TOTUS TUUS, MARIA !

GOTT, QUELLE DER SINNVOLLKEIT

Oktoberbetrachtung

Myriam van Nazareth

Drauβen macht die Natur sich auf um ein neues Kleid anzuziehen. Der Oktober soll uns den Herbst bringen. So hat es Gottes Intelligenz vorgesehen. Nichts ist bleibend. Auch die Tatsache, dass wir den Sommer in unsere Herzen geschlossen haben, kann an diesem Göttlichen Gesetz, das Jahreszeiten eingesetzt hat, nichts ändern. Alles in der Schöpfung ist ständig in Bewegung. Nicht dasjenige, was wir wollen, macht die Dinge fruchtbar, sondern dasjenige, was Gott in Seiner unfehlbaren Weisheit für heilvoll hält. Alles hat seine Zeit, und jedes Element der Schöpfung hat während einer bestimmten Zeit seine Rolle zu erfüllen. Sogar ein Baum oder eine Blume spielen bei der Verwirklichung von Gottes Heilsplan eine Rolle. Ein kleines Beispiel: Wenn eine betrübte Seele im Herzen dadurch berührt wird, dass sie ein buntes Blatt von einem Baum herunterfallen sieht, so kann dies sogar etwas für ihre spirituelle Entwicklung bedeuten. Dabei müssen wir berücksichtigen, dass jede Änderung in einer Seele Einfluss auf andere Punkte innerhalb von Gottes Heilsplan nehmen kann.

Ein buntes fallendes Blatt... Gleich sehen wir die Schönheiten des Herbstes vor unserem inneren Auge. Es sieht aus, als wolle Gott den Tod in Schönheit vorbereiten, als wolle Er betonen, dass alles, was Er gemacht hat, wertvoll ist, und auch jenseits seines Höhepunktes nicht gleich vergessen werden sollte. Gilt dies nicht noch mehr für die Menschenseele? Sehen wir uns mal den Weg der Heiligung an, den jede Seele zu vollenden hat. An einem Baum lassen sich die Blüten des Frühlings, die Früchte des Sommers und die bunten Blätter des Herbstes finden. Es ist so, als versuche der Baum zunächst durch seine Blüten seine Umgebung anzuziehen und zu erfreuen, anschlieβend durch seine Früchte seine Umgebung zu ernähren, und letzten Endes durch seine fallenden Blätter seine Baustoffe erneut der Erde (Gottes Boden) anzuvertrauen.

Der Heiligungsweg der Menschenseele ist eigentlich nichts anderes:

  • anfangs muss die Seele 'die Rohstoffe aus ihrem Boden heraufziehen' (die Gnaden in sich aufnehmen) damit sie die Blüten der Tugend in sich zum Blühen bringen kann. Sie kann dadurch in ihrer Umgebung den Wunsch wecken, in ihrer Nähe zu leben;

  • darauf bildet sie in sich die Früchte der Heiligung: die Rohstoffe werden in sie eingebaut und tragen allmählich Früchte. Mit diesen Früchten nährt sie andere Seelen, die gleichsam 'von ihr essen': die Seele in voller Heiligung bringt Gottes Liebe und Licht in ihre Umgebung in Wort und Tat, in Gedanken und Gefühlen;

  • zu gewissen Zeitpunkten ist die Seele bereit, oder spürt sie die Notwendigkeit, einen Teil der aufgenommenen Rohstoffe 'ihrem Nährboden zurückzugeben': Sie bringt Gott die Aufopferung ihres Lebens dar, wodurch sie die Schatzkammern der Gnaden füllen hilft, und sie reinigt sich von allem, was für sie überflüssig geworden ist und sogar ihrer weiteren Heiligung im Wege stehen kann.

Der Herbst ist in der Natur ebenfalls eine Periode der Reinigung: Die Blätter, die ihre Zeit gehabt haben, werden abgeschüttelt als Ballast und bereichern dabei den Boden mit dem Reichtum an Substanzen, die sie in sich eingebaut haben.

Im spirituellen Leben einer Menschenseele können hin und wieder Züge einer jeden Jahreszeit neben einander vorkommen. So hat die Seele während ihres Heiligungsprozesses regelmäβig einen Reinigungsbedarf: die Seele muss die Blätter ihres alten 'Ich' abschütteln, ihre weltlichen Bindungen und alten Gewohnheiten ablegen. Dies ist keineswegs ein Verlust, im Gegenteil, die Seele kann diesen Vorgang für Gottes Heilsplan sehr fruchtbar machen. Indem die Seele alten Ballast ablegt, schafft sie Raum für neue Blüte und neuen Fortschritt. Der Seelenbaum darf keine Nahrung, die er aus Gottes Boden zieht, auf die Ernährung von Blättern verwenden, die nicht mehr zu den höheren Stufen seiner Entwicklung passen. Das Abschütteln dieses Ballastes wird den Seelenbaum allerdings nicht mit leeren Ästen zurücklassen, denn für die Seele hat Gott es so vorgesehen, dass jede Reinigung mithin eine neue und üppigere Blüte und schönere Früchte ermöglicht.

