingeführt wird, ist immer eine Sonne, die uns von vorne entgegen strahlt, so dass wir alle Schatten unseres Selbst, unserer Vergangenheit und unserer Prüfungen hinter uns lassen können, und vor uns alles Licht, Farbe und Duft ist, weil wir es aus einem Herzen heraus wahrnehmen, in dem die Königin der Himmlischen Schönheit, die Verheiβung des neuen Frühlings, die Vertreterin der Macht Gottes Ihren Thron gegründet hat.

Die Himmelskönigin bringt den Seelen die Samen, welche Sie aus dem Herzen Gottes bezieht. Wenn Sie Ihr Herz für diese Samen aufschlieβen, wird die Himmlische Herrin diese begieβen mit dem Wasser des Göttlichen Lebens, sie wärmen mit dem Feuer Ihrer vollendeten Liebe und sie beatmen mit dem Sauerstoff der Göttlichen Weisheit. Sie wird dies solange tun, wie Sie in Ihnen den Willen spürt, Ihr ganz zu gehören, in vollkommener, bedingungsloser und ewig dauernder Weihe, damit Sie Ihren Seelengarten in eine Parzelle des Paradieses umwandeln kann, das Gott bald auf Erden gründen möchte.

Die Herrin aller Seelen erinnert jede Seele daran, dass sie dazu bestimmt ist, selber Teil des Paradieses zu werden, das Gottes Reich ist. Die Seele soll nicht nur ihr Leben auf Erden so gestalten, dass dieses eine Reise zu Gottes Reich ist, sie soll gleichzeitig dieses Reich in sich tragen. Genau zu dem Zweck schenkt uns Gott die Herrin aller Seelen: damit die Seele noch während ihrer irdischen Reise erfahren kann, was ihre letztendliche Bestimmung für sie bereit hält: den vollendeten Frieden, das Glück ohne Rückseite, das Licht ohne Schattenseite. Gottes Licht ist das einzige Licht, das niemals Schatten wirft, weil Er es in Seiner Allgegenwart von allen Seiten gleichzeitig in die Seele hinein strahlen kann. Selig sind wir, die wir den heiligen Bund mit der Herrin aller Seelen unterschreiben wollen, der in uns die Fülle dieses verzückenden Erbes ausschütten wird, denn Maria gilt in dieser Zeit mehr denn je als die Behüterin des Erbes, das Jesus Christus für uns gesammelt hat: Gottes Gnade ist der Schatz, das Erlösungsmysterium ist der Schlüssel, die Herrin aller Seelen ist der Tabernakel, in dem dieser Schatz in der Mitte unserer Seele vor dem Feind geschützt wird. Wir können diesen Tabernakel entweder anerkennen, oder ihn ignorieren. Die Wissenschaft des Göttlichen Lebens beabsichtigt, die Seelen erkennen zu lassen, wie sehr es sich lohnt, diesen Tabernakel zu hegen als den Palast, in dem sie das ewige Glück finden werden.

Die Himmelskönigin war ab Ihrer Unbefleckten Empfängnis die Trägerin der höchsten Fruchtbarkeit, der reichsten Himmlischen Saat, der verzückendsten Schönheit und der heiligsten Düfte. Sie gieβt das alles in jeden Seelenboden aus, der Ihr anvertraut wird. Ihre Berufung in diesen Letzten Zeiten besteht daraus, in den Seelen die Saat der Erlösung zum Blühen zu bringen. Je zahlreicher, je üppiger und je stärker die Blumen aus dieser Saat aufblühen, desto weniger Nahrung kann das Unkraut der Versuchungen, Täuschungen und Verirrungen dem Boden von Gottes Reich rauben. Die Werke der Finsternis nähren sich ja bekanntlich von den Werken und Gnadengeschenken Gottes, die von Seelen nicht bzw. falsch benutzt werden. Die Berufung jeder Seele ist es, den eigenen Boden so bearbeiten zu lassen, dass sich ihre Fruchtbarkeit für Gottes Reich steigern kann. Ein Kind Gottes ist eine Seele, die den Ewigen Frühling durch dasjenige ankündigt, was sie in ihrer Beschaffenheit und ihrem alltäglichen Leben vertritt und verkörpert.

