TOTUS TUUS, MARIA !

DIE ERNTE DER EWIGEN LIEBE

Zeugnisse aus der Quelle der Erlösung
Die letzten Flehrufe und Seufzer des Göttlichen Paschalamms

wie sie offenbart wurden an
Myriam van Nazareth
JESUS CHRISTUS, dem Göttlichen Weizenkorn,
und MARIA, dem Kelch des Kostbaren Blutes, geweiht.


INHALTSVERZEICHNIS

Einführung — Vorbereitung der Äcker der Seelen auf die Vollendung ihrer Erlösung

1. - Vorbereitung des Göttlichen Weizenkorns

2. - Das Reifen der Ernte
         Wie sah Jesus die groβe Zielsetzung Seines Lebens auf Erden?
           2.1 Gott die Glorie erweisen
           2.2 Unterrichtung der Seelen
           2.3 Einsetzung der Kirche und der Sakramente
           2.4 Für alle Ewigkeit Maria den Seelen geben
           2.5 Das Erlösende Leiden vollbringen

3. - Die Ernte der Ewigen Liebe — die Passion Jesu Christi
           3.1 Die groβe Lehre der Passion
           3.2 Meilensteine der Leiden in den letzten Lebenstagen Jesu
                3.2.1 Palmsonntag
                3.2.2 Zwischen Betanien und Jerusalem
            Gründonnerstag
                3.2.3 Der Garten Gethsemani
                3.2.4 Die Verhöre
            Karfreitag
                3.2.5 Die Geiβelung
                3.2.6 Die Dornenkrönung
                3.2.7 Die Verurteilung
                3.2.8 Der Kreuzweg
                3.2.9 Golgotha

Schlussbetrachtung


TOTUS TUUS, MARIA!

EINFÜHRUNG —
VORBEREITUNG DER ÄCKER DER SEELEN
AUF DIE VOLLENDUNG IHRER ERLÖSUNG

Maria zu Myriam — 6. März 2008: "Eine der Zielsetzungen der Erfahrung, durch welche Ich dich während achtzehn Tagen führen will, ist, dass du von allen Wahrnehmungen in deinem Körper, deinem Gemüt, deinem Geist und den höheren Verfassungen deines ganzen Wesens Zeugnis ablegst. Ich will, dass du davon durchdrungen bleibst, dass es die Verfassungen Jesu während Seiner letzten Lebenstage sind, die Ich dich erneut erleben lasse. Dies alles hat einen sehr tiefen Sinn. Ich werde derart tief in dir wirksam sein, dass du dies alles, welches tiefen Mysterien Ausdruck gibt, in Worte fassen kannst, damit die Seelen für die Verfassungen, welche sie erlöst haben, wach werden".

Liebe Schwestern und Brüder in Jesus und Maria,

Vor Ihnen liegt ein Zeugnis mit einem sehr ungewöhnlichen Ursprung. Drei Wochen vor dem Ende der Fastenzeit des Jahres 2008 bat die Allerheiligste Jungfrau Maria mich um Mitwirkung mit Ihrem Plan, der daraus bestehen sollte, mich auf intensive Weise an den Verfassungen der Seele, des Herzens, Geistes und Körpers Jesu während der letzten paar Wochen Seines Lebens als Gott-Mensch auf Erden teilhaben zu lassen. Dazu werde Jesus mich vollkommen in Sein Herz ziehen, um aus dem Göttlichen Herzen heraus den Anlauf zu der Passion und so weiter bis einschlieβlich der Geschehnisse auf Golgotha in meiner eigenen Seele, meinem eigenen Herzen, Geist und Körper zu erfahren. Während genau achtzehn Tagen (5. bis einschlieβlich 22. März — Karsamstag 2008) habe ich also in auβergewöhnlich tiefer Einheit mit dem Erlöser leben dürfen. Die Absicht dieses Plans war, so die Himmlische Königin, dass ich im eigenen Körper, Herzen, Geist und in der eigenen Seele die Verfassungen und Empfindungen Jesu aus diesen für die Menschheit so wichtigen Tagen so genau 'erneut durchleben' sollte, dass ich dadurch befähigt werde, die Verfassungen des Erlösers aus den Tagen der Groβen Passion möglichst tief zu erfahren, um die Frucht davon möglichst genau schriftlich festhalten zu können.

Als ich nach Ostern 2008 meine Aufzeichnungen aus dieser wunderbaren Periode niederschreiben wollte, wurde ich von den unterschiedlichsten Geschehnissen daran gehindert, dies zu tun, bis die Schmerzensreiche Mutter mir sagte, dass "die Zeit dazu noch nicht gekommen sei". Drei Wochen vor Ostern des darauf folgenden Jahres — 2009 — lud Maria mich dazu ein, die Erfahrung von 2008 erneut zu leben. Ich stimmte zu, und die Wahrnehmungen an Körper, Herzen, Geist und Seele wiederholten sich.

Im Jahr 2010 geschah dies alles zum dritten Male. In den Jahren 2009 und 2010 war die Erfahrung nur launenhafter, weniger gleichmäβig, sondern mit sehr intensiven Zuspitzungen. Während der Karwoche 2010 trug die Herrin aller Seelen mir auf, meine Erfahrungen und Aufzeichnungen der drei aufeinander folgenden Passionsperioden 2008, 2009 und 2010, zwischen Ostern und Pfingsten in einem Buch festzuhalten. Das Ergebnis liegt jetzt vor Ihnen.

Diese Schrift wird den Seelen einen tieferen Blick auf eine Anzahl von spirituellen Hintergründen der Passion Jesu geben. Die Absicht liegt in keinem Fall darin, einen vollständigen geschichtlichen Überblick der Passion zu schreiben. Dazu sind andere Seelen berufen gewesen. Das einzigartige Geschenk der Ernte der Ewigen Liebe liegt darin, dass diese Schrift den Seelen die Kombination von drei Elementen geben will.

Die Schrift ist auf drei Pfeilern aufgebaut:
  1. die tiefe mystische Bedeutung einer Anzahl von Einzelheiten aus den letzten Lebenstagen Jesu auf Erden;

  2. die körperlichen und emotionalen Verfassungen Jesu während jener Tage;

  3. eine Anzahl von Seufzern Jesu zum Ewigen Vater während jener letzten Lebenstage.

Die Seelen werden in dieser Schrift also informiert auf drei Ebenen, über die wenig bekannt ist. Diese drei Quellen an Information wollen zusammen:

sicher nicht eine Geschichte der Passion oder des Lebens Jesu schreiben,

jedoch durchaus Zeugnis von der unendlichen Liebe Gottes im Erlösungsmysterium ablegen.

Die Ernte der Ewigen Liebe will, wie der Titel selbst sagt, die Seelen sehen lassen, was Christus für sie vollbracht hat, aus vollkommener Liebe, und welche enorme Verschiedenheit an Zeichen der Liebe Gott in der ganzen Atmosphäre der Passion verborgen hat. Die Seelen, denen es gelingt, diese ganze Information in sich aufzunehmen und diese bewusst und aktiv in ihrem Leben anzuwenden, werden sich wirklich an der Ernte der Ewigen Liebe nähren: In ihnen wird das Weizenkorn des Göttlichen Lebens reifen und zum Brot Ewigen Lebens werden.

Die ganze Erfahrung, die ich im Hinblick auf die Verfassung dieses Buches drei Mal während fast drei Wochen habe erleben dürfen, ist in diesem Sinne einzigartig gewesen, dass ich die ganze Zeit lang auf mystische Weise über verschiedene Kanäle gleichzeitig informiert wurde:

  • In sehr langen Reihen innerer Bilder wurde ich in die ursprüngliche Sphäre der letzten Lebenstage Jesu auf Erden untergetaucht, wobei mir von vielen Einzelheiten, die ich wahrnehmen durfte, die tieferen mystischen Hintergründe offenbart wurden.

  • Ständig durfte ich am Körper und im Herzen spüren, was im Körper und Herzen Jesu vorging.

  • Regelmäβig wurde mir von Jesus erlaubt, in Seinem Herzen die Gebete und Seufzer abzulesen, die Er während Seiner letzten Lebenstage nahezu ununterbrochen an den Ewigen Vater richtete. So wie ich im Laufe der Jahre von der Himmlischen Königin in Ihren eigenen inneren Verfassungen ausgebildet worden bin und ich dadurch selbst gelernt habe, ständig im Inneren mit Ihr zu sprechen, so durfte ich jetzt erfahren, dass sich in Jesus genau derselbe Prozess abspielte, da auch Er ohne Unterbrechung in der Abgeschlossenheit Seines Herzens zum Ewigen Vater sprach, wie in einem unaufhörlichen Gebet. Die Passagen dieser Seufzer, die für diese Schrift notwendig waren, habe ich aufzeichnen dürfen, dies alles, damit die Seelen sehen mögen, in welchen Verfassungen des Herzens sie erlöst worden sind.

Geheimnisvoll ist die Feststellung, dass von allem, was ich aus dem Herzen des Messias wahrnehmen durfte, mir gleichzeitig die tiefe Bedeutung in das Herz gegossen wurde. Es ist eine unvergessliche Erfahrung geworden, eine Erfahrung, die aus zwei Gründen sehr tief in mein Herz gebrannt worden ist: erstens wegen des sehr ungewöhnlichen Leidens, das ich in meinem Körper habe erleben dürfen, das ich jedoch auch auf eine unbeschreibliche Weise in meinem Herzen erfahren habe, und zweitens wegen der auβergewöhnlich ergreifenden Liebe, der ich im Herzen Jesu begegnete. Genau diese Liebe hat auch das Leiden in den Perioden der Einheit mit dem Erlöser für mich zu einer einzigartigen Verzückung gemacht, da dieses Leiden in Einheit mit Jesus die Seele über sich selbst hinauswachsen lässt.

Niemals habe ich etwas gelesen oder gehört, das mir ein Bild der Liebe Jesu hat geben können, das auch nur einigermaβen mit dieser eigenen Erfahrung vergleichbar wäre. Diese Schrift ist daher ein Zeugnis dieser unermesslichen Liebe des Erlösers für die Seelen.

Mehrmals habe ich während dieser besonderen Periode Jesus gebeten, dass ich alles, was ich in Seinem Herzen erfahren habe, möglichst genau möge wiedergeben können, damit alle Seelen, die seitens Gottes Vorsehung das Geschenk erhalten, an dieser Wiedergabe der Ernte der Ewigen Liebe Anteil zu haben, ihrerseits zu einem unerschütterlichen Glauben an der Liebe entflammen mögen, die sie erlöst hat und die noch täglich vor Sehnsucht brennt, dass sie — die Menschenseelen — das Erlösungswerk in sich zur Vollendung bringen werden, indem sie ungehemmt die wahre Liebe in ihrem eigenen Leben anwenden, damit die Ernte der Ewigen Liebe in jeder Seele zu Brot Ewigen Lebens werden möge.

Dass der Ursprung dieser einzigartigen Erfahrung wirklich übernatürlicher Art war, habe ich durch die Feststellung bestätigt bekommen, dass die elenden Gefühle allgemeinen Krank-Seins, die ich seit dem 5. März 2008 in meinem eigenen Körper getragen hatte, am Karfreitag nach 15 Uhr allmählich wegzogen, um gegen Abend dieses hochheiligen Tages nahezu verschwunden zu sein. Was wohl noch eine Anzahl von Tagen weiterhin nachwirkte, war das Gefühl körperlichen Gebrochen-Seins. Eine gleichartige Erfahrung wurde mir in den Passionstagen der Jahre 2009 und 2010 erneut zuteil.

Es genügt nicht, über die Ernte auf den Feldern zu sprechen. Die Früchte der Ernte müssen zur Nahrung verarbeitet werden. So verlangt Jesus auch, dass die Seelen nicht nur über Seine Ernte reden sollen, sondern deren Früchte in sich zur Reifung bringen sollen, indem sie aus dieser Botschaft der Liebe aus der Passion ihre Lehren ziehen und diese Lehren für ein vollständiges Blühen in Heiligkeit benutzen.

Die Absicht dieser Schrift liegt also in der Offenbarung von Elementen aus den inneren Verfassungen des Erlösers, demjenigen, was während der letzten paar Wochen Seines Lebens auf Erden in Seinem Herzen vorging, und der Weise, auf die Er dies zum Ausdruck brachte, in Seufzern und Flehen zum Ewigen Vater zugunsten der Seelen aller Zeiten. Die Gunst dieser einzigartigen Kenntnis wird den Seelen in der Absicht gewährt, dass sie in der Lage sind, sich besser der Liebe Gottes für sie bewusst zu werden, und dass sie die rechten Verfassungen in ihr eigenes Wesen einbauen können, um sich selbst auf eine fruchtbarere Weise an der Verwirklichung von Gottes Heilsplan für alle Seelen beteiligen zu können, mit der endgültigen Gründung von Gottes Reich auf Erden als Krönung.

Der Leser wird entdecken, welche unvermuteten Bedeutungen hinter allen kleinen Einzelheiten des ganzen Passionsgeschehens verborgen sind: Dort wird auf viele Zusammenhänge hingewiesen zwischen einerseits der menschlichen Schwachheit und Sündhaftigkeit und andererseits der Weise, auf welche diese Schwachheit und Sündhaftigkeit durch die Göttliche Vorsehung in jedem Element der Passion zum Ausdruck gebracht worden sind. Die Lehre der Passion Jesu Christi ist unendlich viel gröβer und tiefer, als es sich die Christen bewusst sind.

Mögen die Seelen daraus lernen:

1) wie Gott alle menschlichen Schwächen betrachtet und ihnen eine bestimmte Bedeutung zuerkennt;

2) wie Gott diese menschlichen Schwächen durch den Messias für die Abbüβung und Erlösung hat erschlieβen lassen. Die Seelen können helfen, die menschlichen Schwächen aller Zeiten abzubüβen, indem sie ihre Prüfungen und Leiden mit jenen Christi eins machen. Das Bewusstsein der Bedeutung jedes Elements der Passion wird den Seelen dabei hilfreich sein.

Es ist mein inständiger Wunsch, dass die Seelen, die dieses Manifest lesen werden, für das immense Feuer empfänglich sein mögen, in dem es geschrieben worden ist, damit sie von der alles verzehrenden Sehnsucht angerührt werden mögen, womit die Ewige Liebe die Werke der Erlösung für sie vollzogen hat: die Sehnsucht, jede von ihnen irgendwann bei Sich im Paradies wiedersehen zu dürfen.

Myriam — Osterzeit 2010

KAPITEL 1
VORBEREITUNG DES GÖTTLICHEN WEIZENKORNS

Das Leben Jesu Christi auf Erden war Gottes Antwort auf die verheerende Auswirkung, welche die Erbsünde auf die Menschheit gehabt hätte, wenn Gott kein Gott vollkommener Liebe wäre. Aufgrund des gleichbleibenden Gesetzes von Gottes Gerechtigkeit konnte die Ewige Glückseligkeit im Himmel nicht ohne weiteres für die Menschheit zugänglich bleiben, nachdem diese den heiligen Bund mit ihrem Schöpfer entheiligt hatte. Durch den Ungehorsam einem Göttlichen Verbot gegenüber hatten die ersten Menschenseelen Gott gegenüber zu erkennen gegeben, dass ihre Liebe zu Ihm nicht bedingungslos war, dass sie nämlich ihren eigenen Wünschen den Seinigen vorzogen. Dadurch verlor die Menschenseele ihre Heiligkeit als erworbenes Recht, denn das wahre Fundament der Heiligkeit ist die bedingungslose Liebe. Dadurch dass die Menschenseele eben die ursprüngliche Vollkommenheit ihrer Liebe verloren hatte, war die Erbsünde die erste einer endlosen Reihe von Verstöβen (Sünden) gegen Gottes Gesetz. So entfernte sich die ganze Menschheit immer weiter vom Herzen Gottes. Gott jedoch wollte die Menschenseelen nicht loslassen.

Die Erbsünde hat dem Herzen Gottes unsagbar viel und tiefes Leid zugefügt. Dennoch war Seine Antwort eine Tat absolut vollkommener Liebe. Die Seelen sollten individuell (jede einzelne Seele für sich) eine neue Chance bekommen, die Ewige Glückseligkeit vor Gottes Antlitz zu verdienen. Gott sollte Seinen Sohn als Messias in die Welt senden, um die verschlossene Zugangstür zum Paradies zu entriegeln. Dies konnte nur durch eine Aufopferung eines Teils Seines Wesens geschehen, das dazu imstande war zu leiden: Seines Körpers. Gottes Gesetz hat ja verfügt, dass die Menschenseele sich durch Aufopferung der untersten Ebene ihrs Wesens (der Ebene, die dem Irdischen am Nächsten steht) aus den Ketten befreien können soll, welche die Seele an der Welt festhalten. Daher besteht die wahre Heiligung im Grunde genommen aus einer immer zunehmenden Entsagung hinsichtlich der Bedürfnisse des stofflichen Wesens (der Bedürfnisse des Körpers).

Aus diesem Grund sollte der Sohn Gottes in einem Körper geboren werden, damit Er diesen vollkommen aufopfern kann als ein Zeichen Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gegenüber, dass in Ihm die menschliche Natur bereit gewesen war, die Aspekte ihres Wesens, welche sie an dem Weltlichen festhalten (die weltlichen Bedürfnisse als das Gelände, das vollkommen vom Teufel und seinem Wirken vergiftet wird), vollkommen zerstören zu lassen: Dadurch sollte der Messias im Namen der Menschenseelen Gott gegenüber der Wunsch vergegenwärtigen, sich ganz für Gott, für die vollkommene Loslösung vom Weltlichen und für den ungehinderten Flug zu den Sphären der Ewigen Liebe zu entscheiden. Das Ganze dieser Werke, die mit diesem Ziel vom Messias vollbracht werden sollten, nennen wir die Erlösung.

Mit dieser Mission kam der Messias in die Welt. Dreiunddreiβig Jahre lang lebte Er nur auf dieses eine Ziel hin: die Erlösung der Menschenseelen. In diesem Manifest wird sich zeigen, welche Verfassungen im Herzen Jesu lebten, während Er den letzten Teil Seiner Mission, deren absolute Krönung, vollbrachte. Das leitende Motiv aller Handlungen, Gedanken, Gefühle, Wünsche und Worte Jesu war die absolut vollkommene, bedingungslose Liebe, die in Ihm wirksam war, wie ein Feuer, in dem Er die ganze menschliche Seite Seines Wesens Schritt für Schritt völlig verzehren lieβ. Eigentlich lässt sich in Wahrheit sagen, dass Jesus während der letzten Tage Seines irdischen Lebens sogar in Seinem Körper aus zwei Quellen gleichzeitig völlig verzehrt wurde:

  • durch Qualen in jeder Faser Seines Wesens und durch bleierne Müdigkeit;

  • durch ein Liebesfeuer, das Ihn von innen heraus restlos aufzufressen schien, als ob Er Seinen Körper unaufhörlich einem Göttlichen Opferfeuer anvertraute.

Vor allem während der letzten Tage Seines Lebens auf Erden war der Geist Jesu ununterbrochen in zwei Fragen versunken:

  1. Mit welchem Ziel bin Ich in die Welt gekommen?

  2. In welchem Maβe habe Ich mein Lebensziel verwirklicht?

Diese beiden Fragen sind für jede Seele von entscheidender Bedeutung. Die erste Frage bezieht sich auf die wahre Lebensberufung, die zweite auf dasjenige, was die Seele mit ihrem Leben getan hat und auf welche Weise und in welchen inneren Verfassungen sie ihre Lebensaufgaben erfüllt hat. Sobald die Seele diese entdeckt hat, hat sie regelmäβig zu erwägen, inwiefern sie diese Berufung in ihrem Leben zum Nutzen von Gottes Heilsplan ausgefüllt hat, denn jede Seele wird letztendlich nur dazu in die Welt gesandt, um sich selbst zu heiligen und um zu helfen, ihren spezifischen Beitrag zur Vollendung von Gottes Heilsplan für alle Seelen zu verwirklichen. Der Göttliche Heilsplan beabsichtigt das ewige Heil für jede Seele. Eine Seele kann das ewige Heil nur dadurch erreichen, dass sie in sich selbst die von Jesus freigekaufte Erlösung durch ein Leben nach Gottes Gesetz vollendet. Ein Leben nach Gottes Gesetz ist ein Leben in voller Tugendhaftigkeit und unter voller Ausschöpfung aller Prüfungen des Lebens innerhalb von Gottes Plan.

Eine Prüfung wird innerhalb von Gottes Plan dadurch uneingeschränkt ausgeschöpft, dass sie Gott geweiht wird: Erst durch die Weihe wird eine Prüfung wirklich Gott aufgeopfert und kann Er sie wahrlich für die Verwirklichung Seines Heilsplans für alle Seelen aller Zeiten verwenden. Dies kommt dadurch, dass durch die Weihe das menschliche Erleben der Prüfung (die Weise, auf welche der Mensch mit der Prüfung umgeht, und alles, was diese im Menschen bewirkt) mit Gott in Verbindung gebracht wird. Es ist ein Göttliches Gesetz, dass in der Schöpfung jede Veränderung, groβ oder klein, nur vollzogen werden kann, wenn der Wille Gottes und der Wille von einer oder mehreren Seelen miteinander verschmelzen.

Dies alles hat Jesus den Seelen vorgelebt. Er setzte das Vorbild für ein Leben in vollkommener Tugendhaftigkeit, in dem alles zu Diensten von Gottes Heilsplan gestellt worden war, und opferte Sich Selbst auβerdem vollkommen auf, als eine vollendete Weihe aller Prüfungen Seines irdischen Lebens an den Heilsplan.

Die Berufung Jesu war es, Bringer des Göttlichen Lichts und der Erlösung zu sein. Ich verweise hier auf die Belehrung Weshalb ist Jesus Mensch geworden?

Eines Tages wurde ich in das Herz Jesu gezogen, während Er die untergehende Sonne betrachtete, und ich lese dort Seinen Seufzer:

"O Mein Vater, ich küsse das Licht aus Deinem Herzen, das in der Welt untergeht, damit es in Ewigkeit nicht sterben möge. Ich ziehe die Macht aller Sünden in Mein Göttliches Herz, damit die Welt sehen möge, dass das Reich des Lichts sich bald erheben wird".

Oft finde ich Jesus in den letzten Tagen vor der Passion an einem abgelegenen Ort wieder. Vorzugsweise zieht Er Sich auf einen Hügel zurück oder irgendwo zwischen Sträuchern oder hinter einen Felsen, wo Er möglichst viel vor menschlichen Blicken verborgen sitzen kann und nichts anderes sieht, hört und riecht als die Schönheiten, die Geräusche und die Düfte der unverfälschten Natur, die Ihn an das Herz Seines Ewigen Vaters erinnern, aus dem dies alles hervorgegangen ist.

In einer solchen Verfassung des Herzens Jesu lese ich in diesen letzten Tagen immer wieder die Frage:

"In welchem Maβe habe Ich Mein Lebensziel auf Erden verwirklicht? Was habe Ich getan, um Unseren Göttlichen Heilsplan für die Seelen zu erschlieβen und ihnen die Wege zu dessen Verwirklichung zu zeigen?"

Eines Tages lieβ Jesus mich den folgenden Seufzer hören, den Er an den Ewigen Vater richtete, während Er, in tiefer Meditation versunken und mit einem nostalgischen Blick in Seinen Augen eine herrliche Abendsonne betrachtete, die tief über einer Landschaft voller Gras und Sträuchern prunkte:

"O Vater, Ich bitte Dich, dass alle Seelen in allen Zeiten die Gnade erhalten mögen zu verstehen, dass die Frage nach ihrer Berufung, nach dem Sinn ihres Lebens auf Erden im Grunde genommen eine Frage nach dem Erkennen Unseres unfehlbaren Willens ist, der sie in der wahren Heiligkeit aufrichten will. Die Saat, ihre Berufung zu erkennen, liegt in jeder Seele verborgen, weil sie die Trägerin von demjenigen ist, was Wir von ihr als Beitrag zu Unserem groβen Heilsplan für alle Menschenseelen verlangen. Die Seele kann diese Saat dadurch erschlieβen, dass sie sich tief und beharrlich danach sehnt, Unseren Willen bezüglich ihres Lebens zu erkennen. Nichts anderes als die Liebe kann diese Sehnsucht zum Leben erwecken und die Saat zu einer Blume ausblühen lassen. Diese Blume ist die Kenntnis von demjenigen, was Wir von ihr in ihrem Leben erwarten. Das Parfüm dieser Blume wird die Seele für die Erfahrung des wahren inneren Friedens bereit machen".

Jesus erwägt dabei das Erbe, das Er Selbst den Seelen hinterlassen will, weil dies Seine Berufung als Erlöser ist und jede Seele dies in ihrem eigenen Leben verwirklichen muss.

Jesus betrachtet das Ganze der nachfolgenden fünf Punkte als Sein Lebensziel, von dem Er erwartet, dass alle Seelen es als die Pfeiler ihres irdischen Lebens betrachten, indem sie diese Punkte befolgen, bzw. die Wünsche Jesu, die in diesen Punkten verborgen liegen, in ihrem eigenen Leben erfüllen:

  1. Gott Glorie erweisen;
  2. Unterrichtung der Seelen;
  3. Einsetzung der Kirche und der Sakramente;
  4. Maria für alle Jahrhunderte den Seelen geben;
  5. das Erlösende Leiden vollbringen.

KAPITEL 2
DAS REIFEN DER ERNTE

Wie sah Jesus die groβe Zielsetzung Seines Lebens auf Erden?

Die Ernte der ewigen Liebe sollte also über fünf Kanäle reifen: die fünf groβen Zielsetzungen des Lebens Jesu auf Erden. In den letzten paar Wochen Seines Lebens auf Erden betrachtet Jesus ständig diese fünf Kanäle und unterrichtet mich jetzt über dasjenige, was darüber in Seinem Göttlichen Herzen vorgeht. Die beiden ersten Kanäle sowie den fünften Kanal hat Er gewissermaβen Sein ganzes Leben lang gestaltet, jedoch in Seinen letzten Lebenstagen gekrönt. Den dritten und vierten sollte Er während der letzten zwanzig Stunden Seines Lebens verwirklichen.

2.1 Gott Glorie erweisen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort Nomen Domini invocabo = "Ich rufe an den Namen des Herrn" zum Ausdruck gebracht, was im weiteren Sinne zu verstehen ist als: "Ich beziehe Gott in alles ein und stelle Ihn in den Mittelpunkt meines Lebens").

Jesus wollte an erster Stelle den Seelen das Vorbild eines Lebens der Verherrlichung Gottes geben, damit sie niemals aus den Augen verlieren, dass nur ein Leben, das völlig auf Gott und die Verwirklichung Seiner Werke und Pläne abgestimmt ist, für das eigene ewige Heil und für die Verwirklichung von Gottes Heilsplan fruchtbar ist. Jesus tat dies auf vielerlei Art und Weise: durch Gebet, durch das Wirken zahlloser Wunder und durch das Vorbild eines heiligen Lebens.

Die letzten paar Wochen vor der Passion: Ich werde in das Herz Jesu gezogen und lese dort ständig, wie Er die Elemente der Natur um Sich herum bis in ihren Wesenskern durchschaut. Er sieht dabei, wie sie gemacht sind, mit welchem Wachstumsplan Sein Vater sie vorgesehen hat und warum und wie dies alles sich in diesen Elementen makellos auswirkt, solange der Mensch sie nicht mit seinem eigenen Eingreifen verunreinigt. Oft späht Er nach einem Grashalm, einem Schmetterling, einem Vogel, einer Blume, während auf Seinem herrlichen Gesicht der unbeschreiblich geheimnisvolle Blick prunkt, der eine Mischung tiefen Himmlischen Friedens und dennoch tiefer Wehmut zu sein scheint, von Verzückung und trotzdem herzzerreiβender Qual. Ich darf in Seinem Herzen etwas vom Ursprung dieses geheimnisvollen Blickes lesen: Jesus kennt das tiefe Wesen jedes Elements der Natur vollkommen und weiβ, wie es sich auswirkt, weil Gottes Plan sich auf nicht zu bestimmende Weise in diesem Element nach einem festen Gesetz auswirkt, das als einzige Abweichungen erlaubt:

  • das Eingreifen von Gottes Vorsehung, die jeden Augenblick verfügen kann, dass von dem Wachstumsplan abgewichen werden muss;

  • die Einflüsse von Gottes Gerechtigkeit aufgrund von Sünden, die von Menschenseelen verübt werden und die auch auf viele Entwicklungen in der Natur Einfluss nehmen.

Das Evangelium sagt mehrmals, dass Jesus Sich in das Gebirge zurückzog, um in Abgeschiedenheit zu beten. Die Seele muss mit Gott in Kommunikation treten und muss dazu auch die geeigneten Umstände schaffen, nämlich das Herz von weltlichen (sinnlichen) Einflüssen freimachen, Loslösung von Menschen und Eindrücken. Je mehr das Herz im Inneren die Stille und den Frieden (Freisein von verwirrenden Einflüssen) zustande bringt, desto näher kommt die Seele zu Gott. Jesus erstrebt dies vielfältig, insbesondere, nachdem Er viele Eindrücke gewonnen hat oder viele Menschen um Sich herum gehabt hat, zum Beispiel nach der wunderbaren Brotvermehrung. Jesus gibt hier ein groβes Beispiel. Wir dürfen niemals vergessen, dass Er Gottes Sohn war und also tatsächlich Selbst kein Gebet braucht, um in Gott verwurzelt zu bleiben. Die 'menschliche' Komponente Seines Wesens braucht aber das Durchströmen von Gottes Einfluss, den Kontakt mit Gott in Seinem Leben.

Das Göttliche Gesetz hat es so verfügt, dass der Gott-Mensch auf Erden vollkommen in das Durchströmen der Göttlichen Liebe eingebunden sein soll, genau wie alle Geschöpfe, wie jedes Lebewesen auf Erden. Auch aus diesem Grund betrachtete Jesus es als ein Element Seiner Lebensaufgabe, die Liebe vollkommen und aktiv (bewusst) strömen zu lassen, in allen Richtungen, sowohl von Gottes Herzen heraus durch Ihn hindurch zu allen Geschöpfen hin als auch von Seinem Herzen als Gott-Mensch heraus zum Herzen des Ewigen Vaters hin. Wir sehen also Jesus als 'Durchreiche' und 'Transformator' gleichzeitig: Er zog unaufhörlich alle Eindrücke, die Er in der Welt auffing, in Sein Herz, verband sie dort mit Seiner vollkommenen Liebe und sandte sie in dieser veredelten Form zum Ewigen Vater. Dies ist übrigens genau das, was auch Seine Mutter (Maria) von Anbeginn Ihres Lebens auf Erden tat und was Sie in Ihrem vollkommen verherrlichten Zustand nach Ihrem irdischen Leben in vollem Umfang weiterhin tut.

Obwohl Jesus das Gebet also nicht benötigt, um Sein eigenes Heil zu sichern, wollte Er dennoch an erster Stelle ein Beispiel dafür geben, wie 'der Mensch' leben muss, um sein Leben auf Erden zur vollen Fruchtbarkeit zu bringen. Viel menschlicher Kontakt und sinnliche Eindrücke, die nicht mehr nur Gottes Unterschrift in sich tragen (zum Beispiel der Anblick einer Landschaft, die nicht mehr unversehrt aus Gottes Hand kommt oder das deutliche Zeichen menschlicher Kultur oder Zivilisation enthält), können die Seele verunreinigen und beladen. Auch aus diesem Grund liebte Jesus so sehr die Abgeschiedenheit in einer natürlichen Umgebung ohne irgendeinen menschlichen Einfluss. Er fühlte die wahre Liebe nur in ihrer Fülle an abgelegenen Orten, wo kaum menschlicher Einfluss möglich war. Dies ist ein Eindruck, den ich in auβergewöhnlich intensivem Maβe weiterhin im Herzen Jesu fühle, wie Ich dies seit vielen Jahren ständig in Marias Herzen fühle: dieses enorme Bedürfnis an der Empfindung der Strömung wahrer Liebe.

Jesus betete sehr viel. Da Er diese Gebete nicht für Seine eigene spirituelle Entwicklung oder für das Erwirken von Gnaden für Sich Selbst nötig hatte, dienten sie nur den Seelen. Jesus bot dem Ewigen Vater alle Seine Gebete an, damit möglichst viele Seelen durch alle Jahrhunderte die Gnade ihrer Erschlieβung für die ewig währenden Früchte des groβen Erlösungswerks annehmen sollten. Eine wenig bekannte Wahrheit ist, dass das Herz Jesu während Seiner Gebete sehr intensiv mit dem Herzen Seiner Mutter verbunden war.

Zwischen Jesus und Maria bestand eine auβergewöhnlich entwickelte Seelenverbundenheit, die es möglich machte, dass Maria — mit Ausnahme der sporadischen Fälle, wo Gott die konkreten Auswirkungen dieser Gabe zeitweise sich mindern lieβ — genau fühlte, was im Herzen Jesu vorging. Auch während Sie Sich weit von Ihm entfernt befand, wusste Sie, wann Er betete, wann Er litt, wann Er betrübt war, usw. Dass Maria im wahrsten Sinne des Wortes die Miterlöserin neben Jesus war, beruht auf der (nicht allgemein bekannten) Wahrheit, dass zwischen Jesus und Maria ein vollkommenes Hinüberflieβen von Gefühlen und Herzensverfassungen bestand und sogar in einem hohen Maβe ein Hinüberflieβen von körperlichen Gefühlen. Als Jesus sehr ermüdet war, dadurch dass Er wochenlang durch das Land Israels zog, nahm auch in Marias Körper die Ermüdung bald zu. Während der Stunden der Groβen Passion erlaubte Gott, dass Maria viele der Qualen Jesu in Ihrem eigenen Körper fühlte, wenn auch in einer irgendwie gemilderten Form (weil es nicht die Absicht war, dass Maria an diesem Leiden sterben sollte). Ich werde später noch auf diese Tatsache zurückkommen.

Zwischen Jesus und Maria bestand ebenfalls ein inniger Bund gemeinsamer Weihe. Alle Qualen, Schmerzen, Betrübnisse, menschlicher Widerstand, usw. wurden von Ihnen gemeinsam (oft während Sie nicht physisch miteinander im Kontakt waren) dem Ewigen Vater aufgeopfert. So wurde das Vollziehen des Erlösungsmysteriums im Grunde genommen das Vollziehen eines vollkommenen Bundes gemeinsamer Weihe.

Wie mir dies im Zusammenhang mit Maria bereits so oft gezeigt worden ist, stellte ich jetzt auch bei Jesus fest, dass Er nicht betete, wie sich die Menschenseele dies üblicherweise vorstellt. Für Jesus und Maria ist Gebet nicht nur das Aussprechen bestimmter Formeln oder Anrufungen zu Gott, sondern vor allem wirklich eine Lebenshaltung: Ihr ganzes Verhalten und Ihre innere Verfassung zeigen eine ununterbrochene Verbindung mit Gott. Aus allem spricht, dass Gott vollkommen in Ihnen lebt und Ihre Anwesenheit verbreitet intensive Wogen der Liebe durch Ihre Umgebung hindurch. Früher beschrieb ich im Zusammenhang mit Maria, wie von Ihrer Gegenwart eine Atmosphäre von Licht ausging und wie viel Macht und Majestät Sie ausstrahlte, sodass es nicht selten vorkam, dass Seelen vor Ihr auf die Knie fielen und versuchten, Ihr die Füβe zu küssen.

So sehe ich auch, welchen Eindruck Jesus auf Seine Umgebung macht. Er scheint mir 1,80 m groβ, Seine Haarfarbe würde ich als blond beschreiben, Seine Augen tiefblau. Jedes einzelne dieser Merkmale waren unter dem jüdischen Volk sehr selten. Er ist ganz schlank, aber mit ordentlich entwickelten Muskeln. Auβerdem strahlt aus Ihm etwas Ehrfurchterweckendes, das nicht nur mit Seinem Äuβeren zu tun hat, sondern vor allem von Innen heraus kommt. Sein Gesichtsausdruck ist, wie jener von Maria, gleichzeitig sanft, jedoch sehr würdig. Trotz Seiner Erscheinung zeigt sich nicht jeder von Seiner Gegenwart beeindruckt. Ähnlich wie bei Maria erweist sich auch bei Jesus, dass hauptsächlich Seelen, die von Natur hochmütig sind oder die für das Göttliche wenig offen sind, durch Seine Anwesenheit nicht berührt werden.

Jesus übte eine vollkommene Nächstenliebe. Diese kam auf die auffallendste Weise in den Wundern unterschiedlicher Art zum Ausdruck, die Er zur Verherrlichung Gottes wirkte. Obwohl sich diese Wunder in der Regel durch äuβerlich wahrnehmbare Zeichen bemerkbar machten (durch Heilungen, Brotvermehrung, wunderbaren Fischfang, Teufelsaustreibungen, Auferweckung von den Toten, usw.), lag ihre Zielsetzung nicht in dem sichtbaren Ergebnis selbst. Jesus beabsichtigte durch Seine Wunder die Erschlieβung der Seelen, die Zeugen der Wunder waren: Bekehrung, Rückkehr zum Glauben an Gottes Wirken und Verherrlichung Gottes als die Groβe Quelle des wahren Glücks, der wahren Liebe, des wahren Friedens, der wahren Freude. Wenn Jesus einen Kranken heilte, lag Seine Absicht nie in der Heilung des Körpers. Er bediente Sich der physischen Heilung nur als Mittel, um die Seele für Gottes Wirken aufzuschlieβen.

Jesus gab Seine Wunder nicht gleich als Beispiel, damit die Seelen Ihm im Wirken von Wundern folgen sollten. Das Wirken von Wundern ist einem Göttlichen Gesetz unterworfen und ist nur möglich:

  • insofern die Seele die Eigenschaften besitzt, die Tore für eine 'auβergewöhnliche' Gnade zu öffnen. Diese Eigenschaften hängen mit dem Grad der Heiligung der Seele zusammen, mit dem Maβe, in dem sie in Tugendhaftigkeit lebt, mit dem Maβe, in dem sie sich vom Weltlichen loslöst (und also ständig die höheren Ebenen des Seelenlebens nährt), und mit dem Maβe, in dem von ihrem Wesen und Lebensweg Einflüsse ausgehen, die zum Grundstoff für Gnaden dienen können. Das Maβ der Liebe der Seele, das Maβ ihrer Weihe an Gottes Werke und das Maβ ihrer Sehnsucht, Gott und ihren Mitgeschöpfen zu dienen, sogar auf Kosten ihrer eigenen Interessen, bestimmt im weitgehenden Maβe, ob die Seele von Gott als Mittlerin für Wunder angenommen wird.

  • insofern Gott es innerhalb der Entwicklungen Seines Heilsplans und innerhalb der Gesetze der Göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für passend erachtet, dass ein Wunder erlaubt wird. Ein Beispiel: Sogar wenn eine Seele Gottes Bedingungen erfüllen würde, als Mittlerin eines Wunders aufzutreten, ist es möglich, dass ein Wunder nicht erlaubt wird, wenn es an einer Seele vollzogen werden soll, für welche die Auswirkung des Wunders in diesem Augenblick ihres Lebens nicht geeignet zu sein scheint.

Es gibt Wunder, die jede Seele uneingeschränkt verrichten kann. So kann eine Seele zum Beispiel anderen Seelen das Wunder der vollkommenen Wiedergeburt zeigen, die aus einer Lebensweise hervorgeht, die voll und ganz auf das Göttliche Leben abgestimmt ist. So ist in Gottes Augen eine der mächtigsten Quellen wahrer Wunder das Leben in vollkommener Weihe, wodurch die Seele ständig in der Stille die Atmosphäre von Gottes Nähe um sich herum verbreitet und dadurch unbemerkt einen groβen Einfluss auf viele ausüben kann. Vielleicht ist dies das gröβte Wunderzeichen, das Jesus drei Jahre lang unaufhörlich verrichtete.

Die bemerkenswerteste Art von Wunderzeichen, die Jesus gesetzt hat, war ohne Zweifel die Auferweckungen von den Toten. Er hat Gott dadurch viel Glorie dargebracht. Für Jesus waren diese Zeichen viel mehr als das zum Leben Erwecken eines Körpers, der eigentlich bereits von der Seele gelöst war. Für Jesus stand dies symbolisch für die Auferweckung von Seelen, die spirituell sterbend waren, mit anderen Worten: die dabei waren, ihre Chancen auf die ewige Glückseligkeit des Himmels nach ihrem irdischen Leben zu verspielen. Letztendlich war dies das gröβte Lebensziel Christi: Seelen für eine möglichst hohe Ebene spirituellen Lebens aufzuerwecken. Es ist daher wichtig, darauf hinzuweisen, dass Jesus bei jeder Gelegenheit, wo Er während Seines Lebens auf Erden einen Menschen von den Toten auferweckte, dieses Geschehen dem Ewigen Vater mit dem Anliegen weihte, dass dieses Wunder durch alle Jahrhunderte hindurch viele Seelen für eine Wiedergeburt für das wahre Leben empfänglich machen sollte, weg aus der Sklaverei des Weltlichen, das die Seele allmählich dem spirituellen Tod überliefert.

Ich hatte das Vorrecht, in Visionen Zeuge der Auferweckung von Lazarus zu sein, kurz vor Anfang der Passion. Jesus erinnert mich hier an die Worte, die Er in diesem Zusammenhang am 17. Dezember 2007 in mir sprach und die ich hier wiedergebe:

JESUS: "Als Ich, vor dem Grab in Betanien stehend, ausrief: 'Lazarus, komm heraus!', bebte Meine Stimme vor Rührung. Niemand wusste damals, dass Ich diese Worte im Zeitlosen sprach: Jeden von euch sah Ich damals vor den Augen Meines Geistes. Zu jedem von euch rief Ich die Einladung, das Grab der Welt zu verlassen, damit eure Seele aufs Neue im Sonnenlicht erscheint. In Wirklichkeit rief Ich also: 'Seelen aller Zeiten, kommt aus eurem Grab weltlicher Anhänglichkeiten, Gewohnheiten, Erinnerungen und weltlichen Denkens heraus und begrüβt das Licht des Göttlichen Lebens'. In Betanien habe Ich die Tür für die Auferstehung jeder Seele vom Tod des weltlichen Lebens aufgeschlossen. Ich habe dieses Aufschlieβungswerk wenige Tage später auf dem Kreuz vollendet".

Die ganze Atmosphäre rund um das Geschehen beim Grab des Lazarus ist auβergewöhnlich ergreifend. Es wird mir vergönnt, das Herz Jesu während Seines Hinaufgehens nach Betanien und während Seines Auftretens vor dem Grab des Lazarus zu fühlen. Jesus weint aus mehr als einem einzigen Grund:

  • Er ist tief gerührt in der Erfahrung vom Kommen eines Ereignisses, von dem Er weiβ, dass es eine auβergewöhnliche Verherrlichung Gottes bedeuten wird. Dies ist die Komponente der Verzückung.

  • Er ist tief betrübt wegen der Abweichung der Seelen durch die Erbsünde, die den leiblichen Tod in die Welt gebracht und den Menschen von Gottes Willen getrennt hat und die viele Seelen für die volle Wahrheit Gottes geschlossen hat. Jesus hat in Betanien die Rückkehr der Seelen aus den Anhänglichkeiten an die stoffliche Seite des Lebens geheiligt. Dies ist die Komponente des Schmerzes.

Über die Jahre ist mir immer wieder aufgefallen, wie sehr in dem inneren Leben Marias die Verzückung und der Schmerz in unterschiedlichen Anteilen zusammengehen und nur selten voneinander gelöst zur Entfaltung kommen. In diesen Tagen erfahre ich genau dasselbe im inneren Leben Jesu. Jeder tiefe Schmerz, jede Qual im Herzen und/oder Körper erweckt die Verzückung der Erkenntnis, dass hier ein wertvoller Grundstoff für eine neue Verherrlichung Gottes, für die Verwirklichung Seiner Werke und Pläne und für erlösende und heiligende Gnaden für die Menschenseelen angeboten wird. Dies wird mir als Gleichnis in einem Bild gezeigt: Holzblöcke (alles, was das Leben schwer macht) werden ständig in das Feuer (die wahre, bedingungslose Liebe) geworfen und erzeugen unaufhörlich Wärme (Verzückung) und Licht (Ausgieβungen von Gottes Wahrheit in die Seelen, immer wieder ein neuer Sieg über die Finsternis).

Bis kurz vor den Passionstagen trieb Jesus Teufel aus. Für ihn stand diese Art Wunder, ebenso wie jenes, wobei Er Seelen von den Toten auferweckte, Modell für den Sieg von Gottes Licht über die Werke der Finsternis. Jesus lieβ mich in Seinem Herzen die Sehnsucht ablesen, dass alle Seelen Ihm in ihrem eigenen Leben darin folgen sollen, in der ununterbrochenen Austreibung des Teufels aus ihrer eigenen Seele, aus ihrem eigenen Herzen, aus ihrem eigenen Geist, aus ihrem Lebensbereich (dieses Letztere dadurch, dass sie alle Unreinheit in ihrem Lebensbereich bewusst meiden und dadurch den Zugriff des Teufels auf ihren Lebenslauf verringern). Jesus belehrt die Seelen immer wieder darin, wie der Teufel nur besiegt werden kann durch bedingungslose Liebe zu Gott und zu allen Geschöpfen, durch Reinheit von Herz, Geist, Mund und Körper und durch eine entschlossene Entscheidung in allem für Gott über die Welt. Weil die Seele durch unzählige Einflüsse schwankend und schwach sein kann, kann sie die Einflüsse der Finsternis in sich selbst oft nicht aus eigener Kraft brechen. Deswegen wird ihr die Gabe des Glaubens geschenkt: des Glaubens an die Existenz eines allmächtigen Wesens und an die Werke vollkommener Liebe in diesem Wesen. Wie oft wird Jesus dies bekräftigen und bestätigen durch Seine Worte: "Dein Glaube hat dich gerettet".

Für Jesus ist es sehr wichtig, dass die Seelen die wahre Tiefe der Macht der Liebe erkennen und sehen, dass alle Geschöpfe und Gott in einem einzigen Ganzen untereinander verbunden sind.

Ich sehe Jesus auf einem Stein sitzen. In geringer Entfernung von Ihm sehe ich einen kleinen Vogel sich niederlassen, der Ihn betrachtet. Jesus lächelt und wirft dem Tierchen ein Stückchen Brot zu. Der Vogel fängt an, darin zu picken und es mit seinem Schnabel hin und her zu bewegen, damit sich Krümel loslösen. Während Jesus dieses Schauspiel etwas amüsiert betrachtet, lese ich in Seinem Herzen eine tiefe Emotion und einen Seufzer zum Ewigen Vater:

"O Vater, wie eng haben Wir in Unserer Schöpfung doch alles miteinander verflochten. O welche Liebe strömt doch zwischen allen Herzen, nach Erwiderung der Liebe suchend, damit diese Strömung die wahre Liebe in allen Geschöpfen zur Verherrlichung Deiner Glorie wecken kann. O mögen alle Seelen sehen und fühlen, wie vollkommen Unsere Herzen jedes Gefühl eines jeden Menschen und eines jeden Tieres nachempfinden, weil in jedem Lebewesen ein kleiner Teil von Uns Selbst lebt. Wie sehr fühlen Wir Selbst jede Spur von Freude, sogar in diesem kleinen Vogel. Wie sehr spüren Wir Selbst jede Spur von Schmerz, der sogar diesem kleinen Wesen im Herzen oder im Körper angetan wird. Wie schwer leidet doch Unser Herz unter jedem Mangel an Liebe zwischen Unseren Geschöpfen und welche Freude erfährt Unser Herz um jede Äuβerung von Liebe zwischen Unseren Geschöpfen. O Vater, Ich bete um die Rückkehr des Bewusstseins über die vollkommene Einheit aller Geschöpfe, damit kein Geschöpf noch einem Mitgeschöpf Schaden oder Schmerz zufügen möge. So wird es in der Fülle der Zeit sein, im Reich der vollkommenen Liebe unter der vollkommenen Herrschaft Unseres Gesetzes".

Jesus weist mich darauf hin, wie Seine ganze Lebensverfassung eigentlich durch das Vater Unser abgedeckt wird. Er macht mich zum Zeugen der folgenden Szene, kurze Zeit vor den Tagen der Passion:

Es ist Sabbat. Jesus hat eine Auseinandersetzung mit vier Pharisäern gehabt. Ich sehe, wie drei von ihnen sich empört und stolz zurückziehen. Der vierte zögert, schaut noch kurz weiterhin auf Jesus mit einem Blick, der vermuten lässt, dass er ernsthaft erwägt, was Jesus gesagt hat, und nach einigen Augenblicken zieht auch er sich zurück, sucht jedoch nicht unmittelbar Anschluss an die drei anderen, die untereinander im regen Gespräch sind, während sie irgendwie gejagt weiterlaufen. Jesus schaut erst den Dreien hinterher, danach dem Vierten. Die Apostel scheinen verwirrt und erschrocken zu sein. Ich darf im Herzen Jesu lesen:

"O Vater, wie unermesslich reich ist Unsere Wahrheit und wie arm die Weisheit der Seelen, die sich vom Licht abgewendet haben. Wie sehr hungert Mein Herz nach der Stunde, in der die Nebel um die Geister und Herzen durch das Feuer Unserer Liebe aufgelöst werden, während die Flammen Mein Fleisch verzehren. O Vater, nur wo das Fleisch sich durch die Liebe verzehren lässt, kann Unser Geist die Ewige Wahrheit flüstern und kann Sein Atem die Nebel verjagen".