Der ganze Vorgang mit den Jahreszeiten in der Seele wird von der Liebe gesteuert, und wird von der Liebe bestimmt. Die Seele muss die Liebe aus Gottes Herzen in sich aufnehmen durch freiwilligen und sehnlichen Kontakt zu Gott. Jeder freiwillige, sehnliche und liebevolle Kontakt zu Gott ist Gebet. Eine wohlbekannte Gebetsbrücke zum Himmel ist der Rosenkranz. Der Rosenkranz ist das Gebet, das im Herzen des Christen mit Maria, der Gottesmutter, der Königin von Himmel und Erden und Herrin aller Seelen identifiziert wird. Durch das Rosenkranzgebet sind in der Geschichte Wunder passiert, wobei das Christentum und die weitere Existenz des christlichen Gedankengutes gegen verwüstende Einflüsse geschützt wurde, durch Einschreiten der Himmelskönigin. Einer dieser groβen Wunder ereignete sich im Oktober 1571 bei Lepanto, wo während der Rosenkranz von groβen Mengen von Seelen, einschlieβlich innerhalb der Streitkräfte, gebetet wurde, einen niederschmetternden Sieg gegen die gefürchtete türkische Flotte errungen wurde, die das Christentum in Europa bedrohte. Der Sieg wurde damals vom Papst offiziell als ein Himmlisches Geschenk anerkannt. Der Oktober wurde 'der Monat des Rosenkranzes'.

In Bezug auf den Rosenkranz erhielt ich einst von der Allerheiligsten Jungfrau Visionsbilder, die ich hiermit gerne mit den Seelen teile, weil sie die tiefe Bedeutung dieses groβen Gebetes auf eine besondere Weise enthüllen:

Ich sah den Rosenkranz als eine Sammlung von Schatztruhen. Jedes Ave Maria war eine andere Schatztruhe. Jede dieser Truhen war mit dem ganzen Reichtum einer Tugend gefüllt. Alle Perlen des Rosenkranzes gemeinsam strahlten diesen Reichtum an Göttlichem Leben über den Tempel einer jeden Seele aus, die den Rosenkranz als eine Sammlung von Schatztruhen betrachtete, und brachten dieser Seele dadurch die Essenz des Göttlichen Lebens: die LIEBE, wie einen Baum, der ständig neue Äste, Blätter, Blüten und Früchte bildet. Es ist als ob nicht nur die Seele im Rosenkranz zu Maria zu sprechen versucht, sondern Maria Selbst Ihrerseits durch den Rosenkranz in der Seele die Saat der wahren Liebe zu säen versucht. Die Herrin aller Seelen bezeichnete die Liebe einst als den Stamm des Baumes aller Tugenden, und somit als den Wesenskern aller Heiligkeit.

Lasset uns in diesem Oktobermonat den Rosenkranz besonders als Brücke betrachten, über welche wir mit all demjenigen, das wir mit uns tragen, zur mächtigen Königin von Himmel und Erden gehen, damit Sie in uns jedem Einfluss, der unser wahres Christ-Sein bedroht, eine zerschmetternde Niederlage zufügen kann. Bedenken wir dabei, dass sich das wahre Christ-Sein aus den nachfolgenden Elementen zusammensetzt:

  • der Anwendung der selbstlosen, bedingungslosen Liebe
  • der vollkommenen Nachfolge aller Elemente der Lehre Christi
  • dem ständigen Versuch, uns von allem, was uns mit den Dingen der Welt verbindet, loszulösen, und unaufhörlich an unserer Heiligung, unserem An-Gott-orientiert-Sein, und an der Vertiefung unserer Weihe an Maria zu arbeiten.

Maria ist die Herrin aller Tugenden. Sie ist von Gott dazu berufen, als Führerin in der Seele diese Letztere völlig zum Bilde und Gleichnis Gottes umzugestalten. In diesem Monat ruft Sie uns ausdrücklich zu Ihrem Himmlischen Rosengarten, damit Sie uns dort mit den Düften der wahren Liebe durchdringen kann. Lasset uns Sie verherrlichen in 'Ihrem' Rosenkranz. Jedes Ave Maria, das wir Ihr mit Liebe und Ehrfurcht anbieten, ist eine Rose, aus welcher Sie das Parfüm der Heiligkeit bereitet.

Myriam, im September 2012