Der tiefe Sinn der vollkommenen Weihe an die Gottesmutter liegt darin, dass sich die Seele von Maria in einen blühenden Garten der Liebe und sämtlicher Tugenden umgestalten lässt. Der Boden muss zu dem Zweck zwangsläufig gepflügt werden. Dieses Pflügen wird von der Himmelskönigin geführt und gelenkt, und erfolgt wesentlich durch die Messer der täglichen Prüfungen, welche die Fruchtbarkeit des Seelenbodens erschlieβen und diesen bereit machen, die Sonne von Gottes Liebe, den Regen Seiner Gnade und den Sauerstoff Seiner täglichen Beseelung voll in sich aufzunehmen, damit die Saat Christi mit dieser Sonne, diesem Regen und diesem Sauerstoff in Berührung gebracht werden kann. Die Seele braucht nicht nur die Sonne, sie braucht auch den Regen und den Pflug, sonst wird aus der Blüte der Saat gar nichts. Der Regen, der Sauerstoff und der Pflug sind ja für die Verwertung der Sonne unentbehrlich: Sie sind gleichsam die Schlüsseln zum Tor der Vorratskammer der Liebe.

So ist die Herrin aller Seelen in Wirklichkeit die Gärtnerin, nicht nur aus dem Paradies, sondern auch des Paradieses. Sie verfügt über die Seelengärten, und betreut und verwaltet sie. Ihr Ziel ist es, sie individuell in kleine Paradiese umzuwandeln und sie zu dem einzigen Paradies zusammenzufügen, das Gottes Reich auf Erden werden soll. Wie Sie dabei vorgeht, zu welchem Zweck und aus welchem Grunde, ebenso wie die Fundamente Ihrer Fähigkeit und Zuständigkeit, dies alles zu vollbringen, das alles ist Gegenstand der Wissenschaft des Göttlichen Lebens.

Es liegt in der menschlichen Natur geborgen, dass sich die Seele hin und wieder danach sehnt, in einem Paradies zu leben, und dass sie hin und wieder auch davon träumt. Was ihr leider oft entgeht, ist die Tatsache, dass sie dieses Paradies tatsächlich bereits auf Erden leben kann, in der vollendeten Wirklichkeit der vollkommenen Weihe an die Herrin aller Seelen. Dazu muss in ihr allerdings die Erkenntnis Wurzeln schlagen, dass ein Paradies von Gottes Intelligenz gepflegt werden muss, und dass dies für das Leben der Seele konkret heiβt, dass sie den Baum des Kreuzes nicht aus ihrem Garten verbannen darf, denn dieser ist es, der die Blühkraft von Gottes Gegenwart im ganzen Garten instand halten muss.

Die Seele, die sich uneingeschränkt der Himmelskönigin hingibt und in allen Einzelheiten des Alltags nach dieser Hingabe lebt, wird dies eines Tages vollkommen erkennen, weil alle ihre Blumen, Pflanzen und Bäume nur noch von dem Saft genährt werden, den ihnen die Herrin aller Seelen, die Gärtnerin des Paradieses, gerade aus Ihrem Herzen zuflieβen lässt. Diese Seelen denken, fühlen, sprechen, wünschen und handeln von Tag zu Tag mehr nach dem Muster ihrer Gärtnerin Selber, und werden von Ihr im Unsichtbaren immer fester mit der Quelle allen Lebens verbunden. Das Geschöpf trinkt dann ausschlieβlich aus dem jungfräulichen Teich der Gnaden, und macht dabei aus jeder Faser ihres Wesens einen Zeugen und einen Spiegel des Göttlichen Lebens.

Myriam, im April 2013