Jesus deutet hier bereits an, dass die Essenz Seines Erlösungswerks die wahre Liebe sein wird. Jedes Mal wieder fühle ich das Hungern Seines Herzens nach Nachfolge dieser Liebe durch die Seelen selbst, damit die Auswirkungen Seiner Verwirklichungen nicht verloren gehen. Jesus war gekommen, zu säen. Jedes Mal, wenn eine Seele bei einem bestimmten Ereignis oder Zustand auf ihrem Lebensweg die Liebe nicht vollkommen anwendet, geht ein Samenkorn aus dem Herzen Jesu verloren. So hat Gott es für alle Zeiten verfügt: Jedes Göttliche Werk ist vollkommen und unfehlbar, dennoch bekommt es erst seine wahre Auswirkung und Fruchtbarkeit in dem Maβe, in dem es in einer Seele dadurch zum Blühen gebracht werden kann, dass diese Seele dieses Werk in sich aufnimmt, es befolgt und es in ihrem eigenen Leben anwendet, oder ermöglicht, dass es sich auswirkt. Jeder Akt von Gottes Willen muss sich mit einem Akt menschlichen Willens vermählen, sonst bleibt sogar Gottes Werk unfruchtbar. Dies ist der Grund, warum Gottes Reich zum Beispiel nicht in der Stunde des Kreuzestodes Christi auf Erden gegründet worden ist.

Jesus kniet nieder und ich lese jetzt in Seinem Herzen Worte, die mich den Zusammenhang mit dem Vater Unser, so wie wir dies kennen, sehen lassen:

"O Mein Vater, Quelle von allem Erschaffenen, die lebt und wirkt im Verborgenen und durch eine Weisheit, die nicht von der Welt ist, möge die ganze Schöpfung die unantastbare Heiligkeit Unseres Wesens erkennen und sich nach dieser Heiligkeit ausrichten. Lass Dein Reich bald kommen. Möge Dein unfehlbarer Wille aufs Neue zur Quelle und Motivation aller Handlungen und Worte unter den Seelen werden, wie er dies für die Engel ist, die Wir zu Unserem Dienst berufen haben. Nähre doch die Seelen mit dem Göttlichen Leben, damit sie nicht auf ihrem Weg zu Uns hin in die Irre gehen. Rechne ihnen ihre Schulden nicht an, vorausgesetzt, dass sie ihre Schwachheit erkennen und bekennen, dass nicht ihre Mitgeschöpfe ihr wahrer Feind sind. Brich doch alle Versuchung zur Verleugnung Unserer Liebe, Unserer Führung und Unseres Lichts und reinige die Seelen von aller Finsternis. O lass Mein Fleisch und Blut in die Seelen hinüberflieβen, damit sie in Unserer Nachfolge Trägerinnen Unseres Lichts sein mögen".

Es folgt der Vergleich zwischen einerseits den Worten dieses inneren Gebets Jesu und andererseits dem Vater Unser, wie wir es aussprechen. Wer die Worte Jesu tief erwägt, entdeckt darin die tiefe Bedeutung des Vater Unser, wie Er dieses Gebet beabsichtigt hat.

INNERES GEBET JESU

DAS VATER UNSER

"O Mein Vater, Quelle von allem Erschaffenen, die lebt und wirkt im Verborgenen und durch eine Weisheit, die nicht von der Welt ist,

"Vater unser, der Du bist im Himmel

möge die ganze Schöpfung die unantastbare Heiligkeit Unseres Wesens erkennen und sich nach dieser Heiligkeit ausrichten.

geheiligt werde Dein Name

Lass Dein Reich bald kommen.

zu uns komme Dein Reich.

Möge Dein unfehlbarer Wille aufs Neue zur Quelle und Motivation aller Handlungen und Worte unter den Seelen werden, wie er dies für die Engel ist, die Wir zu Unserem Dienst berufen haben.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden

Nähre doch die Seelen mit dem Göttlichen Leben, damit sie nicht auf ihrem Weg zu Uns hin in die Irre gehen.

Unser tägliches Brot gib uns heute

Rechne ihnen ihre Schulden nicht an, vorausgesetzt, dass sie ihre Schwachheit erkennen und bekennen, dass nicht ihre Mitgeschöpfe ihr wahrer Feind sind.

und vergib uns unsre Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern

Brich doch alle Versuchung zur Verleugnung Unserer Liebe, Unserer Führung und Unseres Lichts und reinige die Seelen von aller Finsternis.

und führe uns nicht in Versuchung,

O lass Mein Fleisch und Blut in die Seelen hinüberflieβen, damit sie in Unserer Nachfolge Trägerinnen Unseres Lichts sein mögen".

sondern erlöse uns von dem Übel".

Ungeachtet aller Leiden, die Jesus bereits sehr lange Zeit vor der wirklichen Passion in immer zunehmendem Maβe in Seinem Körper und Herzen trug, fühle ich in Ihm einen tiefen Frieden und einen Frohmut, der auch in den Stunden von Herzeleid nicht ganz ausgelöscht wird. Ich sehe Jesus an einem sonnigen Nachmittag, wie Er auf einem Grasstreifen neben einem schmalen sandigen Wanderweg sitzt und auf einen strahlend blauen Himmel schaut, und ich lese in Seinem Herzen:

"Mein Vater, trotz allen Elends auf dieser Welt strahlt aus Unseren Herzen das himmelblaue Licht des tiefen Friedens und des Frohmuts. Mögen die Seelen verstehen, dass nur Unser Friede und Frohmut in ihren Herzen in ihnen die wahre Erlösung erschlieβen wird".

Jesus verweist hier auf das Bild der blauen Farbe des Himmelsgewölbes an einem schönen sonnigen Tag. Blau, insbesondere Hellblau, Himmelblau, ist mir von der Gottesmutter einst als Symbol für tiefen Frieden und Frohmut erklärt worden. Jesus weist jetzt darauf hin, dass dieser tiefe Friede und Frohmut aus Gottes Herzen (durch das Himmelsgewölbe symbolisiert) strömt, an sonnigen Tagen (Symbol für das Licht von Gottes Wahrheit und für die Wärme Seiner Liebe). Jesus lädt die Seelen dazu ein, sich die darin enthaltene Lehre immer vor Augen zu halten: Nur Gottes Herz und die Atmosphäre des Himmlischen können Licht, Wärme, wahren Frieden des Herzens und Frohmut in die Menschenseele bringen. Er weist darauf hin, ähnlich wie Maria dies in Ihren Belehrungen ständig tut, dass die Seele Gott keine gröβere Glorie darbringen kann als ein Leben in Frohmut und Frieden des Herzens. Diese Verfassungen kann die Seele nur in dem Maβe instand halten, in dem sie wahrlich an Gottes Liebe glaubt: Nur dann weiβ sie sich dessen sicher, dass in ihrem Leben jede Wolke irgendwann vorbeizieht und dass das Leben eigentlich eine Reise zur Sonne (zur Ewigen Glückseligkeit) ist für jede Seele, die davon überzeugt ist, dass das Licht immer das letzte Wort hat.

Es geht nahezu kein Tag vorüber, an dem Jesus im Herzen nicht entsetzlich leidet über den Unwillen oder über die Unfähigkeit von Seelen, Seine Lehre anzunehmen. Er weiβ, dass Er Gottes einzige und ewig geltende Wahrheit verkündet und muss dennoch erfahren, wie immer wieder Seelen Ihn der Ketzerei und sogar der Gotteslästerung beschuldigen. In den letzten Tagen vor der Passion werde ich mehrmals zum Zeugen eines sehr betrübten Jesus gemacht, unhörbar weinend wegen der Tatsache, dass so viele Seelen offenbar nicht annehmen wollen, dass es Seelen geben kann, die dazu berufen sind, ihnen die Himmlische Wahrheit zu bringen und dadurch den Weg zum wahren Glück für sie zu offenbaren. So erfährt Jesus, dass der Widerstand Ihm gegenüber umso gröβer wird, je mehr Er Gott verherrlicht. Jedes Mal wieder betet Er auch für die Seelen, die in allen Zeiten ein ähnliches Schicksal erleiden und Feindschaft ernten werden, weil sie Gott in Wort und Tat verherrlichen und Seelen die Wahrheit verkünden. Es ist in einer solchen Verfassung, dass Jesus kurz vor Seinem Leiden sagen wird: "Wie sie Mich verfolgt haben, so werden sie auch euch verfolgen".

"O Vater, in jede Seele haben Wir die Saat Unserer Ewigen Wahrheit gelegt. In der Nacht der Seelen hat jener, der noch vor der Schöpfung der Menschenseele Unser Gesetz nicht länger angenommen hat, die Saat der Wahrheit aus vielen Seelen weggeraubt, sodass sie unfruchtbar geworden sind. Als Säer bin Ich ausgezogen, um eine neue, immerwährende, niemals verwelkende Ernte vorzubereiten. Jetzt naht die Stunde, in der das Weizenkorn für alle Zeiten erschlossen wird. Wie der Räuber Mich beschleicht, so wird jede Seele, die das Licht erhalten wird, von der Fülle der Wahrheit Zeugnis abzulegen, durch Werkzeuge der Finsternis bekämpft werden. In allen Zeiten wird Satan durch Seelen sprechen, um jene, die Wir als Blumen zwischen das Unkraut säen werden, als Unkraut betrachten zu lassen, das ausgerottet werden muss. Ich bitte, dass die Saat, die diese Blumen unter den Schlägen seitens ihrer Bekämpfer in den Äckern der Seelen loslassen werden, Unser Licht in der Welt vervielfachen möge. In diesen Blumen werde Ich jedes Mal aufs Neue gekreuzigt werden, doch auferstehen".

2.2 Unterrichtung der Seelen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort ad hoc veni in mundum ut testimonium perhibeam veritati = "Dazu bin Ich in die Welt gekommen, dass Ich der Wahrheit Zeugnis gebe" zum Ausdruck gebracht).

In dem Manifest Testament des Bundes ist den Seelen gezeigt worden, dass Jesus Selbst in Seinen Unterrichtungen eigentlich zehn Hauptpunkte sah. Ich weise die Seelen zur weiteren Vertiefung in diesen Hauptpunkten, die den Kern der Lehre Christi bilden, auf das vorgenannte Testament hin. In der Ihnen vorliegenden Schrift will ich nur die Verfassung Jesu beleuchten, womit Er insbesondere während Seiner letzten Tage diese Lehre zu den Seelen gebracht hat, weil diese Schrift nicht als ein Zeugnis des Inhalts der Lehre Christi beabsichtigt ist, sondern als ein Zeugnis der Göttlichen Liebe.

Die Mission des Messias auf Erden muss mit dem Leiden gekrönt werden, das für jede Seele guten Willens die Erlösung zugänglich machen will. Man könnte das Leiden das Dach auf dem Bauwerk Christi auf Erden nennen. Das Fundament aber muss aus der Unterrichtung der Wahrheit bestehen. Bereits seit der Erbsünde haben die Seelen die Vollkommenheit ihrer Erkenntnis von Gottes Gesetz eingebüβt. Auch dadurch gedieh die Sünde so üppig. Jesus wollte in den Seelen aufs Neue das Erkennen von Gut und Böse erschlieβen, weil sie nicht nur aufs Neue lernen sollten, in der Tugend zu leben, sondern ebenfalls wissen sollten, warum es heilsam ist, dies zu tun, und dass jede Abweichung davon die Quelle allen Unfriedens und Unglücks ist. Jesus unterrichtete Gottes Gesetz mit soviel Beseelung und Liebe, dass in vielen Seelen eine wahre Sehnsucht geboren wurde, sich wahrlich zu bekehren. Jene, die Ihm folgten, wurden die ersten Christen. Auf ihnen sollte die Kirche von Gottes einziger Wahrheit gegründet werden.

Ich sehe Jesus an einem der letzten Tage vor der Passion. In Seinem Herzen darf ich die nachfolgenden Worte lesen, die Er in der Stille an den Ewigen Vater richtet:

"O Vater, mögen die Seelen sich nach der Nahrung der Ewigen Wahrheit sehnen, damit sie ihrerseits das Licht für andere Seelen erschlieβen können, denn die Strömung der Wahrheit zwischen den Seelen wird sie frei machen und ihre Herzen für die Fülle der Erlösung bereitmachen".

Auβergewöhnlich reiche Worte, die sofort klarstellen, was Jesus mit Seinen Predigten, mit der Verkündigung der Lehre von Gottes einzigem Gesetz und einziger Wahrheit beabsichtigte.

Kurz danach erschlieβt Jesus nochmals Sein Herz für mich und macht mich zum Zeugen des nachfolgenden Bekenntnisses:

"O Vater, wie sehr hat die Sünde die Seelen für die Wahrnehmung Unserer Wahrheit verschlossen. Sie suchen, was sie nicht kennen, und sie sind nicht imstande, es zu erkennen, wenn sie es gefunden haben. Bin Ich nicht in die Welt gekommen, um das Licht in ihren finsteren Herzen strahlen zu lassen? Doch sie erkennen sogar nicht einmal mehr ihr Bedürfnis nach Licht, finster, wie sie geworden sind. Das Licht ist ihnen ein Anstoβ, denn es gehört nicht mehr in ihre Welt hinein. Schau doch, wie sehr die Blumen der wahren Freude in jenen blühen, die das wahre Licht erkannt und es zur Quelle ihres ganzen Denkens, Fühlens und Sehnens gemacht haben".

Unmittelbar danach sehe ich Bilder vom Apostel Johannes, danach von Maria und zum Schluss von Maria Magdalena. Mir werden symbolische Bilder von diesen Seelen gezeigt, wie Gott Selbst diese sieht: wie Ziergärten an einem strahlenden Tag. Die Seele Mariä, der Heiligen Jungfrau, spottet jeder Beschreibung. Jesus spricht weiter aus Seinem Herzen heraus:

"O Vater, mit jedem Wort habe Ich gesät, mit jedem Lächeln habe Ich die Sonne auf die eingesäten Äcker strahlen lassen, mit jeder Träne, in verborgenen Stunden vergossen, habe Ich das Wasser ewigen Lebens über diese Äcker flieβen lassen. Die Stunde naht, in der Ich jede Spur von Unkraut und alles Ungeziefer aus diesen Äckern in Meinem Blut wegspülen werde. Bereits brennt Mein Herz wie das Feuer Unseres Geistes, der heiligt und beseelt. So viel habe Ich ihnen noch zu sagen, aber so wenig können sie jetzt verstehen, weil ihr Herz das Licht noch nicht in seiner Fülle in sich aufnehmen kann. Aber welchen Trost schenkt Mir Unsere ewig geltende Verfügung, dass die Stunde kommen wird, in der Seelen Unserer Auserwählung so viel Licht erhalten werden, dass Unsere Mysterien, die Einströmungen vom Saft des Göttlichen Lebens, für sie verdaulich werden und diese Seelen Unser Licht für viele Augen erkennbar machen werden. O Vater, auch sie sollen verfolgt werden und Finsternis zu trinken bekommen für jeden Schluck Licht, den sie Seelen zu trinken gegeben haben. Ich bitte für sie, dass sie durchhalten mögen durch ihre Liebe zum Kreuz, wie auch Ich Meine Mission aus Liebe zum Kreuz vollenden werde. Ja, die Stunde ist nahe, denn nichts kann Ich noch sagen, bis die Seelen verdaut haben, was Ich für sie bereitet habe. Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet. Die Hochzeit kann nur an jenen vollzogen werden, die den Bräutigam Selbst zu sich nehmen".

Wie mir gezeigt wird, weist Jesus damit auf zwei Dinge hin: auf das Sakrament der Eucharistie, aber auch auf die vollkommene Nachfolge Christi auf dem Kreuzweg des täglichen Lebens. Jesus wollte den Seelen während der letzten Tage noch so viel sagen, aber Er war Sich durchaus dessen bewusst, dass ihr Verständnis für Seine Worte erst durch Sein Opfer am Kreuz erschlossen werden soll.

Kurz danach geht das innere Gebet wie folgt weiter:

"Vater, Meine Menschlichkeit bittet um Kraft, denn für diese Stunde bin Ich in die Welt gekommen".

Sofort nach diesen Worten sehe ich, wie Jesus über Seinen ganzen Körper zu zittern beginnt, und in meinem eigenen Körper wird mir sehr kalt — eine Kälte, die eine ganze Zeit anhält.

Ich habe soeben noch darauf hingewiesen, dass Jesus den Seelen noch so viel zu sagen hatte, dass Sein Kreuzesopfer aber die Herzen für ein korrektes Verstehen Seiner so tiefen und inhaltsreichen Worte zugänglich machen musste. Auf unvergessliche Weise wurde ich durch die Bilder getroffen, die Jesus mir von den letzten Tagen zwischen Palmsonntag und dem Beginn der wirklichen Passion vergönnte. In meinem Körper lieβ Er mich Seine physischen Verfassungen fühlen. Diese sind überraschend und waren mir vor diesen gesegneten Tagen der Einheit mit dem Erlöser nur vage bekannt. Ich versuche, dies alles sehr kurz wiederzugeben, damit die Essenz davon nie verloren gehen möge:

Nach der Auferweckung des Lazarus in Betanien bleibt Jesus hauptsächlich auf dem Landgut des Lazarus. Er verbringt dort die Abende und Nächte, schläft sehr wenig, ist aber dauernd in stillem Gebet und in Betrachtung versunken, in der Regel auf einer Terrasse, die mit Blumengestecken verziert ist, manchmal freilich auch zwischen Bäumen und Rosensträuchern spazierend. Morgens früh zieht Er mit den Aposteln nach Jerusalem fort und bleibt dort hauptsächlich auf dem groβen Grundstück des Tempels und in den Säulengängen des Tempels. Der Tempel von Jerusalem erscheint als ein riesengroβes Gebäude mit vielleicht Hunderten von Räumen und Kämmerchen, Nebenräumen, Sälen, Innenhöfen, Treppen und Treppchen. Eigentlich scheint er mir eher ein kleines Dorf an sich zu sein als ein Gebäude.

Ich darf an Seiner Herzensverfassung Anteil haben. Jesus lebt in diesen Stunden mehr als je auf einer auβergewöhnlich hohen Ebene mystischer Empfindung. Sein Blick steht auf unendlich, sodass es scheint, als ob Er 'schaut, aber nicht sieht'. Dennoch nimmt Er alles, was spirituell für Ihn wichtig ist, ganz scharf wahr. Er wird von einer Sehnsucht getrieben, die so intensiv ist, dass Er innerlich zu verbrennen scheint: Es ist, als ob Er um jeden Preis noch retten will, was noch gerettet werden kann. Er ist oft über längere Zeit hinweg schweigsam. Das zeigt sich zum Beispiel auch unterwegs von Betanien nach Jerusalem und auf dem Rückweg. Diese Reise dauert leicht länger als eine Stunde, doch im Allgemeinen spricht Jesus nur, wenn Er angesprochen wird, was selten geschieht, da die Apostel irgendwie verschüchtert zu sein scheinen aufgrund der hohen Sphären, in denen sich Sein Herz offensichtlich befindet. Wenn Er spricht — was vor allem im Tempel der Fall ist —, sind es Worte, die wie wirbelndes Feuer aus Seinem Herzen gen Himmel zu schieβen scheinen, als ob Er die Himmelstore (die Tür zum Herzen der Barmherzigkeit Gottes) für die Seelen aufbrennen lassen will.

Das Fieber im Herzen Jesu lässt sich auch in Seinem Körper fühlen. In meinem eigenen Körper fühle ich diesen Brand, der in bestimmten Augenblicken nahezu unhaltbar erscheint, als ob der ganze Körper austrocknet und von Feuer verzehrt wird, wodurch auch die Augen dunstig werden und sich gleichsam von selbst vor der Welt versperren. In mir selbst fühle ich eine körperliche Verfassung, die ich am besten als bleierne Müdigkeit beschreiben könnte, wobei der Körper nur von einem unvorstellbaren Drang getragen wird, mystisches Feuer zu entzünden, und von einer fremdartigen Verzückung über diese Müdigkeit, im Bewusstsein, dass diese Selbstaufopferung das Letzte ist, was man für die Seelen tun kann.

In dieser Verfassung sehe ich Jesus im Tempel beschäftigt: Trotz Seiner schrecklichen Ermüdung und trotz fieberhaftem Feuer, das Seinen Körper von innen heraus anzufressen scheint, presst Er endlose Wogen brennender Worte aus Seinem Herzen, Ströme von Worten, die mit einer unvorstellbaren Beseelung über die Innenhöfe des Tempels schallen und viele Seelen wie in einem Zustand der Hypnose fesseln. Es scheint, als ob viele sich die Frage stellen, wie solche Worte aus einem Menschen kommen können. Bilder einer Mensch gewordenen Liebe, des Feuers des Heiligen Geistes, das Fleisch und Blut geworden ist. Gott hat tatsächlich plötzlich eine Menschengestalt angenommen, und Seine Wahrheit hat künftighin einen Namen: Jesus Christus.

2.3 Einsetzung der Kirche und der Sakramente

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort hoc est enim corpus meum – hic est enim calix sanguinis mei – hoc facite in meam commemorationem = "Dies ist wahrlich Mein Leib — dies ist wahrlich der Kelch Meines Blutes — tut dies zu Meinem Gedächtnis" zum Ausdruck gebracht)

Eines Tages fragte Jesus Seine Apostel: "Ihr aber, für wen haltet ihr mich?" Petrus antwortete: "Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes". Darauf sprach Jesus: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen". Damals bereits kündigte Jesus Seine Absicht an, dass Er den Seelen eine Kirche hinterlassen werde. Jesus beabsichtigte Seine Kirche als Gemeinschaft von Seelen für den Lobpreis Gottes, für den Gottesdienst und die Verbreitung von Gottes Wahrheit in Wort und Tat (dies Letztere dadurch, dass Seelen das Beispiel Christi in ihrem eigenen Leben nachahmen und dadurch zu einem Zeichen für ein Leben maximaler Fruchtbarkeit für Gottes Heilsplan werden sollten).

Als Jesus die oben stehenden Worte zu Petrus sprach, zitterte Er vor Verzückung. Von einer noch intensiveren Verzückung bin ich an dem Abend Zeuge, an dem Er tatsächlich Seine Kirche und Sakramente einsetzt. Ich sehe Jesus im Zönakel am Abend des Gründonnerstags sehr wehmütig. Die Tränen glänzen in Seinen Augen und Sein ganzes Wesen scheint im Fieber zu sein. Seine schönen blauen Augen erscheinen noch gröβer als gewöhnlich. Körperlich macht Er einen sehr übermüdeten Eindruck. Er scheint erregt zu sein, in diesem Sinne, dass Sein Blick auf Unendlich steht und es scheint, als ob Er tief in Seiner Seele endlose Visionen schaut, die Ihn zu immer höheren Gipfeln von Verzückung bringen, jedoch Ihn gleichzeitig zu Tränen rühren. In Seinem Herzen fühle ich die Erregung aufgrund des Bewusstseins, dass ein sehr groβer Meilenstein in der Heilsgeschichte im Entstehen ist. Hierüber gleich mehr.

Wie ist es am Abend vor dem groβen Leiden des Weiteren innerlich um Jesus bestellt? Ich versuche, meine eigene Erfahrung zu beschreiben, wo Jesus Seine eigenen Verfassungen von damals jetzt in mir reproduziert.

Am Abend vor Gründonnerstag bemerke ich in mir selbst sehr merkwürdige Gefühle der Erregung, irgendwie vergleichbar mit den Gefühlen, die man spüren kann, wenn man mit einiger Aufregung einem besonderen Ereignis entgegensieht, allerdings zur gleichen Zeit ein bisschen unsicher oder etwas ängstlich ist vor dem, was kommt, aber letztendlich doch nicht warten kann, bis es so weit ist. Jesus vergleicht Seine Verfassung mit dem Gefühl eines Mannes vor dem Tag Seiner Hochzeit: Der Mann wird vollkommen von der angespannten Sehnsucht nach seiner Braut beherrscht und ist zur gleichen Zeit erregt über die Unsicherheit verschiedener Aspekte des groβen Ereignisses, das ihn erwartet. Der Name der 'Braut' Christi ist 'Kreuz der Erlösung'.

Am Gründonnerstag selbst fühle ich mich, je nachdem der Abend naht, in meinem eigenen Körper immer kränker werden. Ich weihe meine Verfassung an Jesus, wie Er am Abend des Verrats war, und Er sagt:

"So fühlte auch Ich Mich in dem Fleisch, krank von der Aufnahme des Gifts der Sünden der Jahrhunderte. Leide mit Mir".

Am Abend des Gründonnerstags kommen die Gefühle der Erregung zurück, und ich fühle diese sehr stark während der Bilder, die ich vom Letzten Abendmahl und der Einsetzung der Eucharistie erhalte. Das Herz Jesu empfindet ein Vielfaches an Emotionen, während Er Sich im Körper krank und erschöpft fühlt. Die vorherrschende Emotion ist diese: Jesus ist von einer fremden Art Erregung erfasst in dem intensiven Erleben der Gründung des Neuen Bundes, aufgrund des Bewusstseins über die Tatsache, dass Er dabei ist, die ganze Heilsgeschichte für alle Jahrhunderte gründlich zu ändern. Seine groβe Kraft ist die vollkommene Liebe, und Er empfindet eine intensive Freude bei dem Bewusstsein, dass Er Seinen 'revolutionären' Handlungen und Worten eine nie gesehene Kraft verleiht durch alles, was von Seinem intensiv leidenden Körper ausgeht. Er weiβ, dass Er dabei ist, die Macht des Neuen Bundes durch Seine Leiden für ewig zu besiegeln, denn Sein Körper ist jetzt bereits voll und ganz Opferlamm — in vielerlei Hinsicht ist Er bereits Sein ganzes Leben lang Opferlamm und insbesondere in jüngster Zeit, jetzt wo Seine Müdigkeit auβergewöhnlich schwer drückt. In meinem eigenen Körper erfahre ich unaufhörlich Schmerzen, Krämpfe, Übelkeit, Kraftlosigkeit, Gefühle als ob ich schwer vergiftet bin.

Im Anlauf zu dem groβen Ereignis dieses Tages hat Judas Iskarioth Jesus bereits für Geld verraten. Die jüdische Obrigkeit wird ihm 30 Silberlinge ausbezahlen, um Jesus an sie auszuliefern. Judas steht hier symbolisch für die vielen Seelen, die Geld und materielle Dinge über Gott stellen und sogar 'Gott verkaufen', Ihn zu einem Gegenstand herabsetzen, den sie verhandeln, um daraus einen materiellen 'Vorteil' zu ziehen: Sie meinen, ohne Gott auskommen zu können, solange sie ihr materielles Leben absichern können. Bemerkenswert ist wohl, dass 30 Silberlinge sogar nicht einmal so viel Geld war.

Jede Seele kann dazu beitragen, diese Schandtat des Verrats gutzumachen, indem sie Vergeistigung und Entsagung materieller Bedürfnisse anstrebt und dadurch hilft, die Erlösung in sich zu vollziehen.

Die Atmosphäre im Zönakel ist auβergewöhnlich feierlich. Es ist dort dämmerig. Mir scheint, als ob aus Jesus mehr Licht strahlt als aus der Beleuchtung an den Wänden und auf der Tafel. Der Gesichtsausdruck der Apostel zeigt, dass sie ganz tief unter dem Eindruck der Mischung von Feierlichkeit, Verzückung, Fiebrigkeit und Wehmut stehen, die von Jesus ausgeht. Die Stimmung wird nicht durch die übliche Freude um das jüdische Paschafest herum gekennzeichnet, wie man sie erwarten könnte, sondern eher durch eine Art angespannte Erwartung. Die Apostel machen einen irgendwie unsicheren Eindruck, als ob sie nicht wüssten, wie sie sich aufgrund der ungewohnten Ausstrahlung Jesu verhalten sollen. Sie haben Ihn bereits in so vielen Situationen erlebt, wobei sie jedes Mal sehr von der überirdischen Atmosphäre beeindruckt waren, die Ihn umgab, allerdings ist in dieser Stunde alles noch völlig anders.

Eigentlich vollzieht sich dieser Abend im Zönakel in drei groβen Phasen:

  1. das Letzte Abendmahl,

  2. die Fuβwaschung,

  3. die Einsetzung der Sakramente.

Das Letzte Abendmahl ist buchstäblich die letzte Mahlzeit, die Jesus mit Seinen Aposteln hält. Jesus zeigt mir das groβe Symbol hinter diesem Ereignis: die letzte Nahrung vor der groβen Finsternis. Gott erwartet von der Seele, dass sie Jesus an ihre Tafel einlädt, um die durch Ihn für sie gesegnete Nahrung zu sich zu nehmen, damit sie in jeder Prüfung Gottes Kraft in sich trägt. Das Letzte Abendmahl findet statt, während es drauβen bereits dunkel wird, und die Finsternis wird ebenfalls durch den nahenden Verrat durch Judas Iskarioth symbolisiert, der genau während dieses Abendmahls den letzten Schritt zu dieser Tat setzen wird, um also die groβe Finsternis der Leiden einzuläuten. Jeder Lebensweg hat Momente von Finsternis. Wer Gott immer in seinem Herzen trägt, ist gewappnet, in jeder Periode von Finsternis (wenn Jesus nicht sichtbar zugegen ist, wie es für die Apostel, auβer Johannes, ab der Gefangennahme in der Nacht des Verrats der Fall sein wird) die Leiden fruchtbar zu machen.

Während des Letzten Abendmahls liegt der Apostel Johannes an der Brust Jesu. Er drückt hier unbewusst die Tatsache aus, dass von der Seele erwartet wird, dass sie unter allen Umständen nach dem Herzschlag (der wahren Verfassung) Gottes sucht: nach der Quelle, aus der alles Göttliche Leben, alle Erlösung und alle Heiligung über die Schöpfung ausströmt.

Nach der Mahlzeit wusch Jesus die Füβe Seiner Apostel. Auch hier verbirgt sich eine mächtige Himmlische Lehre hinter einer sichtbaren Handlung. Die Füβe stehen symbolisch für die Berührung mit der Erde und für den Staub der Welt, der an den Füβen haften bleibt. Jesus war dabei, Seine Apostel zu Priestern zu weihen. Aus diesem Grund auch sorgte Gottes Vorsehung dafür, dass der Verräter in diesem Augenblick nicht mehr anwesend war: Judas war nicht für das Priestertum vorherbestimmt.

Mit der Fuβwaschung will Jesus Sein Verlangen zeigen, dass jeder Priester Christi sich von allem Weltlichen vollkommen lösen soll ("alles Weltliche von sich abwaschen soll"). Dies erklärt die Antwort Jesu an Petrus: Dieser Letztere will Jesus nicht erlauben, ihm die Füβe zu waschen, weil er es nicht für angebracht hält, dass Christus Sich so vor Seinem Schüler 'erniedrigt'. Er betrachtet die Handlung aber rein weltlich, genau wie er einige Zeit zuvor angekündigt hat, dass das Leiden Jesu verhindert werden muss. Jesus antwortet ihm also: "Wenn Ich dich nicht wasche, wirst du keine Gemeinschaft mit Mir haben". Jesus deutet damit an, dass der Priester, der sich nicht von Jesus von allen weltlichen Anhänglichkeiten reinigen lassen will, kein Priester Jesu sein kann und Ihn nicht den Seelen gegenüber vertreten kann.

Nach der Fuβwaschung unterrichtet Jesus Seine Apostel mit sehr ernsten Worten. Das Ganze Seines Auftretens und Seiner Worte kommt wie eine letzte tiefe Anweisung herüber.

Der treibende Gedanke Jesu ist die Sehnsucht, in den Seelen zu sein und den Seelen eine immer neue Motivation zu geben, sich aktiv und bewusst nach Seinem Einwohnen zu sehnen. Warum? Weil Er weiβ, wie wankelmütig die menschliche Natur ist. In der Eucharistie will Er Sich in der Fülle Seines Wesens vergegenwärtigen, als Gott und Mensch zugleich, um die menschliche Natur in ihrer Kraft und Ausdauer während der Prüfungen zu stärken (mit der Kraft und Liebe des Leidenden Jesus) und um das Göttliche Leben in den Seelen zugänglich zu machen.

Jesus zeigt mir Sein Herz und macht mich zum Zeugen Seiner inneren Verfassung, unmittelbar bevor Er die Worte ausspricht, durch welche Er die Heilige Eucharistie einsetzen wird. Alles zittert in Ihm und scheint in Feuer und Flamme zu stehen. Er zieht in Seinem Herzen alles zusammen, was Er in den vergangenen dreiunddreiβig Jahren und drei Monaten den Seelen an Worten und Taten und im Beispiel Seines Lebens geschenkt hat. Es ist, als ob Er das Feuer in Seinem Herzen so heftig auflodern lässt, um dadurch für alle kommenden Jahrhunderte möglichst viele Seelen an der Liebe in Brand zu setzen, die Erlösung und Heiligung bringt und die jede Neigung zur Sünde verbrennt.

Ich sehe symbolische Bilder, die zum Ausdruck bringen, wie Jesus die immense Göttliche Kraft der allerhöchsten Liebe in Sich sammelt, die Ihn in den Stand versetzen muss, gleichzeitig das Opfer der Opfer, das auf Ihn wartet, mit der höchstmöglichen erlösenden Kraft zu vollbringen und zugleich Sein ganzes Wesen in einem vollkommen heiligen Gebet für die Erlösung von Seelen zu verwandeln, als ob Er mit dem Feuer Seines Herzens sowohl die Himmelstore als auch die Tore zahlloser Seelen aufbrennen will.

Während des Gedächtnisses des Letzten Abendmahls und der Einsetzung der Eucharistie fühle ich mich so krank, dass es mir ein Rätsel ist, wie Jesus Sich während des betreffenden Abends auf den Beinen halten kann. Ich biete mich jetzt selbst Jesus vollkommen an. Er fragt mich, ob ich bereit bin, mit Ihm weiterzumachen, wo ich mich jetzt ganz unwirklich fühle. Ich antworte Ihm, dass mir so zumute ist, als würde ich mein irdisches Leben als unvollkommen, als 'nicht vollendet' betrachten, solange ich nicht zumindest ein einziges Mal diese Stunden in vollkommener Einheit der Verfassung im Körper und im Herzen mit Ihm verbringen kann, aber ich bitte Ihn auch um Kraft, denn ich fühle mich physisch wie zum Sterben. Das Bewusstsein, dass dies die Gefühle Jesu an diesem Tag zum Ausdruck bringt, erfüllt mich mit Ehrfurcht für den Erlöser.

Maria spricht in mir die Worte:

"Die Göttliche Kraft, die Jesus hier hindurch geholfen hat, heiβt 'vollkommene Liebe'. Nimm Anteil an Unseren Herzen, an Unseren Körpern und an Unserer Liebe".

Wenige Augenblicke später, beim Gedenken an die Worte, wie diese in der Konsekration ausgesprochen werden ("Hoc est enim Corpus Meum..."), empfinde ich die Verfassung Jesu während dieser Augenblicke an dem betreffenden Abend nach und kann diese folgendermaβen beschreiben:

  1. Körperlich scheint mein Herz vor krampfhaftem Schmerz aufzureiβen.

  2. Ich bin auβergewöhnlich aufgeregt.

Die Gefühle Jesu während Er diese Worte ausspricht, kann ich unmöglich beschreiben. Sie sind wahrlich überirdisch. Trotz jahrelanger mystischer Erfahrung habe ich diese spezifischen Gefühle noch niemals vorher in diesem Maβe gehabt. Die auβergewöhnlich emotionale Rührung im Herzen Jesu weist darauf hin, dass Er Sich dessen bewusst ist, Er sei hier dabei, einen groβen Meilenstein in der Heilsgeschichte zu gründen.

Ich bekomme jetzt aufs Neue Bilder des Letzten Abendmahls und der Einsetzung der Eucharistie. Jesus sagt mir:

"Sieh doch, wie sehr Gott Seine Geschöpfe liebt. Unter dem Alten Bund brachten die Seelen Opfer durch das Schlachten von Tieren. Das Paschalamm wurde geschlachtet und die Türpfosten der Häuser wurden mit dem Blut der geschlachteten Lämmer angestrichen. Im Neuen Bund bin Ich Selbst das Paschalamm geworden. Von den Seelen wird nicht länger erwartet, dass sie das Blut von Lämmern an ihre Türpfosten streichen, sondern dass Sie Mich in das Haus ihrer Seele aufnehmen. Um Meine Werke der Erlösung in sich zu vollenden, müssen sie auβerdem dazu bereit sein, sich selbst zum Paschalamm zu machen, indem sie in vollkommener Selbstaufopferung ihr Leben mit seinen Prüfungen und Kreuzen Gottes Heilsplan darbieten. Das Einzige, was sie dabei schlachten, sind ihre weltlichen Anhänglichkeiten und die Herrschaft ihrer stofflichen Bedürfnisse. Für dies alles erhalten sie das Lamm Gottes in sich, zur Hilfe und Kraft. Gott macht Sich eins mit den Seelen.

Halte den Seelen das nachfolgende Bild vor Augen: Unter dem Alten Bund nahm man beim Paschalamm bittere Kräuter zu sich, damit sich dessen Verdaulichkeit steigert. Nun denn, unter dem Neuen Bund wird die Rolle der bitteren Kräuter durch die Prüfungen erfüllt: Obwohl sie für weltliche Augen dem Leben einen bitteren Geschmack vermitteln, ist es dennoch genau die liebevolle Annahme der Prüfungen, die Mein Einwohnen als Paschalamm in der Seele 'verdaulich' macht. Denn siehe, wer Christus in sich aufnimmt, muss Seine Werke tun, helfen, Sein Kreuz zu tragen, und aus Seinem Kelch trinken. Ohne liebevolle Annahme von allem auf dem Kreuzweg des Lebens ist diese Aufgabe unverdaulich. Ich lasse dir in diesen Tagen die wahren Verfassungen Meines Körpers und Herzens während der letzten Wochen Meines Lebens auf Erden zuteil werden. Du erfährst jetzt in der Tiefe, dass die Liebe wahrlich die einzige Kraft ist, die alles Leben trägt".

Um den Zeitpunkt der Einsetzung der Eucharistie herum lese ich im Herzen Jesu das nachfolgende Gebet zum Ewigen Vater:

"O Mein Vater, bereits ist der Verräter zu jenen unterwegs, die Unsere Werke für die Ewigkeit unterminieren wollen. Dieser Verrat wird nicht einmalig sein. Durch die Jahrhunderte werden viele, die berufen sind, die eine wahre Kirche instand zu halten, Mich verraten, indem sie Meine Werke verleugnen, sie dadurch verunreinigen, dass sie sich den Scheinbedürfnissen der Welt anpassen und dadurch, dass sie Meine Worte verändern, weil die Finsternis in ihrem Herzen das wahre Licht nicht verträgt. So viele Seelen werden sie irreführen. Wie sehr werden sie Mein Kreuz erschweren, wie viel Bitterkeit werden sie Meinem Kelch hinzufügen".

Maria erklärt mir, dass Jesus Sich hier auf jeden Modernismus innerhalb der Kirche und auf viele Priester bezieht, die eher sich selbst suchen, als sich vollkommen für die Verwirklichung von Gottes Zielsetzungen hinzugeben. Jesus fährt fort:

"Ich bitte für jene, dass sie den Herzschlag Meiner Liebe fühlen und zur Einkehr kommen mögen, damit sie Mich nicht den Hohepriestern des Irrtums überliefern, nachdem Ich sie die Wunder der Liebe gelehrt habe".

In meinem Herzen wallt eine merkwürdige Feststellung auf, während ich die Feierlichkeit der Handlungen Jesu sehe und den Ton höre, womit Er jedes Seiner Worte ausspricht: Ich fühle mich, als ob ich im Sterben liege, vor mir der einzige Arzt steht, der mir das Leben retten kann und ich mit Sicherheit weiβ, dass Er es retten wird. In mir ist in Seele und Körper, im Herzen und im Geist die tiefe Bedeutung dieses ganzen Geschehens im Zönakel spürbar gemacht worden. Hier wird das Fundament für den Wiederaufbau der spirituell sterbenden Menschheit gelegt. Die Sakramente und der Beginn der groβen Passion, dies alles ist Träger der groβen Verheiβung: der Erlösung aus dem ewigen Tod. Der wahre Brautstrauβ, den die Seele während dieser Hochzeit mit ihrer Erlösung tragen wird, ist die Aufopferung ihres freien Willens: Jede Seele muss für sich selbst die Erlösung wollen und dazu bereit sein, sich selbst zu dem Zweck auf dem Kreuz des Lebens aufzuopfern. Die Sakramente werden die Heilmittel sein, die sie auf dem schmerzvollen Kreuzweg des Lebens instand halten werden. Die Frucht der Hochzeit wird das Ewige Leben sein.

2.4 Für alle Ewigkeit Maria den Seelen geben

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort Mulier ecce filius Tuus; ecce Mater tua = "Frau, siehe da, Dein Sohn; Sohn, siehe da, deine Mutter" zum Ausdruck gebracht).

Gott hat es nie so beabsichtigt, dass Marias Rolle auf das Gebären Seines Messias im Fleisch begrenzt bleiben soll. Viele Jahre hat Er Maria auf das einzigartige Vorrecht vorbereitet, Mutter des Messias zu sein. Daher plante Er bereits lange vor Ihrer Geburt im Fleisch, dass Sie für immer die Königin der Schöpfung sein soll, Diejenige, die den Platz, der für Eva vorgesehen gewesen war, mit einer Heiligkeit bekleiden wird, welche die ursprüngliche Heiligkeit von Eva weit übertreffen wird. Gott erschuf Maria mit dem einzigartigen Vorrecht der Unbefleckten Empfängnis, sodass in Ihr der heilige Bund zwischen Gott und der Menschenseele völlig in Ehre wiederhergestellt wurde. Er sammelt in Maria alle Seine Werke in ihrem Stand absoluter Vollkommenheit. Nur so kann Er aus Maria einen Tabernakel machen, der dazu geeignet ist, den Sohn Gottes in Sich zu tragen.

Als Jesus geboren wird, umschlieβt Marias menschliches Fleisch die Frucht, die als der Gott-Mensch geboren werden soll. Ihr Herz und Geist werden mit dem Herzen und Geist Jesu eins gemacht, und auf der höheren Ebene des Seelenlebens wird eine mystische Brücke zwischen Jesus und Maria geschlagen. Auf diese Weise bereitet Gott Maria auf Ihre Rolle als Miterlöserin vor. Der Heilige Paulus wird später schreiben, dass er sich freue, in seinem Körper leiden zu dürfen, was noch am Leiden Christi fehlt. Ich habe darüber bereits in früheren Schriften geschrieben: Diese Worte verweisen auf die Tatsache, dass jede Seele in ihrem eigenen Leben das Leben und die Leiden Christi 'nachempfinden' muss, mit anderen Worten, die Erlösung in sich selbst wahr machen muss. Halten wir uns dabei gut vor Augen, dass Gott Maria als Vertreterin für die geschaffenen Menschenseelen bestimmt hat, um in Ihr die Heiligkeit, welche die geschaffene Seele vor der Erbsünde besaβ, zu neuem Leben zu erwecken. Durch das Hinüberflieβen der Verfassungen von Körper, Herz, Geist und Seele Jesu in jene von Maria wird es Ihr ermöglicht, in diesem 'Ergänzen des Leidens Christi' die geschaffenen Menschenseelen zu vertreten.

Maria wird während des ganzen Lebens Jesu auf Erden einen auβergewöhnlich entwickelten mystischen Bund mit dem Wesen des Erlösers empfinden. Sie wird in diesem Leben in den höchsten Graden der Verschmelzung mit dem Gott-Menschen vorbereitet, durch das Eingieβen eines einmaligen Grades der Weisheit, der Kenntnis der Göttlichen Mysterien und der Ergründung des Göttlichen Heilsplans. Sie durchschaut jede Menschenseele. Aufgrund aller dieser einmaligen Begabungen und Ihrer makellosen Heiligkeit wird Maria dazu befähigt, für immer Führerin, Mittlerin, Lehrerin und Fürsprecherin für alle Seelen, und Brücke zwischen den Seelen und Gott zu sein. Ihr Leben wird für ewig als das groβe Vorbild für den absoluten Gipfel gelten, den eine geschaffene Menschenseele erreichen kann.

Jesus wird diese Absicht der Allerheiligsten Dreifaltigkeit während der letzten Phase Seines Erlösungswerks erkennbar machen, als Er vom Kreuz herab die Worte sprach: "Frau, siehe da, Dein Sohn, Sohn, siehe da, deine Mutter". Maria wird den Menschenseelen, und die Menschenseelen werden Maria gegeben, ein ewig währender Bund zur Heiligung der Menschheit aufgrund des Erlösungswerks Jesu Christi, dem die Seelen aber durch Maria hindurch konkret Gestalt geben müssen. Dies rechtfertigt alle Eigenschaften Mariä, insbesondere jene als:

  • Miterlöserin: Jene, die helfen kann, die Frucht der Erlösung in jeder Seele zu vollenden, und als

  • Herrin: Jene, die alle Seelen zu der Heiligkeit führen und begleiten kann, die für sie aufgrund der ewig währenden Verdienste des Erlösenden Leidens bestimmt ist, das von Jesus vollzogen worden ist und das Sie in absoluter Vollkommenheit durch Ihr eigenes Herz, Ihren eigenen Geist, Ihren eigenen Körper und Ihre eigene Seele hindurch dem Ewigen Vater aufgeopfert hat, und auf dem Fundament der von Jesus verkündeten Ewigen Wahrheit.

In den Tagen vor der Passion sehe ich wie Jesus Maria anschaut, die einige Dutzend Meter weiter vornüber gebeugt, sanft lächelnd zu einer der Frauen aus dem Gefolge Jesu spricht, und in Seinem Herzen wallen die folgenden Worte auf:

"O Mein Vater, segne die Taube Unseres Wohlgefallens, Jene, die dies alles möglich gemacht hat, indem Sie Ihr Fleisch mit Meinem Göttlichen Fleisch geteilt hat, Ihr Blut mit Meinem Göttlichen Blut. Wie sehr liebt Sie die Farbe Unseres Friedens und Unseres Frohmuts. Sie ist damit bis in Ihrer äuβeren Erscheinung eins geworden. Möge Sie für jene, die Ich bald im Fleisch verlassen werde, ein Himmel auf Erden bleiben".

Jesus verweist mit den Worten "die Farbe Unseres Friedens und Unseres Frohmuts" auf die blaue Farbe von Marias Mantel, den Sie in diesem Bild trägt. Er betrachtet dies hier als einen sichtbaren Ausdruck von Marias Wesen, das wie ein Himmel auf Erden ist, dadurch dass Sie die Heiligkeit und die Verfassungen eines Himmlischen Wesens in Sich trägt und alles, was von Ihr ausgeht, den Himmel auf alle Geschöpfe abstrahlen lässt (Handlungen, Worte, Ihre ganze Körpersprache und Ausstrahlung).

Etwas später sehe ich Jesus kniend auf der Spitze eines grünen Hügels liegen. Es ist Nacht, der Mond ist fast voll, was darauf hinweist, dass Gründonnerstag (Tag des Vollmondes während der Passion) noch höchstens zwei oder drei Tage in der Zukunft liegt. Jesus betet intensiv. Wieder bekomme ich das Vorrecht, in Seinem Herzen versinken zu dürfen, und ich fühle das leichte Zittern einer wahren Ekstase. Aus diesem Feuerherd Göttlicher Liebe fühle ich die folgenden Worte aufquellen, während ich eine lange Reihe von Bildern von Maria zu vielen verschiedenen Zeitpunkten während des Lebens Jesu sehe:

"O Vater, welche Verzückungen erfährt Mein gequältes Herz bei der Betrachtung der Seele Jener, die angenommen hat, Meine Mutter im Fleisch zu sein. O verzückende Schönheit der vollkommen heiligen Seele… Wunder der Wunder. O welchen Trost bietet Mir das Wissen, dass Sie für alle Jahrhunderte die Schatzbewahrerin Meines Erbes sein wird. Meine Macht wird Sie erben, Meine Weisheit wird Sie verbreiten, Meine Werke wird Sie vollenden durch das Mysterium der Macht des Kreislaufs der vollkommenen Liebe, denn Sie wird Seelen nach Ihrem Bild gestalten. Sie wird diese Seelen mit der Saat Ihres eigenen Herzens befruchten, und die Blüten werden blühen und Früchte einbringen, und die Früchte werden den Seelen neue Saat anvertrauen.

Die Auswirkungen Ihrer Macht werden in dem Maβe wachsen, wie die Schicht der Finsternis auf den Seelen drückender wird, denn Ihre Herrschaft wird verborgen bleiben… Nur Ihre Auserkorenen werden sehen, wie Sie die Schlange zu Ihrem Sklaven gemacht hat. Ja, die Stunde Ihres Reichs über die Finsternis ist bereits da, doch sie wird in Unserem Herzen verschlossen bleiben, bis Unser Geist die Fülle der Zeit ankündigen wird. In dieser Stunde werden die Erben Unserer Mysterien verfolgt werden, wie Ich verfolgt werde, und die Krüge aller menschlichen Schwachheit sollen zu Ihren Füβen zerbrochen werden müssen, damit das Parfüm der gänzlichen Heiligung der Seelen wahrnehmbar wird. Dann werden die ersten Samen aus Ihrem Herzen aufkeimen und ihre Blüten Ihre Macht verkünden. O Vater, bereits sehnt sich Mein Herz nach der Stunde, in dem auch die Schönheit Unseres Göttlichen Plans der Liebe in den Herzen, die aus dem Licht wiedergeboren sind, offenbar werden soll".

Aus diesen Worten spricht in hohem Maβe, welche immense Kraft Jesus in Seinen letzten Tagen aus der zukünftigen Rolle Mariä den Seelen gegenüber schöpft. Für den Erlöser war Sie die Groβe Hoffnung. Sie war auch Diejenige, die in den ersten Jahren nach dem Hinscheiden Jesu das Lebendige Zeichen der bleibenden Gegenwart Christi unter den Seelen sein sollte, damit diese Letzten während der prägenden Jahre der jungen Kirche Christi an die Wirklichkeit erinnert werden, dass Jesus wahrlich unter ihnen gelebt hat, wahrlich der Messias war, wahrlich den Kreuzestod für die Erlösung der Seelen guten Willens gestorben war, wahrlich auferstanden und in den Himmel aufgefahren war und wahrlich für alle Zeiten bei den Seelen bleiben wird. Sowohl während Ihrer weiteren Jahre auf der Welt als auch in den weiteren Jahrhunderten wird Maria für Unzählige der Schlüssel zum Himmelstor sein, und wie Jesus hier buchstäblich zum Ausdruck bringt, war von Gott verfügt worden, dass Marias Macht in dem Maβe sichtbarer werden soll, wie die Finsternis die Welt mehr in den Griff bekommen wird. Jesus zielt hier überdeutlich auf die Zeit ab, die wir heute erleben: die Letzten Zeiten mit der Verkündigung Mariä als Herrin aller Seelen.

Die Vision geht weiter. Ich fühle jetzt in meinem eigenen Körper heftige Bauchkrämpfe, und im Herzen Jesu wellen die nachfolgenden Worte auf:

"Die verdüsterte Schöpfung wird zusammenschrumpfen, wenn die Ewige Mutter die vollreifen Früchte Unseres Lichts gebären wird. Zittern werden die Regionen der Finsternis. Die Füβe der Jungfrau werden Objekte von Furcht und von Glückseligkeit werden, denn sie werden den Himmel endgültig für die dritte Geburt des Lichts aufreiβen".

Ich erhalte diesbezüglich die nachfolgende Erläuterung:

  • Die erste Geburt des Lichts ist der Schöpfungsakt.

  • Die zweite Geburt des Lichts ist das Kommen Jesu Christi in die Welt.

  • Die dritte Geburt des Lichts wird die endgültige Gründung von Gottes Reich auf Erden sein.

Die heftigen Bauchkrämpfe, die ich empfinde, werden mir als Symbol für das Zusammenziehen der niedrigsten Ebene des Lebens erklärt (des Bauches als Symbol für die Verbindung des Menschen mit dem Irdischen). Jesus erklärt diesen Schmerz als das krampfhafte Sich-Krümmen und Zappeln der Schlange (des Teufels) vor und unter Marias Füβen, aus Angst vor Ihrer zerschmetternden Macht als Zeichen für die vollkommene Demütigung des Teufels und seiner Werke durch Maria und seine vollkommene Niederlage durch Ihr Einschreiten.

Eines Tages lese ich im Herzen Jesu:

"O Mein Vater, jetzt, da Ich bald das Leben im Fleisch verlassen werde, bitte Ich Dich um die Bestätigung Unserer Verfügung, dass Unser Geist den Seelen das Licht einer Sehnsucht nach vollkommener Weihe an Jene schenken wird, die Du als die neue Eva geschaffen hast, denn in Ihr befindet sich der vollkommene Sieg über die Erbsünde und folglich über den Keim von allem, was die Seelen von der Heiligkeit und von ihrer Bestimmung als Unser Bild und Gleichnis entfernt".

Jesus heiligt also — nur ein paar Tage vor Seinem Kreuzestod — in Seinem Herzen die Weihe der Seelen an Maria und bringt zum Ausdruck, dass die vollkommene Weihe einer Seele an Maria auf eine Weihe an den vollkommenen Sieg über die Finsternis hinausläuft, und an das Sehnen der Seele nach einer Rückkehr zum Zustand als Bild und Gleichnis Gottes, wie die Menschenseele ursprünglich geschaffen worden war. Durch die Erbsünde hat die Menschenseele diesen Zustand verloren, durch den Kreuzestod wird sie die Chance bekommen, diesen Zustand für sich selbst zurückzugewinnen, und dies wird auf keine andere Weise besser gelingen als durch die vollkommene Weihe an Maria, die als einzige Seele die Auswirkungen der Erbsünde nie in Sich getragen hat.

Jesus Selbst setzt also deutlich eine sehr groβe Hoffnung auf Marias Rolle für das Christentum, das nach Seinem Verscheiden die Aufgabe bekommen wird, die einzige Wahrheit Gottes auf der Welt zu verbreiten. Maria Selbst gibt mir aber die Gründe an, weshalb es nicht möglich war, dies in jenen Tagen aufschreiben zu lassen (im Evangelium oder in anderen maβgeblichen Schriften):

"Das Judentum hatte eine Tradition von männlichen Heiligen und Propheten. Die Wahrheit über Mich als Fortsetzerin der Werke Jesu in den Seelen wäre für die Juden unannehmbar gewesen und hätte eine Bedrohung für das junge Christentum dargestellt, das solide Wurzeln in einer immer wachsenden Zahl von Seelen brauchte".

Jesus gab vom Kreuz herab den Seelen Maria zur Krönung Seiner Werke zur Erfüllung der Zeit. Maria sollte für immer das lebendige Vorbild und die Verkörperung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit werden, die vollkommen erlöste und geheiligte Seele, und Sie wird die unterrichtende Rolle Christi durch die Jahrhunderte hindurch fortsetzen.

2.5 Das Erlösende Leiden vollbringen

(Diese Zielsetzung vom Leben Jesu wird in dem Bibelwort Quid retribuam Domino pro omnibus quae retribuit mihi! Calicem salutaris accipiam? = "Wie könnte ich dem Herrn all dasjenige vergelten, was Er an mir getan hat! Den Kelch des Heils will ich annehmen" zum Ausdruck gebracht).

Die meisten Seelen, auch unter den Christen, gehen von dem Eindruck aus, dass Gott für sie lebt, und nicht umgekehrt. Gott ist da, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn sie es schwer haben, beten sie darum, von ihrem Kreuz befreit zu werden, und nicht selten kehren 'Christen' Gott den Rücken zu, weil Er ihr Gebet um Befreiung aus ihren Prüfungen 'nicht erhört'. Sie haben nicht begriffen, dass, wenn Gott ein Gebet nicht erhört — oder nicht zu erhören scheint, denn in Wirklichkeit erhört Er viele Gebete einfach 'anders', dem ewigen Heil der Seele und dem Nutzen des Heilsplans als Ganzem zuträglicher —, dies bedeutet, dass Er es in Seiner Weisheit für besser hält, dass Er der Seele gerade dasjenige nicht gibt, worum sie bittet. Die Seele weiβ oft nicht, was wirklich das Beste für sie ist, weil der Mensch in der Regel zu sehr auf den weltlichen Aspekt seines Lebens ausgerichtet ist, während das Leben auf Erden jedoch kein Ziel an sich ist, sondern nur ein Mittel zur Verwirklichung des ewigen Heils und der Gründung von Gottes Reich auf Erden.

Die Seele dahingegen, die begriffen hat, was Gott für sie tut und welche unendlichen Schätze für sie bereitet werden, sogar (ja, vor allem) in den Prüfungen des Lebens, wird gewöhnlich auch die Ebene ihrer Entwicklung erreicht haben, auf der die Liebe ihre treibende Kraft geworden ist. Diese Seele wird es für angemessen halten, sich die Frage zu stellen, was sie für Gott tun kann. Die Antwort wird von den Heiligen Geist in den Kern der Seele gelegt: Gott erwartet von jeder Seele zwei Dinge:

  • dass sie ihre eigene Erlösung und Heiligung zu verwirklichen sucht;

  • dass ihr Leben in allen Einzelheiten zur Verwirklichung von Gottes Plan für das Heil aller Seelen aller Zeiten beiträgt.

Dies alles läuft auf den Auftrag hinaus, den Kelch des Heils anzunehmen. Dieser Kelch ist das Symbol für die Flüssigkeit, welche der Seele Erlösung und Heil bringt, jedoch bitter schmeckt. Davon zu trinken, widert Herz, Geist und Körper an, verwandelt jedoch in den unsichtbaren Regionen der Seele in den Himmlischen Honig der ewigen Glückseligkeit. Der Kelch des Heils ist wie ein goldener Becher mit einem bitteren Inhalt: Die Seele möchte ihn unbedingt haben, ist aber nicht immer dazu bereit, den Inhalt zu leeren. (Sehr viele Seelen erwarten, den Himmel geschenkt zu bekommen, ohne an ihrer eigenen Erlösung zu arbeiten, indem sie sich durch ihre Prüfungen in allen Tugenden vervollkommnen).

Gott erwartet von den Seelen: Annahme ihres Lebensschicksals, die Aufopferung jeder Prüfung, aller Ermüdungen und Leiden, das Ertragen jeder Demütigung, jedes Unverständnisses und das Erdulden, zu Unrecht verurteilt zu werden: eine möglichst vollkommene Nachfolge der Verfassungen Jesu Christi. Dies ist die einzige Art und Weise, auf welche die Seele die Erlösung, die von Jesus auf Erden vollzogen worden ist, in sich selbst vollenden kann. Die Passion Jesu war das Umdrehen des Schlüssels im Schloss des Himmelstores, die Seele selbst muss für sich das Tor öffnen, indem sie sich um die Vervollkommnung in der Tugend bemüht und alle ihre Prüfungen annimmt und liebevoll erträgt und weiht.

Die groβe Lehre des Vorbildes des Messias als der Gott-Mensch auf Erden ist genau dies: dass der Kelch des Heils angenommen werden muss, und dass die wahre Liebe den bitteren Geschmack dessen Inhalts (die Kreuze des Lebens) süβer macht. Ohne Liebe bzw. mit mangelhafter Liebe ist der Geschmack der Prüfungen widerwärtig (wecken die Kreuze nur Auflehnung und Verbitterung, Protest und Wehklagen). Die Liebe zu Gott, zu Seinen Werken und Plänen und zu den Mitgeschöpfen macht jeden Schluck annehmbar und gibt ihm letztendlich einen Nachgeschmack von Honig (inneren Frieden, Ruhe und Hingabe).

Im Kapitel 3 werde ich sowohl die Verfassungen Jesu während der verschiedenen Elemente Seiner Groβen Passion besprechen als auch Erklärungen zu der spirituellen Bedeutung vieler Einzelheiten davon liefern, wie diese mir offenbart worden sind. Im vorliegenden Punkt 2.5 will ich auf die allgemeine Verfassung hinweisen, in der Jesus Sich während der letzten Tage Seines Lebens auf Erden befand.

Während der drei Jahre, innerhalb derer Maria in mir das Projekt für dieses Manifest auswirkt (2008-2009-2010), erfahre ich jedes Mal während der letzten ca. zweieinhalb Wochen der Fastenzeit, wie mein eigener Körper in eine ganz merkwürdige Verfassung gebracht wird und meine emotionale Empfindungssphäre in einem auβergewöhnlichen Grad 'unweltlich' wird und wie diese Verfassungen im Körper und im Herzen die ganze Zeit lang (jedes Mal ungefähr achtzehn Tage) anhalten, bis Karfreitag um drei Uhr am Nachmittag. Die Allerheiligste Jungfrau bestätigt mir, dass diese Erfahrung eine Reproduktion der körperlichen Verfassung und der Verfassung des Herzens Jesu während der letzten Wochen Seines Lebens auf Erden ist. Sie lädt mich dazu ein zu beschreiben, was ich fühle, damit die Seelen ein Bild vom genauen körperlichen Zustand Jesu in Seinen letzten Lebenswochen bekommen mögen. Mit der Hilfe meiner Herrin und von Jesus Selbst versuche ich, dies jetzt zu tun. Ich fühle (und daher: Jesus fühlt):

  • eine bleierne Müdigkeit, aber dennoch eine Sehnsucht, in allem zum Äuβersten zu gehen;

  • Ich fühle mich wie schwer vergiftet. Diese Gefühle werden sich bei Jesus im Blutschwitzen im Garten Gethsemani als ein 'Ausschwitzen des Giftes aller Sünden' äuβern. Wir können hier das Blut als Träger Göttlichen Lebens betrachten. Wenn dies durch Sünden beladen wird, ist gleichsam von einer 'Vergiftung auf der spirituellen Ebene' die Rede.

  • Ich erfahre diese Vergiftung als ein Beladen-Sein mit unzähligen Kreuzen, Verfassungen und Sünden sehr vieler Seelen (so erklärt mir Maria dieses unbeschreibliche Gefühl), als ob ich all diese Seelen 'mit mir trage'.

  • Trotzdem fühle ich Arbeitslust, Begeisterung und trotz Gefühlen wirklichen Krankseins eine bemerkenswerte Körperkraft (weil die Einheit mit dem Heiligen Geist maximal strömt).

  • verstreute Schmerzen, die regelmäβig heftig werden, unter anderem hin und wieder Bauchkrämpfe und Stechen im Leberbereich. Verstreute Schmerzen und Spannungen stehen symbolisch für die Tatsache, dass der Körper sich selbst zur Verfügung stellt, auch von innen heraus vollkommen 'ausgepresst' zu werden (so erklärt Maria mir diese elenden Gefühle), während das Stechen im Leberbereich symbolisch für die Tatsache steht, dass das ganze Wesen das Gift der Sünden der Menschheit (die in die eigene Seele herein gezogen sind) kaum 'entgiften' kann. Wir dürfen nicht vergessen, dass Jesus alle Sünden aller Zeiten in Sich zog, um die Seelen erlösen zu können (= im spirituellen Sinne zu 'entgiften').

  • Gefühle von gleichzeitig tiefem Frieden, beherrschter Erregung, vollkommener Hingabe;

  • Anfälle von Übelkeit: Der Körper verarbeitet die Auswirkungen der Sündenmasse, die auf die Seele Ekel erregend und unverdaulich wirkt. Die Sünde erregt in der Seele Übelkeit.

  • allgemeines Gefühl des Krank-Seins, ein elendes Gefühl, das unmöglich einzustufen ist (es scheint zu keinem einzigen bekannten Krankheitsbild zu passen);

  • Der Körper fühlt sich wie vollkommen gebrochen und ausgelöscht an (ein Gefühl, als ob ich innerlich vollkommen leer laufe, als ob alle Energie aus mir wegläuft und ich dennoch, wenn ich mein Herz intensiv an Jesus und Maria orientiere, wahrlich scheinbar weit über mich selbst hinauswachsen kann). Diese Gefühle stehen symbolisch für die Tatsache, dass Jesus Sich vollkommen aller Kraft entäuβert und Sich Selbst vollkommen für die Verwirklichung von Gottes Plan aufopfert.

  • Jede Nacht während dieser achtzehn Tage liege ich glühend wie in hohem Fieber, wodurch die Nachtruhe schlecht ist. Dies trägt zu einem zunehmenden Gefühl vollkommenen Gebrochen-Seins bei. Maria erklärt mir die fiebrigen Verfassungen während der nächtlichen Stunden mit den Worten:
    "Die Mission Jesu bestand darin, mit dem Feuer der Liebe Wärme und Licht in die Kälte und Finsternis der Seelen zu bringen. Dies ist es, woran du jetzt Anteil haben darfst, indem du während der Nächte (Finsternis) wie in hohem Fieber (Feuer) glühst. Gedenke, dass Jesus und Ich Selbst vor allem in den letzten Wochen vor der Passion ganz wenig Nachtruhe genossen. Es waren Stunden vollkommener Aufopferung".
  • Regelmäβig fühle ich Kälteschauer, abwechselnd mit einem fiebrig glühenden Gefühl, ab und zu sogar gleichzeitig (Schauer auf der Haut, aber im Inneren Glühen wie im Fieber): Jesus verglüht innerlich im Liebesfeuer und in der Sehnsucht nach dem Vollziehen der Erlösungstat, fühlt aber gleichzeitig die Kälte der Seelen in ihrer vollen Intensität (Hitze im Inneren, Kälte äuβerlich - auf der Haut).

  • Der Körper fühlt sich an, als ob er vollkommen verglüht. Dieses Gefühl steht symbolisch für das Preisgeben des Körperlichen, des Stofflichen, an das Feuer der Liebe. Jesus lässt jede weltliche Empfindung in das spirituelle Bewusstsein hinüber flieβen. Ich werde dies vor allem während der Geiβelung, dem Kreuztragen und in den Stunden am Kreuz ausgeprägt spüren. Dieses vollkommene Hinüberflieβen ist ein Umschalten auf eine ganz andere Ebene des Empfindens, wodurch alle Leiden scheinbar auf einem Bett von Liebesfeuer getragen werden.

Irgendwann in den letzten Tagen vor der Passion, sehe ich den Apostel Johannes sich Jesus nähern, der stöhnend, zusammenzuckend, kniend auf dem Boden liegt, zwischen Sträuchern. Jesus richtet Sich auf, und ich lese in Seinem Herzen die nachfolgenden Worte:

"Vater, lass diesen Sohn Unserer Liebe nicht merken, was das Weizenkorn leidet, bis die Stunde gekommen ist. Ja, bereits ist sein Herz in dem Meinen geborgen, doch das Feuer seiner Liebe darf nicht leiden unter dem Anblick der Wahrheit über die Spreu, die in Unserer Liebe verbrannt wird. Noch nicht, Vater, noch nicht".

Die Verfassung Jesu in diesem Augenblick zeigt eindeutig den Willen, im Verborgenen zu leiden, weil 'die Stunde noch nicht gekommen ist'. Das Geheimnis durfte offensichtlich nicht vor Gottes Zeit enthüllt werden, damit keine einzige Menschenseele im Willen und in der Seele durch die Feststellung von demjenigen, was sich in Jesus abspielte, beeinflusst wird.

Dann sehe ich, wie Jesus Sich mit Mühe aufrichtet und Johannes mit einem sanften Lächeln umarmt, allerdings glänzen in seinen Augen Tränen, die Er zurückhält. Ich merke auch am schönen, unschuldigen Gesicht des Johannes, dass etwas im Kern seiner Seele begreift, was sich hier gerade abspielt. Der offene Blick der Seele, die vollkommen aus der wahren Liebe heraus lebt, ergründet oft die Verfassungen anderer Wesen, wenn sie in diesem Geschöpf dasjenige entdeckt, was der Liebe einen besonderen Glanz verleiht: Leiden, Schmerz und bzw. oder Verzückung.

Während plötzlich heftige Bauchkrämpfe in meinem Körper auftreten, sagt Jesus im Inneren:

"Mein Vater, so werden in der Fülle der Zeit die Regionen der Hölle zerreiβen, wo alle Sünden des Körpers versammelt sind".

Ich sehe jetzt Jesus, die Apostel und die Frauen aus dem Gefolge des Messias auf einem Feldweg gehen. Johannes, der offensichtlich oft die Verfassungen Jesu empfindet, sagt auf einmal zu Ihm: "Herr, lasst uns ruhen. Du kannst dies nicht durchhalten. Ich habe Dich auch diese Nacht wachen und beten sehen". Jesus lächelt ihm zu, legt Seine rechte Hand auf Johannes Schulter, weist mit der linken Hand auf die Äcker rundum und sagt:

"Bereits reift das goldene Korn, sich nach der Stunde der Ernte sehnend. Es schaut nicht zur Erde hinab, sondern langt immer höher zum Himmel über sich und trinkt das Licht der Sonne in sich auf. Ja, die Stunde ist unabwendbar".

Johannes scheint bei diesen Worten in tiefe Betrachtung zu versinken. Einige andere Apostel, welche die Worte gehört haben, schauen sich erstaunt und sichtbar verwirrt an. Ich spüre, dass Johannes der einzige ist, der ahnt, dass Jesus soeben über Sich Selbst gesprochen hat und nicht über die Entwicklungen auf den Feldern.

Kurz nach diesen Visionen verkrampft mir im eigenen Körper das Herz und sofort sehe ich im Inneren Jesus, der (ohne jeden Zweifel in einem anderen Augenblick als vorhin) innerlich zum Vater ruft:

"O Vater... Vater... gib Mir Seelen. Ich wünsche Mir kein Brot, sondern Seelen, denn der Hunger Meines Herzens quält Mich".

(Jesus scheint vor Fieber zu zittern) Er fährt fort:

"Ich brauche dieses Fleisch und Blut nur damit die Seelen im Licht verherrlicht werden. Bin Ich nicht gesandt, um mit den Seelen den heiligen Bund zu schlieβen? Lasse dich denn verzehren, Mein Fleisch, damit sie das Licht der vollkommenen Nachfolge erhalten und annehmen mögen. Ja Vater, Fleisch hast Du auch ihnen gegeben, damit sie es ihrerseits in Licht umwandeln".

Mit diesen Worten bringt Jesus eindeutig Seine Sehnsucht zum Ausdruck, dass die Seelen Ihm bis in das Leiden im Körper nachfolgen sollen. Jesus will mit Seiner Selbstaufopferung die Fundamente von Gottes Reich auf Erden legen. Dazu sehnt Er Sich nach Seelen, die in Seiner Nachfolge ebenfalls sich selbst vollkommen aufopfern, in einem Leben im ausschlieβlichen Dienst der Verkündigung an der Wahrheit.

Tatsächlich, ich sehe jetzt Jesus, alleine, in tiefer Betrachtung versunken. Aus Seinem Herzen wallen die folgenden Worte zum Ewigen Vater auf:

"O Mein Vater, schon bereite Ich Dir das Opfer Meines Mensch-Seins, damit das Licht Unseres Geistes weiterhin durch alle Jahrhunderte strahlen möge. Ich bete, damit diese Aufopferungsbereitschaft in denjenigen Seelen Fortsetzung finden möge, die Mich als Quelle des Lichts annehmen werden, damit Wir in allen Zeiten Seelen rufen mögen, die Schlüssel zur Erschlieβung der Gewissen anderer Seelen sein werden, Seelen, die Unser Licht über die Schöpfung durchstrahlen lassen werden, damit die Welt niemals in der Finsternis untergehen möge:
Seelen, die die Weisheit Unseres Geistes annehmen werden, damit andere Seelen nicht in Unwissenheit untergehen;
Seelen, die die Irrlichter der Welt entlarven werden;
Seelen, die die Wahrheit verkünden werden, sogar dann, wenn es ihnen Verfolgung einbringt, genauso wie Ich Selbst dies weiterhin tun werde bis in die Stunde, nach der Wir Uns seit Jahrhunderten sehnen".

(Jesus verweist damit auf Seinen nahenden Kreuzestod).

"Für diese Seelen werde Ich die Traube Meiner menschlichen Natur entäuβern lassen, damit in ihnen Mein Vermächtnis unter den Strahlen Unseres Geistes zum Wein reifen möge, der andere Seelen für das Göttliche Leben stärken wird.

O Vater, in diesen Seelen werde Ich die Tropfen Honig vorfinden, die Mich dabei behilflich sein werden, den Abscheu dem Kelch der Sünden gegenüber zu überwinden. In diesen Seelen werde Ich die Hoffnung der niemals untergehenden Sonne finden".

Jesus scheint immer mehr in einem fiebrigen Schweiβ zu baden.

Während ich wieder heftige Bauchkrämpfe empfinde, lese ich im Herzen Jesu:

"Ich danke Dir, Mein Vater, dass Ich einen Körper bekommen habe, in dem Ich die Auswirkungen der Sünden der Welt im Feuer Unserer Liebe verzehren lassen kann. Mögen die Seelen begreifen, dass ihr Körper nichts anderes ist als Brennstoff, um das Feuer der Liebe in der Schöpfung instand zu halten".

Ich sehe Jesus dabei kniend sitzen, Opfer innerer Qualen, vornüber gegen einen groβen Stein gelehnt, umgeben von Gebüsch. Es muss gegen Einbruch der Dunkelheit sein, denn ich sehe eine orange untergehende Sonne. Bemerkenswert und für mich sehr treffend, ist die Feststellung, mit welchem nostalgischen Blick Jesus oft die Abendsonne betrachtet. Er sieht darin zwei Bedeutungen, die in Seinem Herzen zu einer auβergewöhnlich tiefen mystischen Erfahrung zu verschmelzen scheinen:

  1. das Licht, das in den Seelen untergeht, als Ankündigung der spirituellen Nacht;

  2. die Abendsonne als Bote, der Ihm aus dem Paradies zulacht, und deshalb das Zeichen einer groβen Hoffnung darstellt.

KAPITEL 3
DIE ERNTE DER EWIGEN LIEBE —
DIE PASSION JESU CHRISTI

3.1 Die groβe Lehre der Passion

Die höchste Zielsetzung Jesu als Gott-Mensch auf Erden war die völlige Selbstaufopferung in einem allumfassenden Leiden im Fleisch, im Herzen, im Geist und in der Seele. Der Neue Bund war Gottes Antwort auf die Erbsünde: Indem Satan die ersten Menschenseelen zum Verüben der Erbsünde überredete, errang er seinen ersten Sieg über Gottes Werke des Lichts. Es würde sich als Scheinsieg herausstellen, denn Gott verbarg Seinen endgültigen Sieg in der Fähigkeit des Menschen, sich durch geweihte Leiden und geweihte Prüfungen im Fleisch, im Herzen, im Geist und in der Seele vom Fluch der Finsternis zu reinigen. Die Menschenseele konnte dies nicht alleine zustande bringen, weil die Erbsünde alle Seelen aller Generationen mit einer Narbe kennzeichnen würde, was den Vorgang ihrer Erlösung und Heiligung in hohem Maβe erschweren sollte. Wir könnten uns die Erbsünde als ein Schloss auf dem Tor zur Erlösung und Heiligung der Seele vorstellen und zugleich als eine undichte Stelle, durch welche das 'Blut der Seele', das Göttliche Leben, ständig aus der Seele wegläuft, sodass sie ihr Heil nur mit gröβter Mühe in sich zum Blühen bringen kann, aus Mangel an Göttlicher Nahrung.

Woraus soll sich also die Rolle von Gottes Sohn, von Christus, dem Messias, zusammensetzen? Jesus sollte als Gott-Mensch im Fleisch geboren werden, aus einer geschaffenen Menschenseele, die selbst makellos heilig sein musste und also notwendigerweise frei von der Erbsünde (sonst hätte auch diese Seele, die Mutter von Gottes Sohn im Fleisch, das Göttliche Leben nicht in Sich festhalten können und würde der Messias in Seiner Gottheit gleichsam vom Mutterschoβ an 'verunreinigt werden'). Das menschliche Leiden musste erlösende Kraft bekommen, damit die Menschenseelen erlöst werden können. Diese Erlösung musste aber erschlossen werden (das Schloss der Erbsünde musste geöffnet werden), und die undichte Stelle, die durch die Erbsünde in alle Seelen aller Zeiten geschlagen worden war, musste abgedichtet werden. Nur ein Wesen, das von Natur Göttlich war (der Sohn Gottes) konnte das menschliche Leiden heiligen, mit anderen Worten: konnte ihm seine erlösende Kraft geben. Dazu musste dieses Göttliche Wesen im Fleisch geboren werden, aus einer Frau, die in der Ordnung der Gnade 'vergöttlicht' sein sollte, mit anderen Worten: die von Gott in einem so hohen Maβe geheiligt war (so viele Eigenschaften in ihrer Vollkommenheit in Sich vereinigen sollte), dass Sie eine vollkommene Trägerin des Messias sein konnte.

Also sollte Jesus Christus, Gottes Sohn, als Messias, als Gesandter Gottes, mit dem Ziel in die Welt kommen, die Menschenseelen für die wahre Heiligkeit zu erschlieβen, denn dies war die ursprüngliche Bestimmung jeder Seele. Diese Bestimmung (die Heiligkeit) war aber durch die Erbsünde unmöglich geworden, weil die Erbsünde in jeder Seele das Merkmal angebracht hat, welches zeigt, dass die Menschenseele sich aus freiem Willen dafür entschieden hat, Satan und den Werken der Finsternis zu gehorchen statt Gott und den Werken des Lichts.

So müssen wir es verstehen, wenn Jesus einmal, auf das Leiden abzielend, sagen wird: "Für diese Stunde bin Ich in die Welt gekommen". Die Passion (das Leiden) war die Krönung vom Leben des Gott-Menschen. Ohne die Passion in allen ihren Elementen wäre das Leben Jesu als Gott-Mensch auf Erden nicht wirklich sinnvoll gewesen, denn trotz Seiner unendlich verdienstvollen Werke auf Erden konnte der Bannfluch der Erbsünde ausschlieβlich durch das Leiden und den Tod vom Sohn Gottes als Gott-Mensch aufgehoben werden, UND... durch die Art und Weise, auf die Er dieses Leiden ertragen hat. Genau hier liegt der Sinn dieses Manifests: Es will zeigen, dass die Passion und der Weg, der dahin führte, eine Ernte der Ewigen Liebe war. Es ist nicht das Leiden an sich, das erlöst, sondern das Leiden in Kombination mit Liebe und Gehorsam. Ich erinnere hier an die Unterrichtungen, in welchen die Herrin aller Seelen über das Dreieck der spirituellen Fruchtbarkeit spricht: Liebe — Leiden — Gehorsam.

Die Passion war das Erbe, das Jesus den Seelen hinterlassen wollte. Die Elemente der Passion müssen wir als die Werkzeuge betrachten, mit denen Christus die Seelen aus ihrem Kerker befreien kam, und ebenfalls als die Werkzeuge, mit denen die Seelen Seine Werke für sich selbst und die Menschheit als Ganze vollenden können (müssen) und mit denen sie Sein Leben in ihrem eigenen Leben fortsetzen müssen. Eigentlich ist das ganze Leben Christi die Ernte der Ewigen Liebe. Dieses Manifest will daher die Christen auf viele Richtlinien hinweisen, die in der Passion Jesu verborgen sind, und sie lehren, wie sie die Lektionen der Passion in ihr eigenes Leben einbauen können, um, gemäβ den Worten des Heiligen Paulus, das Leiden Christi in ihrem eigenen Leben zu ergänzen. Diese Seiten wollen die Seelen etwas über die erforderlichen Verfassungen und die erforderliche Lebenshaltung der Christen lehren und über die Wünsche, die Jesus hinsichtlich der Seelen hegt.

Die Passion lässt die äuβerste Schärfe des Kampfes zwischen Licht und Finsternis erblicken: Satan zielte darauf ab, in Christus Gottes Werke vollkommen zu vernichten. Daher setzte er alles daran, alle Seelen die mit Jesus in Berührung kamen und die dazu verführt werden konnten, bis zum Äuβersten dazu aufzustacheln, Jesus über die Maβe zu quälen und zu demütigen. Er wollte an Christus seine ganze zusammengeballte Wut auslassen, die er gegenüber der Krone von Gottes Schöpfung (der Menschenseele) hegte. Dadurch dass Jesus aber voll und ganz auf Gottes Licht und Seinen Heilsplan eingestellt war, wurde genau dies Satans komplette Niederlage: Dadurch dass Jesus Seine schrecklichen Leiden in einer Verfassung unübertrefflicher und bedingungsloser Liebe, makellosen Gehorsams und vollkommener Weihe erduldete, wurde Satan mit seinen eigenen Waffen geschlagen. Auch darin verbirgt sich:

die groβe Lehre der Passion und daher auch dieses Manifests: Jede Seele kann Satan besiegen, indem sie ihre Prüfungen, ihre Kreuze in bedingungsloser Liebe, ohne irgendwelchen Widerstand, und in vollkommener Hingabe und Weihe annimmt. Dadurch kann jede Seele alle Manipulationen Satans gegen diesen Letzteren verwenden, durch vollkommene Annahme ihrer Kreuze und durch Weihe an Gottes Werke und Pläne.

Im Rahmen der Unterrichtung des leidenden Erlösers spricht Jesus in einem gegebenen Augenblick in mir wie folgt:

"Lese in Meinem leidenden Herzen den Göttlichen Plan der Erlösung und die Wünsche der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Bezug auf die Verwirklichung dieses groβen Mysteriums durch alle Jahrhunderte hindurch".

Nach diesen Worten sehe ich Jesus als Gott-Mensch, mit geschlossenen Augen in tiefer Betrachtung versunken. In mir entfalten sich endlose Reihen von Bildern, wobei ich die folgenden Erläuterungen wie in einem offenen Buch 'zu lesen bekomme'. MARIA sagt mir, diese Erläuterungen seien die Umsetzung der erhabenen Gedanken Jesu während der tiefen Betrachtung, worin ich Ihn versunken sehe. Ich lese:

Die Seelen sündigen hauptsächlich aus einem oder mehreren der folgenden drei Beweggründe heraus:

  • Sucht nach BESITZ (Geld, viele Äuβerungen von Materialismus);

  • Sucht nach MACHT (Hochmut, der Wunsch, über andere Geschöpfe zu stehen);

  • Sucht nach GENUSS (alle Anstrengungen, um Leiden und Prüfungen oder allen Unbequemlichkeiten oder Mängeln zu entrinnen, die Gefühlen des Wohlbefindens im Wege stehen, Sehnen nach sexueller Befriedigung, usw.).

Jesus Christus lehrt die Gegenwerte für diese drei Motive.

Er hat den Seelen vorgelebt, wie sie sich gegen diese drei Schwächen wappnen müssen, die Satan in sie säen will, um sie zu unterminieren und ihnen das ewige Heil zu rauben. In diesen drei Gegenwerten lehrt Jesus die Seelen ebenfalls, wie sie für die zahllosen Sünden, die aus diesen drei Schwächen heraus verübt werden, Wiedergutmachung erbringen können. Diese Gegenwerte bilden die Verfassungen, aus welchen heraus die Seele die schnellsten Fortschritte auf dem Weg zum Heil machen kann.

SATAN (Finsternis)

   sät in die Seelen die Saat von:   

JESUS CHRISTUS (Licht)

   ist für die Seelen das Vorbild von:   

Sucht nach Besitz

Entsagung

Sucht nach Macht

Demut, Gehorsam

Sucht nach Genuss

Selbstverleugnung

Entsagung (unter anderem von sich selbst und vom eigenen Wohlbefinden), Demut, Gehorsam und Selbstverleugnung sind die Grundvoraussetzungen, welche die Fähigkeit zu freiwillig aufgeopferten Leiden im Menschen erschlieβen müssen. Solange eine Seele davon getrieben wird, Besitz, Macht und Genuss anzustreben, wird sie nicht dazu neigen, Leiden anzunehmen oder es für ihr eigenes Heil oder das Heil anderer Seelen fruchtbar zu machen. Dies bedeutet mithin, dass die Seele, die Besitz, Macht und bzw. oder Genuss anstrebt, nicht zur wahren Nachfolge Jesu kommen wird.

Die drei Verfassungen, die Jesus uns vorgelebt hat, werden getragen, genährt und ineinander verschmolzen durch die Liebe, die der Motor (die Kraftquelle) hinter der Entwicklung dieser Gegenwerte in der Seele ist. Ohne eine stark entwickelte, bedingungslose Liebe kann die Seele diese drei Verfassungen nicht in sich blühen lassen.

Jesus lässt mich jetzt Weisungen sehen (ich 'übersetze' die Bilder in Worte) im Zusammenhang mit der Frage, wie die Seelen Ihm nachfolgen können:

"Die groβen Elemente Meiner Passion wirken sich in eurem Leben aus und bekommen ihren Nutzen, wenn ihr auf dem eigenen Lebensweg Zustände annehmt, die durch eure Annahme eine Kraft entwickeln können, die in Gottes Augen jeweils von entsprechenden Leidenselementen innerhalb Meiner Passion gedeckt wird, und zwar folgendermaβen".

Ich lese die nachfolgenden Entsprechungen:

Diese Tabelle muss folgendermaβen gelesen werden: Die Seele kann die Verdienste von jedem Element der Passion Christi (links) in ihrem eigenen Leben durch liebevolle Annahme ihrer Prüfungen (rechts) erwerben:

IN DER PASSION JESU IM LEBEN EINER JEDEN SEELE

Mein GETHSEMANI











durch die Annahme vieler Formen innerlichen Kampfes und das Erstreben des wahren Herzensfriedens in diesem Kampf:

  • ständiger Kampf gegen alle Versuchungen;

  • Herzeleid über viele Dinge: die Sünden der Welt, negative Entwicklungen in Welt und Kirche, eigene Schwächen, Einschränkungen, Sünden, Unzulänglichkeiten, schmerzliche Erinnerungen;

  • ständiger Kampf gegen alle Zweifel, jede Spur des Unglaubens, jede Mutlosigkeit, jeden Mangel an Vertrauen in die Göttliche Vorsehung.

Meine VERURTEILUNG bei den Hohepriestern und bei Pilatus








durch die Annahme von:

  • jedem negativen und sogar nicht berechtigten Urteil, das von Mitmenschen gefällt wird;

  • jeder Verfolgung (jeder Form von Widerstand wegen Glaubenssachen) und Unverständnis;

  • jeder Verleumdung und Verspottung, jeder Lüge, die über die Person, seine Werke oder seine Lebenshaltung verbreitet wird;

  • jeder Uneinigkeit.

Meine GEIβELUNG



die Annahme von:

allen körperlichen Leiden, Beschwernissen und Prüfungen

Meine DORNENKRÖNUNG




die Annahme von:

  • allen Demütigungen;

  • allen verletzenden Ereignissen oder Worten;

  • allem geistigen Martyrium.

Mein KREUZTRAGEN






die Annahme von:

allen Entwicklungen auf dem Lebensweg, dem Ganzen des Lebensschicksals, allen Verfügungen von Gottes Vorsehung auf dem Lebensweg, der als Ganzes als der 'Kreuzweg' der individuellen Seele betrachtet werden kann.

Meine KREUZIGUNG







































die Annahme von Armut, finanziellen Rückschlägen, dem Verlust von Sachen, an denen die Seele hängt:

  • freiwillig auf Dinge verzichten, an denen man hängt;

  • das Aufgeben von Anhänglichkeiten und Gewohnheiten;

  • damit aufhören, in der Vergangenheit zu leben.

Dies alles kommt, 'der Kreuzigung alter, weltlicher Verfassungen zwecks Selbstabtötung' gleich.

Das Durchnageln der HÄNDE kommt

  • dem Verzicht auf das Bedürfnis, Dinge zu bekommen (Habsucht);

  • dem Verzicht auf alle Handlungen, die für Gottes Plan nicht fruchtbar sind

gleich

Das Durchnageln der FÜβE kommt

  • der Loslösung von alten Wegen, von festen Gewohnheiten und Verhaltens- und Denkmustern, die menschlich und weltlich sind und die Seele nicht zum Licht führen, um sich an den einen Weg zum Licht festheften zu lassen (den Weg von Gottes einziger Wahrheit)

gleich.

Das Durchstoβen des HERZENS kommt

  • dem Aufgeben aller Liebe für weltliche Dinge, Bedürfnisse und Wünsche;

  • dem Sich-Leerlaufen-Lassen vom weltlichen Ballast und von weltlichen Einflüssen und von allen Neigungen, die nicht mit Gott und Seinen Plänen und Werken vereinbar sind

gleich.

JESUS fügt diesem allem hinzu:

"Jede Gelegenheit durch die Geschichte der Menschheit hindurch, wobei eine Seele in einer dieser Verfassungen versagt (die in der rechten Spalte aufgelistet sind), hat den entsprechenden Punkt Meiner Leiden (in der linken Spalte der Tabelle aufgelistet) notwendig gemacht".

Und weiter:

"Mögen die Seelen in Meiner Nachfolge und zur Vollendung der Erlösung ihr Fleisch zerreiβen und töten lassen und ihr Blut auf die ganze Schöpfung flieβen lassen. Ihr Fleisch zerreiβen und töten lassen können sie, indem sie unaufhörlich an sich selbst arbeiten und durch ständige Entsagung den alten Menschen ablegen und dadurch jeden Tag zum Teil neu geboren zu werden. Ihr Blut auf die Schöpfung flieβen lassen können sie, indem sie sich ständig reinigen und ihre eigenen Schwächen aus sich wegflieβen lassen (sie überwinden) in Gebeten, Aufopferungen, Sühneakten, vollkommener Weihe und reinigenden Tränen der Reue".

Dann sagt MARIA:

"Im Herzen Jesu während Seiner letzten Tage auf Erden lebte nur eine einzige Sehnsucht: die Zurückeroberung der Seelen von den Kräften der Finsternis, damit Gottes Heilsplan sich vollkommen verwirklichen kann und die Erde wahrlich aufs Neue Element von Gottes Reich wird, wie dies bei der Schöpfung des Menschen vorgesehen war, jedoch durch den Sündenfall aufgeschoben worden war. Ich werde dich im Herzen des Erlösers lesen lassen, damit du den Kern Seines Vermächtnisses für die Seelen mit Seinen eigenen Worten offenbaren kannst".

Daraufhin zeigt Jesus mir in Bildern dasjenige, was von den Christen erwartet wird, damit sie helfen können, die Werke Christi in der Welt, und gleichzeitig ihre eigene Erlösung zu vollenden:

Jesus verlangt von Seinen Jüngern insbesondere die nachfolgenden sieben Bestrebungen:
  1. bedingungslose Liebe zu Gott und zu allen Mitgeschöpfen erstreben. Dazu gehören alle Formen von Anbetung Gottes, Gottesdienst, Nächstenliebe und Fürsorglichkeit allen Geschöpfen, einschlieβlich den Tieren gegenüber.

  2. beharrlich an sich selbst arbeiten: die eigenen Schwächen und Unzulänglichkeiten bekämpfen, damit eine Wiedergeburt aus dem Geist ermöglicht wird (ein Leben auf einer höheren Ebene, immer tiefer in das wahre Göttliche Leben eindringend), mit anderen Worten: Die Heiligung als einziges und wahres Lebensziel erstreben.

  3. heldenhaftes Wachsen in der Vergebung dem Mitmenschen gegenüber, samt einer immer weiter wachsenden Verträglichkeit, Milde, Geduld mit den Schwächen des Mitmenschen und einer vollkommenen Bereitschaft zur Versöhnung im Fall von Uneinigkeiten. Dadurch auch Austilgung aller Verfassungen von Groll, Ärger und Hass.

  4. alle Prüfungen von Herzen als Geschenke von Gottes Weisheit annehmen: Dies ist das Umarmen des Kreuzes auf dem eigenen Lebensweg und das Anerkennen des Kreuzes als des notwendigen Werkzeugs zur vollen Ausreifung der Seele zum Vollbringen der Aufgabe, die Gottes Plan für das Individuum vorgesehen hat.

  5. sich vollkommen in Gottes Willen ergeben. Dies bedeutet: keine Ungeduld, kein voreiliges Handeln, das Annehmen der Werke der Vorsehung, wie sie sich auswirken und zu dem Zeitpunkt, wo sie sich auswirken, ohne die Neigung zum menschlichen Eingreifen.

  6. bedingungslos die Interessen von Gottes Reich den eigenen Interessen bevorzugen. Dies heiβt Selbstverleugnung zugunsten von Gottes Bedürfnissen.

  7. sich bemühen, Träger von Gottes Licht zu sein: In allen Situationen eine Galionsfigur werden an Frohmut, Sanftmut, Reinheit (in Gefühlen, Gedanken, Wünschen, Worten und Handlungen) und für jedes Mitgeschöpf zu einer Quelle von Ermutigung, Hoffnung und Trost, und somit von Kraft in allen Augenblicken von Finsternis und Leiden dieses Mitgeschöpfes werden.

Nach der Enthüllung dieser Wünsche Jesu lese ich in Seinem Herzen den folgenden Seufzer:

"O Mein Vater, welche vollkommene Freude durchströmt Uns beim Anblick der Tochter Unseres Wohlgefallens, Meiner Mutter, in welcher dies alles in der gröβten Vollkommenheit zugegen und wirksam ist, die eine geschaffene Seele je erreichen kann. Daher werde Ich Sie, im Einklang mit Unserem unfehlbaren Willen und Unserer unfehlbaren Verfügung, in der Stunde der Erschlieβung des Paradieses den Seelen als die Krone Meines Erbes anvertrauen, als die vollkommene Führerin, als den Schlüssel zur Erschlieβung Meiner Werke innerhalb der Seelen".

Offensichtlich weist Jesus hier bereits auf Sein Vorhaben hin, Maria unmittelbar vor dem Augenblick, wo alles vollbracht sein wird (am Kreuz), den Seelen zu geben und die Seelen Ihr zu geben.

Daraufhin höre ich eine Stimme, die, gleichsam in Antwort auf diesen Seufzer im Herzen Jesu, die nachfolgenden Worte erklingen lässt:

"Macht soll Sie haben, um alles zu vollenden, damit die Gärten von jenen, die an Uns glauben, unter Ihren Füβen den Ewigen Frühling in sich zum Blühen bringen mögen und Unser Reich aufs Neue in den Seelen gegründet werden möge".

3.2 Meilensteine der Leiden in den letzten Lebenstagen Jesu

Am Donnerstag vor der Karwoche des Jahres 2008 spricht Jesus weinend durch Myriam die nachfolgenden Worte:

"O Vater, dazu bin Ich in die Welt gekommen. Lass jene, die Mir teuer sind, nicht merken, was sie zu erwarten haben, denn sie werden das Gefühl bekommen, dass dies alles über ihre Kräfte geht. Möge Unser Geist sie begleiten auf diesem Weg, der so schwer ist für Menschenaugen und der zu schwer ist für einen menschlichen Willen. Erlaube, dass Ich ihnen den Weg zeige mit Meinem Göttlichen Willen, der von Dir ausgegangen ist und den Ich mit Dir gemeinsam habe bis zum Ende der Zeiten, für immer.

Vater, Du hast Mich zu einem Weinstock gemacht. Aber Du hast auch jede Seele zu einem Weinberg gemacht, einem Weinberg voller Trauben. Allerdings sind sie nicht dazu bestimmt, als Verschönerung der Landschaft zu dienen, sondern um Unserem ganzen Heilsplan, der sich bis zum letzten Schluchzer vollziehen muss, Nahrung und Trank zu geben. Keine Traube reift, ohne dass Wir es sehen. Keine Traube reift auch für sich selbst. Sie reift nur zur Nahrung für andere, und irgendwann kommt die Zeit, in der sie ausgepresst werden muss.

O Vater, keine Traube hat eine Bedeutung an sich. Nur wenn sie ausgepresst wird, bekommt sie die Fülle ihrer Bedeutung, denn dann erfüllt sie die Wahrheit, wozu sie blüht.

O Vater, wie kann Ich dieser Menschheit das Erbe Meiner Liebe hinterlassen? Gib Mir die Worte dazu und gib ihnen das Herz, die Worte aufzufangen und vor allem, sie in der Praxis zu leben, und die Kraft, o Vater, die Kraft.

Vater, die Menschheit ist so sehr geschwächt durch die Erbsünde. Zu nichts anderem bin Ich in die Welt gekommen, als um den Makel des Heilsplans zu entfernen. Der schwache Mensch muss zu der Ebene gehoben werden, die Wir für ihn vorgesehen haben, und das kann nur geschehen, wenn Ich es ihm vorlebe.

Vater, Mein Mensch-Sein fürchtet Sich vor dem, was kommt, aber Meine Gottheit freut Sich. O süβe Liebe, wozu Ich gekommen bin. O süβe Liebe, von welcher Ich ausgegangen bin.

Schau die süβe Taube Unseres Wohlgefallens, Maria. Möge Sie für immer der Menschheit gegeben werden, denn einmal kommt die Zeit, in welcher der Bräutigam nicht mehr bei denjenigen ist, die Er so geliebt hat, jedenfalls nicht mehr spürbar. Aber die Taube Unseres Wohlgefallens wird die erste Zeit schon noch da sein und wird ihnen dasjenige vorleben, wofür Ich gelebt habe, aber das sie jetzt noch nicht sehen. Und Unser Geist wird nochmals von Uns über die ganze Schöpfung ausgehen, um den Seelen in Erinnerung zu bringen, was Ich sie gelehrt habe. Und wenn auch der Geist wieder weggegangen ist, wird Er in vielen Seelen ein Brandmal hinterlassen haben, und selig jene, die dieses Brandmal in ihrer befleckten Seele wiederherstellen, in ihrer Seele, die von der Erbsünde befallen worden ist.

O Vater, Unser Geist wird die Trauben in den Weinbergen der Seelen zum Wachsen und zum Reifen bringen, die Hochzeit zwischen dem Geist und dem freien Willen des Menschen wird dafür sorgen, dass sich manche Traube freiwillig auspressen lässt, um weiterhin zu tun, was Ich ihnen vorgelebt habe. Und dann werden sie dessen gedenken, wozu Ich gekommen bin, desjenigen, was sie jetzt noch nicht wissen, was sie innerhalb so kurzer Zeit vor ihren Augen sehen, aber dessen Tiefe sie nicht verstehen werden. Das alles wird ihnen in Erinnerung gebracht werden.

Und selig die Seelen, die sich dazu berufen fühlen werden, selbst bis zum Äuβersten zu gehen, um dies in ihrem eigenen Leben auch zu vollziehen. Süβe Weinberge Christi, kleine Lämmchen seid ihr jetzt noch, aber wie wertvoll kann ein Lämmchen werden, wenn es sich durch die Hände Meiner Mutter dem Vater verschenkt. Kommt doch, Lämmchen, so schwach, so verlassen manchmal und trotzdem so stark, wenn ihr euch selbst Mir gebt und Meiner Mutter".

3.2.1 Palmsonntag

Für die Augen der Welt ist Palmsonntag ein Tag der Freude. In Marias Herzen lese ich aber eine tiefe Betrübnis, denn Sie weiβ, wie schwankend die Lobpreisungen der Welt sind, und Sie leidet sehr unter dem Bewusstsein, dass die Seelen in Jerusalem jubeln, weil sie einen menschlichen Sieg von dem "Propheten aus Nazareth" erwarten. Es gab unter dem Volk Strömungen, die Jesus wie eine Art politische Figur betrachteten, die in dem Befreiungskampf gegen die römischen Besetzer gebraucht werden konnte. Die Worte Jesu über 'Freiheit' waren nicht von allen Seelen im spirituellen Sinne verstanden worden. Für Jesus Selbst war dieser Tag ein notwendiges Sprungbrett zur Vollendung Seiner groβen Werke.

Während der Nacht vor dem feierlichen Einzug Jesu in Jerusalem verrichteten Jesus und Maria eine tiefe Weihe der nahenden Aufopferung des Erlösers an den Ewigen Vater für das Heil der Seelen. Sie tun es getrennt, wodurch Sie der Verfügung der Göttlichen Vorsehung, welche die Einheit Ihrer Herzen betonen will, Folge leisten. Maria weiht mithin Ihre eigene Selbsthingabe.

Am Morgen des Palmsonntags scheinen Jesus und Maria noch mehr als gewöhnlich vollkommen in einer anderen Welt zu leben. Beide wirken geistesabwesend. Ihre Herzen sind vollkommen im Erlösungsmysterium versunken, das jetzt seiner entscheidenden Phase naht.

Maria führt mich mit zum Kern des Herzens Jesu, wo sich das Mysterium entfaltet. Der Messias weiβ, dass die Stunde Seiner Verherrlichung und der Erlösung der Menschheit sehr nahe ist.

Ich schaue jetzt die tiefere Bedeutung der Umstände des feierlichen Einzugs in Jerusalem:

  • Jerusalem steht symbolisch für das Reich Gottes. Es ist 'die Gottesstadt', die Stadt, in der für das auserkorene Volk der Juden das Heiligtum, die eigentliche Wohnung Gottes errichtet worden ist.

  • Es ist ein strahlender Frühlingstag. Jerusalem ist sonnenüberflutet und liegt unter einem wunderbaren blauen und wolkenlosen Himmel. Dies ist ein Symbol für den Ewigen Frühling von Gottes Reich. Himmelblau ist die Farbe des vollkommenen Herzensfriedens, die strahlende Sonne symbolisiert das Göttliche Licht. Am Palmsonntag bietet Jerusalem gleichsam eine Vorabbildung von Gottes Reich des wahren Friedens auf Erden – des Ewigen Frühlings.

  • Jesus lässt Sich zwei Esel besorgen, als Symbole für die Bürden des weltlichen Lebens und des physischen 'Selbst'.

  • Während des Einzugs in Jerusalem sitzt Er auf einem Esel, als Symbol für die Tatsache, dass die Seele nur zur vollkommenen Erlösung gelangen kann, indem sie ihre Körperlichkeit und alle physischen Erfahrungen, ihre stofflichen Anhänglichkeiten und alles, was sie an ihr weltliches 'Ich' bindet, vollkommen überwindet.

  • Es müssen Esel sein, die noch nie geritten worden waren, um anzudeuten, dass alles Stoffliche nicht in den Dienst eines Menschen gestellt werden darf, sondern in den Dienst Gottes, um zur Wiedergeburt zu gelangen. Der erste Reiter dieser Esel wird ja der Sohn Gottes sein.

  • Der Esel, auf dem Jesus sitzt, ist weiblich, weil Gott den Sieg über die Erbsünde symbolisieren will, die durch die erste Frau (Eva) über die Menschheit gekommen ist und die alle Finsternis in der Welt ermöglicht und letztendlich das Leiden Jesu notwendig gemacht hat.

  • Jesus betritt Jerusalem aus der Richtung von Bethphage, östlich von Jerusalem, und symbolisiert so die Morgendämmerung des Neuen Bundes. Der Schlüssel der Erlösung kommt in Gottes Reich wie ein brandneuer Tag, eine aufgehende Sonne, eine Wiedergeburt.

  • Der Einzug Jesu verläuft vom Stadttor aus zum Tempel, Symbol für den Versuch des Erlösers, den tiefsten Kern der Seelen zu erreichen. Die Tatsache, dass Er Sich dem Tempel auf einem Esel nähert, symbolisiert tatsächlich, dass der Weg zur völligen Befreiung, Erlösung und Heiligung der Seele ein Weg ist, der durch anhaltende Eindämmung der Körperlichkeit und der materiellen Seiten des Lebens vollendet wird, und dass das Leben eine Reise ist, auf der alle weltlichen Anhänglichkeiten und Prüfungen bis in den tiefsten Kern der Seele überwunden werden müssen, um dort mit dem Heiligtum in Berührung kommen zu können: Es handelt sich da um eine Darbietung des Lebenswegs an Gott.

  • Jesus wird mit Palmen begrüβt. Die Palme ist Symbol für die Überwindung der eigenen Schwächen, Anhänglichkeiten, Versuchungen, also für die Selbstüberwindung und folglich für die Vollendung der Erlösung in der eigenen Seele durch eine vollkommene Annahme von Christus als dem Erlöser. Die Seele kann den Erlöser nicht deutlicher willkommen heiβen als durch einen aufrichtigen Kampf gegen die Welt in sich selbst.

  • Der Weg wird mit Mänteln bedeckt als Symbol für die Tatsache, dass all dasjenige, womit die Seelen sich an weltlichen Einflüssen bekleiden, dem Einzug Gottes in den Kern der Seele preisgegeben werden muss: Alles Weltliche, der Mantel der weltlichen Persönlichkeit, muss zu einem Teppich gemacht werden, über den Gott Seinen Triumphzug in die Seele vollzieht.

Während Jesus unter Jubel in Jerusalem hinein reitet, wallen aus Seinem Herzen stille Gebete zum Ewigen Vater. Ich lese unter anderem die Worte:

"Vater, möge diese Verfassung der Herzen die Vorabbildung der endgültigen Gründung Unseres Reichs in den Seelen sein. Geruhe, ihnen dies als das Sehnen nach dem letztendlichen Sieg der Erlösung über ihre Wankelmütigkeit und über ihre Verführbarkeit zu aller Finsternis anzurechnen".

Einige Augenblicke später:

"Vater, so wird es sein am Tag, an dem Unser Reich auf Erden für immer gegründet sein wird. Dann wird das Alleluja zu Uns aufsteigen aus den gereinigten Herzen, welche die Erlösung in sich haben erschlieβen können. Die Palmen werden unverwelkbar sein, denn der Feind der Seelen wird sie nicht länger versengen und ihnen das Wasser Göttlichen Lebens rauben und die Sonne wird nicht nur aus dem Himmel auf die Seelen strahlen, sondern aus den Seelen auf vollkommene Weise zu Unseren Herzen zurückgestrahlt werden".

Während der Visionsbilder des feierlichen Einzugs Jesu in Jerusalem sagt Maria mir:

"Ich wünsche Mir, dass alle Christen die Palmzweige, die sie am Palmsonntag weihen lassen, zur Heiligung ihres weltlichen, stofflichen Lebens darbieten und dass sie Mich dabei bitten, dass Ich ihre weltlichen Anhänglichkeiten, Gewohnheiten, Erinnerungen, Schwächen und Verführbarkeiten mit dem Mantel der vollkommenen Erlösung ihrer Seele bekleiden möge". (Hier entsteht das Gebet 1028).

Beim Nachempfinden der tieferen Verfassungen Jesu werde ich von zwei Kräften getroffen, die auβergewöhnlich intensiv aufeinander einwirken:

  • einer Art angespannter Erwartung, vergleichbar mit Seiner Verfassung zur Zeit der Einsetzung der Eucharistie, wie im Punkt 2.3 beschrieben;

  • einer tiefen Betrübnis, vergleichbar mit jener von Marias Herz. Die Augen Jesu verraten eine tiefe Wehmut. Diese beruht auf dem Bewusstsein, dass Er dabei ist, ein Göttliches Mysterium in Erfüllung zu bringen, dessen enorm reiche Symbolik in vielen Dingen zum Ausdruck kommt (siehe die Aufzählung von einigen Elementen, wie hier vorhin angedeutet), doch dass nur ganz wenige Seelen tiefer sehen als das Oberflächliche des Geschehens. Das ganze Geschehen symbolisiert auf auβergewöhnliche Weise die Oberflächlichkeit der Menschenseelen hinsichtlich der höheren Dinge des spirituellen Lebens und der Göttlichen Wirklichkeit.

3.2.2 Zwischen Betanien und Jerusalem

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache: Eines Tages wird Jesus dazu eingeladen, Sich zu Seinem Freund Lazarus auf dessen Landgut in Jerusalem auf den Weg zu machen, weil dieser schwer krank ist und der Tod unmittelbar bevorzustehen scheint. Dennoch, obwohl Lazarus ein ganz treuer Jünger und ein ganz guter Freund Jesu ist, folgt der Messias dieser Einladung nicht sofort und sagt nur zu Seinen Aposteln, dass diese Krankheit "nicht zum Tode führen wird". Als Jesus dann trotzdem nach Betanien geht, ist Lazarus bereits gestorben, und bald stellt sich heraus, dass Jesus mit Seinem Zögern eine bestimmte Absicht verfolgt hat: Er sollte, so kurz vor der groβen Passion, eine erhabene Verherrlichung an die Gottheit bringen. Er erweckt Lazarus wieder zum Leben und verweilt danach weiter auf dessen Landgut. Auch Seine Mutter Maria ist dort anwesend. Gott bereitet auch Sie hier vor auf die Schrecken der Tage, die bald folgen werden.

Der Aufenthalt Jesu in Betanien hat eine tiefe spirituelle Bedeutung. Er ist nur noch wenige Tage von Seinem Leiden und Kreuzestod entfernt, hat soeben einen verstorbenen Menschen wieder zum Leben erweckt, setzt dabei das Zeichen, dass jede Seele, die an Christus glaubt, Ewiges Leben erbt und (in der Seele) nicht sterben kann. Er hält jetzt gleichsam Seine letzten Exerzitien an dem Ort, wo sich durch Christus der Sieg des Lebens über den Tod vollzogen hat. Im Punkt 2.1 wies ich bereits auf die Sphäre rund um die Auferweckung des Lazarus hin. Im Herzen Jesu ist bei der Auferweckung bereits viel von Seinen Verfassungen aus den Stunden der Passion wiederzufinden.

Der Aufenthalt in Betanien ist nicht eine Zeit der Passivität, keine letzte Ruhe vor dem Leiden. Es ist im Grunde genommen eine Periode täglicher Pilgerfahrten. Jesus zieht jeden Morgen früh mit Seinen Aposteln nach Jerusalem, bleibt dort den ganzen Tag, um Gott zu verherrlichen, um in tiefer Meditation versunken zu sein, um zu beten, um in Wort und Vorbild die Wahrheit zu verkünden und dort die Krönung Seiner Lebensaufgabe voll und ganz anzunehmen und zu gestalten. Er empfindet dort in der Fülle die Wahrheit Seiner eigenen Verkündigung, dass Er gekommen sei, 'das Schwert zu bringen', mit anderen Worten, dass Er ein Zeichen des Widerspruchs ist. Niemals sollte dies schärfer zum Ausdruck kommen als im Tempel Jerusalems während dieser letzten Tage vor der Passion: Jesus trifft dort auf den wahren Glauben an Seine Mission ebenso wie auf die heftigsten Kritiken. Nur während der Stunden der Passion selbst werden diese Gegensätze noch weniger bedeckt zutage treten. Jeden Abend kehrt Jesus aber aus dem Getümmel in Jerusalem nach Betanien zurück, um Sich dort am Göttlichen Leben zu laben (an der Gegenwart Seiner Mutter Maria, an den vielen wunderschönen Blumen, an dem nahen Ölberg, an der Landschaft unter der Frühlingssonne).

Während meiner Erfahrungen im Rahmen jener Tage fällt mir übrigens ein ausgeprägter Kontrast zwischen der Luft in Betanien und jener in Jerusalem auf: Während der Frühlingsbeginn dafür sorgt, dass sich Jerusalem eher wie einen Ort anfühlt, an welchem die Luft sogar physisch bedrängt und sauerstoffarm ist, fühlt sich die Luft in Betanien mild warm aber Leben bringend und sauerstoffreich an und ist er von Blumendüften durchdrungen. Ich spüre diese Wirkung nicht nur im Körper, sondern im Mittelpunkt meiner Seele: Die Atmosphäre in Betanien schlieβt die Seele auf und lässt sie voll und unbeschwert atmen, belebt und entspannt sie. Dieser Kontrast bezieht sich nicht lediglich auf den Unterschied zwischen der Stadt und den offenen Ländereien, sondern ebenfalls auf die Bedrängung wegen der Sünde in Jerusalem gegenüber der Lebenskraft und dem erquickenden Einfluss der Gegenwart heiliger Seelen in Betanien. Gott setzt Zeichen, und in den stofflichen Empfindungen zeigt Er eindeutig dasjenige, was Menschenseelen auf der seelischen Ebene des Lebens wegen ihrer Blindheit nicht mehr wahrzunehmen vermögen.

Es ist ebenso in diesen Tagen in Betanien, dass Maria Magdalena (das Evangelium gibt hier keine Auskunft, aber ich sehe überdeutlich, dass sie es ist) Jesus balsamiert, zu Seinen Füβen weint, Seine Füβe mit ihren Haaren abtrocknet und ihren Krug mit duftendem Balsam zerbricht, wodurch das ganze Haus von einem Parfüm durchdrungen wird, das im spirituellen Sinne einen Duft von Heiligkeit symbolisiert. Der Krug steht symbolisch für die Stofflichkeit des Körpers. Wenn der Körper sich freiwillig brechen lässt, wird der Duft der Heiligkeit aus dem Kern der Seele freigesetzt. Auch hier zeigt Gott eine Reihe von mächtigen Symbolen für den Wert des Brechens der Stofflichkeit, für den Wert der Loslösung von dem Stofflichen und Körperlichen und zeigt die höchste Ehrerweisung an den Erlöser für die Heiligung der Seele. Wenige Tage später wird der Erlöser Selbst den 'Krug' Seines allerheiligsten Körpers freiwillig brechen lassen, um die Fülle der Erlösung über die Seelen ausströmen zu lassen. Bemerkenswert ist, dass Judas Iskarioth der Einzige ist, der sich gegen die Handlungen von Maria Magdalena auflehnt: Seiner Meinung nach sei der Erlös für diesen kostbaren Balsam besser für die Armen aufgewendet worden.

Judas vertritt hier die Seelen, die meinen, dass:

  • der Krug (Anhänglichkeit an das Stoffliche, das Körperliche, das Weltliche) vorzugsweise nicht gebrochen wird;

  • die Verherrlichung Gottes und die Entwicklung der Heiligkeit im Kern der Seele keiner groβen Investition (= nicht des teuren Balsams!) wert ist;

  • die Verbreitung der Heiligkeit eine Vergeudung ist, dass es nämlich noch andere Werte gibt, die Vorrang bekommen müssen:

  • Ehrerweisung an Christus überflüssig ist.

Die Herrin aller Seelen weist mich darauf hin, dass Jesus in diesen Tagen den Seelen ein Zeichen setze für die Rückkehr der Seelen in Marias Herzen, um dort die Kraft zu schöpfen, ihre Lebenswerke zu vollbringen. Sie zeigt mir in Reihen von Bildern die spirituellen Hintergründe der Tage, an denen Jesus Sich vom Abend bis zum frühen Morgen in Betanien aufhält und vom frühen Morgen bis zum Abend in Jerusalem. Betanien und Jerusalem sind einer des anderen spiritueller Gegenpol. Jesus Selbst setzt das Jerusalem Seiner letzten Tage mit Satan gleich und Betanien mit Seiner Mutter Maria.

Hier der Vergleich:

BETANIEN JERUSALEM

Friede des Herzens

Leiden und Unruhe

wunderschöne Landschaften, der Duft von Rosen, Obstbäume in voller Blüte

Getümmel von Menschen und ein Vorempfinden des Duftes von Leiden und Tod
Ruhe und Friede

ständige Angriffe auf Herz, Geist und Körper

Geborgenheit und Freundschaft (Jesus findet dort die tröstende Gesellschaft von Maria, Lazarus und seinen Geschwistern)

Feindschaft und Verrat (Jesus stöβt unaufhörlich auf die giftigen Zungen von Pharisäern und Schriftgelehrten und auf die Sphäre des Verrats). Inzwischen knüpft Judas dort auch die Kontakte für den bevorstehenden Verrat.

Betanien ist vergleichbar mit dem Herzen Mariä. Maria vertritt dabei das Unsterbliche (wie mit der Auferweckung des Lazarus aus dem Tode symbolisiert).

Jerusalem ist mit der Höhle Satans vergleichbar, mit dem Verderben, mit einem Ort, an dem sich die Sünde anhäuft.

Marias Herz ist der Platz, wo Gott Seine höchste Verherrlichung findet und wo das Göttliche Leben in seiner Fülle blüht.

Jerusalem ist der Ort des Gottesmordes, des äuβersten Zerstörungswerks Satans, des Todes der Seele.

Betanien vertritt die Salbung Gottes mit parfümiertem Balsam (der Essenz aus der Blume der Heiligkeit) aus dem Krug (dem Körper, der Stofflichkeit, die gebrochen wird, um die Heiligkeit freizusetzen). Jerusalem vertritt den äuβersten Versuch, Gott zu verunreinigen, wo die Füβe des Christus nicht während einer Balsamierung geküsst werden, sondern Sein Antlitz zum Verrat geküsst wird.

Jesus verbringt die Abende und Nächte in Betanien in ruhigen Gesprächen mit Seiner Mutter, Seinem Gastgeber und Seinen Gastgeberinnen (Lazarus, Maria Magdalena, Martha), und Seinen Aposteln, in tiefer Meditation, in stillem Gebet. Wie immer schläft Er ganz wenig. Während einer Nacht in Betanien macht Jesus mich auch zum Zeugen Seines Testaments der Liebe, das Er dem Ewigen Vater weiht.

Ich sehe und schreibe auf:

Ich sehe Jesus auf der groβen Terrasse des Landguts von Lazarus in Betanien, wie ich dies ein paar Jahre zuvor bereits in einer Vision gesehen habe. Es dürfte höchstens zwei oder drei Tage vor Gründonnerstag sein, denn der Mond ist fast voll und in früheren Visionen über die Ereignisse im Garten von Gethsemani habe ich jedes Mal gesehen, dass in der Nacht des Verrats an Jesus Vollmond war. Ich sehe Jesus in einem intensiven Gespräch zum Ewigen Vater. Ich lese in Seinem Herzen, das vor Verzückung zittert:

"O Mein Vater, die Stunde ist gekommen, um Dir Mein Testament der Liebe zu weihen. Zwar ist es Dir bekannt, da Unsere Herzen vor der Gründung der Erde bereits eins waren, aber trotzdem will Ich es Dir weihen, während Ich noch im Fleisch bin, damit es der Menschheit zu gröβerem Heil gereichen möge. Geruhe, es so anzunehmen, als würde es von allen Menschenseelen an Dich gerichtet. Ich weihe es Dir im Verborgenen, damit es offenbart werden möge, wenn Unsere Zeit dazu gekommen sein wird. Dies ist Mein Testament der Liebe: dass alle Seelen Mir nachfolgen sollen, indem sie die drei Wege Meines Lebens im Fleisch auch in ihrem eigenen Leben gehen:

1. indem sie Dich verherrlichen und Diejenigen, welche von Dir dazu gesandt werden, Deinen heiligen Namen zu vergegenwärtigen;

(Das dazugehörige Bild zeigt mir, dass Jesus hier eigentlich Sich Selbst, den Heiligen Geist und Maria meint — Jesus zeigt mir ebenfalls die Sakramente)

2. indem sie sich zu Unserer Ewigen Wahrheit bekennen, nicht nur in Worten, sondern auch durch das Vorbild eines heiligen und tugendhaften Lebens;

3. indem sie den Kelch annehmen, den Unsere Vorsehung für sie bereitet hat, Tag für Tag, in Liebe und ohne Auflehnung.

Dies, Mein Vater, ist es, wonach Ich Mich so sehr sehne, damit die Seelen die Früchte ernten mögen, die Du für sie bestimmt hast. Ich Selbst bin der Acker, der die Saat in Sich trägt. Bereits ist der Pflug im Anzug. Wenige Stunden noch und er wird die Hochzeit mit Meinem Blut schlieβen, damit die Saat für jede Seele reifen möge, welche die Ernte in der Stunde hüten wird, in der sie selbst dazu berufen werden soll, in Regen und Wind, unter der brennenden Sonne und unter dichten Nebeln.

O Vater, Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die wahre Liebe kennen lernen, das tiefe Wesen Unseres ganzen Tuns und Lassens und von ihrem eigenen Leben in Uns.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte spüren mögen, was ihren Gott in allen Seinen Verfügungen für ihren Lebensweg und für die ganze Menschheit treibt,

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die bedingungslose Liebe erkennen als die einzige Quelle des wahren Glücks, der wahren Freude, des wahren Frohmuts, des wahren inneren Friedens.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte in sich das Feuer finden mögen, sich selbst vollkommen zu verleugnen, damit alle ihre Mitgeschöpfe den wahren Frieden und das wahre Glück finden mögen, durch ihre Handlungen, ihre Worte und ihre Lebensweise.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte für alle ihre Mitgeschöpfe Zeichen und Quelle des wahren Lichts sein mögen: Zeichen und Quelle von Ermutigung, Hoffnung und Unterstützung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen als das einzige Heilmittel für alle Unruhe, allen Zweifel, allen Unfrieden und alle Versuchung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die wahre und aufrichtige Liebe erkennen als den einzigen Weg zur wahren inneren Befreiung und dadurch als den einzigen Weg zur Ewigen Glückseligkeit.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte Meine Mutter erkennen als die vollreife Frucht der Liebe und Sie in sich aufnehmen als die Stimme, das Licht und den Herzschlag ihres Gottes Selbst.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Kraft erkennen mögen, die von der bedingungslosen Liebe ausgeht, dass sie erfahren mögen, wie das Blut ihres Gottes durch alle Beziehungen mit ihren Mitgeschöpfen in dem Maβe hindurch strömt, in dem sie in allen ihren Mitgeschöpfen einen Keim ihres Gottes erkennen.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe verherrlichen werden durch die vollkommene Verleugnung ihres eigenen stofflichen Lebens und ihrer eigenen stofflichen Bedürfnisse, im Bewusstsein, dass Unser Geist sie dann über ihre Schwächen erheben wird.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte verstehen mögen, dass Ich von Dir gesandt worden bin als Verkörperung des allerheiligsten Bundes der Liebe zwischen Gott und ihnen selbst.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen mögen als die Göttliche Macht, die alle Finsternis besiegt.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte die Liebe erkennen mögen als die Sonne, die alle Früchte ihrer Lebenswerke reifen lässt, damit diese ihnen die ewige Seligkeit bringen werden und bereits auf Erden den wahren inneren Frieden.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte begreifen und empfinden mögen, dass jedes Leid, das sie einem Mitgeschöpf zufügen, sie ihrem Gott zugefügt haben, dass nämlich ihr Gott eine Faser Seines Herzens in alle Seine Geschöpfe gelegt hat.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte lernen mögen, die unendliche Macht der erlösenden und heiligenden Liebe aus Unserem Göttlichen Herzen freizumachen durch die äuβerste Anwendung der Vergebungsbereitschaft und der restlosen Versöhnung.

Ich sehne Mich so sehr danach, dass die Seelen aller kommenden Jahrhunderte Mich als die Mensch gewordene Liebe erkennen mögen, als das Vorbild für die Liebe, die durch die Annahme des Kreuzes befreit und verherrlicht, und dass sie Meine Werke erkennen und annehmen mögen als die Ernte der Ewigen Liebe".

Ich sehe jetzt Jesus mit den Aposteln auf dem Weg von Betanien nach Jerusalem. Es muss am frühen Morgen sein. Entlang dem welligen Weg sehe ich Äcker und Gärten, die eindeutige Zeichen des Frühlings zeigen. Jesus läuft mit gebeugtem Haupt, lässt jedoch dann und wann Seinen Blick über die Landschaft neben dem Weg gehen. Sein Antlitz strahlt eine irgendwie geistesabwesende, sanfte Traurigkeit aus. Ich sehe in Seinem Herzen die nachfolgende Weihe:

"O Mein Vater, nicht mehr lange werden Meine Füβe die Wege der Erde gehen. Wie schön ist doch Deine Schöpfung in dieser Zeit, wie trostlos ist allerdings der Anblick der Seelen. Noch gehe Ich den Weg nach Jerusalem, der heiligen Stadt, die ihre Heiligkeit an die Finsternis verkauft hat. Ich weihe Dir diese Reise zum Tempel, damit die Seelen alsbald geheiligt werden mögen, damit sie für Meinen Eintritt in ihren Tempel erschlossen werden mögen und der Frühling auch in den Seelen in seiner heiligen Schönheit blühen möge".

(Die Apostel sehen ernst aus, dennoch sehe ich einige von ihnen etwas unterdrückt lachen wegen einer leise ausgesprochenen Bemerkung von Thomas, die ich nicht wörtlich verstehe. Jesus betet in Seinem Herzen weiter):

"Vater, Ich bitte um Kraft für diese, die Mich drei Jahre lang in ihrer Mitte gehabt haben. Auch ihr Körper ist durch die langen Fuβmärsche und die Sorgen um die Seelen gebrochen. Wie schwer werden die Herzen alsbald geprüft werden. Mögen sie die Kraft finden, mehr denn je alles preiszugeben für die Freuden des Ewigen Frühlings in der Selbsthingabe für die Gründung Unseres Reichs. Selig die Seelen in allen Jahrhunderten, die in ihrem ganzen Herzen verstehen und spüren werden, wie groβ die Nachempfindung dieser Stunden für die Erschlieβung der Schätze der Ewigen Glückseligkeit ist.

Ich weihe Dir alle Seelen, die durch die Jahrhunderte hindurch noch über die Wege der Erde gehen werden, damit das Ziel ihrer Reisen die Gründung Unseres Reichs auf Erden sein möge. Mögen alle Seelen sich den Eintritt in das Allerheiligste ihres Tempels zur Bestimmung ihrer Lebensreise machen: die volle Blüte der Heiligkeit, die Du ihnen bei ihrer Erschaffung gegeben hast. Möge Mein Weg ihnen zur Quelle von Liebe und Beseelung sein, möge Unser Geist ihnen die treibende Kraft zur Ausdauer schenken und möge die Blume Unseres Wohlgefallens (Jesus hat Marias Bild vor dem Geist) alle Seelengärten zieren und in den Duft der gröβten Heiligkeit untertauchen".

GRÜNDONNERSTAG

3.2.3 Der Garten Gethsemani

Nachdem Jesus mit Seinen Aposteln das Letzte Abendmahl abgehalten und ihnen gegenüber das ewig dauernde Erbe Seines Leibes und Blutes bestätigt hat, verlässt Er mit ihnen das Zönakel und zieht zum Garten Gethsemani. Unterwegs werden die Apostel bedrängt vom Anblick des Herrn, in Dem sich die geheimnisvolle Verfassung, von der sie in den vergangenen Stunden Zeugen gewesen waren, noch weiter zu vertiefen scheint. Jesus scheint zu schauen, aber nicht zu sehen. Es kommt ihnen vor, als ob Er 'schwebt' aber betrübt ist.

Der Garten Gethsemani ist mit einem stark bewachsenen Landgut oder Park vergleichbar. Jesus ist dort mit Seinen Aposteln bereits öfters gewesen, um sie in der Ruhe und im Frieden der vielen Olivenbäume zu unterrichten. Jesus liebt den Olivenbaum. Dieser Baum ist Symbol für den tiefen Frieden im Herzen und in der Seele, für die innere Ruhe der Seele, welche die Stürme der Welt in sich zu beherrschen weiβ. Genau daher hat die Göttliche Vorsehung diesen Ort für den Anfang der eigentlichen Passion Christi auserwählt. Jesus wird hier den Orkan aller Sünden aller Seelen aller Zeiten in Sich ziehen, damit Er sie allmählich in Seinem Göttlichen Herzen abbaut, indem Er ihre vernichtende Kraft dem Bett des wahren Friedens Christi, der Unerschütterlichkeit der Gottheit, anvertraut. In dem Maβe, wie die Sündhaftigkeit aus den Seelen gezogen wird, erhöht sich ihr wahrer Friede, oder bildlich ausgedrückt: In dem Maβe wie die Seele ihre Erlösung zu vertiefen vermag, fangen in ihr die Olivenbäume an zu blühen. Dadurch dass Jesus hier in der Fülle Gott und Mensch zugleich sein muss, wird die Auseinandersetzung zwischen der Sündenmasse und Seinem eigenen vollkommenen inneren Frieden einen schrecklichen Kampf verursachen.

Es gibt noch einen anderen Grund, wieso der Garten Gethsemani von Gottes Vorsehung zur Bühne des gewaltigen inneren Kampfes des Gott-Menschen auserkoren worden ist: Der Olivengarten befindet sich genau an dem Ort, wo sich bei der Schöpfung der Erde das irdische Paradies befand. An diesem Ort, wo das erste Menschenpaar die Erbsünde betrieb, wird der Neue Adam, der Gott-Mensch, der Messias und Christus, der Erlöser, das Todesurteil für die Folgen der Erbsünde unterzeichnen.

Über Jerusalem und dem Garten Gethsemani scheint der Vollmond als Symbol für das Licht Gottes in der Finsternis der Sünden, als Gottes Zeichen der Hoffnung. Jesus schaut nach dem Vollmond über dem Garten und aus Seinem Herzen wallen die nachfolgenden Worte zum Ewigen Vater auf, bezogen auf alle Seelen:

"Das Licht des Vollmondes werde Ich ihnen in der Trostlosigkeit ihrer Nacht zeigen...,"

(Jesus zeigt mir jetzt Maria, die Er vom Kreuz herab auf formelle Weise den Seelen geben wird. Er stellt hier Maria also symbolisch als den Vollmond dar und drückt den Göttlichen Plan aus, Maria den Seelen zu geben. Auch Maria Selbst verglich Sich bereits mehrmals mit dem Vollmond), und Jesus seufzt weiter:

... damit sie ihre Finsternis erkennen mögen, aber auch die Hoffnung auf den Sieg des Lichts".

Diese Worte sind sehr inhaltsreich: Maria wird als Diejenige vorgestellt, Die das Licht Gottes ungehemmt und in seiner Fülle zu den Seelen weiter strahlt. Jesus stellt dabei Maria zum Vorbild vollkommener Heiligkeit und zum Zeichen der Hoffnung für die Seelen hin, die an der Fähigkeit der geschaffenen Seele, die wahre Heiligkeit zu erreichen, zweifeln sollten.

Während Jesus Sich zwischen den Bäumen und Sträuchern zur Erde niederwirft, blitzt buchstäblich die ganze Heilsgeschichte an den Augen Seiner Seele vorbei. Er sieht dabei das Grauen der unzähligen Milliarden Sünden aller Seelen durch alle Jahrhunderte hindurch, die Er hier in Sein Herz zieht, um diese abzubüβen. Hier das Bild: Der Erlöser liegt mit Seiner Brust gegen die Erde gedrückt, als Ausdruck dafür, dass Er die ganze Welt und alle Sünden in Sich zieht. Die ersten Bilder, die Jesus hier im Inneren schaut, sind jene der Erbsünde, die Jahrhunderte vorher an diesem Ort begangen worden ist. Sein Körper bebt und zittert wie in heftigen Krämpfen. Der Messias seufzt: "Meine Seele ist betrübt bis in den Tod". Mit diesen Worten deutet Er an, dass der Druck aller Sünden auf Seine Seele so schwer ist, dass es Ihm vorkommt, als ob Sein Herz unter der Last brechen würde.

Genau auf dem Gipfel dieser emotional zerschmetternden Last seufzt Jesus: "Vater, möge dieser Kelch an Mir vorübergehen".

Der Erlöser zeigt hier die Schwachheit des Menschen unter dem Druck der Prüfungen, zeigt jedoch sofort die von Gott erwartete Reaktion in dem Seufzer: "Nicht Mein Wille geschehe, Vater, sondern der Deine".

Die menschliche Schwachheit wird hier unmittelbar durch den Ruf aus dem Kern der Seele besiegt, die sich mit Gott eins weiβ, und bezeugt in diesem letztgenannten Seufzer die vollkommene Hingabe an Gottes Willen zu Diensten von Gottes Heilsplan. Jesus setzt dadurch das Vorbild für die ständige Bereitschaft der Seele, ihren menschlichen Willen vollkommen in den Dienst von Gottes Willen zu stellen, weil dies der einzige Weg zur vollkommenen Fruchtbarkeit ist. Er zeigt hier auch die Notwendigkeit, dass die Seele sich immer ihrer wahren Berufung bewusst sein soll. Die Berufung Jesu besteht aus der Erlösung der Seelen. Er weiβ, dass Er Sich Selbst, die ganze menschliche Komponente Seines Wesens, bis zum Äuβersten verleugnen muss, um dies zu verwirklichen. Deshalb erklärt Er Sich sofort eins mit dem Willen Gottes. Der Wille Gottes ist die Quelle aller Kräfte, die auf die Vollendung des Heilsplans für alle Seelen aller Zeiten gerichtet sind. Sich mit dem Willen Gottes eins zu machen, bedeutet daher: die eigene Lebensberufung suchen und versuchen, diese zu vollenden. Für Jesus kann dies nicht anders geschehen, als dadurch, dass Er den bitteren Kelch bis zum letzten Tropfen leert, in vollkommener Selbsthingabe, die in makelloser Liebe vollzogen werden muss.

In Jesus vollzieht sich ein schrecklicher Kampf, der auf eine auβergewöhnliche Weise sehen lässt, was in der Seele unter Einfluss der Sünde geschieht: Gott beginnt, Wasser und Blut zu schwitzen, als Symbol für die Tatsache, dass die Seele durch die Sünde das Göttliche Leben verliert (das Blut Jesu = Träger des Göttlichen Lebens).

Weil Jesus den Willen Gottes als den einzigen Faktor angenommen hat, der Sein weiteres Schicksal bestimmen wird, wird Ihm ein Engel zur Unterstützung gegeben. So wird es mit jeder Seele geschehen, die ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche den Bedürfnissen von Gottes Heilsplan für alle Seelen unterordnet. Im Herzen Jesu lese ich die Worte:

"O Mein Vater, wie schwer wird Mein Herz durch den schrecklichen Anblick der Sündenbürde der Seelen heimgesucht. Die Sünden sind zahlreicher als das Tausendfache aller Sterne, ihre Tragweite gröβer als die Unendlichkeit der Finsternis zwischen den Sternen. Siehe, Ich biete Dir Mein zermalmtes Herz, damit das Reifen des Keims der aufrichtigen Reue in Seelen erkauft werden möge.

O Vater, ist jedes Auflodern von Reue in einer Seele nicht wie ein Stern am nächtlichen Himmel? O, wie viel Reue muss dargebracht werden damit alle Finsternis am Firmament in Licht verwandelt werden kann und die Menschheit mit einem Mantel Göttlichen Lichts bekleidet werden möge. Nirgends begegnet die Seele ihrem Gott auf innigere Weise als in der Reue über ihre Sünden und Schwächen. In der Reue wird die Hochzeit zwischen der Liebe und dem Erkennen von Gottes Absichten geschlossen. In der reumütigen Seele reift der Keim des Plans, den Gott mit ihr hat: Sie versteht plötzlich, was Gott mit ihr vorhat und wie sehr sie diesen Plan gestört hat, und sie liebt ihren Schöpfer wegen der Gröβe Seiner Werke in ihr und durch sie: O welche Demütigung für den listigen Verführer ist die Reue der Seele.

O Vater, diese Nacht gebe Ich Dir Mein Herz im Tausch für die Sendung Unseres Geistes, damit der Keim der Reue in vielen reifen möge".

Dies ist die Liebe Gottes in der Fülle ihrer Auswirkung: Jesus steht auf der Schwelle der vollkommenen Vernichtung im Fleisch, ist Sich der Tragweite Seines kommenden Leidenswegs bewusst und denkt dennoch nur an die Vollendung des Heils der Seelen. Letztendlich muss die Erlösung tatsächlich durch die heiligende Wirkung des Heiligen Geistes in der Seele vollendet werden.

Während Jesus Seinen schrecklichen Todeskampf im Herzen durchmacht, wendet Er Sich bis drei Mal an Petrus, Johannes und Jakobus. Er trifft sie jedes Mal wieder schlafend an, trotz der Mahnung Jesu zu wachen und zu beten. Jesus bringt hier zum Ausdruck, dass Gott Sich wünscht, dass Seelen in Not immer mit dem Gebet anderer Seelen rechnen können. Die schlafenden Apostel drücken hier aber auch das Gewissen aus, das einschläft, während die Sünde überall auf der Lauer liegt und sich der Seele naht (wie Judas Iskarioth inzwischen dabei ist, sich dem Garten von Gethsemani mit einem Gefolge von Dienern der Hohepriester zu nähern, wie näher heranschleichende Teufel). Jesus weckt die schlafenden Apostel jedes Mal wieder als Zeichen dafür, dass Gott die 'schlafenden' Seelen immer wieder wach rüttelt. Die eingeschlafenen Apostel symbolisieren also die Seelen, die in spiritueller Hinsicht einschlafen, weil sie sich keiner Bosheit bewusst sind und daher so anfällig werden für alle mögliche Verblendung: Diese Seelen merken nicht, dass die Teufel näher heranschleichen. Die wachende Seele im innigen Kontakt mit Gott (wie Jesus hier) sieht dies durchaus tief in sich selbst und ist sich inzwischen der Sündhaftigkeit der Seelen völlig bewusst.

Während dieser ganzen Vision erfahre ich in meinem Körper intensive Schmerzen im linken Lendenbereich und ich sehe, wie Jesus jedes Mal wieder vornüber zusammengesunken sitzt. Der Schmerz im linken Lendenbereich stellt sich als Krampf im Milzbereich heraus. Die Milz ist ein groβes Zentrum innerhalb des Immunsystems des Körpers (des Systems, das im Körper Krankheitserreger bekämpft). Dieser Schmerz während dieser Vision wird mir als Symbol für den Kampf der Seele gegen die Sünde erklärt, welche die Seele infiziert und krank macht. Jesus kämpft im Olivengarten buchstäblich gegen alle Sünden der Menschheit aller Zeiten, die Er auf stellvertretende Weise in Sich gezogen hat. Es ist, als ob 'die Milz' auf der Ebene Seiner Seele die schreckliche Giftwoge der Sünde aller Zeiten zu verarbeiten bekommt und dieses durch intensiven Druck und stechende Schmerzen ausdrückt.

Judas Iskarioth und das ganze Gefolge von Gerichtsdienern nähert sich jetzt mit Fackeln, als Symbole für die Irrlichter der Welt, die Scheinlichter aller Irreführung, die vom weltlichen Denken und Sehnen ausgehen, von allem Materialismus, von allem Unglauben und Unverständnis hinsichtlich des wahren Lichts und der Wahrheit Gottes.

Im Olivengarten (mit dem Olivenbaum als Symbol für den wahren Frieden) wird das Licht der Welt gefangen genommen, damit Er dem groβen Konflikt zwischen Wahrheit und Unwissenheit, zwischen Liebe und Bosheit, zwischen Licht und Finsternis (Symbol für gewollten Unfrieden) preisgegeben wird. Der groβe Konflikt wird bald bereits eine Vorabbildung in der Art und Weise finden, auf welche das Aufeinandertreffen zwischen den beiden Parteien stattfindet. Beim Eintreten der Gerichtsdiener in den Hof fragt Jesus sie, wen sie suchen. Sie antworten Ihm: 'Jesus, den Nazarener'. Als Jesus daraufhin sagt: "Das bin Ich", fallen sie zu Boden, als Symbol für die Tatsache, dass die Lügen, die Sünde, die Verblendung nicht der Stimme der Wahrheit gewachsen sind, und dadurch dass sie sich durch die Wahrheit (das Licht) überwältigt fühlen, sich so fest wie möglich an das Irdische festklammern, gleichsam 'blitzschnell zu der Erde zurückkehren' (zur Erde fallen).

Judas küsst Jesus als Erkennungszeichen für jene, die Ihn suchen und sich nicht sicher sind, wie Er aussieht. Die Lüge, die Finsternis kennt ja die Wahrheit, das Licht, nicht, oder noch genauer ausgedrückt: Sie können sie nicht fassen, sie verstehen sie nicht und sie erkennen die Wahrheit nicht, sogar wenn diese in der eigenen Umgebung lebt. Die sündige Seele (hier durch Judas symbolisiert) ist auβerdem sogar so unverschämt, dass sie Gott verrät, während sie sich des Zeichens der Liebe (des Kusses) bedient. Es wird in der Heilsgeschichte sehr oft vorkommen, dass Seelen scheinbar (für das Auge der Welt) die Liebe leben und sie anwenden, jedoch in Wirklichkeit Jesus verraten und Ihn der Verurteilung und dem Tode ausliefern. Judas hat Jesus drei Jahre lang in unzähligen Situationen gekannt. So werden auch in allen Jahrhunderten zahllose 'Christen' Jesus nicht wirklich erkennen und also nicht als echte Christen leben.

Petrus zieht inzwischen das Schwert und haut das Ohr des Gerichtsdieners Malchus ab. Durch das Abhauen des Ohres zeigt Gottes Vorsehung ein Symbol für die Seelen, die nicht auf die Wahrheit hören wollen, die sie hören, doch sie nicht in sich zulassen und also auch nicht anwenden, die also mit der Liebe und dem Licht in Berührung kommen, doch dies nicht für ihre eigene Bekehrung anwenden. Jesus aber heilt das Ohr, sogar noch unter diesen Umständen, und deutet damit an, dass Er in allen Zeiten weiterhin für die Bekehrung jener leiden wird, die nicht auf Gottes Worte hören wollen und die die Propheten von Gottes Wahrheit verfolgen.

So wird Jesus dann aus dem Olivengarten (dem Symbol für den Frieden) weggeführt zu den Hohepriestern. Begreifen wir die tiefe Bedeutung dieses Bildes: Die Finsternis versucht, jede Seele aus dem Frieden ihres Herzens wegzuziehen, um sie zur Unruhe der weltlichen Dinge zu führen. Jesus wird aber in den kommenden Stunden mehr denn je zeigen, dass das Leben erst seinen wahren Wert erhält, wenn die Seele sich nicht des inneren Friedens berauben lässt, wenn sie in aller Unruhe, die sie umgibt, tief im eigenen Herzen den wahren Frieden des Lebens mit Gott sucht. Aus der Erfahrung des inneren Friedens heraus macht die Seele ihre wahre erlösende und heiligende Kraft frei. So hat Jesus es vorgelebt.

3.2.4 Die Verhöre

Später am Abend bekomme ich Bilder und Gefühle über die Verhöre bei den Hohepriestern. Jesus spricht bemerkenswerterweise wenig, auch nicht beim Hören der vielen Unwahrheiten und schamlosen Lügen, die über Ihn ausgegossen werden. Der Grund dafür liegt in einer Erwägung äuβerster Liebe: Jesus berücksichtigte die Tatsache, dass das Sagen der Wahrheit gegenüber einer Seele, die absolut nicht reif ist, die Wahrheit in sich aufzunehmen und etwas damit zu tun, dieser Seele zur Verurteilung gereichen kann. Je mehr eine Seele über Gottes Wahrheit erfährt, desto mehr wird von ihr erwartet, dass sie diese Wahrheit als Nahrung in sich aufnimmt.

Die Hohepriester waren sehr tief in dem jüdischen Glauben (dem Alten Testament) verwurzelt und hatten auch aus Gründen des sozialen Prestiges jegliches Interesse daran, ihre Position aufrecht zu erhalten. Aus weltlicher Sicht konnten sie es sich kaum leisten, die Person und die Lehre Jesu objektiv zu beurteilen. So waren sie voreingenommen und planten ohne weiteres, es derart einzufädeln, dass Jesus verurteilt und aus dem Weg geräumt werden soll. Jesus, Der ihr Herz und ihre Seele durchschaute und wusste, dass sie nur mit einer einzigen Absicht auf Seine Worte hören würden, nämlich um Ihm eine strafbare Aussage anhängen zu können, hielt Sich zurück, viel zu sagen. Jedes Wort von Ihm, das sie nicht näher zu einer gründlichen Bekehrung bringen würde, würde ihnen gemäβ dem Gesetz der Göttlichen Gerechtigkeit als eine Schuld angerechnet werden. Weil Jesus auf die Welt gekommen war, um alle Seelen zur einzigen Wahrheit Gottes zu bringen, hielt die Liebe Ihn davor zurück, Seine Verurteiler noch tiefer in den Abgrund stürzen zu lassen. Genau aus demselben Grund wird Jesus am nächsten Morgen kaum zu Pilatus sprechen.

Ich lese im Herzen Jesu und fühle dort, wie sehr Er während der Verhöre ununterbrochen in Gott und in dem Kern des Heilsplans verwurzelt bleibt. Sein Denken steht fast auf Null, Sein inneres Leben besteht aus nichts als Gefühl. In dem Maβe, wie die körperlichen Qualen vom Schlagen, Stoβen, Stürzen und Verwundungen durch die Stricke, mit denen Er aus dem Garten Gethsemani weggeführt worden ist, zunehmen, richtet Er Sein Herz intensiver auf das Herz des Ewigen Vaters.

Ich werde zum Zeugen eines wunderbaren Dreiecks von Licht zwischen Jesus, dem Ewigen Vater und Maria (die Sich nicht in der unmittelbaren Nähe von Jesus befindet). Das Strömen von Liebe und von ausgetauschten Gefühlen zwischen diesen Dreien ist unbeschreiblich. Maria empfindet aus der Ferne (manchmal befindet Sie Sich ein paar Kilometer von Jesus entfernt) alles (die Empfindungen Jesu an Herz und Körper) bis in die Einzelheiten in Ihrem eigenen Herzen und Körper, als ob Sie und Jesus dasselbe Herz und denselben Körper teilen würden. Ich spüre, wie im Körper Jesu jede Faser flimmert und vibriert vor Spannungen und Qualen in Muskeln, Bindegeweben, Haut, Blutgefäβen…, dennoch erfahre ich, wie Sein Herz gleichzeitig Lobgesänge an den Ewigen Vater richtet wegen Seiner Vorsehung, die verfügt hat, dass Er (Jesus) dies alles jetzt durchmacht.

Ich spüre, wie dieses Göttliche Herz auch Gefühle der Hoffnung und Ermutigung an das Herz Seiner Mutter richtet. Während Sein Herz sich tiefer in das Bewusstsein der Vollziehung des Heilsmysteriums begräbt, ist es, als ob Jesus unaufhörlich Wogen von Licht in die Finsternis treibt. Jesus übersteigt jetzt die elenden Gefühle Seines Körpers durch eine versengende Sehnsucht, Seelen der ewigen Finsternis zu entziehen.

Ich bekomme in Bezug auf Jesus das Bild von jemandem, der an unermesslichen Rosenfeldern entlang läuft und in einem unvorstellbaren Fieber (wie in einer 'Besessenheit' von Liebe) und in einem Eiltempo eine Rose nach der anderen zu pflücken beginnt. Bei jeder Rose reiβt er sich die Hände weiter und weiter an den Dornen auf, und je heftiger er blutet, desto glühender pflückt er, wie in einem Rennen gegen die Uhr (jede gepflückte Rose ist eine erlöste Seele). Jesus ist Sich Seines körperlichen Elends völlig bewusst, überwindet jedoch diese Gefühle mit Feuer: Je mehr Er leidet, desto inbrünstiger opfert Er dieses Leiden Seiner unvorstellbaren Sehnsucht auf, Seelen der Finsternis zu entreiβen und sie für das Licht der Ewigen Glückseligkeit zu erschlieβen. Nun lese ich in Seinem Herzen die Anrufung:

"Vater, lebe in Mir, denn es ist jetzt oder nie. Es muss vollbracht werden. Kann die wahre Göttliche Liebe der Versuchung erliegen?"

(Jesus zielt hier auf die Macht der wahren Liebe über alle Prüfungen des stofflichen Lebens ab).

Ich spüre, wie Jesus zu einem gewissen Zeitpunkt einen ekelhaft-bitteren Geschmack in den Mund bekommt. Ich lese in Seinem Herzen, wie intensiv Er alle Seine Empfindungen auf Symbole des Lebens zu richten sucht, die Er im Geist heraufbeschwört: Blumen, eine himmelblaue Luft, aber auch häufig die Seele Mariä und andere Seelen. Ich sehe ebenso ganz abstrakte Bilder, von denen mir erklärt wird, dass sie Göttliche Mysterien symbolisieren. Es ist klar, dass Jesus in Sich die unendliche Macht der Liebe zusammenballt wie ein Schild gegen Seine körperlichen Empfindungen.

Um die Zeit der Verhöre und der Überführung Jesu zwischen verschiedenen Gebäuden wird Er von Petrus drei Mal verleugnet. Petrus zeigte wenige Stunden zuvor noch den menschlichen Übermut, indem er Jesus versicherte, dass er sein Leben für Ihn geben würde, doch zeigt hier jetzt die Schwachheit in der Prüfung, wenn das eigene stoffliche Wohlbefinden bedroht wird. Wenn der Hahn kräht, hat dies für Petrus die Wirkung einer plötzlichen Bewusstwerdung. Jesus hat ihm prophezeit, dass er Ihn drei Mal verleugnet haben wird, bevor der Hahn krähen werde. Das Krähen des Hahnes zeigt Jesus mir als das Symbol für die Morgendämmerung: der Anfang eines neuen Tages. Für Petrus bedeutet dies der Anfang der Einkehr über seine Schwachheit. Petrus wird sich die kommenden paar Tage vollkommen von allen zurückziehen, um seine Sünde zu beweinen. Für die Menschheit als Ganze kann dieser Hahnenschrei als der Ankündiger der Morgendämmerung des groβen Tages aus der Heilsgeschichte betrachtet werden: Karfreitag, der Tag, ab welchem die Sonne nie mehr untergehen wird für jede Seele, die bereit sein wird, wirklich für das Licht zu leben und die Finsternis in der Seele mit den Nägeln aller körperlichen Prüfungen zu kreuzigen.

Vor und während der dreifachen Verleugnung steht Petrus an einem Feuer, das auβerhalb des Palastes des Hohepriesters angelegt ist, und wärmt sich. Ein mächtiges Symbol: Der Hohepriester, Galionsfigur des erstarrten Zweiges des Judentums, das Christus nicht als den Messias anerkennen wollte, steht Auge in Auge mit Jesus, dem Feuer der wahren Liebe und dem Licht von Gottes einziger Wahrheit, doch er erkennt Gottes Liebe und Wahrheit nicht. Auβerhalb seines Palastes symbolisiert das angelegte Feuer die Tatsache, dass die Seele, die Christus nicht anerkennen will, das Feuer von Gottes Liebe und das Licht von Gottes Wahrheit aus den eigenen Mauern hinaus verbannt und es trotz der Nähe nicht sieht.

KARFREITAG

In meinem eigenen Körper ist die Nacht vom Gründonnerstag zum Karfreitag eine sehr unruhige Nacht von Krankheit und sehr ungewöhnlichen Schmerzen. Jesus lässt mich verstehen, indem Er jedes Mal wieder in mein Herz flüstert: "Nimm an den Verfassungen Meines Herzens und Meines Fleisches Anteil". Ich fühle mich weiterhin fiebrig. Es scheint, als ob die Schleimhäute und Organe meines ganzen Körpers in Brand stehen, als ob sie austrocknen. Ich kann die Gefühle kaum beschreiben. Maria erinnert mich an die Tatsache, dass Jesus seit vielen Stunden nicht getrunken hat, inzwischen sowohl im Zönakel als auch im Garten Gethsemani sehr heftig transpiriert hat und auf dem Weg aus dem Garten zum Palast des Hohepriesters hin so sehr gehetzt worden ist, dass diese Strecke eine schwere Anstrengung geworden ist. Er fühlt Sich in dieser Nacht bereits weitgehend ausgetrocknet.

Bemerkenswert sind in meinem Körper die Schmerzen am Herzen (Krämpfe und eine Art schwerer Druck) und an der Leber (Stechen). Diese Schmerzen werden mir erläutert als der Druck der Sündenmasse gegen die Liebe in ihren vielen Erscheinungsformen (das Herz als Zentrum für das Durchströmen der Liebe), beziehungsweise die enorme Unreinheit der Seelen in Handlungen, Worten, Gedanken, Gefühlen und Wünschen (die Leber als Reinigungsorgan).

Nachdem Jesus die Nacht als Gefangener im Palast des Hohepriesters verbracht hat, wird Er am Freitag in der Frühe zu Pilatus gebracht. Die jüdischen Behörden wollen unbedingt sicher stellen, dass Er verurteilt wird, können dies jedoch nicht selbst tun, weil das Land unter römischer Besatzung lebt und das römische Gesetz in Anwendung ist. Innerhalb des römischen Gesetzes gibt es keine Bestimmungen im Zusammenhang mit Gotteslästerung. Daher hörte der römische Prokurator (der Vertreter des Kaisers von Rom für das besetzte Gebiet Israel) Pontius Pilatus nicht auf die Forderungen, die ihm die jüdischen Behörden vorbringen. Pilatus will Jesus also freilassen, denn nach dem römischen Gesetz hat Er keine Straftaten begangen.

Weil er den Druck, der durch die Juden auf ihn ausgeübt wird, abwenden will, beschlieβt Pilatus, eine Art Zeichen zu setzen, indem er Jesus geiβeln lässt, in der Hoffnung, dass die Juden damit zufrieden sein werden.

Vor der Geiβelung bietet Jesus dem Ewigen Vater Seinen Körper an zur Abbüβung aller Eitelkeit, jedes Gebrauchs des Körpers für Zwecke, die von Gottes Heilsplan wegführen und welche die Sündenbürde vergröβern, zur Abbüβung jeder Gelegenheit, wobei Menschen ihren Körper zum Mittelpunkt ihres Empfindens, ihrer Wünsche und ihrer Zielsetzungen machen und sie das Wohl der Seele vernachlässigen, kurzum: Er opfert Seinen Körper, um die Gnade einer neuen Vergeistigung für die Seelen zu erkaufen.

Vor der Erbsünde lebten die beiden ersten Seelen (Adam und Eva) in Vergeistigung, auf Gott gerichtet. Durch die Erbsünde verloren sie das Geschenk des Göttlichen Lebens und wurde das Empfinden des menschlichen Wesens immer mehr am Physischen orientiert. Jesus schritt auf die Geiβelsäule im Innenhof der römischen Burg in Jerusalem zu, Sein Herz vollkommen im glühenden Sehnen versunken, dass die Seelen wieder von ihrer Körperlichkeit loskommen und intensiver auf die ewigen Bedürfnisse der Seele konzentriert leben sollen.

3.2.5 Die Geiβelung

Bei der Geiβelung wird ganz deutlich, wie sehr Satan darauf abzielt, in Jesus die ganze Menschheit buchstäblich in Stücke zu schlagen. Gemäβ dem jüdischen Gesetz, an das das römische Strafrecht an und für sich nicht gebunden ist, gilt die Regel '40 weniger 1'. Das bedeutet, dass ein Bestrafter maximal vierzig Geiβelschläge bekommen darf, dass jedoch, um dieses Maximum sicher nicht zu überschreiten, aus Vorsicht tatsächlich maximal neununddreiβig Schläge verabreicht werden. Ein Gegeiβelter kann also im Prinzip zum Ende hin abzählen. Bei Jesus wird diese moralische Hilfe weggenommen, denn aus einem Grund, der nur in der Göttlichen Vorsehung in Bezug auf das Erlösungsmysterium beschlossen liegt, bekommt Jesus viele Dutzend Male diese reglementierte Anzahl von Geiβelschlägen, sodass Er tatsächlich keine Ahnung hat, wann es enden wird. Diese Züchtigung sollte schlieβlich mehr als vierzig Minuten lang ununterbrochen dauern, was vor dem Hintergrund der gesetzlichen Vorschriften vollkommen unerklärlich war, und dies umso mehr, weil Pilatus vorab erklärt hat, dass er "überhaupt keine Schuld in diesem Menschen sah". Zu einem gegebenen Zeitpunkt höre ich aus dem Herzen Jesu das nachfolgende Gebet zum Vater aufwallen:

"Möge Meine Hingabe in diese quälende Unsicherheit für alle Seelen die Fähigkeit eines blinden Glaubens erkaufen, damit sie nicht während lange andauernder Prüfungen wanken".

Während der Geiβelung lese ich ununterbrochen im Herzen Jesu, wie Er versucht, Sich moralisch aufrecht zu erhalten, trotz der unvorstellbaren Qualen: Aus Seinem Herzen wallen endlose Reihen von Bildern zum Ewigen Vater empor. Das innerliche Formulieren von Worten wird Ihm fast unmöglich gemacht, dadurch dass das Aufreiβen von Blutgefäβen und Nerven Ihn gleichsam vor Qual vollkommen umnebelt. Sein Geist, alles verstandesmäβige Denken, scheint bald in eine andere Welt abzugleiten. Das Blut flieβt bald aus unzähligen Wunden, sodass dieser hochheilige Körper, der auβerdem seit ungefähr fünfzehn Stunden keine Nahrung und kein Wasser mehr in sich aufgenommen hat, von Minute zu Minute weiter an Kraft verliert.

Die Bilder dieses abstrakten Gebets im Herzen Jesu werden mir in den nachfolgenden Worten 'übersetzt':

"Mein Vater, Ich lasse Meinen Körper zerreiβen, damit die Macht aller Eitelkeit, aller Verführungen, die sich des Körpers als Mittel bedienen, und die Tyrannei aller körperlichen Genusssucht in allen Seelen, die wahrlich erlöst werden wollen, zerrissen werden mögen. Ich lasse Meine Blutgefäβe aufreiβen, damit das ganze Gift körperlicher Versuchungen, das Ich durch die Macht der Liebe in Mich gezogen habe, mit Meinem Blut aus den Seelen getrieben werden möge. Jeden dieser Schläge richte Ich gegen die Tore der Hölle. Ich bitte Dich, dass viele Seelen in allen Jahrhunderten in Reumütigkeit die tiefe Bedeutung dieser Geiβelung begreifen mögen, damit durch jede Äuβerung von Reumütigkeit die Wirkungen dieser Geiβelung gegen den Fürsten der Finsternis wiederholt werden mögen und diese Wirkungen seine Werke der Zerstörung zerspalten mögen".

Jesus gibt in diesen Worten ein musterhaftes Beispiel für die Möglichkeit, sogar das grausamste Leiden, das von Menschen angetan wird, gegen die Finsternis anzuwenden. In dem Maβe, in dem Seelen in Liebe und voller Annahme ihre Leiden Gott aufopfern, wird dieses Leiden als ein Werkzeug der Gnade benutzt, wodurch die Finsternis sich selbst unwirksam macht. So würde die Menschheit die Erlösung in kurzer Zeit vollenden können, wenn alle Seelen ihre Leiden ausdrücklich gegen die Finsternis weihen würden. Es ist das Versäumnis der Seele, ihre Leiden in Liebe zu weihen, das ihre Erlösung und Heiligung erschwert. Die Herrin aller Seelen wies bereits mehrmals darauf hin, und die Art und Weise, in der Jesus alle Elemente der Passion angeht, bestätigt dies. Schlieβlich geht es hierbei um ein Heilsgesetz aller Zeiten:

Leiden + Liebe + Hingabe/Weihe =

Erlösung = Ewiges Glück

Einmal während der Geiβelung, die scheinbar nie enden will, lese ich im Herzen Jesu:

"O Vater, möge eine der Früchte dieser Qualen sein: dass die Seelen alle ihre Prüfungen im Bewusstsein annehmen, dass nichts, keine einzige Qual, ein Leben an sich führt noch ein Endpunkt bedeutet: Alles endet einmal, und nach der Qual im Dienst an Gott folgt Glückseligkeit, ja diese wird während der Qual bereitet, wie die Traube zunächst gepresst werden muss, um danach als der Wein zu erfreuen, der Kraft schenkt. Ich bitte um Kraft für alle Seelen, die durch die Qualen der Welt verfolgt werden und dadurch vergessen oder nicht mehr glauben können, dass Du, Vater, ein Gott der Liebe bist und dass der feste Glaube an Deine Liebe alle Striemen im Herzen und in der Seele heilt".

Jesus betont hier nochmals das obengenannte Heilsgesetz, für welches Er die ganze Passion hindurch das gröβte Vorbild aus der Geschichte gegeben hat.

Nachdem Er vielleicht bereits mehrere Hunderte von Geiβelschlägen bekommen hat (ich sehe, wie Jesus in diesem Augenblick bereits mehr tot als lebendig erscheint), wallt in Seinem Herzen der nachfolgende Beweis vollkommener selbstverleugnender Liebe auf:

"O Vater, sogar wenn jeder dieser Schläge nur eine einzige Seele erlösen sollte, bitte Ich Dich, dass diese Geiβelung niemals aufhören möge".

Die Geiβelung kommt mir wie eine Ungerechtigkeit vor, die das Herz zerschmettert, doch an erster Stelle lehrt sie, wie unvorstellbar groβ der Bedarf an Abbüβung der Entgleisungen der Körperlichkeit der Menschheit ist. Alle Bilder, die Jesus hier innerlich schaut, machen Ihn auβerordentlich entschlossen in der Ausdauer in dieser schrecklichen Qual. Während jeder Phase Seines Leidens sieht Jesus im Inneren sowohl die Vergangenheit als auch die Zukunft der ganzen Menschheit, was Ihn bis in den tiefsten Kern Seiner Seele moralisch quält: Er sieht alle Sünden, Untugenden, Entgleisungen, allen Missbrauch der unterschiedlichsten Merkmale und Eigenschaften des Menschseins. Er schaut jeden Missbrauch der Körperlichkeit, Erotik als Zielsetzung und Mittelpunkt des Lebens, Verwöhnen des Körpers, Genusssucht, das Organisieren des ganzen Lebens rund um die Befriedigung aller physischen Bedürfnisse, das Scheuen aller Aufopferungen und Prüfungen.

Ich sehe wie in einem Fieber, wie lange Reihen von unzähligen Bildern am Geist Jesu vorbei blitzen, unter anderem das Bild, in dem bei jedem Geiβelschlag eine Blume (Symbol für Göttliches Leben) ihr Parfüm (Heiligkeit) freisetzt und über die Seelen verbreitet. Weiterhin ein Bild, in dem jeder Geiβelschlag eine Wolke von Gnaden aufspaltet. Während dieser ganzen Erfahrung überrascht mich die genaue Übereinstimmung mit der üblichen Weise, in der die Herrin aller Seelen mich unterrichtet und ausbildet: Es zeigt sich, wie sehr Jesus und Maria 'denken' und betrachten in Bildern, in denen klar gemacht wird, welche Parallelen es gibt zwischen natürlichen und übernatürlichen Phänomenen und wie die Seelen lernen können, sich die übernatürliche Wirklichkeit in Bildern vorzustellen, mit denen sie durchaus vertraut sind (das Göttliche Leben als eine Blume, die Heiligkeit als Parfüm, ein Geiβelschlag als das Öffnen einer Wolke von Gnaden, das Bluten Jesu als das Austreten Göttlichen Lebens aus dem Körper des Gott-Menschen, um die Seelen zu beflieβen, usw.). Alle Unterrichtungen, Offenbarungen und Aussagen der Herrin aller Seelen strotzen ebenfalls vor diesem bildreichen Sprachgebrauch. Dadurch wird mir nachgewiesen, dass es absolut kein Zufall ist, dass Maria mich von Anfang an lehrte, mein ganzes Denken und inneres Schauen in solchen Bildern zum Ausdruck zu bringen: Dies ist die Sprache, die 'Kommunikations- und Denkweise' des Himmels selbst.

Nach der Geiβelung, die mehr als 40 Minuten gedauert hat, fühlt Jesus Sich im Fleisch vollkommen gebrochen und völlig in Seinen Kräften ausgelöscht. Wir müssen dabei bedenken, dass Er bereits monatelang sehr ermüdet war, ganz wenig geschlafen und sehr wenig gegessen hatte, und dass Er seit dem Letzten Abendmahl am vorigen Abend keinen Tropfen mehr getrunken, allerdings inzwischen reichlich transpiriert und geblutet hatte. Ich sehe Ihn jetzt auβerdem vor Fieber glühen (aufgrund der unzähligen Geiβelwunden, die sofort infizieren), zittern aufgrund unzähliger Nervenreizungen in allen Teilen Seines Körpers gleichzeitig (viele Nerven sind durch die Geiβelung aufgerissen oder schwer beschädigt).

Das Funktionieren Seines Geistes scheint abgeschaltet zu sein, sodass Er alles um Sich herum wahrnimmt wie jemand, der in einem Käfig aus Milchglas gesperrt ist. Die Gehörseindrücke sind vage, ineinander hinüberflieβende Töne. Worte, die Er hört, scheinen keinen Sinn mehr zu machen. Dennoch opfert Jesus noch immer (in Bildern, nicht in formulierten Worten), und ich lese in Seinem Herzen die Worte:

"Lass die Seelen doch begreifen, wie sehr der Hochmut und der Stolz die Seele benebelt und sie von Gottes Wirklichkeit abschneidet".

Jesus richtet dieses Gebet in dem Augenblick zum Vater, in dem die Vorbereitung für die Dornenkrönung begonnen hat. Ich sehe Ihn dabei auf etwas sitzen, das einem Klotz gleicht. Er bietet den Anblick von jemandem, der ganz und gar nicht mehr von dieser Welt ist, der nicht mehr nachdenkt, in dem der Körper am Sterben ist, die Augen ausgelöscht, der Geist in einem Delirium und die Seele vollkommen in der nichtstofflichen Wirklichkeit versunken.

3.2.6 Die Dornenkrönung

Soldaten flechten für Jesus eine Krone von Dornen, die sie Ihm auf das Haupt drücken. Mit dieser Krönung will Gottes Vorsehung zeigen, wie die Arroganz, der Hochmut und der Stolz eine Seele verwunden. Die Seele erhebt sich selbst durch diese Verfassungen über ihren Mitmenschen, betrachtet sich gleichsam als König, wird jedoch durch diese Verfassungen wie durch scharfe Dornen aufgerissen. Diese Verfassungen stechen an vielen Stellen in der Seele und verursachen in ihr viele Wunden, aus denen sie gleichsam blutet (das heiβt: wodurch sie ihre Göttliche Lebenskraft verliert).

Die Henker hängen Jesus jetzt einen purpurroten Mantel um. Purpurrot ist die Farbe der Trauer. Hier wird gezeigt, dass Gott um jede Seele trauert, die sich selbst erhebt oder Hochmut oder Stolz hegt.

Jesus, der auf einem Block heruntergedrückt worden ist und dort wie ein Häufchen Elend sitzt, zitternd vor Fieber, benommen und gleichzeitig wie zerrissen vor Schmerzen, triefend vor Blut, mit dem purpurroten Mantel um die Schultern und die Dornenkrone auf dem Haupt, erhält jetzt auch einen Schilfstock in die Hand. Für weltliche Augen ohne Liebe scheint dies ein lächerliches Bild zu sein. Als ob hier nicht ein Lebewesen mit Gefühlen sitzt, sondern ein lebloses 'Etwas', wird auf die Dornenkrone geschlagen, wodurch einige der Dornen sogar in die Stirn eindringen, und werden Jesus die höchst herzzerreiβenden Verspottungen an den Kopf geschleudert. Gottes Vorsehung stellt in dieser Verspottung die menschliche Torheit an den Pranger. Die Torheit des Menschen, der meint, dass er die Würde besitzt, sich über alles und jeden zu erheben, wird hier gezeigt, wie sie wirklich ist: lächerlich. Jeder Mensch ist schwach und lebt nur dadurch, dass Gott ihm Lebenskraft schenkt. Deswegen sind Selbsterhebung, Hochmut und Trotz pure Torheit. Jede Weisheit in der Seele macht solche Verfassungen unmöglich.

Wie in jeder Phase der Passion setzt Jesus hier in Wirklichkeit die sündige Menschenseele gegenwärtig. Alles, was Ihm während der Passion geschieht, ist von Gottes Vorsehung so 'geplant', dass es sehen lässt, was die Seele sich selbst durch die Sünde antut. So wird deutlich, dass die Passion nicht als eine menschliche Erzählung von menschlichen Geschehnissen betrachtet werden darf, sondern als eine auβergewöhnlich reich illustrierte Lehre seitens Gottes Vorsehung an die Menschenseelen. In der Passion Christi werden enthüllt:

  • die wahre Art der Sünde;

  • die Art und Weise, auf welche die Seele ihr eigenes Leben als eine Reproduktion der Leiden Jesu betrachten kann und muss;

  • die Art und Weise, auf welche die Seele ihr Leben gestalten kann, damit es zu einer Kreuzigung aller ihrer eigenen Verfassungen wird, die ihr verwehren, die Erlösung in sich zu vollziehen und die Heiligkeit zu erreichen.

So wird die Passion Christi zur gröβten Lektion in der wahren Lebenskunst, in der Wissenschaft des Göttlichen Lebens. Sie ist unendlich viel mehr als die traurige Geschichte des leidenden Gott-Menschen. Genau deswegen ist es sehr oberflächlich, Marias Schmerzen als das Herzeleid einer Mutter zu betrachten, die ihren Sohn leiden und sterben sieht. Marias Schmerzen sind das Ganze des spirituellen Leidens der vollkommen heiligen Seele um die Sünden der Menschheit, die das Leiden des Mensch gewordenen Gottes notwendig gemacht haben und die letztendlich sogar auf den Mord an Gott Selber hinaus laufen. Die Menschheit wird durch die ganze Heilsgeschichte hindurch Christus weiterhin geiβeln, mit Dornen krönen und kreuzigen. Der Gottesmord wird erst in der Stunde aufhören, in der Gottes Reich auf Erden gegründet werden kann. Im Grunde genommen geiβelt und tötet die Seele sich selbst, durch die Sünde. Die Passion Christi ist deshalb eigentlich die traurige Geschichte der sündigen Menschenseele, von Gottes Vorsehung und Weisheit geplant und vom Gott-Menschen gestaltet, damit sowohl der Entwurf als auch die Gestaltung von der Göttlichen Vollkommenheit gezeichnet sind.

Während der Dornenkrönung flieβt Blut aus vielen Stellen des Schädels und der Stirn Jesu. In Seinem Herzen lese ich:

"Vater, lass die Seelen, die sich selbst für groβ halten, verstehen, dass Hochmut das Göttliche Leben aus der Seele wegströmen lässt".

3.2.7 Die Verurteilung

Irgendwann werden die Henker ihres Spieles müde. Jesus wird zu Pilatus gebracht. Dieser sieht sich Ihn an, geht mit Ihm hinaus, wo die Juden versammelt sind, und spricht die Worte: "Ecce homo" (= sehet, welch ein Mensch). Im Teil 19 der Sturmschriften habe ich mal die tiefe Bedeutung dieser Aussage erläutern dürfen:

Jesus sieht dort schrecklich zugerichtet aus, als ob an Seinem Körper keine heile Stelle mehr vorzufinden ist, voller Krusten geronnenen Blutes, voller Wunden, die sich entzünden. Gott zeigt der Menschheit hier das Bild von dem, was die Sünde mit der Seele macht, und spricht gleichsam durch den Mund des römischen Prokurators: 'Sehet die Seele, wie die Sünde sie macht: vollkommen entstellt, entzündet, krank, blutend'. Eigentlich ist die Aussage von Pilatus zweideutig, denn wir können sie auch verstehen als 'Sehet den Menschen, Gott, der Sich dem Menschen gleich macht, um Sich als Stellvertreter der Seelen durch die endlose Sündhaftigkeit des menschlichen Wesens verstümmeln zu lassen'.

Pilatus hofft, dass der Blutdurst der jüdischen Behörden jetzt gesättigt ist. Im Gegenteil fordern diese jetzt aber die Kreuzigung, mit der Anschuldigung der Gotteslästerung. Der Messias, in ihren Augen aber ein Häretiker und Gotteslästerer, wird erst ungefährlich, wenn Er tot ist.

Pilatus ist ein Römer. Dies bedeutet, dass er nicht an den einen Gott glaubt, sondern an mehrere Götter und dass sein Glaube mehr Aberglaube ist als ein System, das auf der einen Wahrheit beruht. Weil er in Jesus etwas Ungewöhnliches und Geheimnisvolles erkannt hat, für das er keine Erklärung findet, löst die Anschuldigung der Gotteslästerung in ihm tiefe Furcht aus. In der Absicht, mehr Sicherheit darüber zu erhalten, ob eine eventuelle Freilassung oder aber eine weitere Verurteilung gerechtfertigt ist, stellt er daher Jesus die Frage: "Wo bist Du her?" Mit dieser Frage versucht Pilatus einen Grund zu finden, die Juden von ihrer Forderung abzubringen, denn er hofft, die Sache zu einer rein spirituellen Angelegenheit zu machen, und Rom spricht kein Todesurteil aus aufgrund von spirituellen Dingen.

Jesus antwortet aber nicht. Er tut dies wohlüberlegt. Jesus weiβ, dass Pilatus die wirkliche Wahrheit über Seine Herkunft und über die Art Seines Wesens nicht in seine römische Denkweise einbauen kann und dass er also den falschen Schluss ziehen kann. Je mehr Kenntnis eine Seele über die Wahrheit erwirbt, desto gröβer wird ihre Verantwortung, spirituell zu wachsen. Deshalb weiβ Jesus, dass eine vollständige Erklärung Pilatus gegenüber diesen Letzteren zur ewigen Verdammnis bringen würde, da er — auch aufgrund seiner Art und seines Weltbildes — nicht imstande sein wird, sich diese neue Kenntnis zu Nutze zu machen.

Pilatus versucht Ihn aber zu einer Äuβerung anzuregen durch die Worte: "Du sprichst nicht mit mir? Weiβt Du nicht, dass ich Macht habe, Dich frei zu sprechen, und Macht, Dich zu kreuzigen?" Noch immer gibt Jesus keine Antwort auf die Ihm gestellte Frage. Er sagt nur:
"Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von Oben gegeben worden wäre. Darum hat der, welcher Mich überliefert hat, eine gröβere Sünde".

Jesus, der Herz und Seele von Pilatus durchschaut, weiβ, dass dieser Letztere unter Druck handelt und Ihn am liebsten freilassen würde. Die wahre Sünde beruht für Jesus aber bei den jüdischen Hohepriestern und ihren Jüngern, die in ihrem Herzen Seinen Tod wollen. Wenn Jesus zum Tode verurteilt wird, kann dies nur durch Pilatus geschehen, weil nur der römische Besetzer ein Todesurteil aussprechen kann, aber die wahren Schuldigen in Gottes Augen sind diejenigen, die Jesus wirklich tot wollen. (Pilatus will dies aus sich selbst heraus nicht).

Pilatus drückt jetzt nochmals sein Vorhaben aus, Jesus freilassen zu wollen. Die jüdischen Behörden nehmen jetzt ihre Zuflucht zu der äuβersten Waffe. Weil Pilatus nicht auf spirituelle Anschuldigungen (Gotteslästerung) gehört hat, versuchen sie, ihn jetzt mit weltlichen Argumenten zu verängstigen. Sie machen Pilatus jetzt nachdenklich mit den Worten: "Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers, jeder, der sich zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser". Sie sagen dies, weil Jesus noch vor der Geiβelung gesagt hat, dass Er König sei und dazu in die Welt gekommen sei. Pilatus befürchtet jetzt, dass er, wenn er Jesus wirklich freilässt, dessen beschuldigt werden soll, die Sicherheit Roms unzureichend geschützt zu haben. Tatsächlich, ein römischer Prokurator, der in einem besetzten Gebiet das Auftreten eines Königs zulässt, wird dadurch die Autorität des Kaisers von Rom in diesem Gebiet unterminieren helfen.

Letztendlich gibt Pilatus also aus Menschenfurcht dem Druck nach und stellt das Volk vor die Wahl, wer anlässlich des Paschafestes freigelassen werden soll: Jesus oder Barabas. Dieser Letztere war ein Verbrecher und ein Rebell gegen die römische Besatzung. Das Volk wird von den jüdischen Behörden derart beeinflusst, dass die Mehrheit sich für die Freilassung des Barabas entscheidet. Pilatus verhängt das Todesurteil über Jesus und rechtfertigt seine Entscheidung als eine politische Verurteilung: Jesus, der 'König der Juden', als eine Bedrohung für Rom.

Die Tatsache, dass eine groβe Mehrheit des Volkes die Freilassung des Barabas und die Kreuzigung Jesu verlangt, steht symbolisch für die Entscheidung unzähliger Seelen für das Leben in Untugend und am Weltlichen orientiert (Barabas gilt hier als Symbol für weltliche Befreiung, nämlich aus der römischen Besatzung, ohne Interesse für die Befreiung der Seele). Dieses Geschehen symbolisiert also die Tatsache, dass die groβe Mehrheit der Seelen aller Zeiten sich weiterhin für die Welt statt für den Himmel entscheiden und Christus weiterhin verleugnen wird und Ihn aus dem Leben wird verbannen wollen. Dieses Bewusstsein betrübte Jesus immens, als Er das Volk um die Freilassung des Barabas schreien hörte. Die irrende Seele will Gottes Werke und Worte kreuzigen.

Vor Jesus öffnet sich hier die Vision des goldenen Tores zur Erlösung, die sich jetzt für immer aufschlieβt. Diese Vision beschwört in Ihm die beiden äuβersten Emotionen herauf: tiefe Verzückung über die baldige Vollendung Seiner Mission und gleichzeitig zerreiβende Betrübnis über die Bestätigung Seines Bewusstseins, dass die Mehrheit der Seelen dazu imstande ist, Gott zu kreuzigen und sich für die Welt statt für die Bedürfnisse des Seelenlebens zu entscheiden. In Seiner Vision wiederholen sich ganz kurz die Bilder, die Er am vorigen Abend bereits im Garten Gethsemani geschaut hat, über die unzähligen Millionen von Seelen, die Ihn durch alle Jahrhunderte hindurch noch verleugnen, verraten, verurteilen, geiβeln und kreuzigen werden.

Jesus bietet Seine Verurteilung dem Vater mit den Worten dar:

"O Vater, Ich biete Dir Mein Herz an, erfüllt von der Sehnsucht, dass jede Seele, die noch auf die Welt kommen wird, aufgrund dieses Augenblicks die Kraft und den Willen finden möge, die Welt in sich zu verurteilen, in Liebe zu Uns und zur ganzen Schöpfung ihr Kreuz auf sich zu nehmen und die Aufopferung ihres ganzen Lebens mit Meinem letzten Reisegesellen zu vereinigen, mit welchem Ich bald die ewig währende Hochzeit schlieβen werde".

Der Reisegeselle Jesu ist das Kreuz, das für alle Jahrhunderte mit Ihm verbunden bleiben wird. Dieser Seufzer steigt aus dem Herzen Jesu gen Himmel, während Er die ätzenden Qualen der Geiβelung und der Dornenkrone in Seinem Herzen zusammenballt und sich intensiv nach der Krönung der Aufopferung der Ewigen Liebe sehnt, wozu Er in die Welt gekommen ist. Nur die vollkommene Liebe ist es, die hier in Jesus die geringe Kraft, die Ihm noch verbleibt, derart konzentriert, dass es mir scheint, als ob nur die intensive Seelenverzückung Seinem Körper das nötige Leben einhaucht, um die letzte Phase Seiner Passion für die Menschheit anzugehen.

3.2.8 Der Kreuzweg

Auf dem Innenhof der römischen Burg wird Jesus zum Kreuz gebracht. Ich sehe, wie Er daneben auf die Knie fällt, es zärtlich umarmt und weint. Sein Herz brennt und die Ewige Liebe lässt mich den nachfolgenden Seufzer aus diesem brennenden Herzen ablesen:

"O Vater, für die Hochzeit mit diesem Kreuz bin Ich in die Welt gesandt. So hat Deine Weisheit es verfügt, dass Dein Sohn die Hochzeit mit dem Kreuz schlieβen soll, das die Erlösung besiegeln wird, doch dass die Früchte aus dieser Hochzeit nur im Herzen jeder einzelnen Seele für sich geboren werden können, durch ihre eigene Umarmung des Kreuzes ihres Lebens. O Kreuz, wie sehr liebe Ich dich. Die Ewige Glückseligkeit wirst du vielen bringen, denn durch Meine Hochzeit mit dir werden die verwüstenden Auswirkungen der Erbsünde aus jeder Seele ausradiert werden, die dich in Meiner Nachfolge auf dem Kreuzweg, der ihr eigenes Leben sein wird, lieben wird. An dir geheftet werde Ich im Fleisch sterben, damit alle Seelen, die dich lieben, an den Bedürfnissen und Begierden ihres Fleisches sterben mögen und damit ihre Heiligkeit leben möge".

In diesem Augenblick wünscht Sich der Erlöser sehnsüchtig, dass die Aufnahme Seines Kreuzes jede Seele dazu bereit machen wird, jeden Tag aufs Neue das Kreuz ihrer Bürden aufzunehmen, es aus Liebe zu Jesus zu umarmen und es Maria zur Abbüβung der Sünden der Welt darzubieten. Maria befindet Sich nicht in der unmittelbaren Nähe Jesu, ist allerdings im Herzen auf höchst intensive Weise mit Ihm verbunden. Es gehört zu den brennendsten Wünschen des Erlösers, dass die Menschenseelen aller Jahrhunderte in sich die Gnade zur Frucht bringen sollen, diese Verbundenheit zwischen Seinem Herzen und Marias Herzen zu erkennen und an deren über alles Lob erhabene erlösende Macht zu glauben.

Von gröβter Wichtigkeit ist die Feststellung, dass Jesus in Seinem Seufzer während Seiner Bekanntmachung mit dem Kreuz unverkennbar bekundet, dass Sein Erlösungswerk nur die Hochzeit ist, jedoch die wahre Frucht (gleichsam das Kind) aus dieser Hochzeit in jeder einzelnen Seele für sich geboren werden muss, unter aktiver Mitwirkung der Seele. Wenn wir dabei die Tatsache berücksichtigen, dass Jesus durch die ganze Passion hindurch in Seinem Herzen auf den Ewigen Vater und auf Seine Mutter ausgerichtet war, braucht es uns nicht zu wundern, dass Er in Seinem Herzen jedes Element Seines Leidens mit Marias Schmerzen verband. Bereits vor der Passion hat Er Seine Absicht zu erkennen gegeben, dass Er Maria den Seelen geben wird. Er wird dies in der einzigen Absicht tun, die Vollendung Seines Erlösungswerks in jeder Seele zu ermöglichen.

Wir dürfen niemals aus den Augen verlieren, dass Gott in Seinem ganzen Handeln (Werken) und in Seinen ganzen Plänen nur ein einziges Ziel anstrebt: das Ewige Heil aller Seelen. Genau dies war die Absicht der Passion, der Gestaltung derselben und von allem, was deren Fruchtbarkeit durch die Jahrhunderte hindurch erhöhen wird. Um diese Fruchtbarkeit zu erhöhen, wurde Maria damals bereits durch Göttliche Verfügung als die Miterlöserin vorgesehen, die in jeder Seele die Empfänglichkeit für die Saat aus den Werken Christi erhöhen soll. Der Gott der Liebe hat nichts dem Zufall überlassen. Die Saat war vorbereitet, die Vorbereitung der Äcker war durch den Göttlichen Säer begonnen worden und sollte durch den Heiligen Geist vorzugsweise über Maria gekrönt werden, und der Säer war jetzt im Begriff, die Einsaat zu vollenden.

Der Kreuzweg beginnt, und Jesus wankt unter dem enormen Gewicht des Kreuzes, das Er anfangs kaum solchermaβen tragen kann, dass es Ihm nicht bald entgleitet. Ich sehe und fühle, wie sehr Er durch die Tatsache behindert wird, dass es auf dem oberen Teil Seines Rückens einschlieβlich der rechten Schulter nahezu kein Zentimeter ohne aufgerissenes Fleisch gibt. Die Geiβelung hat unzählige Wunden hinterlassen, die jetzt als roh, ätzend beiβend und entzündet empfunden werden.

Das Wanken Jesu beim Aufnehmen des Kreuzes steht symbolisch für die riesige Sündenbürde der Menschheit aller Jahrhunderte — bedenken wir auβerdem, wie erschöpft Jesus in diesem Augenblick bereits ist. Während Er das Kreuz trägt, erhält Er noch ständig Schläge. Jesus betet im Verborgenen Seines Herzens:

"O Vater, möge dies alles die Kraft für die Seelen erwirken, die, während sie die Verstöβe gegen unser Gesetz abbüβen, dabei durch die Schläge behindert werden, die finstere Kräfte ihnen durch Verfolgung und Widerstände aller Art zufügen. Möge es auch den Wankelmütigen helfen, sich ohne Zögern für das wahre Licht zu entscheiden, denn nur die Scheinlichter der Welt können die Seele so verblenden, dass sie wankt".

Wankend unter dem Kreuz sehe ich Jesus in den überwiegend engen Gassen Jerusalems. Das Bild erinnert an die Tatsache, dass die Prüfungen des Lebens Menschenseelen oft sehr schwer fallen, sodass der Lebensweg ihnen eng und beklemmend vorkommt und die Sonne (= Gottes Licht) sie an vielen Orten ihres Weges kaum zu erreichen scheint. So wie Jesus auf beiden Seiten des Weges von vielen beschimpft und behindert wird, fühlt auch jede Seele sich von vielen Prüfungen (Kreuzen) des Lebens bedrängt und behindert, sodass sie schon mal das Gefühl bekommt, dass sie unter den Kreuzen erliegt.

Gerade dies kommt jetzt im Kreuzweg Jesu zum Ausdruck. Der Erlöser opfert unaufhörlich die Schwächen der Seelen aller Zeiten und die Kreuze auf, die künftighin verleugnet werden sollen, weil Seelen den Kampf für ihr Heil nicht länger führen wollen. Jesus fällt und zeigt hier, wie viele Seelen unter dem Hochmut fallen und dadurch eigentlich buchstäblich ihren Kontakt mit dem Weltlichen (dem Boden, der Erde) wieder intensiver machen. Jesus bittet den Ewigen Vater, dass die Seelen guten Willens die Kraft bekommen, unter den Prüfungen nicht zu wanken, um sich ihrer Fehler und Versäumnisse bewusst zu werden, die es ihnen auf Erden so schwer machen, den Weg zum Heil zu vollenden und bald wieder aufzustehen, wie Er es hier tut.

Jesus steht wankend auf und setzt Seinen schrecklich schweren Weg fort. Jede Sekunde scheint eine Ewigkeit zu dauern, weil Seine Kräfte mit jedem Meter weiter abnehmen. Menschlich gesprochen, ist Er in diesem Augenblick an Körper und Herz ausgelöscht. Die Erfahrung des Sturzes, bei dem das Kreuz übrigens so hart auf den oberen Teil Seines Rückens schlug, dass Er die ersten Minuten anscheinend kaum atmen konnte, hat Ihn in aller Heftigkeit an die schreckliche Schwachheit der Menschenseele erinnert.

Etwas weiter sieht Jesus Seine Mutter am Wegrand, die einzige Seele, die Ihn in diesem Augenblick wahrlich auf den Beinen halten kann. Auf Jesus wirkt Sie, trotz der Tatsache, dass Ihr wunderschönes Antlitz von Schmerzen gezeichnet ist, wie eine Vision aus dem Paradies: Jesus sieht quer durch die Seele und wird deshalb durch den Glanz von Marias Heiligkeit in Verzückung gebracht, die weder durch die Erbsünde noch durch einen einzigen Fehltritt jemals befleckt worden ist. Maria steht nicht aufrecht, Sie sitzt kniend, denn beim Nahen Jesu ist Sie auf die Knie gegangen, unhörbar weinend, wie in Anbetung vor der Ewigen Liebe, die hier in der Fülle ihres Feuers glänzt. Hinter Ihr sehe ich den Apostel Johannes, die Hände gegen die Brust verflochten und mit bestürztem Gesicht.

Beim Anblick Mariä bekommt Jesus gleichsam eine Injektion von Lebenskraft. Es ist, als ob Seine letzten Kräfte sich in Ihm zusammenballen. Er drückt in mein Herz, dass die Gefühle, die Ihn jetzt beherrschen, für die Wiedergeburt symbolisch stehen, die jede Seele aus dem Kontakt mit Maria schöpfen kann. Er sieht in Ihr den Anblick der vollkommenen Erlösung und Heiligung wie ein Stück Himmel in diesem Sumpf des Verderbens und der Sünde. Jerusalem erscheint heute tatsächlich äuβerst feindselig, auch wenn ich ebenfalls wahrlich betrübte und sogar fast verzweifelte Gesichter sehe. Mir wird ein Bild gezeigt, das den Zustand ausdrückt, wie er unveränderlich bleiben wird: Jesus und Seine Lehre als Zeichen des Widerspruchs, mit einer Minderheit von Freunden und einer Mehrheit von Feinden, Gleichgültigen und Verständnislosen.

Das Herz Jesu, das nicht aufgehört hat, in geheimnisvollen Bildern zum Ewigen Vater und zu Seiner Mutter zu sprechen, spricht jetzt in der Stille die nachfolgenden klaren Worte:

"O Vater, drücke dieses Bild in Mich, damit es Mich in den noch kommenden Qualen ermutigen möge. Siehe die vollkommen Sündenlose, die alle Meine Schmerzen und Qualen in Ihrem allerreinsten Fleisch mitempfunden hat. O Verzückung, tausend Mal gröβer als alle Engel, die Du gemacht hast. O Zeichen der Hoffnung, das Meine Werke in den Seelen zu ihrer Vollendung führen wird. Noch kennt die Welt Sie nicht, und von vielen wird Sie auch als das, was Sie wirklich ist, nie angenommen werden. Hilf Ihr in dieser Qual der Qualen".

Maria umarmt Ihren Sohn auf eine auβergewöhnlich ehrerbietige und sanfte Weise. Während einiger Augenblicke kreuzen sich Ihre heiligen Blicke. Jesus ist, als ob Er wieder den Himmel anschaut, denn Marias Augen sind die Spiegel des Unbefleckten Paradieses der Sündenlosigkeit und der vollendeten Liebe — die vollkommen wiederhergestellte Menschenseele. Jesus, dessen Blick bislang in die unendliche Leere zu starren schien, scheint plötzlich neues Leben zu erhalten. Dennoch spüre ich, wie das Herz Jesu beim Anblick Mariä gleichsam unter dem Einfluss zweier gewaltiger einander entgegengesetzter Kräfte aufreiβt: einerseits des neuen Mutes, den Er dadurch erhält, dass Ihre vollkommene Liebe Sein Herz wie in einen wollenen Mantel einhüllt, und andererseits der Erkenntnis des herzzerreiβenden Schmerzes, den Sie jetzt empfindet. Maria ist hier wahrlich die Miterlöserin, die mit dem Erlöser während einiger Augenblicke die tiefsten Gefühle von Schmerz über die Sünde und über die Schwachheit der Seelen von Auge zu Auge, von Herz zu Herz, von Seele zu Seele austauscht. Das intensive gemeinsame Leiden, das sich bislang im Verborgenen der körperlichen Trennung vollzogen hat, wird hier durch den Augenkontakt besiegelt, in welchem die mystische und die menschliche Seite sich vereinigen.

Für Jesus ist es jetzt völlig und ganz so, als ob Maria Sein Kreuz mit Ihm trägt, denn Gott hat es so verfügt, dass Sie in dieser kurzen Begegnung sowohl eine Woge Göttlicher Kraft erhalten soll, als auch Selbst bis in das Tiefste Ihres Wesens die Leiden Jesu mittragen soll. Maria gibt kaum einen Ton von Sich, aus Ihrem Herzen schreit aber die Qual wegen des Schmerzes, der Gott seit dem Sündenfall täglich unzählige Male zugefügt worden ist und dessen Zeichen Sie in der Verfassung Ihres Göttlichen Sohnes vor Sich sieht und spürt.

In diesen wenigen Augenblicken ist Heilsgeschichte geschrieben worden.

Ich war bereits zuvor durch den Anblick der Gleichgültigkeit bei vielen Seelen am Rand des Weges ergriffen, auf dem Jesus blutend weiter stolpert. Obwohl diese Minuten die gröβten der Heilsgeschichte bilden, leben viele einfach so weiter, als ob nichts geschehen sei. So auch Simon von Cyrene, der über einen kleinen Seitenweg zu dem Weg kommt, auf dem Sich Jesus nähert. Weil Simon wie ein starker Mann wirkt, wird er von den römischen Begleitern dazu eingeladen, Jesus, der Sich kaum auf den Beinen halten kann, beim Tragen Seines Kreuzes zu helfen. Simon weigert sich, während er Jesus anschaut mit einem Blick, in dem sich scheinbar lesen lässt, dass er "mit einem Verurteilten lieber nichts zu tun hat". Jesus schaut ihn einen Augenblick an, mit leidenden, jedoch brennenden Augen, und Simons Herz scheint sich auf einmal 'umzuschalten'. Er ergreift das Kreuz, das aber von Jesus keinen Augenblick losgelassen wird, sodass Jesus ununterbrochen der 'Kreuztragende' bleibt. Die Göttliche Verfügung hinsichtlich der Erlösung hätte es einfach nicht erlaubt, dass Simon auch nur einen einzigen Augenblick das Kreuz alleine getragen hätte, denn der Erlöser musste den Kelch bis zum letzten Tropfen leeren.

Welch mächtiges Symbol zeichnet sich hier ab: Es erfordert eine Selbstüberwindung und oft auch einigen Zwang wegen der Umstände, eine Seele dazu zu überreden, die eigenen Interessen beiseite zu schieben und einer anderen Seele in einer Prüfung beizustehen, die eigentlich das eigene Leben nicht betrifft. Es wird aber das groβe zweifache Symbol für das Leben als Christen werden:

  • die Seele, die dem Mitmenschen hilft, dessen Kreuze (Prüfungen) zu tragen, sodass dieser Mitmensch selbst besser dazu imstande ist, seinen eigenen Lebensauftrag im Dienst von Gottes Heilsplan zu erfüllen und

  • die Seele, die Jesus im Mitmenschen hilft, Sein Kreuz zu tragen, denn der Erlöser hat mit dem Kreuz Hochzeit geschlossen, bis zum Ende der Zeiten, und ist in jeder kreuztragenden Seele zugegen.

In dem Maβe, wie der Kreuzzug weitergeht, findet in Simons Herz eine allmähliche Umkehr statt. Er bringt hier zum Ausdruck, dass Bekehrung, Erkenntnis und eine von Herzen angebotene Nächstenliebe oft Zeit brauchen, um sich in einem Herzen derart zu entwickeln, dass die Gefühle und Gedanken sich vom Weltlichen zu entfernen beginnen, damit die Situation immer mehr aus Gottes Augen betrachtet werden kann, zum Heil der eigenen Seele und für das Wohlbefinden desjenigen, dem man hilft. Die anfängliche Wahrnehmung Simons in Bezug auf Jesus verwandelt sich immer mehr von "einem Verurteilten, mit dem ich lieber nichts zu tun habe" zu "einer armen leidenden Seele, die genau so gut ich selbst gewesen sein könnte". Obwohl Jesus und Simon kein Wort sprechen, scheint zwischen ihnen eine unausgesprochene Einheit zu wachsen, eine Art Schicksalsverbundenheit.

Gott bringt hier zum Ausdruck, was in jeder Seele geschehen kann, die begreift, dass sie auf ihrem Lebensweg in Wirklichkeit dabei ist, ein Kreuz zusammen mit Jesus zu tragen: Gottes Gesetz hat zwischen dem Erlöser und jeder Seele eine Schicksalsverbundenheit verfügt, die bis zum Ende der Zeiten dauern wird. Die Seele, die wahrlich dazu bereit ist, ihre Prüfungen in Liebe und ohne Auflehnung zu tragen als Beitrag zu Gottes Heilsplan, kann die Gegenwart Jesu in ihren Kreuzen entdecken lernen und kann eine immense Kraft ernten aus dem Bewusstsein, dass sie in Wahrheit dabei ist, gemeinsam mit Jesus an einer selben Aufgabe zu arbeiten. Dieses Bewusstsein kann am Lebendigsten werden für die Seele, die sich vollkommen Maria weiht, weil die Miterlöserin in dieser Seele die Verbundenheit mit Christus vergegenwärtigen wird.

Hier wird symbolisiert, wie zwischen einer Seele und Gott dadurch eine Einheit wachsen kann, dass die Seele ihre Wahrnehmung immer mehr durch das Herz und durch dasjenige führen lässt, was Gottes Geist darin auswirkt, anstatt durch rein weltliche Wahrnehmung und dadurch, dass sich die Seele am eigenen Interesse orientiert. Obwohl Simon am Anfang nach Hause wollte, scheint er bald dessen überzeugt zu sein, dass er in dieser Stunde nirgendwo mehr hingehört als hier, als stiller Geselle dieses Leidenden, der Ihn trotz Seiner Entstellung beeindruckt. Simon verkündigt hier ohne Worte den Wunsch Gottes, die Seele möge ihre Verantwortung für das Kreuz ihres Lebens übernehmen, das durch die Sündenbürde der ganzen Menschheit in die Welt gekommen ist, statt diese Verantwortung auf die Schultern des Barmherzigen Gottes zu laden: Gottes Barmherzigkeit wird dadurch für alle Zeiten einen Teil der Sündenbürde tragen, dass sie Sünden vergibt, für welche folglich seitens der Menschenseelen nicht mehr dieselbe Abbüβung getragen werden muss. Tatsächlich: Alle Sünden drücken wie eine Last auf die Menschheit als Ganze und jede Sünde kann nur auf eine der beiden folgenden Weisen von der Menschheit weggenommen werden:

  • entweder dadurch, dass sie auf die eine oder andere Weise durch Menschenseelen gutgemacht wird (Abbüβung, Aufopferung, Gebete, Heilige Messe, Anbetung, Verherrlichung, tief gelebte Weihe...). Diese Anstrengungen können durch Aufopferungen seitens Seelen im Fegefeuer ergänzt werden. Dies kommt dem Tragen des Kreuzes der Sünden durch geschaffene Seelen im noch nicht verherrlichten Zustand gleich.

  • oder dadurch, dass Gottes Barmherzigkeit sie im Feuer der Göttlichen Liebe wegbrennt, aufgrund eines unmittelbaren Entgegenkommens Gottes oder durch das Vermitteln Mariä, die als die Brücke zwischen Gott und den Seelen bestimmt ist.

Die groβe Lehre des Einschreitens von Simon von Cyrene liegt selbstverständlich darin, dass die Menschenseele immer bereit sein soll, das Kreuz ihrer Mitgeschöpfe tragen zu helfen, wie ein Vorbeigehender, der von Gottes Vorsehung zum richtigen Augenblick an den richtigen Ort gebracht wird, um dort sich selbst zu verleugnen um Jesu Willen, der in dem Mitgeschöpf Sein Kreuz weiter trägt. Die Seele kann oft einfach Simon von Cyrene für den anderen sein, indem sie für dessen Erleuchtung und Vergebung betet (für die andere Seele, die immer gewissermaβen 'eine Verurteilte' ist, wenn sie ihre Fehltritte nicht bereut).

Gottes Vorsehung bereitet einen neuen Lichtpunkt für Jesus und eine neue Lektion für die Seelen, die nach Ihm kommen werden: Veronika ringt sich durch das Gedränge in Richtung des Weges, sinkt auf das rechte Knie nieder und bietet Jesus zwei Dinge an: In der einen Hand trägt sie einen Becher Wein, in der anderen ein Tuch. Jesus lehnt den Wein ab, obwohl Er dafür sehr sanft dankt, greift jedoch mit einer Hand das Tuch und drückt dieses in einer einzigen Bewegung gegen Sein Antlitz. Ein wunderbares Bild: Obwohl Jesus Sich vollkommen ausgetrocknet fühlt, verleugnet Er dieses groβe Bedürfnis Seines Körpers, um den Menschenseelen ein neues Vermächtnis Seiner Liebe zu hinterlassen: Er hinterlässt den Abdruck Seines Antlitzes auf dem Tuch und gibt es danach der Frau zurück.

Gott lehrt hier den Seelen Seinen Wunsch, dass sie sich gegenseitig in der Seele reinwaschen sollen (das Gesicht ist hier als Spiegel der Seele zu betrachten) und dadurch helfen sollen, Gottes Ebenbild in der Seele wieder herzustellen. Dies geschieht, wenn eine Seele die Ehre und den Namen einer anderen Seele wiederherstellt (ihre Würde in den Augen ihrer Mitgeschöpfe wiederherstellt), nachdem diese durch den Schlamm von Klatsch und Verleumdung beschmutzt worden sind. Jesus zeigt hier, wie Er Sich Selbst, den Anblick der Ewigen Liebe, in die Seele abdruckt, wenn diese sich selbst verleugnet, in der Absicht, Ihm in ihren Mitgeschöpfen Seine Würde zurückzugeben und Ihm dabei noch den Wein ihres eigenen Blutes (ihre Leiden und Prüfungen, also ihr Leben) anbieten will. Jesus nimmt den Becher Wein nicht an. Ebenso nimmt Er durchaus die Aufopferungen aller Prüfungen an (Er dankt für die Bereitschaft, Ihm diese Aufopferungen zu schenken), die Prüfungen selber aber muss die Seele noch immer selbst tragen, doch auf mystische Weise flieβen diese durch den Bund des Glaubens in das Leiden Jesu hinüber. Die ideale Brücke für dieses Hinüberflieβen ist die Weihe aller Prüfungen an Maria, die für immer im Herzen eins mit Jesus ist.

Die körperliche Schwäche Jesu fordert allmählich ein hohes Tribut. Wieder stürzt Er zur Erde nieder, wobei Ihn das Kreuz so hart am Körper trifft, dass Er sich wieder neue Prellungen zuzieht und eine Reihe von Wunden am Rücken wieder zu bluten beginnen. Auch aus den Wunden der Dornenkrone flieβt wieder mehr Blut. Dieser Sturz Jesu symbolisiert die vielen Versprechen, die die Seele Gott macht und die sie in ihrer Schwachheit bricht. Hier stürzt die Wankelmütigkeit, die Unbeständigkeit zur Erde. Gott weist dadurch zugleich auf die Tatsache hin, dass Wankelmütigkeit ein Zeichen der Gebundenheit, Anhänglichkeit an das Irdische ist. (Sie wird im Sturz 'zur Erde hingezogen'). Jede Untreue Jesus und dem Herzen Mariä gegenüber, welchem die Seele sich weiht, ist wie ein Sturz, wie eine Rückkehr zur Herrschaft weltlicher Interessen.

Es kostet Jesus noch mehr Mühe aufzustehen als nach dem ersten Sturz. Lediglich der Wille zur Wiedergutmachung aller Untreue Gott und dem Einhalten jedes heiligen Bundes (Weihe an Maria, Ehe, Priestertum, usw.) gegenüber, der Wille zur Wiedergutmachung aller Wankelmütigkeit in der Nachfolge von Gottes Richtlinien, geben Ihm die Kraft, Seinen Kreuzweg fortzusetzen. Aus dem Herzen Jesu wallt die Bitte auf, dass die Seelen aller Zeiten die Kraft finden mögen, auf ihrem Lebensweg nicht unter den Lasten der unterschiedlichsten weltlichen Einflüsse zu fallen und jeden Bund mit Gott durch einen festen Willen, allen Prüfungen (Kreuzen) standzuhalten, zu heiligen.

Jesus wankt jetzt unter dem zerschmetternden Bewusstsein der Hunderte Millionen von Ehen, die künftighin auf Erden gebrochen werden sollen, der unzähligen Priester und Ordensleute, die ihre Gelübde nicht einhalten werden oder diese irgendwann endgültig beenden werden, der unzähligen Seelen, die sich irgendwann Maria weihen werden, diese Weihe jedoch nicht wirklich aktiv leben.

Bald hört Jesus neben Sich das Weinen der Frauen, die eindeutig der wohlhabenderen Klasse angehören, die der Tatsache Ausdruck geben wollen, dass sie Seine Verurteilung missbilligen, und dass es ihrer Ansicht nach zum Himmel schreit, dass dieser heilige Prophet, dieser Wohltäter Israels, jetzt wie ein Objekt der Schande zur Kreuzigung geführt wird. Jesus aber hält einige Augenblicke inne und sagt: "Töchter von Jerusalem, weint nicht über Mich, sondern viel mehr über euch selbst und über eure Kinder".

Jesus weist hier darauf hin, dass es schon eine Äuβerung der Liebe Ihm gegenüber sein mag, Betrübnis zu spüren wegen Seiner Verurteilung, die selbstverständlich von einem menschlichen Standpunkt aus vollkommen unberechtigt war, dass jedoch die Seele nicht dasjenige sehen sollte, was sie an der Oberfläche bemerkt, sondern lernen muss, eher tiefer zu sehen: Warum ist Jesus, der Erlöser, hier verurteilt worden? Wegen der Sünden aller Generationen. Gott lehrt hier die Seelen, niemals aus den Augen zu verlieren, dass Jesus aus keinem anderen Grund das Kreuz getragen hat als wegen der Sünden der Menschenseelen aller Zeiten.

An den Flanken des Felsens, der Golgotha heiβt ('Schädelstätte', weil dort die zum Tode Verurteilten hingerichtet werden), wellt aus dem Herzen Jesu eine inständige Bitte auf, dass Er nicht dort, sondern am Kreuz sterben möge, denn Ihm ist, als ob alles Leben aus Ihm wegzieht. Die Erschöpfung scheint komplett zu sein. Er bricht wieder zusammen und scheint jetzt länger liegen zu bleiben als die vorigen Male, als Er dem Kreuz erlag. In den wiederholten Stürzen weist Gott auf die Anhänglichkeiten hin, auf die Tatsache, dass Seelen immer wieder zu demjenigen zurückkehren, das sie im Weltlichen festhält. Ich bemerke, wie Jesus während des Aufstehens, das jetzt äuβerst mühsam verläuft, zur Spitze von Golgotha starrt, mit einem Blick, der für weltliche Augen völlig und ganz erstarrt und leblos erscheint. In Wirklichkeit bringt Jesus hier die äuβerste Vergeistigung zum Ausdruck, in einem Blick, der nur ein Einziges sieht: den Ort, wo Er die Erlösung vieler vollziehen wird, den Ort, wo die Hochzeit mit dem Kreuz der Erlösung endgültig gekrönt wird.

Jesus vertraut mir an, was sich im vollkommen unsichtbaren wirklich abgespielt hat: Einige Augenblicke lang hat das (weltliche, physische) Leben Ihn verlassen, so dass alles, was Er noch in Sich trägt, sich auf der Ebene Seiner Seele zusammenballt, wie ein Zeichen vollkommenen Übergangs vom weltlichen Leben zur Vergeistigung und zum vollkommenen Göttlichen Leben. Welch mächtiges Symbol: Der Krönung der Erlösung geht die vollkommene Vergeistigung voraus. So muss es in jeder Seele geschehen. Die Prüfungen auf unserem Lebensweg müssen unser Interesse, unser Denken und unser Fühlen immer weiter vom Körperlichen wegführen. Das Herz Jesu ist jetzt so vollkommen auf die Gottheit und den Göttlichen Heilsplan gerichtet, dass es sich in ein Gebet zu verwandeln scheint:

"Vater, durch die bevorstehende Vollziehung Meiner Hochzeit mit dem Kreuz, gib, dass alle Seelen, die Mir aufrichtig nachfolgen wollen, auch die Hochzeit mit ihrem Kreuz vollziehen mögen, in der Aufopferung ihrer weltlichen Bedürfnisse und in einer vollkommenen Bekehrung zum Leben im Dienst an Unseren Werken, zum Ewigen Heil vieler".

Während Jesus einige Augenblicke wie entseelt zur Spitze von Golgotha hinaufstarrt, wird mir das Feuer Seiner Sehnsucht gezeigt. Er lebt wahrlich in einer anderen Welt, in der einzigen Wirklichkeit, die für alle Seelen Wert hat: im Himmel, als wäre Er vom Drang 'besessen', Gottes Heilsplan für alle Jahrhunderte zu erschlieβen. Es ist diese Woge von Liebe und Hoffnung und der unbedingte Wille, Seelen zu retten, die Ihn aufrechterhalten. Er lebt wirklich ausschlieβlich für die Vollziehung der Hochzeit mit dem Kreuz und für die Erschlieβung des Himmels für viele.

Eigentlich wird der Kreuzweg durch diesen dritten Sturz abgeschlossen, der vielleicht die gröβte Lebenslehre für die Seelen in sich birgt: Die Seele kann (und wird) während ihrer Lebensreise mehrmals stürzen. Ein Sturz braucht nicht das Ende zu bedeuten, sondern ein neuer Beginn. Ein Sturz schenkt dem Gestürzten die Gelegenheit, sein Schreiten völlig und ganz neu zu organisieren. Dazu muss er aber zunächst aufstehen. Wer liegen bleibt, schlieβt Hochzeit mit der Erde, dem Weltlichen, dem Vergänglichen, das kein Heil bringen kann. Wer aufsteht, zeigt dadurch den Willen, weiter auf sein Ziel zu zu gehen. In ihrem Herzen hat diese Seele ihr Ziel eigentlich bereits erreicht, und wenn sie trotzdem erliegt, wird Gott ihre Aufgabe dennoch als vollbracht betrachten, denn in ihrem Herzen war sie fest entschlossen, die Krone auf das Werk zu setzen.

Der wahre Verdienst des Lebenswegs ist, dass die Seele ihre Aufgabe nicht aufgibt. Sie ist berufen, eine bestimmte Aufgabe zu vollenden und wird während deren Ausführung höchstwahrscheinlich mehrmals zu Fall kommen. Es ist aber der Wille, ihre Aufgabe zu vollenden, die von Gott als Gerechtigkeit angerechnet wird, nicht das letztendliche Ergebnis. Nur Jesus musste das bezweckte Ergebnis restlos erzielen, weil Er der Erlöser war und dies für alle Jahrhunderte bleiben wird. Von der Menschenseele erwartet Gott nur eine beharrliche Anstrengung, nach jedem Sturz aufzustehen, als Akt der Liebe, des Glaubens und der Hoffnung. Die Seele, die nach einem Sturz aufsteht und mit gutem Mut neu beginnt, zeigt Gott gegenüber ihre Annahme aller Seiner Verfügungen für ihr Leben und die Überzeugung, dass Gott diesen Sturz zugelassen hat, weil dieser ihr Seelenheil voranbringen wird, wenn sie diesen mit Liebe, Hoffnung und Vertrauen angeht. Dies alles hat Gott die Seelen in dem wiederholten Stürzen Jesu unter dem Kreuz lehren wollen. So lehrt Gott die Seelen mithin, dass der wahre Verdienst der Seele nicht allein in den Stunden des Fortschrittes gesammelt wird, sondern auch in den Stunden scheinbaren Stillstandes, in der Art und Weise, wie sie mit Rückschlägen umgeht, in ihrem Denken und Fühlen, während alles andere in ihr unbeweglich erscheint.

Jesus nähert Sich jetzt, scheinbar mehr tot als lebendig, dem Ort Seiner wirklichen Hinrichtung: dem Berg der Sünden, der Festtafel der Erlösung für alle Seelen, die Ihm durch die Gestaltung ihres eigenen Lebens nachfolgen werden.

3.2.9 Golgotha

Der Gipfel von Golgotha scheint mir ein gewelltes Plateau mit einem harten, gröβtenteils steinernen Boden zu sein. Als Jesus den Gipfel erreicht, scheint die Sonne, aber es gibt auch viel Wind.

Jesus wird Seiner Kleider beraubt, sodass Ihn nur noch ein Tuch am Unterkörper bekleidet. Gott zeigt den Seelen hier, dass nicht die stoffliche Umhüllung der Seele wichtig ist. Die Seele geht als Seele der Hochzeit mit Gott und der Verherrlichung entgegen, der Körper wird abgelegt. Das einzig Wichtige ist also, dass der Mensch an der Ernährung seiner Seele arbeitet. Die Seele geht mit ihren inneren Werten in die Herrlichkeit hinein, vollkommen gelöst von ihren stofflichen Eigenschaften (dem Körper und allen weltlichen Anhänglichkeiten). Die Kleidung ist hier also Symbol für dasjenige, was die Seele, das wahre Wesen des Menschen, hinter dem äuβeren Schein verbirgt und was die Seele auch in mehr oder weniger hohem Maβe für Gottes Licht unzugänglich machen kann. Die Seele muss während ihres irdischen Lebens einen Punkt erreichen können, an dem sie alles, was sie an das Weltliche bindet, von sich wegschiebt. Erst danach kann das Opfer ihres Lebens seine Krönung erfahren (den "Tod des Weltlichen, des Oberflächlichen, der Anhänglichkeiten am Kreuz des Lebens"), um den Gipfel der Verherrlichung zu erreichen.

Die Seele steht hier also gleichsam auf dem Gipfel ihres Lebens (dem Gipfel von Golgotha), über welchem der Himmel sich alsbald öffnen wird. So wie Jesus jetzt Seiner Kleider beraubt wird, lässt die Seele, die Ihm nachfolgen will, sich allen äuβerlichen Scheins berauben, um so unbekleidet vor Gott zu erscheinen, wie sie wirklich ist, mit allen ihren Schwächen, aber auch gleichsam, damit sichtbar sein möge, aus welcher inneren Verfassung ihr Opfer gebracht wird. Bei Seiner Entkleidung seufzt Jesus im Tiefsten Seines Herzens:

"O Vater, mögen die Seelen aller Zeiten lernen, sich selbst so zu sehen, wie sie wirklich sind. Mögen sie nicht sich selbst gegenüber blind bleiben. Mögen sie aus eigenem freiem Willen die Aufopferung des Kreuzwegs ihres Lebens auf Erden krönen durch die Hingabe von allem, hinter dem sie immer ihr wahres Wesen verborgen haben. O Vater, Du und Ich durchschauen die Tiefen der Herzen und Seelen, doch selig sind jene, die sich aus eigenem freiem Willen Uns so zeigen, wie sie wirklich sind, mit allen ihren Schwächen. Nur sie werden das Licht der Sonne ihres Golgotha in sich aufnehmen und sehen können, wie Meine Werke in ihnen zur Blüte kommen. In ihnen wird das Weizenkorn zu Brot des Ewigen Lebens werden. O möge der Wind des Heiligen Geistes ihr unbekleidetes Wesen umhüllen, damit sie an Herz, Geist und Körper gereinigt werden mögen".

Jesus wird, mehr mit Gebärden als mit Worten, dazu eingeladen, Sich auf das Kreuz zu legen, das jetzt flach auf dem Boden liegt. Ihre Kleidung lässt annehmen, dass die Männer, welche die Vorbereitungen für die Hinrichtung treffen, keine römischen Soldaten, sondern Zivilisten sind. Es scheint mir sogar, dass sie keine römischen Zivilisten sind. Hin und wieder wechseln sie einige Worte mit einem römischen Offizier, ansonsten habe ich den Eindruck, dass sie konkrete Anweisungen haben, die sie eher mechanisch ausführen. Von den vielen Einzelheiten, die mir in einigen Visionen gezeigt worden sind, nenne ich nur diese, von denen mir auch tiefere spirituelle Hintergründe erklärt wurden.

Am Kopf des Kreuzes ist eine Tafel befestigt mit der Aufschrift 'INRI', Abkürzung für "Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum" (Jesus von Nazareth, König der Juden). Gerade Gottes Vorsehung hat den römischen Prokurator Pilatus zu dieser Aufschrift inspiriert, denn es ist Gott Selbst, der in diesem Kürzel die Botschaft verborgen hat, dass Jesus für ewig der König des auserkorenen Volkes ist, wobei unter 'auserkorenem Volk' hier verstanden werden muss: 'das Gottesvolk', alle Seelen guten Willens aller Zeiten, also alle Seelen, die dazu bereit sind, ihren Willen mit jenem von Gott eins zu machen. Es sind nämlich diese Letzteren, welche die Saat dieser Erlösungswerke Christi in ihrer eigenen Seele zum Blühen bringen werden. Sie sind es, die Christus als König anerkennen werden.

Das Bild Jesu, der, mit nur einem einzigen Tuch bekleidet, an das Kreuz genagelt wird, weckt das Bewusstsein, dass die Seele, die wahrlich Christ sein will, dazu berufen ist, sich so sehr von allem frei zu machen, dass sie gleichsam "so, wie sie von Gott gemacht worden ist", ohne jegliche 'Maskerade', wieder zu Gott zurückkehren muss, nachdem sie sich mit ihrem Reisegesellen, dem Kreuz, hat vereinigen lassen (mit anderen Worten: nachdem sie das Kreuz der Prüfungen von Herzen angenommen hat).

So viele Seelen verbergen sich ihr ganzes Leben lang hinter den unterschiedlichsten weltlichen Oberflächlichkeiten (der Meinung anderer, dem Verhaltensmuster, das durch Werbung und Fernsehen 'vorgeschrieben' wird, dem Bedürfnis, sich so aufzuführen, dass man von anderen gepriesen wird, usw.). In der Stunde, in der sie Auge in Auge mit ihrem Schöpfer stehen, behalten sie von diesem allen aber nichts übrig: Dann bleibt nur dasjenige, was sie wirklich in ihrem Herzen tragen, und dasjenige, was sie während ihres Lebens auf Erden wirklich für Gottes Heilsplan und für die Heiligung ihrer eigenen Seele getan haben, oder eben nicht getan haben.

Viele Seelen versuchen, ihre wahren Verfassungen hinter Fassaden von Worten, Verhaltensweisen und inhaltslosen Äuβerlichkeiten zu verbergen. Die Entkleidung Jesu bringt auch dafür Wiedergutmachung. Die Seele kann ihr wahres Herz vielleicht vor sich selbst und ihren Mitgeschöpfen verbergen, aber niemals vor Gott, und in der Stunde ihres Lebensgerichts schaut Gott quer durch die 'Kleider' hindurch, um den Kern der Seele zu sehen, der die wirkliche Wahrheit über den Menschen und seinen Stand an Gnade oder Ungnade enthüllt.

Tatsächlich, Jesus nimmt Sein Kreuz von Herzen an. Aus Seinem Mund kommt während der Annagelung kein einziges Wort. Die Qual in den Händen und Füβen, während Nägel durch sie geschlagen werden, ist nicht zu beschreiben. Blutgefäβe reiβen auf, Sehnen, Nerven und Muskeln zerreiβen. Die Finger ziehen sich derart zusammen, dass es scheint, als ob jede Hand die Nägel umklammert, die dort hindurch geschlagen werden. Jesus verbeiβt Sich den Schmerz mit aller Kraft, die Er in Sich findet. Er weiβ, dass Maria Sich nicht weit vom Ort der Annagelung entfernt befindet und dass die Luft auf Golgotha ziemlich dünn ist. Dieses Phänomen gilt offenbar für groβe Teile Israels, zumindest in den Tagen Jesu. Dadurch trägt jedes Geräusch dort weiter, als dies in unseren Gegenden der Fall ist. Jesus will nicht, dass Seine Mutter noch mehr leidet, dadurch dass Sie zusätzliche Zeichen (sichtbare Eindrücke und hörbare Geräusche) von Schmerz bei Ihm wahrnimmt.

Die Seele kann an den Verdiensten der Annagelung Jesu an das Kreuz Anteil haben, indem sie alles Weltliche in sich selbst kreuzigen lässt, sich davon abkehrt und den Kreuzweg aller ihrer Prüfungen ausdrücklich mit dem Erlösungsopfer Jesu eins werden lässt. Jedes Mal, wenn die Seele eine weltliche Anhänglichkeit 'an das Kreuz schlägt', damit diese 'sterben' möge, geht dies mit Schmerz und Leiden einher. Man könnte das Bild der Kreuzigung verwenden und es so betrachten, dass die Kreuzigung einer Anhänglichkeit oder einer persönlichen Schwäche oder einer schlechten Gewohnheit mit Blutverlust einhergeht: Es 'kostet die Seele etwas'. Dieses Bluten ist aber als Quelle der Reinigung für die Seele gemeint, ähnlich wie eine Wunde gereinigt werden kann, wenn durch diese Wunde Blut nach auβen tritt.

Das Kreuz mit Jesus wird emporgehoben. Gott zeigt Seinen Sohn in der Vollziehung des äuβersten Opfers der Liebe, über allen Köpfen erhoben, als Zeichen für dasjenige, was wirklich wichtig ist und zu dem jede Seele aufschauen muss. Wie Gott zur Zeit des Moses jeder Seele, die während der Wanderung des Gottesvolkes durch die Wüste hindurch von einer Schlange gebissen worden war, Heilung versprach, wenn sie zur bronzenen Schlange aufschauen würde, die von Moses hergestellt und an einer Fahnenstange aufgehängt worden war, so gilt dies hier noch umso mehr: Jede Seele, die von der Schlange (dem Teufel) 'gebissen' worden ist (auf die Versuchung eingegangen ist und gesündigt hat) und die zu Jesus, erhöht am Kreuz, aufschaut (= die an den Erlöser und an die Wahrheit des Erlösungsmysteriums glaubt und an der eigenen Erlösung mitwirkt), wird von dem Gift der Sünde geheilt und stirbt nicht (in der Seele).

Der gekreuzigte Erlöser stellt hier buchstäblich dar, wer Er ist und was Er gerade tut: Er ist die Verbindung zwischen Himmel und Erden, und alle Erlösung strömt aus dem Himmel durch den Gekreuzigten hin zur Erde (= zu den Seelen). Dieser Strom wird auβerdem durch das Blut Jesu symbolisiert, das aus Seinen Wunden abwärts tropft und flieβt.

Betrachten wir die Wunden Jesu. Keine einzige Stelle an Seinem Körper ist unversehrt geblieben. Gott verfolgt damit eine Absicht: Kein einziger Aspekt des Menschseins ist frei von der Sünde. Die auffälligsten Wunden Jesu haben die nachfolgende tiefe Bedeutung:

Die rechte Schulter hat eine tiefe, blutende Wunde wegen des lange dauernden Schleppens des schweren Kreuzes auf dieser Schulter während des Kreuzwegs, wobei sich das Kreuz häufig von der Stelle verlagerte und ständig ziemlich hart gegen die Schulter und das Schlüsselbein zurück schlug. Gott macht mit diesen Wunden deutlich, wie schwer das Gewicht der Sünden der Menschheit aller Zeiten auf den Erlöser drückt und wie viel Blut (= Leben) es Ihm (und den Seelen selbst) kostet. Die Schulterwunde Jesu musste so tief werden, weil zahllose Seelen ihre täglichen Lasten nicht in Hingabe tragen, sondern im Gegenteil oft Gott verfluchen durch ihren Protest, durch ihr Wimmern über ihr Schicksal und/oder durch ihre Neigung, ihren Mitmenschen gegenüber ihre Prüfungen zu betonen, mit der Absicht, dafür entweder beklagt oder gepriesen zu werden.

Die beiden Hände sind von den Nägeln durchbohrt worden, mit denen Jesus an das Kreuz geschlagen worden ist. Mit den Händen werden unzählige Sünden verübt, sodass die Hände oft Instrumente von Angst für die Mitgeschöpfe werden. Wie sehr sehnt Gott Sich danach, dass die Hände des Menschen unter allen Umständen Instrumente sein mögen, die Segen und Freude bringen (die streicheln, die zu essen und zu trinken geben, die heilende Handlungen verrichten, die helfen, Lasten zu tragen, die Hilfe und Linderung bringen). Jesus hat mit Seinen Händen Heilungen gebracht, hat mit ihnen gesegnet, Tote erweckt, Leben und Freude gebracht. Mit den Wunden der Hände bringt Jesus hier Wiedergutmachung und Abbüβung für die unzähligen Handlungen, womit Seelen in allen Jahrhunderten kein Heil, sondern Leiden über ihre Mitgeschöpfe bringen.

Die beiden Füβe sind ebenfalls von den Nägeln durchbohrt, womit Jesus an das Kreuz geschlagen worden ist. Diese Füβe haben den Körper des Messias durch das Land Israels gebracht, um überall die Frohe Botschaft, neues Leben und Heilung und Freude zu verbreiten. Jesus bringt mit diesen Wunden Wiedergutmachung und Abbüβung für unzählige Verirrungen von Seelen (die Irrwege der Welt verwunden 'die Füβe der Seele') und für die unzähligen Male, wobei Seelen Dingen nachlaufen, welche sie keinen Schritt näher zu ihrem Heil bringen (die sie aber eher die kostbare Zeit verlieren lassen, die Gott ihnen täglich gibt, um ihre spirituelle Entwicklung voranzubringen) oder welche sie sogar näher zu ihrem Verderben bringen, und für die Gelegenheiten, wobei Seelen nicht die Mühe auf sich nehmen, sich zu einem leidenden Mitgeschöpf zu begeben, um Hilfe, Linderung und Freude zu bieten.

Nach dem Tod Jesu wird ein römischer Soldat durch die Seite Jesu hindurch Sein Herz mit einer Lanze durchstoβen. Diese Wunde trägt eine gewaltige symbolische Bedeutung: Die Ewige Liebe lässt sich durchstechen, um sich bis zum letzten Tropfen über die Menschenseelen aller Zeiten zu entleeren. Das Blut aus dem Herzen Jesu ist der Träger der Fülle des Göttlichen Lebens. Das Wasser aus Seinem Herzen ist als Göttliches Taufwasser zu betrachten, das die Seelen, die Jesus wahrlich nachfolgen wollen, in Seine Liebe untertaucht und vollkommen reinigen kann. Der Erlöser lässt Sein Herz öffnen zur Wiedergutmachung für jeden Mangel an Liebe unter den Seelen. Jede Sünde, jeder Fehltritt, jede Verirrung, jede Unzulänglichkeit ist die Frucht eines Mangels an Liebe, also einer Unvollkommenheit in der Fähigkeit oder der Bereitschaft der Seele, Gottes Liebe durch sie hindurch strömen zu lassen, um ihre vollkommenen Früchte einzubringen. Gott verfügt, dass das Herz des Christus nach Seinem Tod durchstochen wird, um anzudeuten, dass Er nicht nur alles gegeben hat, sondern sogar zeigen will, dass Seine Liebe nichts zurückhält.

Am Körper des Göttlichen Erlösers war kein Quadratzentimeter unversehrt. Wenn die Rede von 'den fünf Wunden Jesu' ist, ist dieser Ausdruck deshalb ebenso unsinnig, wie wenn über 'die Sieben Schmerzen Mariä' gesprochen wird, wenn wir wissen, dass Maria ein Leben geführt hat, in dem die Schmerzen, das Herzeleid, die geistigen und sogar körperlichen Leiden keinen Tag fehlten und die unterschiedlichsten Formen annahmen. Daher lädt die Herrin aller Seelen jede Seele dazu ein, die unzähligen unbekannten oder nie genannten Wunden Jesu als Akte von Wiedergutmachung und Abbüβung zu betrachten, die Jesus für die unzähligen Seelen vollbracht hat, die ihre eigenen schlechten Gewohnheiten und unreinen Neigungen nicht kennen, nicht wiedererkennen oder nicht kennen wollen. So lädt Sie jede Seele dazu ein, Ihre eigenen unzähligen unbekannten oder nie genannten Schmerzen als Akte der Wiedergutmachung zu betrachten, die Sie für die unzähligen Seelen vollbracht hat, die nicht sehen, durch welche Gewohnheiten, Neigungen, Handlungen oder Worte sie ihren Mitgeschöpfen Schmerz und Kummer zufügen.

Kurz nach der Erhebung des Kreuzes werden die Kleider Jesu unter die Soldaten verteilt. Die einzigen Gründe, warum sie Interesse an den Kleidern Jesu haben, liegt eigentlich darin, dass Gott auch dadurch den Seelen aller Zeiten ein Zeichen hinterlassen will: Der Mensch interessiert sich mehr für Äuβerlichkeiten als für dasjenige, was wirklich zählt. Ein paar Meter weiter hängt der Göttliche Messias für ihre Erlösung, für ihr ewiges Heil im Sterben, aber sie haben nur Interesse an weltlichen Gegenständen. Das ist nur möglich, wenn die Liebe nicht mehr strömt und das Herz weder in Hinsicht auf das Mitgeschöpf noch in Hinsicht auf Gott Gefühle hegt. Als Objekt mit einem sakralen Wert betrachten diese Seelen die Kleidung Jesu nicht, denn sie haben Ihn nicht als Sohn Gottes erkannt und verstehen nicht, was sich hier gerade vollzieht.

Auβerdem drücken diese Seelen hier aus, wie sehr der Mensch immer dabei ist zu richten. Die Kleider drücken immer die 'Auβenseite' des Menschen aus, dasjenige, was andere von ihm sehen. Wenn Seelen die Kleider eines Verurteilten unter sich verteilen, sind sie eigentlich dabei, verschiedenen Elementen einen gewissen Wert beizumessen: "Dies finde ich der Mühe wert, es zu besitzen, das andere weniger...". Das Stoffliche, dasjenige, was durch die Sinne wahrgenommen werden kann, was man in Besitz nehmen und was für Geld oder eine andere Gegenleistung gekauft werden kann, erhält für Unzählige Vorrang vor der Liebe, vor dem ewigen Heil und vor Gott Selbst.

Der Leibrock aber wird nicht verteilt, er wird verlost. Gott setzt auch darin ein Zeichen: Der Leibrock war das Kleidungsstück, das am engsten mit dem Göttlichen Körper Jesu in Berührung gewesen war. Er steht also gleichsam symbolisch für die Verbindung zwischen der Gottheit und der Menschheit Jesu. Die Tatsache, dass dieses Kleidungsstück nicht verteilt werden durfte, ist ein Zeichen auf die Menschheit hin, dass Gott keinerlei Zwietracht unter den Seelen wünscht. Jede Seele, die, auf welche Weise auch immer, entzweit (die Einheit bedroht), kann kein Nachfolger Christi sein.

Allmählich verändert sich der Himmel über Golgotha. Die Sonne verbirgt sich mehr und mehr und der Wind wird intensiver. Die Natur scheint zu leiden. Am Kreuz ballt Jesus buchstäblich das Leiden der ganzen Menschheit aller Zeiten zusammen, um es für jede Seele guten Willens zur vollen Fruchtbarkeit und zum vollen Verdienst zu machen.

Dies ist die tiefe Bedeutung der Kreuzigung, wie mir diese gezeigt und erläutert wird:

Jesus will am Kreuz die Seelen erlösen, indem Er sie an erster Stelle befreit aus ihren Anhänglichkeiten an das Weltliche, aus der Macht stofflicher Bedürfnisse, aus dem Vorherrschen der weltlichen Interessen in der Erfahrungswelt des Menschen und aus der Neigung der Seelen, nur das sinnlich Wahrnehmbare als die wahre Realität des Lebens zu empfinden. Durch die Erbsünde trägt jede Seele die Verpflichtung, ihren Beitrag zur Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Schöpfung zu leisten, das durch die Erbsünde und alle darauf folgenden Sünden schwer gestört ist.

Der Wert dieses Beitrags wird von Gott nach dem Maβe bemessen, in dem die Seele die wahre Liebe strömen lässt. Die Strömung der Liebe wird bestimmt durch Hingabe, Selbstverleugnung, Weihe und aufgeopferte Prüfungen. So hat Gott es in Seiner Weisheit vorgesehen und deswegen hat Er dem Menschen die Gelegenheit geboten, durch Leiden an Körper und Seele, an Herz und Geist den Auswirkungen der Sünde entgegenzutreten und/oder zu helfen, sie ungeschehen zu machen. Dadurch wird der Lebensweg der Seele auf Erden zu einem Kreuzweg, der unzählige verschiedene Formen annehmen kann.

Aus keinem anderen Grund ist Jesus Mensch geworden, als um durch Leiden diesen Wiederherstellungsmechanismus für alle Jahrhunderte zu heiligen und zu erschlieβen. Die meisten Seelen leben aber in zu groβer Anhänglichkeit an alles sinnlich Wahrnehmbare, sodass die Kreuze auf ihrem Lebensweg bald ein Eigenleben zu führen beginnen. In diesen Fällen (die auβergewöhnlich zahlreich sind) können wir sagen, dass die Seele sich selbst kreuzigt: Sie nagelt sich an ihre Prüfungen fest, ja sie nagelt sich an alles Weltliche fest, sodass sie völlig dessen Gefangene wird. Auch dies wird von dem Gekreuzigten zum Ausdruck gebracht.

Tatsächlich, die Seele, die sich an alles Weltliche kreuzigen lässt, ist für Gottes Heilsplan nicht fruchtbar, vollendet ihre eigene Erlösung und Heiligung nicht und wird sehr anfällig für jede Sünde. Letztendlich ist Jesus gekreuzigt worden, um die Anfälligkeit für die Sünde und die Auswirkungen jeder Sünde in dem Maβe zunichte zu machen, in dem die Seele diese Frucht der Kreuzigung des Christus in ihrem eigenen Leben reifen lassen will. Wenn dieser Wille vorhanden ist, wird das Leben der Seele dadurch seine wahre Fruchtbarkeit erreichen, dass die Seele sich dann nicht mehr an ihren Prüfungen kreuzigen lässt, sondern die Prüfungen in sich selbst kreuzigen wird: Sie wird sie besiegen durch die Liebe in der Gestalt einer reinen Hingabe und Weihe.

Jesus ist am Kreuz festgenagelt und hat also buchstäblich eine sehr eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Seine Position symbolisiert, wie sehr die Seele in der Welt von den Anhänglichkeiten und Gewohnheiten gefangen ist: Sie ist in vielerlei Hinsicht wie eine Gekreuzigte, denn:

  • sie hängt festgenagelt an dem Weltlichen und an ihren eigenen Gewohnheiten, Anhänglichkeiten, Schwächen und Neigungen;

  • durch ihre Anhänglichkeiten hat die Seele kaum Bewegungsfreiheit für die Werke, wozu sie wirklich berufen worden ist (die Berufung, die Gott ihr gegeben hat, die Aufgabe, die sie auf Erden vollbringen muss als ihren persönlichen Beitrag zum Heilsplan Gottes für alle Seelen aller Zeiten);

  • die Seele wird von den Qualen der Sünde und Untugend gequält, die aus ihren Anhänglichkeiten hervor flieβen. Die Anhänglichkeiten sind eigentlich die Nägel, womit die Seele sich selbst von der Welt kreuzigen lässt, während Gott von ihr erwartet, dass sie die Welt kreuzigen soll (wie oben angedeutet).

  • die Seele blutet am wahren Göttlichen Leben leer und wird von ihren eigenen Anhänglichkeiten mit dem ewigen Tod bedroht;

  • wie Jesus Sich vollkommen ausgetrocknet fühlt, bekommt auch die Seele mehr und mehr Durst nach dem Wasser des Lebens, weil sie aufgrund des Fiebers der nicht aufhörenden Versuchungen austrocknet;

  • Jesus am Kreuz leidet unter einer zunehmenden Kurzatmigkeit, indem Er leerblutet und Körperflüssigkeit verliert und Sein Blut immer weniger Sauerstoff zu Seinen Geweben bringen kann. Die Seele wird kurzatmig, dadurch dass es ihr an Sauerstoff des Heiligen Geistes zu mangeln beginnt.

  • Jesus am Kreuz leidet schreckliche Muskelkrämpfe, dadurch dass unter anderem wegen Seiner starren Körperhaltung der Blutkreislauf in den Muskeln so gut wie still steht. Die Seele verkrampft durch Mangel an innerem Frieden, weil das Weltliche ihr den ganzen Herzensfrieden raubt.

  • der gekreuzigte Jesus erstarrt vor Kälte wegen des verlangsamten Blutkreislaufs und der Tatsache, dass Er gröβtenteils entkleidet auf dem Gipfel eines Hügels in einem ständig zunehmenden Wind und einer sich immer mehr verbergenden Sonne am Kreuz hängt. Die Seele erstarrt vor Kälte, dadurch dass das Feuer der wahren Liebe in ihr erlischt, wenn sie nur den Interessen der Welt dient anstatt der Interessen Gottes, der die wahre Liebe strömen lässt.

  • der Gekreuzigte leidet an steigendem Fieber aufgrund der Infektion Seiner zahllosen Wunden und wegen Seiner zunehmenden Austrocknung. Die Seele, die Sklavin ihrer Anhänglichkeiten und Gewohnheiten ist, ist ständig Beute des Fiebers endloser Reihen von Versuchungen.

Vom Kreuz herab kann Jesus in der Ferne Jerusalem (die sogenannte Gottesstadt) sehen. Dort werden Lämmer für das jüdische Paschafest geschlachtet. Jesus Selbst ist aber das wahre Paschalamm, das dazu am Kreuz hängt, zu sterben, gleichsam von und für die Sünden aller Seelen aller Zeiten geschlachtet. Gott will hier klarstellen, dass Jerusalem ihre Heiligkeit verloren hat und dass die Kraft der wahren Erlösung nicht mehr in Jerusalem (Ort der Erstarrung und der Nichtannahme des Messias) zu finden ist, sondern einzig und allein in Christus, oben auf dem 'Berg der Sünden' (Golgotha).

Nicht das Töten von Lämmern bringt Heil, sondern nur das Töten der Sünde, jeder sündhaften Neigung. Nur das Blut des Messias erschlieβt die Ewige Glückseligkeit für die Menschheit, weil nur Sein Blut als Blut des Gott-Menschen Träger aller Sünden aller Zeiten ist, die Er in Sich gezogen hat, um sie der Kreuzigung preiszugeben. Wenn dieses Blut, Träger des vollkommenen Göttlichen Lebens, in welchem alle Sünden aller Zeiten mit der Gottheit in Berührung gebracht worden sind, das Kreuz der Erlösung (Symbol für alle Prüfungen der Menschheit aller Zeiten) und die Erde beflieβt, werden alle Prüfungen, alle menschlichen Leiden und die Erde selbst geheiligt und wird dies alles zum Acker für die Ernte der Ewigen Liebe, dem Brot des Ewigen Lebens, das von Gott für die Seelen guten Willens bereitet worden ist, die ihr ganzes Leben für die Vollendung Seines Reichs auf Erden aufopfern.

Jesus hängt während drei endloser Stunden am Kreuz. Von Seiner Annagelung an bis einen Augenblick vor Seinem Tod wird Er sieben gesegnete Worte sprechen. Gott drückt in diesen Worten alles aus, wodurch jede Seele in sich selbst die Erlösung vollziehen kann.

Wir wollen diese Worte kurz betrachten:

1. "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun"

Jesus spricht diese Worte, während Er an das Kreuz genagelt wird. Der sündige Mensch nagelt seinen Gott an das Kreuz, damit er dort stirbt. Die Henker stehen symbolisch für die sündige Menschheit, die in jeder Sünde Jesus aufs Neue geiβelt, mit Dornen krönt, mit einem schweren Kreuz belastet und Ihn in das Herz trifft, so dass Er, wenn Er nicht Gott wäre, täglich unzählige Male sterben würde. Dennoch verwünscht Jesus Seine Henker nicht, Er erbittet für sie vollkommene Vergebung. Gott lehrt die Seelen hier, dass die Barmherzigkeit Gottes unvorstellbar groβ ist, aber auch, dass Gott unter der Bedingung vergibt, dass Er davon ausgehen kann, dass die Seele wirklich nicht weiβ, was sie tut. Wenn die Seele weiβ, dass sie dabei ist zu sündigen, oder dies wissen kann, verstöβt sie bewusst und gewollt gegen Gottes Gesetz.

Die erste selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Vergib deinen Mitseelen, damit sie für die Erlösung erschlossen werden können, denn ihre Sündhaftigkeit hält sie fest in der Sklaverei gegenüber dem groβen Feind Gottes. Es ist in Gottes Augen sehr verdienstlich, wenn eine Seele, welcher schweres Unrecht angetan worden ist, dennoch den Balsam von Gottes Barmherzigkeit für den Schuldigen, der sie durch Prüfungen gekreuzigt hat, herab bittet. Wenn eine Seele ihrem Mitmenschen nicht vergibt, wird die Schuld dieses Mitmenschen dieser Seele gegenüber gleichsam in einen Safe verschlossen, so dass sie diese Schuld weiterhin trägt und diese nicht für das Licht zugänglich ist. Die Seele, die nicht vergibt, verschlieβt auch sich selbst in demselben Safe, denn sie hält an der Schuld ihres Mitmenschen fest (oder an der Schuld, von der sie meint, dass ihr Mitmensch diese ihr gegenüber hat). Dadurch schneidet auch diese Seele sich selbst vom Licht ab, das Erlösung bringt. Vergebung ist der Schlüssel der Erlösung aller Parteien, die an einer Uneinigkeit Anteil haben.

2. "Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein"

Jesus ist auf Golgotha von zwei Übeltätern flankiert. Der eine flucht und lästert bis zum Tod, der andere bittet Jesus, Er möge an ihn denken, wenn Er im Paradies ankommt. Die tiefe Bedeutung ist: Es wird immer zwei Seiten geben, nämlich jene, die bis in die Prüfungen Gott verfluchen, und jene, die in den Prüfungen zur Besinnung kommen, sich zu ihrer Schuld bekennen und Gott um Erbarmen bitten. Gott gibt hier den Letzteren das Zeichen Seiner vollkommenen Vergebung, weil sie reumütig sind, sich zu ihrem Glauben an Christus als dem Erlöser bekennen und sie wahre Hoffnung zeigen. Gott zeigt hier der Seele ebenfalls, dass die Hoffnung, der Glaube und die Liebe noch in der Sterbestunde (vorkommendenfalls nach einer Läuterung im Fegefeuer) für sie den Himmel öffnen können.

Die zweite selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Erkenne die eigene Sündhaftigkeit und Schwachheit, die eigenen Schulden Gott gegenüber (sowohl die Schulden unmittelbar Gott als auch jene den Mitgeschöpfen gegenüber, wodurch Gott ebenfalls getroffen wird). Gib sogar, wenn die Prüfung ihren Höhepunkt erreicht hat (wie bei dem guten Schächer kurz vor seinem Tod) die Hoffnung auf die Ewige Glückseligkeit nicht auf und glaube, dass Jesus für jede Seele das Paradies erschlieβen kann und dies auch tun wird, wenn die Seele den Willen aufbringt, an die Erlösung und an Gottes Werke im Allgemeinen zu glauben.

Viele Seelen geben ihren Glauben an Gott auf, weil die Menge ihrer Prüfungen sie meinen lässt, dass Gott nicht existiert oder dass Er kein Gott der Liebe sein kann. Diese Seelen haben das Erlösungsmysterium nicht verstanden, haben nicht verstanden, wozu der Mensch auf Erden ist, und haben nicht verstanden, dass Gott der Seele keinen gröβeren Schatz geben kann als die Prüfung. Die Prüfungen (die Kreuze des Lebens), und nichts anderes, kaufen die Seele aus der Kollektivschuld der ganzen Menschheit frei und aus der individuellen Schuld ihrer eigenen Sünden, Fehltritte, Fehler, Versäumnisse und Gleichgültigkeiten. Der gute Mörder ist ein Zeichen der Hoffnung für die Seele, die ein sündhaftes Leben geführt hat, dadurch fast das wahre Leben (den Zugang zur Glückseligkeit) verliert, aber dennoch das Herz hinreichend öffnet um Gott und Seine Werke zu erkennen und Gott gehören zu wollen. ("Denk an mich, vom Himmel aus — denn ich möchte dort gerne bei Dir sein").

3. "Frau, siehe, Dein Sohn; Sohn, siehe, deine Mutter"

Jesus sieht vom Kreuz herab, wie Maria, obwohl Sie würdig und äuβerlich scheinbar friedlich zu Ihm aufschaut, dasteht wie vor Schmerz sterbend, und neben Ihr Johannes als einzigen Seiner Apostel. Johannes vergegenwärtigt dadurch:

  • die wenigen Seelen, die Jesus auch in den Prüfungen treu bleiben, wenn alles den Schein erweckt, dass Gott dabei ist zu sterben;

  • die Priester, die trotz des zerschmetternden Drucks aus der Welt heraus, wodurch man meinen könnte, dass Gott dabei ist zu sterben, ihre Augen fest auf Christus gerichtet halten im Glauben an die erlösende Macht der Eucharistie, und an Marias Seite verharren. Johannes ist hier der Priester ohne irgendwelches Interesse an der Welt, der weiterhin zu Jesus aufschaut, Maria in sein Herz schlieβt ("Und der Jünger nahm Sie zu sich ins Haus"), und seinen Glauben nicht durch die Menschenfurcht unterminieren lässt (die vielen, die hinter seinem Rücken Christus verleumden und ihre Feindschaft Christus und den Seinen gegenüber nicht verhehlen). Johannes wird dadurch Vorbild für die traditionellen Priester, die nur auf Christus und Seine Werke schauen, nicht auf die Welt und ihre Interessen. Er flieht nicht vor seiner Berufung, auch nicht, wenn er dazu berufen wird, auf dem Gipfel Golgotha am Fuβ des Kreuzes seinen Glauben an Christus und sein Feuer für Christus und Seine Werke zu bezeugen. Sein Leben ist für ihn von keinem Wert, es bekommt nur Wert durch die Nähe Christi.

Mit diesem dritten Wort am Kreuz vertraut Jesus die ganze Menschheit, alle Seelen, Maria an. Er offenbart hier Marias letztendliche ewig währende Aufgabe: Mutter und Herrin aller Seelen zu sein. Er vertraut auch umgekehrt Maria den Seelen an, damit die Seelen das Seelenwachstum immer durch Sie und mit Ihr zu vollenden versuchen und sich voll und ganz Ihr anvertrauen sollen (vollkommene Weihe! — wobei die Seele Maria "zu sich ins Haus nimmt", in den Kern ihres Wesens).

Jesus lässt mich am Seufzer Anteil haben, der in diesem Augenblick aus Seinem Herzen zum Ewigen Vater aufwallt:

"Vater, möge Sie, wie Wir es vor allen Zeiten verfügt haben, jetzt Diejenige sein, die Meine Rolle für die Seelen fortsetzen wird. Möge Sie jetzt für alle Zeiten Meine Werke in ihnen vollenden helfen, in dem Maβe, in dem sie sich freiwillig Ihr hingeben werden. Möge Sie, die zu dieser Aufgabe als Miterlöserin mit Deinem Christus gesalbt worden ist, jetzt in dieser Eigenschaft versiegelt werden und möge Sie das Heil aller Seelen guten Willens Kraft des Schlüssels der Erlösung erschlieβen, den Ich nunmehr in sie alle gelegt habe und worüber Sie, Meine ewig währende Mutter, die Tochter Deines Wohlgefallens und Braut Unseres Geistes alle Macht haben wird, weil das unfehlbare Gesetz Unserer Barmherzigkeit dies für alle Zeiten so verfügt hat. Möge aufgrund Meines Opfers mit ewig währender Gültigkeit und aufgrund Ihrer heiligen Ausdauer in diesem Schmerz Ihr makelloses Herz das Licht der Hoffnung und der Liebe in allen Seelen wecken, die daran glauben, dass Ich für sie den Schlüssel zur Ewigen Glückseligkeit freigekauft habe und dass Meine Mutter von Uns als die Wegweiserin zum Tor erwählt worden ist, auf welches dieser Schlüssel passt".

Und der Jünger nahm Sie zu sich ins Haus... Keine Worte können je beschreiben, wie sehr Sich Jesus in diesen Augenblicken danach gesehnt hat, dass alle Seelen Maria in sich (in das Haus ihrer Seele) aufnehmen werden durch vollkommene Weihe an Maria, wobei Sie in der Seele leben und herrschen kann, weil Sie von Gott die Macht und die Weisheit erhalten hat, jede Seele zum Tor des ewigen Heils zu führen.

Die dritte selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Weihe dich vollkommen an Maria, damit Sie in der Lage sein möge, dich zu begleiten, zu beschützen, zu reinigen, zu heiligen, umzugestalten. In Ihrer Verkündigung als Herrin aller Seelen wird Maria zwanzig Jahrhunderte nach Golgotha erklären, dass Gott Ihr die Macht gegeben hat, Seelen, die sich Ihr vollkommen hingeben, zu einem Stand vollkommener Heiligkeit führen zu helfen, durch 'Ausgleich' der Auswirkungen der Erbsünde in der Seele. So wird Sie als Herrin aller Seelen Ihre ursprüngliche Berufung vollbringen, die daraus besteht, dass Sie jede Seele, die dazu bereit ist, sich Ihr vollkommen hinzugeben, von Innen heraus zur Vollendung der Erlösungswerke Christi in sich begleiten wird, während Sie versuchen wird, die Seele in jedem Aspekt ihres Wesens umzugestalten, damit diese für die Fülle des Lichts empfänglich wird, oder anders ausgedrückt: damit ihr Acker bereit sein möge, die Göttliche Saat der Erlösung in sich aufzunehmen und reifen zu lassen, als ihren Beitrag zur Ernte der Ewigen Liebe.

4. "Mich dürstet!"

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass Jesus vom Letzten Abendmahl an keinen Schluck Flüssigkeit mehr zu Sich genommen hat. Wegen des reichlichen Blutverlustes vom Garten Gethsemani (das Blutschwitzen!) an über die Geiβelung, die Dornenkrönung und den Kreuzweg bis einschlieβlich der Stunden am Kreuz und wegen dem reichlichen Transpirieren vom Letzten Abendmahl an (wo Er in einem fiebrigen Schweiβ zu baden schien) war der Körper Jesu in dem Augenblick, als Er am Kreuz emporgehoben wurde, bereits in sehr weitgehendem Maβe ausgetrocknet. Er litt dadurch einen intensiven Durst. Der Durst Jesu reichte aber unendlich viel weiter als jener des Körpers: Der Erlöser hatte Durst nach Seelen, die Seine Erlösungswerke in sich zum Blühen kommen lassen.

Das Göttliche Leben wird von der Herrin aller Seelen oft mit Wasser für die Seele verglichen, im Vergleich mit den Leben schenkenden, reinigenden und erfrischenden Eigenschaften des Wassers für den Körper. Wasser kann einem erschöpften Körper ein Gefühl der Wiedergeburt verleihen. Für das Wasser des Göttlichen Lebens gilt dies buchstäblich. Am Kreuz sehnt Sich Jesus inbrünstig danach, dass Sein Durst unzähligen Seelen in allen Zeiten Wasser des Göttlichen Lebens bereiten wird und dass Sein ganzes vergossenes Blut als Wasser Göttlichen Lebens den Durst vieler Seelen nach dem wahren Leben, der wahren Liebe und dem wahren Glück für ewig löschen wird. Durch Sein Sehnen nach Flüssigkeit zieht Jesus im Grunde genommen auf der spirituellen Ebene das Wasser des Göttlichen Lebens zu allen Seelen hin, die Er im Garten Gethsemani auf höchst intensive Weise in Sich gezogen hat. Dadurch erschlieβt Er den Strom dieses 'Wassers' für alle Seelen, die durch alle Jahrhunderte hindurch mit Ihm vereint sein wollen, und labt gleichzeitig Sich Selbst mit Seelen.

Im Herzen Jesu Herz wallt das nachfolgende Gebet auf:

"O Vater, erschlieβe doch jetzt die Quellen der Ewigen Gnade, die Ich nunmehr mit Meinem ganzen Blut gefüllt habe. Möge keine Seele mehr Durst haben, es sei denn nach der Erfüllung Deines Willens, der das wahre Leben gibt. O gib Mir Seelen, damit Ich sie im Wasser des Göttlichen Lebens taufen kann, das für ewig durch das Opfer Meines Blutes strömen wird. Der Göttliche Tausch, o Mein Vater… Mein Blut für ihre Erlösung… Mein Durst für ihre Labsal".

Jetzt wird Jesus ein Schwamm auf die Lippen gedrückt, der in einer sauren Flüssigkeit getränkt worden ist und der Ihm (weil Er hoch am Kreuz hängt) mit Hilfe eines Ysopstängels angereicht wird. Es ist bemerkenswert, dass Ysop eine doppelte spirituelle Bedeutung hat: Kleinheit (Demut) und Reinigung. Jesus wird gering erachtet (Kleinheit), vollbringt Seine Göttliche Berufung in der allertiefsten Demut (der Gott-Mensch verleugnet Sich Selbst vollkommen für die Seelen) und tut dies für die tiefe Reinigung der Seelen. Die Flüssigkeit, die Ihm auf die Lippen gedrückt wird, ist so sauer, dass sie in Seinen vertrockneten und gerissenen Lippen brennt und Ihn nicht labt, sondern quält: Für jede Seele, die Christus nachfolgen wird, wird ein hoher Preis bezahlt. Das Wasser Göttlichen Lebens wird durchaus zu den Seelen strömen, es wird allerdings in vielen Seelen nur mit gröβter Mühe aufgenommen werden.

Die vierte selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Gott verlangt von jeder Seele, dass sie unaufhörlich Durst nach der Verwirklichung von Gottes Heilsplan haben soll. Die Seele, die von diesem Durst getrieben wird, stellt ihr Leben in den Dienst von Gottes Werken und lebt jede Einzelheit ihres Lebens derart, dass alle ihre Taten, Worte, Gedanken, Gefühle und Wünsche das Wasser des Göttlichen Lebens für ihre Mitgeschöpfe bereiten helfen. Das Strömen des Wassers des Göttlichen Lebens, Träger der Göttlichen Liebe, wird nicht nur durch den Willen Gottes bestimmt, sondern auch durch das Sehnen der Seelen nach Gott und nach ihrer Erlösung. Diese Sehnsucht saugt gleichsam das Wasser des Göttlichen Lebens zu der Seele hin, so dass sich die Strömung beschleunigt. Je mehr Seelen eine solche Sehnsucht hegen, desto kräftiger wird der Strom der Liebe durch die Schöpfung und desto rascher kann Gottes Heilsplan seine Vollendung erreichen.

5. "Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?"

Der Körper Christi ist buchstäblich fast leergeblutet: Das Blut der Erlösung, Träger des Wassers Göttlichen Lebens, wird Tropfen für Tropfen aus Seinem Körper gepresst, und jeder Tropfen umfasst die Fülle der Göttlichen Erlösungskraft, weil der Messias keinen Augenblick aufhört, diesen Vorgang Seines körperlichen Sterbens bewusst mit Seiner vollkommenen Liebe und Seinem festen Willen, dies alles zu vollenden, zu verbinden. Während viele Menschenseelen versuchen, ihr Leid erträglicher zu machen, indem sie es so viel wie möglich aus ihrem Bewusstsein verbannen, erlebt der leidende Christus Seine körperlichen und geistigen Wahrnehmungen gerade so bewusst wie möglich, damit Er in der Lage sein möge, Sich buchstäblich in jeder Sekunde des Leidens vollkommen zu entleeren, und damit jeder Tropfen Seines Blutes aktiv geladen wird mit Seinem Willen zu erlösen, und mit Seiner Liebe, die das wahre Leben bringt.

Damit dieses Leiden seine maximale Fruchtbarkeit innerhalb von Gottes Heilsplan erzielt, wird im Gott-Menschen die Göttliche Natur in diesen Stunden mehr denn je verborgen und lebt in Jesus der aktive Wille, "durch und durch Mensch zu sein". Er erbringt hier den besten Beweis für die Unbegrenztheit und Vollkommenheit Seiner Liebe: Er will Mensch sein, um diese Prüfung der Prüfungen hundertprozentig als Mensch durchzustehen und zu erfahren. Welchen Nutzen und welchen Wert hätte das Erlösende Leiden wenn es als Gott, aus einer Göttlichen Erfahrung heraus, empfunden würde? Die Göttliche Natur kann sich ja über alle Leiden erheben, denn Gott ist Herr über alle Empfindungen.

So erfährt Jesus hier die Empfindung, die nahezu jede Menschenseele in bestimmten Stunden des Lebens auf Erden für kürzere oder längere Zeit erfährt: die Einsamkeit, das Gefühl, sogar 'von Gott verlassen zu sein'. Während Jesus diese Worte ausstöβt, leidet Er intensiv unter der Tatsache, dass viele Seelen kein Auge für die Bedürfnisse ihrer Mitgeschöpfe haben, so dass auf Erden zahllose Geschöpfe sich sogar von Gott verlassen fühlen. Jedes Mal, wenn eine Seele es unterlässt, eine andere Seele zu trösten, ihr zu helfen, bei ihr zu sein in ihrer Not oder in ihrer Einsamkeit, unterlässt sie in Wirklichkeit, in dieser anderen Seele das Gefühl und den Glauben zu wecken, dass Gott zugegen ist. Es ist Teil der Berufung jeder Seele auf Erden, Gott ihren Mitgeschöpfen gegenüber gegenwärtig zu machen. Auf diese Weise muss jede Seele dazu beitragen, die Gegenwart Gottes auf Erden spütbar zu halten. Jesus hat Seinen Schrei "Eloi, Eloi, lama sabakthani?" (Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen) also auch ausgestoβen zur Wiedergutmachung und Abbüβung für jede Seele, die einem Mitgeschöpf (Mensch oder Tier) das Gefühl vermittelt, dass Gott nicht existiert, dass Gott es nicht liebt oder dass es keine Liebe gibt.

Aus dem Herzen Jesu wallen in Stille voller Betrübnis die Worte auf:

"O Vater, haben Wir die Menschenseele nicht als Unsere Stellvertreterin jedem Geschöpf gegenüber vorgesehen? Warum denn werden in Unserer Schöpfung so viele Geschöpfe das Gefühl haben, dass Wir nicht existieren oder dass Wir ihrem Schicksal gegenüber gleichgültig sind? O möge dieses Leiden den Seelen die Liebe eingieβen, die sie befähigen und sie mit dem Willen erfüllen wird, ihre Mitgeschöpfe spüren zu lassen, dass diese Schöpfung durch die Liebe gelenkt wird und dass Gott kein einziges Seiner Geschöpfe je verlässt. Mögen sie, in Meiner Nachfolge, jedes Mitgeschöpf mit der Freude Unserer Gegenwart erfüllen, die durch sie hindurch in dem Maβe durch die Schöpfung strömen wird, wie ihr eigener Glaube, ihre eigene Hoffnung und Liebe und ihr eigener Wille, eins mit Uns zu sein, wachsen werden".

Die fünfte selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Trinke so intensiv das Licht Christi in dich auf, dass du für die ganze Schöpfung ein Spiegel Gottes sein kannst, so dass jedes Geschöpf in deiner Nähe die Gegenwart Gottes erfahren kann durch Gefühle von Frieden, Freude, Geborgenheit, Mut, Vertrauen, Hoffnung und Liebe.

6. "Es ist vollbracht!"

Der Christus ist auf die Welt gekommen, die Vollendung von Gottes Heilsplan vorzubereiten und zu ermöglichen, um den Seelen den Schlüssel zu geben, mit dem sie ihren eigenen Kerker werden öffnen können, unter der Bedingung, dass sie dazu bereit sind, Jesus im konkreten Vorbild Seiner Handlungen und inneren Verfassungen nachzufolgen. Sein ganzes Leben hat Er in den Dienst dieser Aufgabe gestellt, keinen Augenblick lieβ Er verloren gehen, diese Göttliche Saat auszustreuen. Die ganze Zeit des Leidens war für Ihn die wahre Krönung, die Vollziehung der heiligen Hochzeit mit dem Kreuz und durch das Kreuz mit der leidenden Menschheit — leidend an Körper (durch die vielen Prüfungen jedes Menschenlebens) und an Seele (durch die Sklaverei der Sünde gegenüber, welche die Ewige Glückseligkeit unmöglich macht). Der Messias war in die Welt gesandt worden, um die Ketten dieser Sklaverei zu brechen, nicht um die Menschheit aus den körperlichen Leiden zu befreien. Das körperliche Leiden wird für alle Menschenseelen aller Zeiten das groβe Mittel zur Erschlieβung der Saat des Erlösungswerks Jesu bleiben.

Wahre Nachfolge Christi bedeutet: So leben, dass alles, wozu die Seele in die Welt gesandt worden ist, vollbracht werden kann. Die Seele muss jeden Augenblick in ihrem Leben auf Erden auf ihre wahre Berufung gerichtet bleiben, damit sie jeden Tag der Vollbringung ihrer Lebensaufgabe näher kommt.

Die sechste selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Durch den sehnsüchtigen Seufzer Jesu "Es ist vollbracht" hindurch ruft Gott jede Seele dazu auf, dass sie sich über ihre wahre Berufung, ihre wahre Lebensaufgabe, besinnt und ihr ganzes Leben bis in die Einzelheiten so einrichten soll, dass sie diese Aufgabe mit einer möglichst hohen Fruchtbarkeit vollbringen kann. In der Praxis läuft dies auf ein Leben im vollkommenen Dienst an Gott hinaus, für eine vollkommene Heiligung der eigenen Seele und einen maximalen Beitrag zur Vollbringung von Gottes groβem Heilsplan für alle Seelen aller Zeiten. In diesen Letzten Zeiten lehrt Gott die Seelen, dass der goldene Weg dazu jener der vollkommenen, bedingungslosen und ewig währenden Weihe an Maria als die Herrin aller Seelen ist, in Anwendung Ihrer Belehrungen in der Wissenschaft des Göttlichen Lebens. Es gibt keinen fruchtbareren Weg zu einer reichen Ernte als diesen.

Hören wir auf den Seufzer im Herzen des Erlösers:

"O Vater, Mein ganzes Leben als der Menschensohn auf dieser Erde habe Ich im vollen Bewusstsein geführt, dass Ich von Dir ausgegangen bin und dass Ich nicht zu Dir zurückkehren werde, bevor Ich alles vollbracht habe, wozu Ich in die Welt gesandt worden bin. Nichts habe Ich unterlassen, um den Menschenseelen Meine Liebe zu beweisen, diese Liebe in sie zu säen und die Saat mit den Tränen Meiner Sehnsucht nach ihrem wahren Glück zu begieβen. Heute weiβ Ich, dass es vollbracht ist, denn Ich habe alles gegeben, was Mein Körper an Göttlichem Leben in Sich bekommen hatte, und Mein Herz wird sich für alle Jahrhunderte weiterhin über die Saat ausgieβen. Da gibt es kein Werk der Finsternis, das nicht irgendwann von Unserem Licht entlarvt und dem nicht seine Kraft genommen wird. Da gibt es kein Elend, das nicht irgendwann in die Ewige Glückseligkeit und den Ewigen Frieden aufgenommen wird und in die Liebe, in der Unser Reich auf Erden getränkt sein wird. Es ist vollbracht für alle Zeiten und es wird in jeder Seele vollbracht sein, die sich mit einem aufrichtigen Herzen danach sehnen wird, Uns zu gehören, und die sich von Herzen für das Kreuz entscheiden wird in Verleugnung der Verlockungen und der Irrlichter der Welt".

7. "In Deine Hände befehle Ich Meinen Geist"

Die letzten Augenblicke des Lebens Jesu auf Erden nahen. Er hat alles gegeben, was Er hatte. Aufgrund Seiner Göttlichen Natur bedeutet dies, dass Er der Menschheit buchstäblich die Fülle von Gottes Gaben bereitet hat. Es gibt nichts Gröβeres als die Erlösung, denn sie öffnet für die Seele die Ewige Glückseligkeit. Jesus gibt auch sichtbar alles: Er gibt Sich Selbst der Menschheit. Wie Er am Vorabend Seine Gegenwart bei den Seelen in der Einsetzung der Eucharistie verewigt hat, so bekräftigt Er jetzt dieses Sakrament durch das Vergieβen Seines letzten Tropfen Blutes und, indem Er Seinen Körper dem Kreuz preisgibt, das symbolisch steht für die Prüfungen eines jedes Menschenlebens auf Erden, für die einzige und Ewige Wahrheit Gottes, für die Erlösung und für den Tod der Sünde.

Die letzten Augenblicke Jesu am Kreuz symbolisieren deshalb die Fülle der Hingabe Gottes an Seine Menschenseelen, die Fülle Seiner Liebe und die Verheiβung der vollkommenen und restlosen Hingabe an das sterbliche Menschsein in der Vereinigung mit Gott: Der leidende Mensch kann genau durch die Kreuze seines Lebenswegs hindurch eins werden mit Gott und mit der Fülle der Erfahrung der wahren, makellosen Liebe.

Im Bewusstsein, dass Er alles vollbracht hat, lehrt Jesus die Seelen jetzt das Einzige, was jedem Leben auf Erden seinen wahren Sinn gibt: die vollkommene Hingabe an Gott. In Seinen Worten "Vater, in Deine Hände befehle Ich Meinen Geist" zeigt Jesus, dass der Wert des Menschenlebens mit allen seinen Prüfungen erschlossen wird durch die Weihe der Seele und des ganzen vergangenen Lebenswegs, den sie in sich aufgenommen hat, an Gott. Gott wird diese Lehre in diesen Letzten Zeiten durch Maria in Ihren Belehrungen über die Weihe an Maria als goldenen Weg zu Gott wiederholen.

In der vollkommenen Weihe an Maria als Herrin aller Seelen folgt die Seele dem Aufruf Jesu zur Weihe an Maria und zur Hingabe der Seele an Gott. Der leidende Erlöser Selbst bekräftigt in Seinen Worten, ausgesprochen während der Bereitung der Erlösung, dass der Wert eines Menschenlebens gekrönt wird, wenn die Seele sich mit ihrem ganzen Wesen und ihrem ganzen Lebensweg vollkommen an Maria und durch Sie an Gott hingibt. Nur so kann auch die Seele am Ende ihres Lebens auf Erden sagen: "Es ist vollbracht" und "In Deine Hände befehle ich meinen Geist = alles was ich bin, was ich habe und jede Einzelheit des vergangenen Lebens, völlig und ganz für Dich gelebt habe".

Die siebte selig machende Lehre für die Seelen lautet also: Das Leben der Seele auf Erden erhält Seine wahre Fruchtbarkeit nur, wenn dieses Leben Gott aufgeopfert wird. Die Seelen, welche die Lehren seitens der Herrin aller Seelen berücksichtigen, wissen, dass es keinen besseren Weg gibt, dies zu tun, als die vollkommene Weihe ihres ganzen Lebens und ihres ganzen Wesens an Maria, Die diese allumfassende Opfergabe mit Ihrer unendlichen Liebe bekräftigen und ergänzen wird und das Ganze dieses doppelten Opfers Gott überträgt. Die Opfergabe der Seele an Gott macht ihr Leben fruchtbar, aber wenn Maria die Seele in Gottes Hände legt, trägt diese Opfergabe auβerdem noch den Duft von Marias Heiligkeit und Ihre Unterschrift. Gottes Barmherzigkeit wird auf keine einzige andere Weise so stark geweckt wie durch die Opfergabe eines Menschenlebens und einer Seele, die unter Marias Herrschaft gestellt sind, denn Maria ist das Symbol für den vollkommenen Sieg über die Finsternis und für die vollkommene Liebe zu Gott.

So lernen wir aus den sieben Kreuzesworten des Erlösers die Lektionen, die für die Seelen als Richtlinien auf ihrem Weg zur Erschlieβung des Schatzes der Erlösung in sich selbst dienen können:
  1. Schenke jenen vollkommene und bedingungslose Vergebung, die gegen dich gesündigt haben.

  2. Erkenne deine eigene Schwachheit, Sündhaftigkeit und Schuld Gott gegenüber, sei reumütig, glaube an Christus den Erlöser und hege eine aufrichtige Hoffnung auf die letztendliche Erlösung.

  3. Weihe dich vollkommen und bedingungslos Maria.

  4. Sehne dich unaufhörlich nach der Vollendung von Gottes Heilsplan.

  5. Sei unter allen Umständen allen deinen Mitgeschöpfen gegenüber ein Spiegel Gottes und mache Seine Gegenwart für sie spürbar.

  6. Besinne dich über deine wahre Berufung und deine wahre Lebensaufgabe und versuche, diese mit der höchsten Fruchtbarkeit zu verwirklichen.

  7. Gedenke dein ganzes Leben lang, aber vor allem in deiner Sterbestunde, dass du Gott gehörst, und dass du dadurch zu Ihm zurückkehrst, dass du Ihm deine Sehnsucht danach zu erkennen gibst.

Jesus stirbt am Kreuz. Der Mensch stirbt auch festgeheftet am Kreuz seines Lebens, denn die Prüfung des irdischen Lebens dauert an bis in die Sterbestunde. Der groβe Unterschied ist dieser: Jesus hat den Weg zu Seiner Sterbestunde mit einer ununterbrochenen Reihe von Samenkörnern der Heiligkeit und Liebe besät. Die Seele lebt oft so oberflächlich, dass auch ihre Prüfungen nicht bewusst von der Himmlischen Soβe der Liebe durchzogen sind. Jede Prüfung, die nicht wirklich bewusst mit Liebe bekleidet wird und nicht Gott (vorzugsweise durch Maria) geweiht wird, bleibt unvollkommen, weil sie nicht mit Gott in Verbindung gebracht wird und dadurch also menschlich bleibt. Es ist zwar die menschliche Natur, die leidet, aber es ist die Bekleidung der Früchte dieses menschlichen Leidens mit dem Göttlichen Kleid der Liebe und Weihe, die alle Leiden für Gott uneingeschränkt brauchbar und nützlich macht.

Die Sterbestunde Jesu ist durch eine auβergewöhnlich mächtige mystische Symbolik gekennzeichnet, wovon einige Zeichen sichtbar sind, die meisten allerdings den Augen der Seelen entzogen werden:

  • Das gesamte Gebiet rund um Jerusalem wird von einem Erdbeben erschüttert, als ob Gott zeigen will, dass die Hölle dadurch in Aufruhr ist, dass die Auswirkungen des Erlösungswerks sich zum ersten Mal in aller Heftigkeit in die Regionen der Finsternis ausgieβen.

  • Trotz der Tagesstunde (drei Uhr nachmittags) ist der Himmel dunkel, als ob Gott zeigen will, dass die Sünden, die jetzt gleichsam aus der Menschheit gezogen werden, nun dem Himmel anvertraut sind und wie eine undurchdringliche Wolkendecke zeitweise Gottes Licht von der Erde wegnehmen. Gott scheint hier ein Zeichen dafür zu setzen, dass Er die nicht erlöste Menschheit auf diese Weise gesehen hat.

  • Es bricht ein Gewitter über der Gottesstadt los, als ob Gott zeigen will, dass sich die Atmosphäre der Sündhaftigkeit jetzt vollkommen entlädt, um neue Fruchtbarkeit, neuen Sauerstoff und Ströme von Gnadenregen über die Seelen aller Zeiten niederkommen zu lassen.

  • Im Tempel Jerusalems reiβt der Vorhang, als ob Gott zeigen will, dass das alte Heiligtum ausgedient hat und also nicht länger dem Auge der Seelen verborgen zu bleiben braucht und dass das wahre Allerheiligste, der wahre Tempel und der wahre Hohepriester jetzt in Christus vereinigt sind, dem wahren Paschalamm, dessen Blut die einzige wahre Erlösung bringt.

  • In den allerletzten Augenblicken Seines Lebens spüre ich im Körper des Erlösers eine Kombination der nachfolgenden Phänomene:

Atemstillstand, dadurch dass Sein Körper vollkommen leergeblutet ist. Dieser Atemstillstand will die Erstickung der Seele durch die Sünde zeigen, da die Sünde verhindert, dass die Seele den Sauerstoff des Heiligen Geistes in sich aufnimmt.

vollkommene Verkrampfung aller Muskeln, die plötzlich in vollständige Gefühllosigkeit übergeht. Dieser Zustand weist auf die Erstarrung der Seele hin, die immer wieder sündigt, und auf den plötzlichen Übergang zu einer Unempfindlichkeit in Bezug auf das Sündigen: Die Seele wird immer gleichgültiger gegen das Sündigen und verliert jedes Gefühl für das Herz Gottes, das intensiv unter jedem Fehltritt leidet.

starke Herzrhythmusstörungen und letztendlich Herzstillstand durch den enormen Blutverlust und schlieβlich durch Blutlosigkeit. Darin wird gezeigt, wie das Herz (das Gefühlszentrum und der 'Motor' des Lebens) unter dem Einfluss der Sünde immer weiter abstirbt: Die Sünde wird durch einen Mangel in der Liebe begangen und lässt die Liebe immer mehr aus der Seele wegflieβen, sodass die Seele buchstäblich zu sterben beginnt.

Das Herz des Gott-Menschen klopft nicht mehr. Sein menschliches Leben ist vorbei und gilt jetzt als Unterpfand für die Bekräftigung des Neuen Bundes: Jede Seele, die dazu bereit ist, an Jesus Christus und Seine Erlösungswerke zu glauben und diese Werke in sich selbst zu vollenden, indem sie Christus vollkommen nachfolgt in dem Beispiel Seines Lebens und in der liebevollen Aufopferung aller Prüfungen, öffnet sich künftighin selbst für die wahre Heiligung und die Ewige Glückseligkeit.

Die Sterbestunde Christi ist drei Uhr am Nachmittag. Es scheint, als ob Gott auch die Juden auf das wahre Paschalamm hinweisen will: Es war bei den Juden üblich, dass die Paschalämmer (die Lämmer, die für das jüdische Paschafest geopfert wurden) um drei Uhr am Nachmittag geschlachtet wurden. Auch das einzig wahre Paschalamm, Jesus Christus, wurde also um drei Uhr 'geschlachtet', als ob gezeigt werden sollte, wie wahr das Wort Christi ist, in dem Er sagt, dass Er nicht gekommen ist, das Gesetz aufzuheben, sondern um die Erfüllung zu bringen. In Seinem Leiden und Tod bringt Er diese Erfüllung, und Gott bestimmt sogar, dass die Stunde der Vollendung mit der Stunde identisch sein soll, wie diese im ursprünglichen Gesetz festgesetzt worden war, damit die Seelen sehen mögen, dass sie von dieser Stunde an nicht mehr zurückschauen dürfen, sondern dass mit Jesus Christus ein neues Zeitalter angefangen hat, das Zeitalter der Vollendung, der Neue und ewig währende Bund.

Die Parallele geht noch weiter:

Obwohl es üblich ist, dass von Gekreuzigten die Knochen gebrochen werden, geschieht dies bei Christus nicht. Trotz der unzähligen Verstümmelungen, die dieser Göttliche Körper erlebt hat, will Gott nicht, dass Seine Knochen gebrochen werden, und dies aus drei Gründen:

  • Auch beim Paschalamm, das um drei Uhr geschlachtet wird, dürfen die Knochen nicht gebrochen werden. Christus, das einzige wahre Paschalamm, das die Erfüllung bringen wird, darf hier keine Ausnahme sein.

  • Das Brechen der Knochen würde einer Auflösung der Einheit innerhalb dieses Körpers gleichkommen, der für Gott auch Symbol für die Verbindung zwischen Gott und den Seelen ist, für die Unzerbrechlichkeit des Göttlichen Versprechens, die Schuld der Menschheit zu tilgen. In diesem Körper darf nichts 'getrennt' werden.

  • Das Mark der Knochen ist das Bett, wo Blutkörperchen gemacht werden. Das Blut Christi ist der Träger des Göttlichen Lebens und der Erlösung. Das Brechen der Knochen wäre Symbol für das Vernichten dieser Quelle des Göttlichen Lebens und der Erlösung.

Der Tod ist kein Ende: Im Rahmen von Gottes ewig währendem Heilsplan ist er der Beginn des wahren Lebens. Für den Tod Jesu Christi gilt dies im tiefsten Sinne des Wortes. Der Tod des Gott-Menschen ist die endgültige Öffnung des Zeitalters der wahren Hoffnung, die Entriegelung des Himmelstores. Das Weizenkorn wird der Erde (= dem Acker jeder Seele guten Willens) anvertraut, um dort die Ernte der Ewigen Liebe vorzubereiten, woraus Gottes Barmherzigkeit für alle Jahrhunderte das Brot Göttlichen Lebens schaffen wird.

Schlussbetrachtung

Die Ernte der Ewigen Liebe als Quelle Göttlichen Lebens

Wichtige Unterrichtung

Eine der gröβten Lektionen der Passion ist diese: Gott überlässt nichts dem Zufall. Hinter jeder Einzelheit verbirgt sich Seine Weisheit. Achtzehn Stunden lang erlebte Jesus im Inneren die gesamte Bandbreite der Werke der Finsternis. Seitens der Herrin aller Seelen muss ich übrigens darauf hinweisen, dass es eine Parallele zwischen der Dauer der Passion Jesu (achtzehn Stunden) einerseits und der Anzahl der Tage gibt, während welcher Myriam im Inneren Zeuge der Passion wurde. Drei Mal durfte Myriam während jeweils achtzehn Tage intensiv mit dem leidenden Jesus verbunden sein. Tatsächlich, Gott spricht sehr viel in Bildern und Symbolen.

Was ist die groβe Lehre, welche die Seelen aus der Ernte der Ewigen Liebe ziehen müssen? Dieses Buch will den Seelen hauptsächlich die beiden nachfolgenden Lektionen ins Herz legen:

1. Dass wahre Nachfolge Christi die Seele zur Fruchtbarkeit führt, die Gott Sich von ihr wünscht

Es ist genau die Nachfolge Christi, die Maria als Herrin aller Seelen im Rahmen der Wissenschaft des Göttlichen Lebens unterrichtet, die Sie durch Ihre Myriam verkünden lässt. Die Ernte der Ewigen Liebe will die Seelen lehren, wie Jesus Seine Prüfungen im Herzen und in der Seele erduldet hat, also wie sie es auch selbst tun müssen, damit der Auftrag, wozu sie in die Welt gesandt worden sind, erfüllt wird. In dieser Schrift will der Himmel zeigen, wie sehr Gott die Seelen durch die Passion Jesu Christi hindurch hat lehren wollen, wie sie ihr tägliches Leben (das im Grunde genommen auf den unterschiedlichsten Prüfungen aufgebaut ist) gestalten können um ihr Leben möglichst fruchtbar zu machen, oder anders ausgedrückt: wie sie die Erlösungswerke Jesu Christi in sich selbst zur Vollendung bringen können um die beiden Zielsetzungen, wozu jede Seele in diese Welt gesandt ist, zu verwirklichen:

  • die eigene Heiligung

  • einen möglichst groβen Beitrag zur Vollendung von Gottes Heilsplan für die ganze Menschheit zu leisten.

2. Dass jede Seele jedem Werk der Finsternis seine Auswirkungen nehmen kann

Dies ist es, was Jesus den Seelen vorgelebt hat, dadurch dass Er ihnen in jedem Element Seiner Passion ganz bestimmte Sünden und Untugenden der Menschheit vor Augen hielt und durch diese die betreffende Phase Seiner Leiden für Abbüβung zu erschlieβen. Man beachte die Wortwahl: 'für Abbüβung zu erschlieβen'. Tatsächlich, Jesus hat durch Seine Passion den Weg freigemacht, der aber in jeder einzelnen Seele für sich bis zum Ende gegangen werden muss. Jesus hat den Schlüssel zur Erlösung umgedreht. Jede Seele muss für sich selbst durch ein tugendhaftes und fruchtbares Leben die entriegelte Tür ganz öffnen. Wenn die Seele keine eigenen Anstrengungen leistet, bleibt das Erlösungswerk Jesu für sie fruchtlos. Dies wird sich gleich noch deutlicher herausstellen.

Wenn eine Seele eine Untugend oder Sünde bewusst und gewollt mit einem bestimmten Element des Leidens Jesu in Verbindung bringt, erbringt sie dadurch für die Verwundung, die dem Herzen Gottes durch die betreffende Sünde oder Untugend angetan worden ist, Wiedergutmachung. Dadurch wird dem Werk der Finsternis (der Versuchung), das dem Verüben dieser Sünde oder Untugend zugrunde lag, ganz oder teilweise seine Auswirkung genommen. Wenn möglichst viele Seelen dies täglich anwenden würden, würde Satan ein sehr groβer Teil seiner Macht genommen werden und würde die Gründung von Gottes Reich auf Erden sehr beschleunigt werden.

Die Fragen, vor welche sich jede einzelne Seele beim Studium dieser Schrift gestellt sieht, sind folgende:

  • Wie helfe ich, das Kreuz Jesu zu tragen, sowohl zur Vollendung des Erlösungsmysteriums in mir selbst als auch im Ganzen aller Seelen aller Zeiten?

  • Wie benutze ich alle Elemente des Leidens, die Jesus für mich erschlossen und geheiligt hat, für die Vollendung meiner eigenen Erlösung?

  • Wie benutze ich alle Elemente der Passion Jesu, um die Ernte meiner eigenen Seele möglichst groβ zu machen als Beitrag zur Verwirklichung von Gottes Heilsplan, der auf dem Erlösungsmysterium gegründet ist und der zur endgültigen Gründung von Gottes Reich auf Erden führen muss, von dem Jesus als Gott-Mensch auf Erden die Fundamente erbaut hat?

Jesus hat die unterschiedlichen Elemente Seines Leidens ertragen, um die Kreuze und Prüfungen der Menschenseelen zu heiligen, damit diese Kreuze und Prüfungen die Kraft bekommen, die Erlösung der individuellen Seelen zu vollenden. Gott betrachtet Seine Werke immer erst als vollständig abgerundet, wenn diese in individuellen Seelen durch Nachfolge Christi angewendet werden und durch die Verbindung des freien Willens von Seelen mit dem Göttlichen Willen, von dem diese Werke ausgegangen sind, bekräftigt werden. Deswegen wird das Erlösungsmysterium nur wahrlich in dem Maβe erfüllt:

  1. wie Seelen ihre eigenen Prüfungen und Kreuze mit dem Leiden Jesu verbinden. Dadurch dass sie die eigenen Prüfungen und Kreuze mit entsprechenden Elementen aus den Leiden Jesu eins machen, werden die Erlösungswerke Jesu geradewegs fortgesetzt und der Göttliche Heilsplan vollendet.

  2. wie Seelen Wiedergutmachung für die unterschiedlichen Punkte des Leidens Jesu und für die Sünden erbringen, für welche Jesus in den unterschiedlichen Elementen Seiner Passion Abbüβung geleistet hat. Jede Sünde trägt irgendwie eine Beleidigung an Gottes Liebe in sich. Dadurch dass die Seele Wiedergutmachung leistet, hilft sie, Gottes Heilsplan zu vollenden, denn jede Wiedergutmachung erhöht den Stand der Gnade der Menschheit als Ganze.

Jeder Punkt aus dem Leiden Jesu enthält eigentlich zwei Komponenten:

  1. das Leiden an sich;

  2. bestimmte Untugenden und Sünden, die durch diesen Punkt des Leidens zum Ausdruck gebracht werden und bzw. oder die darin miteinander verwoben sind. Dies ist so, weil Jesus alle Werke der Finsternis der ganzen Menschheit aller Zeiten auf vollkommene Weise in Sich gezogen hat, um in Seinem körperlichen, geistigen, emotionalen und spirituellen Leiden ihre Abbüβung zu erschlieβen.

Damit die Ernte der Ewigen Liebe in den Seelen so reich wie möglich werden möge, will ich jetzt auf eine Reihe von Punkten der Leiden aus den letzten Wochen des Lebens Jesu Christi hinweisen und auf die Empfehlungen der Herrin aller Seelen um diese Geschenke Jesu in ein fruchtbares Leben für unsere Seelen umzusetzen. Um die Seelen zu befähigen, den tieferen Sinn der Passion Jesu besser zu ergründen und auch ihre eigenen Kreuze zu einem viel gröβeren Nutzen zu machen, werden wir jetzt den Sinn von Prüfungen und Kreuzen von zwei Ausgangspunkten her betrachten:

  1. Von den Elementen der Passion Jesu her, wobei wir uns die Frage stellen: Welche Sünden, Untugenden und Werke von Finsternis sind hier durch Jesus abgebüβt worden? In jedem Augenblick des Leidens schaute Jesus in Inneren Visionen, die mit bestimmten Sünden, Untugenden und Werken der Finsternis im Zusammenhang standen. Diese unaufhörlichen Bilder haben die Erfahrung des Leidens für den Erlöser in sehr hohem Maβe erschwert. Dies zeigt, dass die Passion nicht einzig und alleine eine Sache körperlicher Leiden war, sondern auch eine auβergewöhnlich tiefgehende spirituelle Erfahrung. In einer Reihe von Punkten wird in dieser Betrachtung das körperliche und geistige Leiden Jesu mit menschlichen Sünden, Untugenden und Werken der Finsternis in Zusammenhang gebracht.

  2. von dem Leben der Seelen her: Von einer Reihe von Prüfungen und Kreuzen ausgehend, denen viele Seelen auf ihrem Lebensweg begegnen, wird betrachtet, wie diese, zusammen mit Anstrengungen zur Wiedergutmachung, mit Elementen aus der Passion Jesu in Verbindung gebracht werden können, mit der Leitfrage: Wie kann ich selbst zur Vollendung der Erlösung beitragen?

Für welche Sünden, Untugenden und Werke der Finsternis hat Jesus in den unterschiedlichen Elementen Seiner Passion die Abbüβung erschlossen?

Jesus ist schwer ermüdet und fühlt Sich andauernd gebrochen und ausgelöscht

Es ist die Berufung Jesu als Gott-Mensch, alle Sünden und Untugenden aller Seelen aller Zeiten in Sich zu ziehen, um diese abzubüβen und die erlösende Kraft zu erschlieβen, welche die Auswirkungen dieser Sünden zunichte machen muss. Das Gewicht aller Sünden und Untugenden aller Zeiten drückt wie ein schrecklicher Ballast auf Seine Seele. Dies kommt in Seinem Körper zum Ausdruck in Form einer bleiernen Müdigkeit, die für die gesamte Dauer Seines öffentlichen Lebens auf Ihm lastet, doch in dem Maβe immer intensiver wird, wie sich die Tage der Passion nähern. Jesus entäuβert Sich aller Seiner Kräfte, damit die Seelen in Gottes Barmherzigkeit gehüllt werden und neues Leben bekommen. Dadurch nähert Er Sich noch vor der Passion der Grenze vollkommener Erschöpfung.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:

allen Sünden, allen Untugenden und allen Werken der Finsternis aller Zeiten.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • eigener Ermüdung;

  • jeder Empfindung, die in hohem Maβe durch Ermüdung gekennzeichnet wird, z. B. dem chronischen Erschöpfungssyndrom;

  • jeder Situation, in der ich das Gefühl bekomme, dass das Leben bleischwer auf mir lastet und mir alles zu viel wird.

Jesus fühlt Sich wie schwer vergiftet

Alle Sünden und Untugenden der ganzen Menschheit aller Zeiten wirken sich in der Seele Jesu wie eine schwere Vergiftung aus, die auch in Seinem Körper ein Gefühl allgemeiner Erkrankung hervorruft. Dieses Gefühl wird in dem Maβe intensiver werden, wie die Stunden der Passion nahen. Die Seelen sind spirituell schwer vergiftet. Jesus zieht Sich die sich daraus ergebende Last bis in Seinen Körper zu, das Abbüβungsinstrument für unsere Erlösung.

Bemerkenswert sind die sich regelmäβig wiederholenden Schmerzen und Beschwerden im Leber- und Milzbereich und Übelkeit, dies alles als Symbole für die schwere Vergiftung, die Unverdaulichkeit der Sünde für die Seele. Jesus erleidet ebenfalls regelmäβig Bauchkrämpfe als Symbol für die Abbüβung aller weltlichen Einflüsse auf die Seelen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • der Vergiftung der Seelen durch alle Einflüsse der Finsternis;

  • jeder Situation, wobei ein Mensch ein Mitgeschöpf buchstäblich im Körper oder in Geist und Seele vergiftet.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • jeder Krankheit und Situation, wobei der Körper sich wie vergiftet fühlt, unter anderem von vielen Leber-, Nieren- und Darmstörungen und Folgen schwerer Medikamente

  • allen Allergien und allergischen Reaktionen

  • jeder Situation von Lebensmittelvergiftung

  • jeder Situation, durch die ich mich in Seele und Herzen beschmutzt und vergiftet fühle.

Jesus ist Opfer zerstreuter Schmerzen über den ganzen Körper

Bereits lange Zeit vor der eigentlichen Passion wird der ganze Körper Jesu von Schmerzen heimgesucht. Der Körper des Gott-Menschen macht sich dazu bereit, von innen heraus vollkommen 'ausgepresst' zu werden. Jesus erfüllt voll und ganz die Prophezeiung des Propheten Jesaja, der, mit Verweis auf den Messias, sagte, Er sollte unsere Schmerzen und Krankheiten auf Sich nehmen. Der Messias hat dies getan, in der Seele und im Körper.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, wobei Menschen ein Mitgeschöpf mutwillig quälen werden

  • jeder Situation, wobei ein Mensch Schmerz leiden wird und nicht dazu imstande sein wird, diesen in Annahme zu erdulden

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Durch Aufopferung aller Schmerzen und Krankheiten und Störungen, die mit zerstreuten Schmerzen einhergehen, insbesondere Arthritis, Rheuma, Krebs, Fibromyalgie, usw.

  • Indem ich Wiedergutmachung leiste für alle Situationen, in denen Seelen ein Mitgeschöpf quälen, indem ich denjenigen, der quält, durch Maria dem Leidenden Christus zur vollkommenen Reinigung des Herzens weihe.

Es scheint, als ob Jesus im Inneren verglüht

Oft glüht Er wie im Fieber, als ob Er alles Materielle und alles Physische, Quellen der meisten Sünden und Untugenden, dem Feuer der vollkommenen Liebe preisgibt. Dennoch ist Sein Körper dabei ständig Opfer von Frösteln, dadurch dass Seine Seele die Kälte fühlt, die von den Seelen ausgeht. Im inneren Fieber Jesu bringt Gott zum Ausdruck, dass es letztendlich die Liebe ist, welche die Erlösung zustande bringt.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • aller Herzlosigkeit und Kaltherzigkeit von Seelen

  • dem Fieber aller Versuchungen, denen Seelen zum Opfer fallen

  • jeder Situation, in der Seelen durch andere Seelen moralische Kälte erfahren werden.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • jeder Erkrankung, die mit Fieber einhergeht

  • jeder Unverträglichkeit gegen Wärme

  • 'Hitzewallungen'

  • jedem Kältegefühl

  • jeder Situation, in der ich kühl behandelt werde

  • dem Fieber jeder Versuchung

Jesus schläft kaum

Jesus lässt keine Zeit verloren gehen und erleuchtet auf symbolische Weise die Finsternis der Seelen mit der Liebe Seiner nächtlichen Gebete und Aufopferungen. Jesus sucht während der Nacht ganz oft die Ruhe und Stille der Berührung mit Gott, währenddessen die Welt an Eindrücken arm ist. Er wird hier ebenfalls den Seelen zeigen, dass Gottes Licht auch wacht, wenn es auf dem Lebensweg finster wird. Der dauerhafte Schlafmangel Jesu trägt zu Seiner Erschöpfung bei.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Element der Finsternis

  • dem Nachtleben, in dem so viele Sünden verübt werden

  • den vielen Handlungen, durch welche Menschen ihren Mitgeschöpfen die Nachtruhe rauben

  • der Tatsache, dass in unzähligen Seelen die Finsternis in Wort und Gedanken, im Tun und Lassen, im Denken und Fühlen niemals zur Ruhe kommt.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • Schlaflosigkeit, sei es chronisch, sei es 'zufällig'

  • jeder Anstrengung, sich von Schlaf- und Beruhigungsmitteln zu entwöhnen

  • jeder Situation mangelnder spiritueller Wachsamkeit, jedem 'Einschlafen' des Gewissens

  • jedem Mangel an Stille in meinem Leben

  • jeder Unfähigkeit, zur Ruhe zu kommen oder ein stressiges Leben aufzugeben.

Jesus lebt in weitgehender Entsagung

Sein ganzes Leben lang löst der Gott-Mensch Sich von allen Habseligkeiten, fastet häufig, nimmt zahllose Entbehrungen auf Sich, nimmt in vollem inneren Frieden alle Prüfungen und Leiden an, sodass Er in Wirklichkeit bereits vor der Passion eine vollendete Aufopferung des Selbst in vollkommener Liebe dargebracht hat.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • den unzähligen Äuβerungen von Genusssucht

  • allen Anhänglichkeiten

  • allen Äuβerungen von Materialismus

  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, auf Dinge oder Erfahrungen zu verzichten

  • allem Hunger in der Welt

  • aller Armut in der Welt

  • den vielen Sünden und Werken der Finsternis, wodurch Seelen andere Seelen zur Armut bringen, zum Beispiel durch Ausbeutung, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Kolonialismus, Kriege mit wirtschaftlichen Motiven.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • jeder Anstrengung zu fasten, jedem Verzicht auf Nahrung oder auf etwas, wonach ich mich eigentlich sehne

  • jeder Empfindung des Hungers

  • jeglicher Armut oder jeder Form von Bedürftigkeit

  • jeder Anstrengung, einem Mitgeschöpf Nahrung oder Getränk zu besorgen

  • jedem finanziellen oder materiellen Rückschlag, jedem Verlust an Besitz.

Jesus leidet intensiv unter dem Mangel an Liebe von Seelen Gott und ihren Mitgeschöpfen gegenüber

Sein ganzes Leben lang erleidet der Erlöser zerschmetternde Qualen wegen des Mangels an Liebe, der letztendlich jeder Sünde und Untugend zugrunde liegt.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • den unzähligen Äuβerungen von Lieblosigkeit in der Welt

  • jedem Mangel an Liebe zu Gott

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich mich anstrenge, meinen Mitgeschöpfen gegenüber möglichst viele Handlungen der Liebe vorzunehmen, Worte der Liebe zu sprechen, Gedanken und Gefühle der Liebe zu hegen, durch meine ganze Gegenwart und meine ganze Erscheinung Liebe zu verbreiten

  • Indem ich jede lieblose Handlung oder jedes lieblose Wort, wovon ich jemals Opfer gewesen bin, und jede lieblose Handlung oder jedes lieblose Wort, wovon ich in meiner Umgebung Zeuge werde, durch die Schmerzensreiche Mutter dem Leidenden Jesus aufopfere.

Der Aufenthalt am Abend von Gründonnerstag im Garten Gethsemani

Die ganze Episode Jesu im Garten Gethsemani ist von einem schrecklichen Leiden in Seiner Seele gekennzeichnet, in der sich alle Sünden und Untugenden und alle Werke der Finsternis aller Zeiten gesammelt haben, um durch das vollkommene Leiden (getragen von der Göttlichen Liebe) erschlossen zu werden. Jesus schaut hier schreckliche Visionen über die Sündhaftigkeit der Menschheit und über alle Folgen der Erbsünde. Er bietet hier dem Ewigen Vater den ständigen Kampf aller Seelen gegen alle Versuchungen an. Es ist im Garten Gethsemani, dass Jesus auf absolut vollkommene und allumfassende Weise alle Werke von Finsternis der ganzen Menschheit in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Sich zieht zur vollkommenen Erschlieβung von deren Abbüβung während der ungefähr achtzehn darauf folgenden Stunden.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • unzähligen negativen Entwicklungen innerhalb der Welt und der Kirche, die Er soeben gestiftet hat

  • dem Modernismus, der in späteren Jahrhunderten Seine gerade eingesetzte Kirche mehr und mehr von Seinem Herzen und von der Fülle der Gnaden entfernen wird

  • allen Sakrilegien

  • jedem Mangel an Gottesfurcht, jedem Leben, in dem Gott wenig oder keinen Platz erhalten wird

  • allen Schwächen und Unzulänglichkeiten, die alle Seelen für Versuchungen in unzähligen Formen empfänglich machen.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • allen Formen von innerem Kampf und dem Erstreben des wahren Herzensfriedens in jedem inneren Kampf auf meinem Lebensweg

  • ständigem Kampf gegen alle Versuchungen und für spirituelles Wachsen

  • beharrlichem Gebet und vollkommener Weihe an Maria in der Absicht, unter Ihrer Führung die Erlösung und Heiligung in mir selbst zu vollenden

  • meinem ganzen Herzeleid über viele Dinge: die Sünden der Welt, negative Entwicklungen in Welt und Kirche, meine eigenen Schwächen, Begrenzungen, Sünden, Unzulänglichkeiten, schmerzlichen Erinnerungen

  • Anstrengungen der Wiedergutmachung für zahllose Sünden und Werke der Finsternis, die von Seelen nie gebeichtet werden

  • Anstrengungen der Wiedergutmachung für alle Sakrilegien und Äuβerungen des Modernismus, zum Beispiel durch bewusste Entscheidung für die kniende Mundkommunion

  • regelmäβigem Empfang des Sakraments der Beichte

  • Bereitschaft, für die Bekehrung von Mitmenschen Aufopferungen darzubringen.

Betrachten wir einige Meilensteine während des Aufenthalts Jesu im Garten Gethsemani:

Jesus seufzt: "Meine Seele ist zu Tode betrübt!"

Jesus ist sehr betrübt und bedrückt in dem überwältigenden Bewusstsein des Umfangs und des Ernstes aller Sünden, die Er jetzt durch ein Göttliches Mysterium in ihrem vollen Ausmaβ im Inneren auf die Weise sieht, wie der gerechte Gott diese sieht. Ihn befällt ein Gefühl, als ob Seine Seele unter dieser schrecklichen Erfahrung sterben würde. In dieser Erfahrung empfindet Er in Wirklichkeit das für Ihn so beängstigende und zerschmetternde Bewusstsein, dass unzählige Seelen tatsächlich in ihren Sünden sterben werden, und Er ballt allen Schmerz Seines Herzens in dem Feuer Seiner vollkommenen Liebe zusammen, damit möglichst viele sterbende Seelen die Gnade neuen Lebens annehmen und aus ihren Sünden zu einem neuen und tugendhaften Leben auferstehen mögen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • der häufigen Neigung von Seelen, sich den unterschiedlichsten Formen von Depression, Schwermut und Betrübnis hinzugeben

  • jeder Äuβerung von Unwirschheit, jedem Mangel an Frohmut

  • jeder Verfassung des Herzens, wodurch Seelen sich selbst für Gottes Werke unwirksam machen lassen

  • jedem Mangel an Widerstand von Seelen gegen Inspirationen, die nicht aus der Quelle des wahren Lichts stammen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich die Sorgen eines Mitmenschen teile, ihm in seiner Seelennot beistehe.

  • Indem ich einem schwermütigen Mitmenschen neue Freude, Mut, Hoffnung, inneren Frieden und innere Ruhe schenke.

  • Indem ich mich auf jegliche Art anstrenge, eine kleine Sonne für jedes Mitgeschöpf zu sein und meine Mitgeschöpfe nicht zum Opfer meiner eigenen Kreuze werden lasse.

  • Indem ich mich auf jegliche Art anstrenge, eine Versuchung zu besiegen und Sünden zu vermeiden.

Jesus seufzt: "Vater, möge dieser Kelch an Mir vorübergehen!"

Jesus wird einige Augenblicke lang unter dem Bewusstsein Seines Schicksals zerschmettert. Alle Sünden und finsteren Werke aller Seelen aller Zeiten kündigen sich jetzt vor Seinem inneren Blick an als der Kelch des Heils, der als Frucht der Finsternis mit einer ekelhaften bitteren Flüssigkeit gefüllt ist. Er durchschaut die unermessliche Tiefe des Leidens an Körper und Seele, wozu Er berufen ist, und wird unter dem Bewusstsein zerschmettert, dass dieses dennoch für sehr viele fruchtlos sein wird. Die Bitterkeit überwältigt Ihn so, dass Seine Seele für ein paar Augenblicke von einem intensiven Ekel gewürgt wird. Während dieser Erfahrung spürt Jesus Übelkeit bis in den Körper.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • allen Zweifeln, die bei Seelen hinsichtlich von Gottes Wirken, Seiner Liebe und ihrer Zukunft aufkommen werden

  • jeder Spur von Unglauben, jeder Mutlosigkeit, jedem Mangel an Vertrauen in Gottes Vorsehung

  • jeder Situation, in der Menschenseelen den Kampf für ihr Heil oder für die Verwirklichung ihrer Lebensaufgabe aufgeben werden

  • jedem Selbstmord

  • jeder Situation, bei der eine Seele sich gegen etwas auflehnt, das plötzlich unerwartet auf ihren Weg kommt

  • jeder Situation, in der Seelen eine neue Aufgabe scheuen, die ihnen auf ihrem Lebensweg begegnet und die anfangs eher unangenehm auf sie wirkt

  • vielen Formen inneren Kampfes in Seelen

  • jeder Weigerung von Seelen, Prüfungen oder ihr Schicksal anzunehmen und daraus für Gottes Heilsplan das Beste zu machen.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • meinem ständigen Kampf gegen alle Zweifel, jeder Spur von Unglauben, jeder Mutlosigkeit, jedem Mangel an Vertrauen in die Göttliche Vorsehung

  • jedem Gefühl von Übelkeit oder Ekel, sowohl körperlich als auch in der Seele

  • Verdauungsstörungen, Magenschmerzen, Magengeschwüren (auch als Äuβerung spiritueller 'Verdauungsbeschwerden')

  • jeder Anstrengung, mein Schicksal und meine täglichen Kreuze als ein Geschenk von Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu betrachten

  • meiner Reue über jeden Augenblick meines Lebens, in dem ich Zweifel hinsichtlich Gottes Liebe und Seinem Wirken zugunsten der ganzen Schöpfung und zugunsten meines eigenen Lebens nachgegeben habe, und meiner Wiedergutmachung davon

  • aller Situationen meines Lebens, bei denen ich meinen eigenen Weg gegangen bin und nur meine eigenen Bedürfnisse befriedigt habe, statt mich den christlichen Tugenden zu ergeben (unter anderem der Selbstverleugnung, Aufopferungsbereitschaft und Nächstenliebe in allen ihren Formen).

Jesus seufzt: "Nicht Mein Wille geschehe, Vater, sondern der Deine!"

Jesus hat gewankt, um zu zeigen, dass nicht die Gottheit in Ihm, sondern der Mensch in Ihm die Seele erlösen muss. Seine menschliche Komponente ist jetzt das groβe Vorbild vollkommener Hingabe und Selbstverleugnung im Bewusstsein Seiner Berufung, Seiner Lebensaufgabe als des Erlösers. Jesus übergibt Sich vollkommen dem Willen Gottes und vereinigt in Sich die Kraft der makellosen Liebe, die sündigen Seelen nicht zu verabscheuen, sondern sie bis in den Tod zu lieben. Jesus setzt für die Seelen die Gnade der Kraft zur Selbstüberwindung zugunsten der Mitgeschöpfe frei.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Auflehnung von Seelen gegen ihr Schicksal und gegen die Verfügungen von Gottes Vorsehung in ihrem Leben

  • jedem falschen Gebrauch des freien menschlichen Willens, d.h. von jeder Anwendung desselben in Abweichung von Gottes Gesetz und Seinen Plänen, mit finsteren Zielsetzungen vor Augen

  • jedem Mangel an Pflichtbewusstsein

  • jeder Situation, in der Seelen ihr Leben nur für sich selbst führen, ohne Rücksicht auf Gottes Gebote, auf Sein Gesetz der Liebe, auf Seine Werke und Pläne und auf ihre Mitgeschöpfe und ihre Nöte.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich auf jegliche Art nach meiner eigenen Berufung und nach Gottes Willen in meinem eigenen Leben suche

  • Indem ich die Seelen weihe, die nicht Gottes Willen suchen und die ihren freien Willen falsch gebrauchen, d.h. die ihn nicht dazu anwenden, Handlungen vorzunehmen, die Gottes Werke voranbringen

  • Indem ich mich nicht von Seelen entmutigen lasse, für welche meine Gebete und Aufopferungen anscheinend nutzlos und unwirksam sind

  • Indem ich mich auf jegliche Art für das Heil von Seelen selbst verleugne.

Jesus beginnt, Blut zu schwitzen

Unter dem Einfluss des auβergewöhnlich intensiven emotionalen Stresses, unter dem Jesus beim Schauen der Finsternis aller Jahrhunderte zerschmettert wird, beginnt Jesus Blut zu schwitzen. Sein Körper bringt hier den Verlust an Göttlichem Leben in den Seelen zum Ausdruck: Das Göttliche Blut ist Träger des Göttlichen Lebens und wird hier aus dem Körper des Erlösers gepresst. Die Seele und der Körper Jesu stehen hier unter dem zerschmetternden Druck wegen der inneren Vision, die Er schaut und in der Ihm gezeigt wird, wie viele Seelen dadurch verloren gehen, dass sie das Göttliche Leben aus sich verstoβen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Handlung oder jeder Verfassung, wodurch Seelen das wahre Leben aus sich wegflieβen lassen werden

  • jeder Situation, in der Seelen sich für die Finsternis entscheiden und sich vom Licht abwenden.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Durch Weihe und Wiedergutmachung jeder Situation in meinem Leben, in der ich durch Wort oder Tat, in Versäumnissen, in Gedanken oder Wünschen Werke der Finsternis getan oder jene anderer Seelen gefördert habe.

Jesus findet Seine Jünger schlafend

Jesus wird bis in den Kern Seiner Seele von der Erfahrung der Finsternis gewürgt, welche Er in ihrer ganzen Hässlichkeit, in ihrer ganzen zerstörenden Kraft und in ihrem vollen Ausmaβ in Sich und um Sich herum wahrnimmt. Weil Ihm bekannt ist, dass jede Seele die Erlösung, die Er erschlieβen wird, in sich selbst wird verwirklichen müssen, indem sie ihre eigenen Anstrengungen mit jenen von Christus verbindet, wird Er von einer immensen Traurigkeit überwältigt, wenn Er feststellt, dass die Apostel im Garten eingeschlafen sind, statt Ihn im Gebet zu unterstützen. Jesus schaut diesbezüglich die Vision des schlafenden Gewissens bei unzähligen Seelen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Mangel an Wachsamkeit von Seelen hinsichtlich der Versuchung und der Werke der Finsternis in ihrer Umgebung und in sich selbst;

  • jeder Situation, in der Seelen ihr Gewissen einschlafen lassen;

  • jeder Situation, in der Seelen nicht auf andere Seelen zählen können.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich meine eigene Einsamkeit aufopfere

  • Indem ich einem einsamen Menschen Gesellschaft leiste oder zum Beispiel gemeinsam mit jemandem wache, der nicht schlafen kann.

  • Indem ich jede Handlung wieder gutmache, die ich unüberlegt verübt habe und die jemandem an Körper, Seele oder am Verlauf seines Lebens Schaden zugefügt hat.

  • Indem ich jede Situation wieder gutmache, in der ein Mitmensch in seiner Not nicht auf mich hat zählen können.

Der Kuss des Verrats

Jesus schaut die Auswirkungen von allem Denken und Fühlen, das durch weltliche Einflüsse verunreinigt wird und das die Seele von Gott und von ihren Bedürfnissen an ewiges Heil wegzieht. Die Verkörperung dieser Auswirkungen betritt jetzt den Garten Gethsemani in der Ge­stalt des Judas Iskarioth. Judas hat Jesus soeben für Geld an diejenigen verraten, die Ihn verfolgen. Das Herz Jesu wird zerrissen von einer Vision der vielen, die Ihn täglich verraten werden, dadurch dass sie scheinbar — für das Auge der Menschen — Liebe leben, in Wirklichkeit aber Werke der Finsternis tun. Judas hatte drei Jahre lang das Geschenk von der Gegenwart Jesu genossen und zeigt sich jetzt für dieses Gottesgeschenk undankbar, indem er das Geld wählt statt die Liebe von und für Gott.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Äuβerung von Korruption

  • jeder Form von Verrat und Denunziation

  • jeder Äuβerung von Falschheit

  • jeder Undankbarkeit

  • jedem Mangel an Offenheit und Empfänglichkeit von Seelen für die Göttlichen Gnaden

  • jeder Situation, in der Seelen Geld über Gott und Seine Werke stellen.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich für alle Undankbarkeit Wiedergutmachung leiste

  • Indem ich den Schmerz über Undankbarkeit, die ich selbst erfahre, aufopfere

  • Indem ich jede Situation aufopfere, in der ich mich verraten gefühlt habe

  • Indem ich für jede Situation, in der Menschen verraten werden oder in der Vergangenheit verraten worden sind, Aufopferungen und Gebete darbringe

  • Indem ich für Seelen Aufopferungen darbringe, die sich offenbar nicht für Gottes Gnaden aufschlieβen können.

Die Gefangennahme Jesu

Judas hat der Versuchung nachgegeben, den Messias zu küssen und dadurch unter dem äuβeren Zeichen der Liebe ein Werk der Finsternis zu verrichten. Die Finsternis berührt hier das Licht und beginnt ihre Versuche, das Licht auszuschalten, nachdem sie Ihn drei Jahre lang verfolgt hat. Das Herz Jesu reiβt bei der Feststellung der Flucht Seiner Apostel weiter auf. Die Apostel ergreifen nämlich die Flucht aus Angst vor ihrer eigenen Zukunft, weil sie noch unzureichend von dem überirdischen Charakter des Geschehens durchdrungen sind, von der Tatsache, dass alles hier geschieht, weil es so geschehen muss für das Ewige Heil aller Seelen, und dass sie darin eine Rolle zu erfüllen haben, die unendlich wichtiger ist als ihr Drang zur Selbsterhaltung.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Mangel an Glauben an die Unfehlbarkeit von Gottes Werken

  • jeder Situation, in der Seelen die Zeichen von Gottes Vorsehung nicht sehen

  • jeder Entscheidung von Seelen für ihre Selbsterhaltung, wobei sie eventuell ihren Mitmenschen im Stich lassen

  • jedem Verharren von Seelen in der Sünde, trotz allen Lichts, dass diese Seelen in ihrem Leben empfangen

  • Versklavung an alles Weltliche

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Indem ich Aufopferungen darbringe für:

  • Seelen, die im Materialismus festsitzen und die für das Geld zu leben scheinen

  • Seelen, die nicht aus dem weltlichen Denken, Fühlen und Wünschen loskommen und die für Gottes Eingreifen in ihrem Leben blind erscheinen

  • Dadurch dass ich in mir selbst jede Neigung zum Materialismus bekämpfe, in Einheit mit Maria

  • Indem ich mich auf jegliche Art anstrenge, die Werke von Gottes Vorsehung in meinem Leben zu erkennen und ihnen Folge zu leisten

Jesus wird vor die Hohepriester gebracht

Die Hohepriester vergegenwärtigen das Gesetz und die Gerichtsbarkeit des jüdischen Volkes. Für sie ist Jesus ein Unruhestifter, ein Entheiliger, ein Gotteslästerer, ein Revolutionär, der kommt, das jüdische Gesetz und die jüdische Religion abzuändern, und Sich Selbst dabei zum Sohn Gottes erhebt. Sie können nicht annehmen, dass Er der lang erwartete Messias ist. Weil sie sich selbst als die Hüter des jüdischen Volkes betrachten, müssen sie um jeden Preis Jesus ausschalten. Während Seiner lang anhaltenden Schweigsamkeit bei den Hohepriestern schaut Jesus Visionen aller Aspekte der Finsternis, mit der Er hier konfrontiert wird. Für Jesus ist diese Passage das groβe Symbol für jede antichristliche Entwicklung und jedes antichristliche Denken und Handeln in der Menschheitsgeschichte.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, objektive Urteile zu fällen

  • Voreingenommenheit von Seelen

  • Lügen

  • Irrtum und Verblendung von Seelen für Gottes einzige Wahrheit und für ihre eigene Seelenverfassung und ihre eigenen Fehler und Schwächen

  • jedem Missbrauch von Machtpositionen (hochgestellte Personen, die ihre Verantwortlichkeiten falsch benutzen)

  • allen Situationen, in denen sich Seelen den Tod anderer Seelen wünschen werden

  • allen Formen der Verfolgung

  • allem Unverständnis

  • jeder Form von Widerstand wegen religiöser Angelegenheiten

  • jeder Uneinigkeit (der Sanhedrin — das oberste Gericht — liegt hier im Streit über Jesus)

  • jeder Verleumdung und jeder Lüge, die über eine Person, seine Werke und seine Lebenshaltung verbreitet wird

  • Euthanasie, Abtreibung und Empfängnisverhütung (die Juden wollten um jeden Preis das wahre Leben — Christus — töten)

  • jedem negativen und ungerechten Urteil, das über einen Mitmenschen gefällt wird

  • aller Ungerechtigkeiten innerhalb und auβerhalb von Gerichten

  • aller Erstarrung, jeglicher Unfähigkeit, um sich selbst zu bessern

  • Arglist, jeder Situation, in der auf listige Weise für Menschen Fallen gespannt werden

  • allen Situationen, in denen die Wahrheit den eigenen Bedürfnissen 'angepasst' wird, um die eigenen bösartigen Absichten rechtfertigen zu können

  • bewusster Irreführung des Mitmenschen (die Hohepriester wollten unbedingt alle Juden glauben lassen, Jesus sei ein falscher Prophet)

  • jedem politischen Regime, das auf Willkür gegründet sein wird

  • allem Neid, jeder Missgunst und Eifersucht (unter den jüdischen Behörden herrschte viel Missgunst wegen der Popularität Jesu in bestimmten Schichten der Bevölkerung)

  • jeder Äuβerung von Unaufrichtigkeit, hinterlistigem Verhalten, Hinterhältigkeit, Hinterlistigkeit

  • jeder Form von Ungeduld (Jesus verkörpert während dieser Scheinverhöre die Geduld selbst)

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich für Euthanasie und Abtreibung Wiedergutmachung leiste

  • Indem ich meinen Schmerz über jedes negative und sogar ungerechte Urteil, das von Mitmenschen über mich gefällt wird, aufopfere

  • Indem ich für die unzähligen Lügen in der Welt Aufopferungen darbringe

  • Indem ich für alle ungerechte Rechtsprechung und alle Verfolgung in der Welt Wiedergutmachung leiste

  • Indem ich für alle antichristlichen Bewegungen und Entwicklungen in der Welt Aufopferungen darbringe

  • Indem ich selbst alle Ungerechtigkeit, Hinterhältigkeit und Unaufrichtigkeit in meinem eigenen Verhalten vermeide

Die Verleugnung durch Petrus

Petrus hat Jesus versichert, dass er für Ihn sein Leben geben werde. Der Erlöser hat ihn aber davor gewarnt, dass er Ihn bald verleugnen werde. So geschah es. Petrus befindet sich während der Verhöre Jesu durch die Hohepriester auβerhalb des Palastes, in der Hoffnung, dort über das Schicksal Jesu Neues zu erfahren. Aus Angst um seine eigene Sicherheit behauptet er drei Mal, dass er "nicht zu Jesus gehöre und Ihn nicht kenne".

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • den Situationen, in denen Seelen sich schämen werden zuzugeben, dass sie Christen sind

  • den Situationen, in denen Seelen, die von Herkunft oder Erziehung her Christen sind, zu anderen Religionen überlaufen und dadurch die einzig wahre Quelle von Gottes Wahrheit verleugnen werden

  • dem Anhängen — insbesondere seitens Seelen, die christlicher Herkunft sind — an esoterischen Systemen, an den unterschiedlichsten Formen von Aberglauben und an philosophischen Systemen, welche die einzige Wahrheit für Scheinwahrheiten und Irrtümer verleugnen

  • aller Selbstüberschätzung, dem völligen Vertrauen auf eigene Kraft (ohne Gott um Beistand zu bitten)

  • jedem Unterlassen, für das Überwinden eigener Schwächen zu beten

  • jeder Unfähigkeit, ein gutes Vorhaben umzusetzen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich täglich für die Überwindung eigener Schwächen bete

  • Indem ich mich von allem esoterischen Denken fernhalte, von allem, was mich von Gottes einziger Wahrheit wegführen kann

  • Indem ich mich nicht dessen schäme, dass ich Christ bin

  • Indem ich unter allen Umständen an dem römischen Katholizismus festhalte

Pilatus verurteilt Jesus zur Geiβelung

Pilatus findet keine Schuld an Jesus, gibt jedoch dem Druck der jüdischen Behörden nach, die diesen 'Gotteslästerer' unbedingt aus dem Weg räumen möchten, und traut sich nicht, Jesus ohne weiteres freizulassen. Er lässt Ihn geiβeln, in der Hoffnung, dass dies die Gemüter der feindlichen Elemente beruhigen wird.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der unschuldigen Seelen eine Strafe auferlegt wird, weil andere Seelen an dieser Bestrafung Interesse haben

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich Situationen wieder gutmache, in denen ich jemanden dadurch benachteiligt habe, dass ich dem Druck eines Dritten nachgegeben habe

Der Körper Jesu wird während längerer Zeit gegeiβelt

Jesus wird nicht nur vollkommen zu Unrecht zu einer Geiβelung verurteilt, darüber hinaus überschreitet diese Geiβelung aus unerklärlichen Gründen viele Male das gesetzlich zugelassene Maximum. Diese ganze Zeit lang schaut Jesus im Inneren Visionen unzähliger Arten von Sünden, Untugenden und Werken der Finsternis, die alle mit der körperlichen Natur des Menschen im Zusammenhang stehen. In der Länge und der Intensität der Geiβelung will Gottes Vorsehung der Menschheit aller Zeiten nachweisen, wie schrecklich schwer und umfangreich die Bürde der Sünden und finsteren Werke wiegt, die unmittelbar mit einem falschen Gebrauch des Körpers oder mit einer falschen Aufmerksamkeit für den Körper zusammenhängen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • allen Äuβerungen von Eitelkeit

  • jeder übertriebenen Aufmerksamkeit für den Körper

  • jedem Missbrauch physischer Eigenheiten für erotische Ziele

  • jedem Anstreben körperlichen Genusses und körperlicher Verwöhnung

  • jeder Äuβerung von Sittenlosigkeit, Unzucht, entarteter Sexualität, Pornographie, Unkeuschheit, Prostitution

  • jeder Unmäβigkeit in Essen und Trinken

  • jedem triebhaften Sehnen nach Genuss in Süchten (Alkohol, Drogen, Rauchen, Essen, Naschen...)

  • jeder Form von Regellosigkeit (Überschreiten gesetzlich genehmigter Grenzen)

  • jeder Misshandlung von Mitgeschöpfen

  • jeder ungebremsten Aggression gegen Mitgeschöpfe

  • jeder Äuβerung von Sadismus

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich alle meine körperlichen Leiden, Beschwernisse und Prüfungen annehme und aufopfere

  • Indem ich für alle Situationen Aufopferungen darbringe, in denen Geschöpfe gequält werden

  • Indem ich mich bemühe, körperliche Genüsse immer stärker zu mäβigen

  • Indem ich mir jede Form von Sucht abgewöhne

  • Indem ich Aufopferungen darbringe für das Bekämpfen jeder Eitelkeit, Erotik, körperlicher Genusssucht, Sittenlosigkeit, zügelloser Sexualität.

  • Indem ich Aufopferungen und Wiedergutmachung leiste für alle eitlen Vergnügen, Feste und Festmahle, für alles, was auf die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse gerichtet ist

Jesus wird mit einer Krone von Dornen gekrönt

Nach der Geiβelung wird Jesus, der in diesem Augenblick mehr tot als lebendig erscheint, auf einen Holzblock niedergedrückt. Er wird mit einem purpurroten Mantel bekleidet, Ihm wird ein Schilfrohr in die Hand gegeben und Er wird mit einer Krone von Dornen gekrönt. Er wird verspottet und Ihm wird auf die Dornenkrone geschlagen. Gott lässt sehen, wie sehr die Seele – die höchste Ebene des menschlichen Wesens (hier durch das Haupt ausgedrückt) – durch den Hochmut verletzt wird, der so viele Seelen im Griff hält.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Form von Hochmut, Stolz, Arroganz, Überheblichkeit, sich selbst für wichtig zu halten

  • jeder Situation, in der eine Seele sich über eine andere Seele stellt und diese mit Geringschätzung, Missbilligung, beleidigend, demütigend oder herablassend behandelt

  • jeder Verspottung eines Mitgeschöpfes

  • jeder Form von Leichtsinnigkeit, von Mangel an Ernst

  • jeder Äuβerung von Missbilligung einem Mitmenschen gegenüber

  • jeder Äuβerung der Gefühllosigkeit und Mangel an Einfühlungsfähigkeit hinsichtlich eines Mitgeschöpfes

  • jedem verletzenden Wort oder jeder Situation, die bezweckt, Mitgeschöpfe zu verletzen

  • jeder geistigen Quälerei, Mitmenschen das Leben schwer zu machen

  • jeder Situation, in der die Menschheit glaubt, selbst Gott zu sein, und unter anderem durch Wissenschaft und Technologie 'Gott spielen wird'

  • jedem politischen Regime und jeder Organisation, in der Menschen systematisch gedemütigt und ihrer Würde beraubt werden

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

durch Aufopferung von:

  • allen meinen Demütigungen

  • allen Geschehnissen oder Worten, die mich jemals verletzt haben

  • dem ganzen geistigen Martyrium, das ich jemals erduldet habe

durch Wiedergutmachung jeder Situation, in der ich:

  • hochmütig oder selbstzufrieden gewesen bin

  • mich über meinen Mitmenschen gestellt habe

  • Mitgeschöpfen geistiges Leid oder Herzeleid angetan habe

Die Verurteilung zum Tode durch Pilatus

Trotz der Tatsache, dass Jesus am Körper bereits fast bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt ist, fordern die jüdischen Behörden mit jeglicher erdenklicher Überzeugungskraft Seinen Tod. Die Verkörperung von Gottes einziger Wahrheit muss sterben, weil die Wahrheit eine Bedrohung für viele Werte bildet, an denen die etablierten Behörden festhalten wollen. Pilatus überlässt dem Volk die Entscheidung, Jesus frei zu lassen oder nicht. Unzählige lassen sich gegen Ihn aufhetzen. Pilatus fürchtet um seine Glaubwürdigkeit in Rom, wenn er der Forderung des Volkes nicht nachgeben würde, und verurteilt Jesus zum Tod am Kreuz.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der Seelen aus dem Weg geräumt werden, weil sie eine Bedrohung für ein etabliertes politisches, soziales oder wirtschaftliches Regime bilden

  • jeder Situation, in der Seelen sich für die Welt entscheiden und gegen dasjenige, was von Gott kommt (wie die Wahl zugunsten des Barabas und zum Nachteil Jesu)

  • jeder Aufwiegelei und Aufhetzung von Seelen gegen andere Seelen

  • jeder Situation, in der Seelen sich durch andere Geschöpfe gegen Gottes Wahrheit mitreiβen lassen

  • jeder Situation, in der Seelen gegen andere Seelen aufgewiegelt werden

  • jeder Situation, in der eine Seele unter falschen Vorwänden verurteilt wird

  • Menschenfurcht

  • allen antichristlichen Maβnahmen

  • jeglicher Entscheidung, Gott aus dem Leben und aus der Gesellschaft zu verbannen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Indem ich Wiedergutmachung erbringe für:

  • jede Situation, in der ich Opfer von Menschenfurcht bin und ich mich zum Beispiel für dasjenige entscheide, wofür sich andere entscheiden, obwohl ich weiβ, dass Gott etwas Besseres von Seelen erwartet, und dies tue aus Furcht vor dem, was Menschen von mir denken oder über mich sagen werden

  • jede Situation, in der ich mich selbst für weltliche Interessen entscheide oder entschieden habe oder andere sich für sie entscheiden oder entschieden haben, anstatt für die Verwirklichung von Gottes Plänen und Werken

  • jede Situation, in der ich Menschen gegeneinander aufgewiegelt oder aufgehetzt habe

dadurch dass ich dafür Sorge, dass Gott in meinem Leben einen zentralen Platz in allem erhält, zum Beispiel durch vollkommene und tief gelebte Weihe an die Allerheiligste Jungfrau Maria, die Herrin aller Seelen kraft Göttlichen Erlasses

Jesus umarmt innig das Kreuz

Als Jesus zum Kreuz gebracht wird, das Er auf den Schultern nach Golgotha wird tragen müssen, wirkt sich in Ihm eine Verfassung aus, welche die Abbüβung eines der gröβten Hindernisse für das Heil von Seelen erschlieβen wird: der Mangel an Annahme. Jesus nimmt nicht nur ohne Murren Seine Verurteilung an, Er umarmt darüber hinaus in der inbrünstigsten Liebe das Instrument, auf dem Er sterben wird: ein Akt absolut vollkommener Annahme der Prüfungen und des Schicksals.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Unzufriedenheit von Seelen über ihr Schicksal oder ihren Lebenslauf

  • jeder Auflehnung gegen Prüfungen und Leiden

  • jedem Zurückweisen des Kreuzes auf dem Lebensweg

  • jedem Verlangen von Kranken, auf sie möge Euthanasie angewendet werden (= endgültige Zurückweisung des Kreuzes)

  • jeder Situation, in der Seelen absolut sofort von einer Unbequemlichkeit erlöst werden wollen, daher auch — zum Beispiel — von übermäβigem Gebrauch schmerzstillender Mittel oder von Arzneimitteln im Allgemeinen

  • jedem Mangel an Selbstlosigkeit (Jesus umarmt das Kreuz nicht weil es Ihm, sondern weil es den Seelen Nutzen bringen wird)

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • durch Aufopferung von allen Entwicklungen auf meinem Lebensweg, von dem Ganzen meines Lebensschicksals, von allen Verfügungen von Gottes Vorsehung auf meinem Lebensweg, der als Ganzer als der 'Kreuzweg' meiner Seele betrachtet werden kann

  • durch völlige Annahme aller meiner Prüfungen, in Liebe zu Gott, zu Maria und zu allen Geschöpfen und durch tägliches Gebet, eine starke Fähigkeit zur Annahme zu entwickeln

  • durch Wiedergutmachung aller Situationen, in denen ich mich gegen den Lauf meines Lebens aufgelehnt habe.

Der ganze Kreuzweg

Nachdem Jesus das Kreuz umarmt hat, geht Er mit ihm den Weg nach Golgotha. Der ganze Kreuzweg steht als Symbol für den Lebensweg einer jeden Seele, das Schicksal, das Ganze der Werke von Gottes Vorsehung für eine Seele auf ihrem Lebensweg. Entlang des Weges drängen sich zahllose Seelen. Jesus sieht und hört die unterschiedlichsten Reaktionen, von Unverständnis über Seine Verurteilung bis Erleichterung und sogar Freude darüber, von Mitgefühl bis offener Feindseligkeit, von Wehklagen bis Beschimpfungen und Schuldzuweisungen. Das Gottesvolk ist in Aufregung. Viele machen mit ihrem Leben aber auch einfach so weiter, als ob nichts los wäre.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Gleichgültigkeit über das Schicksal eines Mitgeschöpfes

  • jedem Mangel an Begeisterung, Inbrunst oder Interesse für Gottes Werke

  • jeder Situation, in der Seelen vollkommen mit sich selbst beschäftigt sind und dadurch nicht von demjenigen berührt werden, was auβerhalb von ihnen mit Geschöpfen geschieht

  • jeder Äuβerung von Aufdringlichkeit

  • jeder Äuβerung von Schadenfreude über das traurige Schicksal eines Mitmenschen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich Aufopferungen darbringe zur Wiedergutmachung für jeden Augenblick, in dem ich gegen das Schicksal meines Mitmenschen oder Gottes Werke gleichgültig gewesen bin oder in dem ich mich über das traurige Schicksal eines Mitmenschen gefreut habe

  • Indem ich regelmäβig des Leidens Jesu gedenke, unter anderem durch die Heilige Messe, und indem ich Ihm für Seinen Kreuzweg danke, durch den Er die Fruchtbarkeit meines eigenen täglichen Kreuzwegs erschlossen hat

Zu Beginn des Kreuzwegs schwankt Jesus unter Seiner Last

Als Jesus das Kreuz auf Seine Schultern lädt, ist Er schon durch die bereits lang anhaltende Erschöpfung und die Geiβelung auβergewöhnlich geschwächt. Nicht nur Seine körperliche Erschöpfung, die vielen Wunden und das immense Gewicht des schweren Kreuzesholzes sind für Sein Wanken verantwortlich: Gott bringt hier ebenfalls die enorme Sündenbürde aller Zeiten zum Ausdruck, denn der Kreuzweg ist der Weg vom Tragen des Kreuzes aller Sünden zum Berg, auf dem diese Sünden gleichsam mit dem Erlöser eins gemacht werden sollen, um 'in Ihm zu Tode gebracht zu werden'.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • der gesamten Sündenbürde aller Zeiten

  • aller Wankelmütigkeit, jedem Zögern und jedem Zweifel bezüglich der Entscheidung für Gott und bezüglich der Annahme des eigenen Schicksals und des Weges, der von Gottes Vorsehung für die Seele verfügt worden ist

  • jedem Mangel an Ausdauer bezüglich der Lebensaufgabe, von jeder Neigung von Seelen, in der Prüfung tatenlos zu bleiben

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich Aufopferungen darbringe zur Wiedergutmachung meiner Augenblicke des Zweifels, der Unsicherheit, der Unbeständigkeit im Glauben, des Mangels an Kampflust für das Gute

  • Indem ich täglich um Kraft bete, alle Prüfungen und Kreuze des Tages tragen zu können und diese dann in Liebe zu tragen als Ehrenbezeugung an den Kreuz tragenden Jesus und die Schmerzensreiche Mutter

Erster Sturz Jesu unter dem Kreuz

Jesus kann die Last des Kreuzes der Sünden nicht ununterbrochen schleppen. Mehrmals wird Er unter der Last zur Erde niederfallen, nicht nur wegen körperlicher Erschöpfung: Gott will den Seelen unbedingt nahelegen, wie schwer das Werk der Erlösung von Seelen aus ihrer schrecklichen Sündhaftigkeit überhaupt ist und wie schwer die Sünden auf den Erlöser drücken. Die Seelen fallen dauernd unter den unterschiedlichsten Formen von Sünde, Untugend und Werken der Finsternis und kehren dabei gleichsam immer wieder zur Erde (zum Weltlichen) zurück.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der eine Seele unter dem Druck von Versuchungen zu Fall kommt

  • jedem Mangel an Bewusstwerdung oder jedem Fall von 'Nicht-sehen-wollen' eigener Fehler und Nachlässigkeiten und von allem, was die Seele vom Heil fernhält

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Opfer der Wiedergutmachung von:

  • meinen eigenen Momenten von Verblendung und jenen der Menschheit als Ganze

  • allen Situationen in meinem Leben, in denen ich Versuchungen erlegen gewesen bin

  • jeder Neigung, der 'Anziehungskraft' weltlicher Dinge nachzugeben

Begegnung zwischen Jesus und Maria auf dem Kreuzweg

Jesus wird gleichzeitig verzückt und tief betrübt, wenn Er Seine Mutter am Wegrand bemerkt. In Ihm vollziehen sich intensive Qualen über Ihren Schmerz, der in allen Zeiten nur von den Wenigsten wird verstanden werden, und Verzückung über Ihre vollkommene Erfüllung der Aufgabe der Miterlösung, wozu Sie für alle Zeiten berufen ist. Jesus erfährt intensiv die Parallele zwischen Marias Anwesenheit auf Seinem Kreuzweg und Ihrer Anwesenheit auf dem Kreuzweg aller Seelen, die Sie künftighin wahrnehmen wollen, mit anderen Worten: in deren Leben Maria eine wichtige Rolle wird erfüllen können. Jesus leidet intensiv unter dem Bewusstsein, dass viele Seelen die wahre Rolle, wozu Maria für alle Zeiten durch Gottes Weisheit für ihre Erlösung und Heiligung berufen worden ist, nicht verstehen werden und nicht werden anerkennen wollen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Geringschätzung — seitens Seelen — der groβen unterstützenden und Kraft spendenden Rolle, wozu Maria während der Prüfungen einer Seele auf ihrem Lebensweg berufen ist

  • jedem Unwillen vieler Seelen, Maria als Miterlöserin anzunehmen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Indem ich mich vollkommen und bedingungslos Maria weihe und Maria alle Seelen aufopfere, die der Weihe an Maria gleichgültig, negativ oder feindselig gegenüber stehen

Simon von Cyrene

Die Kräfte Jesu nehmen weiter ab. Gottes Vorsehung zeigt jetzt den Seelen, dass Sein Plan der Erlösung vorgesehen hat, dass der Mensch für seine Erlösung mit seinem Gott mitwirken soll. Jesus trägt für alle Jahrhunderte das Kreuz der Welt, doch jede Seele muss dies in ihrem eigenen Leben ergänzen. Dies ist das Zeichen, das Er durch Simon von Cyrene setzt, der von den Personen, die Jesus begleiten, dazu aufgefordert wird, dem Verurteilten beim Tragen Seines Kreuzes zu helfen. Die Gesinnung Simons verändert sich während der Berührung mit Jesus so eindeutig, dass er den ganzen Vorgang der Erlösung einer Seele zum Ausdruck zu bringen scheint: Er entwickelt sich vom Unwillen zur Mitwirkung mit dem Erlöser zur Verschmelzung mit Seinem Herzen — sowohl ein schönes Beispiel als auch ein herrliches Bild der Hoffnung, das uns von Gott geschenkt wird.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Mangel an Nächstenliebe, jeder Verweigerung von Hilfe an ein Mitgeschöpf, jedem Versäumnis, einem Mitgeschöpf beim Tragen des Kreuzes zu helfen oder moralisch zu unterstützen

  • jedem Mangel an Erkenntnis davon, dass Gott in jedem Geschöpf zugegen ist

  • jedem Versäumnis von Seelen, ihren Beitrag zur Heiligung der ganzen Menschheit zu leisten

  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, ihre eigene Schuld, ihren eigenen Anteil an dem Kreuz der Welt zu erkennen.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch Aufopferung von:

  • meiner ganzen Hilfe für meinen Mitmenschen, so dass er seine Lebensaufgabe besser erfüllen kann

  • allen meinen Gebeten und Aufopferungen für eine gröβere Erkenntnis und Bekehrung meines Mitmenschen

  • jeder Situation, in der ich das Schicksal eines Mitmenschen tragen helfen kann, indem ich zum Beispiel jemanden tatsächlich unterstütze, wenn dieser aus medizinischen Gründen bestimmte Nahrungsmittel nicht essen darf, auf bestimmte Dinge verzichten muss, usw.

Indem ich regelmäβig dafür bete, dass alle Seelen Erkenntnis eigener Verantwortung für Gottes Werke und Pläne erwerben.

Einschreiten Veronikas

Jesus erhält eine zusätzliche Ermutigung, wenn Veronika Ihm auf Seinem Kreuzweg ein Tuch und einen kleinen Krug mit Wein anbietet. Jesus weist den Wein liebevoll zurück, weil Er Sein Leiden nicht leichter machen will. Auf das Tuch drückt Er mit einer einzigen Handbewegung Sein Antlitz ab, als Nachlass für die Seelen: Der Kreuz tragende Erlöser drückt Sein Antlitz in Wirklichkeit in die Herzen. Diese Handlungen sind wiederum Träger Göttlicher Lektionen:

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der Seelen verleumdet werden, über Seelen geklatscht wird, üble Nachrede verbreitet wird, Seelen mit Worten beschmutzt werden, Verdächtigungen über Seelen geäuβert werden

  • jedem Mangel an Aufopferungsbereitschaft (Jesus weist hier sogar den Wein zurück, während Er vor Durst austrocknet)

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Dadurch dass ich:

  • das Gesicht meines Mitmenschen sauber wische (dazu beitrage, dass andere kein negatives Bild über ihn bekommen, und verhindere, dass er verleumdet wird oder einen schlechten Ruf bekommt, und helfe, die Ehre einer verleumdeten Seele wieder herzustellen)

  • mich am Klatsch über meinen Mitmenschen nicht beteilige

  • mich bemühe, nichts als Positives über meinen Mitmenschen zu sagen

  • dafür sorge, dass mein Mitmensch nicht verhöhnt wird (zum Beispiel: jemandes Kleidung ordnen helfe, ohne dass andere dies bemerken können)

  • einem Mitgeschöpf seine Würde zurück schenke.

Zweiter Sturz Jesu unter dem Kreuz

Jesus fällt nicht nur so ein zweites Mal. Gott schenkt mit dem Stürzen Jesu eine Lektion, schenkt aber auch eine Lektion mit der Wiederholung dieses Stürzens. Bei Seinem zweiten Sturz unter dem Kreuz schaut Jesus Bilder, die Sein Herz unter dem Wankelmut der menschlichen Natur leiden lassen. (Jede Seele fällt während ihres Lebens auf Erden mehrmals, unter Einfluss der menschlichen Schwächen).

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der Versprechen nicht eingehalten werden

  • jedem Vertragsbruch

  • jeder Wankelmütigkeit und Unentschlossenheit

  • jedem Brechen eines Bundes (Ehe, Priestertum, Brechen von Klostergelübden und Austreten aus dem Kloster, Weihe an Maria)

  • jeder Form von Untreue, Ehebruch

  • dem Brechen eines Eides.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich wiedergutmachende Aufopferungen darbringe für jede feste Vereinbarung, für jeden Vertrag, für jedes Versprechen, dem ich nicht nachgekommen bin.

  • Indem ich jede Seele, die ein Gelübde oder einen Bund gebrochen hat oder brechen will, unter Marias Obhut stelle.

  • Indem ich mich auf jegliche Art anstrenge, dafür zu sorgen, dass mein Mitgeschöpf unter allen Umständen auf mich zählen kann und weiβ, was es an mir hat.

Begegnung mit den Frauen von Jerusalem

Jesus bemerkt entlang des Kreuzwegs eine kleine Gruppe von Frauen, die Seine Verurteilung beweinen. Mitleid mit dem Leidenden scheint eine lobenswerte Einstellung zu sein. Dennoch weist Jesus darauf hin, dass Mitleid auch ganz oberflächlich, ganz weltlich sein kann. Wer über Jesus weint wie über 'einen beklagenswert leidenden Menschen', hat nicht verstanden, was hier wirklich vorgeht. Jesus weist darauf hin, dass die Seelen nicht einfach nach demjenigen schauen dürfen, was sie vor ihren Augen aus Fleisch sehen, sondern nach demjenigen, was sich dahinter verbirgt, nach der tiefen Ursache, den Gründen und dem Zweck jedes Geschehens.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, tiefer als der äuβere Schein zu schauen

  • jedem oberflächlichen Richten über Situationen oder Menschen

  • jeglicher Unfähigkeit, die Auswirkungen der Sünde zu erkennen oder den Zusammenhang zwischen der Sünde und ihren Folgen zu erkennen

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Durch tägliches Gebet, damit ich:

  • lernen möge, von allem mehr zu sehen und zu verstehen als nur die oberflächlichen, sichtbaren Aspekte und also zu erkennen, dass alles viel tiefere Gründe hat als der weltliche Schein vermuten lässt

  • imstande sein möge, die Situation von Menschen nicht nach dem äuβeren Schein zu beurteilen

  • den Zusammenhang sehen lernen möge zwischen Situationen oder Ereignissen einerseits und spirituellen Ursachen, die denen zugrunde liegen, andererseits (zum Beispiel: Naturkatastrophen infolge des Ungleichgewichts in der Schöpfung durch die Sünde und durch finstere Werke von Seelen)

Der dritte Sturz Jesu unter dem Kreuz

Im dritten Sturz Jesu unter dem Kreuz lenkt Gott die Aufmerksamkeit auf die Neigung der menschlichen Natur, immer wieder zum Weltlichen zurückzukehren, als ob darin alles Heil enthalten sei. Daher ist auch der Moment des Aufstehens Jesu hier so wichtig: Er steht auf, um die letzte Strecke des Weges zur Krönung Seiner Aufgabe zu vollbringen, und weist damit auf die Notwendigkeit für die Seele hin, sich von der Anziehungskraft des Weltlichen loszulösen, damit sie den Flug zu ihrer Verherrlichung vollbringen kann.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder hartnäckigen Anhänglichkeit, jeder festen Gewohnheit, wovon die Seele sich nicht loslösen kann

  • der Unfähigkeit, sich von der Welt und seinen Fallstricken und Verführungen loszulösen

  • dem wiederholten Zurückkehren zu den Verlockungen der Welt und der wiederholten Sehnsucht danach

  • jeder Neigung, an der eigenen Vergangenheit festzuhalten und immer wieder danach zurückzukehren

  • jeder Neigung zur Entmutigung durch häufiges 'In-die-Falle-gehen' oder durch eine Vielzahl von Prüfungen, von jeglicher Unfähigkeit, neu anzufangen

  • der Unfähigkeit, aus seinen Fehlern zu lernen

  • jedem Gefühl, dass es "auf eine Sünde mehr oder weniger nicht mehr ankommt"

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich Aufopferungen zur Wiedergutmachung darbringe für alle Situationen meines Lebens, in denen ich weltlichen Verführungen nachgegeben habe

  • Indem ich möglichst wenig bei den Einzelheiten meiner Vergangenheit verweile

  • Indem ich danach strebe, nach jedem Rückfall in das Weltliche mit einem neuen Leben anzufangen, das mehr Früchte für Gottes Werke einbringt

  • Indem ich mich beharrlich anstrenge und bete, mich von hartnäckigen Gewohnheiten und Anhänglichkeiten loszulösen

Die Schulterwunde

Das Kreuz Jesu setzt sich aus zwei schweren Balken aus derbem Holz zusammen. Das Ganze bildet ein sehr schweres Gewicht, das durch die schmalen Gassen Jerusalems über einen gröβtenteils holprigen und zum Teil ansteigenden Weg zum Gipfel des Hügels Golgotha getragen werden muss. Aufgrund der unaufhörlichen Bewegungen und des holprigen und ansteigenden Wegs schlägt das Gewicht des Kreuzes andauernd gegen Seine Schulter und scheuert diese so intensiv, dass eine tiefe Wunde entsteht. In Wirklichkeit ist das Gewicht der Sünde der Auslöser der schweren Verwundungen Jesu.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeglicher Auflehnung von Seelen gegen ihre Prüfungen oder gegen den Verlauf ihres Lebens, von jeder Auflehnung gegen das tägliche Kreuz, von jeder Wehklage über Prüfungen.

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Indem ich mich auf jede Weise dazu anstrenge, keinerlei Klagen über meine Prüfungen zu äuβern oder ich mich nicht gegen mein tägliches Kreuz auflehne.

Entkleidung Jesu auf Golgotha

Als Jesus den Gipfel von Golgotha erreicht hat, werden Ihm Seine Kleider genommen, um Ihn unbekleidet an das Kreuz schlagen zu können. In Jesus entrollen sich wieder Bilder, die den Schlüssel zu einem bestimmten Bereich unserer Erlösung umdrehen müssen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Neigung von Seelen, sich anders zu zeigen als sie wirklich sind, indem sie anderen ein Bild vortäuschen, das der Wahrheit nicht entspricht

  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, sich selbst so zu sehen, wie sie wirklich sind, ohne Selbstverblendung

  • der Neigung, sich hinter der Meinung anderer zu verbergen, hinter den 'Normen und Werten' der Gesellschaft, hinter Fassaden von Worten und Verhaltensweisen, hinter Kleidung und Schmuck, usw.

  • allen Situationen von Sittenlosigkeit oder Unbefangenheit, sich nackt zu zeigen

  • jedem Mangel an Ehrerbietung

  • jeder Situation von Diebstahl, von unrechtmäβiger Aneignung von Besitz

  • jeder Form und Äuβerung von Egoismus

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich Aufopferungen darbringe für die vielen, die sich anders stellen, als sie sind, und indem ich mich auch selbst so verhalte, wie ich wirklich bin

  • Indem ich mich immer mehr vom Kleid weltlicher Gewohnheiten und Anhänglichkeiten befreie

  • Indem ich mich immer bemühe, sittsam und anständig zu wirken

  • Indem ich Aufopferungen der Wiedergutmachung für Diebstähle darbringe

  • Indem ich Aufopferungen für jede Situation darbringe, bei denen Seelen 'so tun als ob'

  • Indem ich täglich um Selbsterkenntnis bete und um Heilung von aller Blindheit mir selbst gegenüber

  • Indem ich mich auf jegliche Art anstrenge, in allen Lebenssituationen aufrichtig zu sein

  • Indem ich versuche, alle meine Mitgeschöpfe zu respektieren.

Kreuzigung Jesu

Bei Seiner Kreuzigung sehnt Sich Jesus inbrünstig danach, dass viele Seelen die Gnade annehmen werden, ihre weltlichen Anhänglichkeiten, Gewohnheiten und sündhaften Neigungen zu kreuzigen, um eine wahre Wiedergeburt zu erlangen. Alles weltliche Denken, Fühlen und Wünschen muss aus dem Menschen weg flieβen wie das Blut aus dem Gekreuzigten.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, weltliches Denken, Fühlen und Wünschen aus sich selbst zu verbannen

  • jedem Mangel an Selbstbeherrschung (Jesus verbeiβt Sich die intensiven Schmerzen) und von jedem Mangel an innerer Ruhe und Ausgewogenheit

  • jedem Mangel an Verträglichkeit

  • jedem Mangel an Sanftmut, jeder Äuβerung von Jähzorn oder Gereiztheit

  • jeder Taktlosigkeit (Jesus will Marias Gefühle schonen, während die Henker ohne jegliches Gefühl vorgehen)

  • jeder Handlung, jedem Wort, jeder Gesinnung und jeder Situation, durch welche Seelen Gott in sich selbst, in einem Mitgeschöpf oder in der Gesellschaft zu töten versuchen

  • jeder Gefühllosigkeit bezüglich der Sünde (wie durch die zunehmende Gefühllosigkeit des sterbenden Körpers des Gekreuzigten kurz vor Seinem Tod ausgedrückt)

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich alle Anhänglichkeiten, schlechten Gewohnheiten und jede Neigung zu sündigen in mir kreuzige und versuche, mich in allen Tugenden zu vervollkommnen

  • Indem ich meine Armut, meine finanziellen Rückschläge und den Verlust materieller Gegenstände und Besitztümer annehme

  • Indem ich freiwillig auf Dinge verzichte, an denen ich hänge, und sie ohne Zögern wegschenke

  • Indem ich aufhöre, in der Vergangenheit zu leben

  • Indem ich täglich bete, ein neuer Mensch werden zu können (eine Wiedergeburt zu verwirklichen durch Vergeistigung aller meiner Gefühle, Gedanken und Wünsche)

  • Indem ich in allen meinen Prüfungen und Leiden Sanftmut, Verträglichkeit und Selbstbeherrschung anstrebe

  • Indem ich versuche, immer so zu leben, dass ich meine Mitgeschöpfe an Gottes Gegenwart und Liebe erinnere

  • Indem ich wachsam bleibe für jede Versuchung, für jede Äuβerung von Finsternis in meinem Herzen, meinem Geist und meiner Umgebung

  • Indem ich ständig die Gefühle meiner Mitgeschöpfe berücksichtige

Die Annagelung der Hände Jesu

Wenn die Nägel durch die Hände Jesu getrieben werden, leidet Er unbeschreibliche Schmerzen. Die Hände, die nichts als Segen und Himmlische Gaben geschenkt haben, werden buchstäblich durchbohrt: Aus der Sicht Satans ist dies eine symbolische Vernichtung von Gottes Geschenken, aus der Sicht Gottes ist es aber eine symbolische Kreuzigung vieler Kategorien von Werken der Finsternis.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • allen Handlungen, die kein Heil und keinen Segen bringen, für Gottes Plan nicht fruchtbar sind, jedoch Werke der Finsternis vollbringen

  • jeder Habsucht, dem Bedürfnis von Seelen, lieber zu bekommen, als zu geben

  • jeder Geiz

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich jedes Bedürfnis zu bekommen, jede Habgier, jede Äuβerung von Geiz überwinde

  • Indem ich mich auf jede Weise anstrenge, keine Handlungen mehr zu vollbringen, die für Gottes Pläne nicht fruchtbar sind (indem ich alle meine Handlungen Maria weihe, sie zur Förderung von Gottes Plänen vollbringe und so alle meine Handlungen zu Werken für Gott mache)

  • Indem ich mich auf jede Weise anstrenge, für alle meine Mitgeschöpfe durch alles, was ich tue, Segen zu bringen

Die Annagelung der Füβe Jesu

Wenn auch die Füβe Jesu an das Kreuz festgenagelt werden, scheint Satan auf symbolische Weise die Rundreise des Messias unter den Seelen beenden zu wollen. Gott aber erschlieβt in dieser Qual Seines Gott-Menschen genau die Gnade, keinen anderen Weg mehr zu gehen als jenen des Lichts.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Neigung von Seelen, Dingen nachzulaufen, die sie keinen Schritt näher zum Heil bringen, jedoch ihre Zeit verlieren lassen oder sogar der Entwicklung ihrer Seele Schaden zufügen; dem Nachlaufen von Scheinlichtern

  • jedem Irrtum

  • jeder Situation, in der Seelen es unterlassen einem leidenden Mitgeschöpf Hilfe, Linderung und Freude zu bringen

  • jeder Rückkehr auf die Wege weltlicher Gewohnheiten

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich alte Wege fester Gewohnheiten und Verhaltens- und Denkmuster, die menschlich und weltlich sind und die meine Seele nicht zum Licht führen, verlasse und indem ich mich an den einen Weg zum Licht festheften lasse (den Weg von Gottes einziger Wahrheit)

  • Indem ich zu notleidenden Mitgeschöpfen gehe (sei es buchstäblich, sei es durch Aufopferungen und Gebete für sie)

  • Indem ich für die Situationen, in denen ich nutzlosen Dingen nachgelaufen oder Irrwege gegangen bin, wiedergutmachende Aufopferungen darbringe

Jesus am Kreuz

Am Kreuz erleidet Jesus die ununterbrochene Qual des buchstäblichen Leerblutens. Er will die Seelen darauf hinweisen, dass zahllose Seelen alles Göttliche Leben (symbolisiert durch das Blut Christi) aus sich wegflieβen lassen durch ihre unzähligen Anhänglichkeiten an den unterschiedlichsten Elementen, die dem weltlichen Leben eigen sind. Man beachte die feine Nuance: Bei der Annagelung an das Kreuz will Jesus die Seelen darauf hinweisen, dass sie ihre weltlichen Bindungen und Gewohnheiten so aus sich wegflieβen lassen müssen, wie Sein Blut bei der Annagelung wegflieβt. Während Er am Kreuz hängt, will Er uns auf das Wegflieβen Seines Blutes als das Ausströmen Göttlichen Lebens aus den Seelen hinweisen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Gewohnheit, jedem Verhalten, jeder Gesinnung und jeder Situation, wodurch die Seele allmählich stirbt (das wahre Leben verliert)

  • jeder Situation, wodurch eine Seele die Gefangene bestimmter Entwicklungen auf ihrem Lebensweg wird (fester Muster, die ihre Spontaneität brechen)

  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, eine Sucht zu brechen (Rauchen, Drogen, Alkohol, Süβigkeiten, langfristiger Gebrauch bestimmter schädlicher Arzneimittel, ...)

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich zur Wiedergutmachung von allem, wodurch ich die Lebenskraft meiner Seele herabgesetzt habe, Aufopferungen darbringe

  • Indem ich zur völligen Reinigung meiner Seele mein ganzes Leben und mein ganzes Wesen Maria weihe

  • Indem ich für die Befreiung aus allem, was meine Seele an das Kreuz festheftet und zur Gefangenen macht, Aufopferungen darbringe und bete

  • Indem ich Flexibilität anstrebe, damit ich nicht der Gefangene fester Muster bleibe, sondern jeden Augenblick genau dasjenige tun kann, was Gott und Maria von mir wollen

Jesus seufzt: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"

Jesus setzt einen Akt vollkommener Selbstverleugnung, indem Er für Seine Henker um Vergebung für die Handlungen bittet, durch welche sie Ihm die schrecklichen Qualen zufügen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Verwünschung oder Verfluchung Seelen gegenüber

  • jedem Mangel an Vergebungsbereitschaft

  • jedem Mangel an Barmherzigkeit

  • jedem Groll, jeder nachtragender Gesinnung und jeder Rachsucht

  • jedem unüberlegten Handeln, das einem Mitgeschöpf Schmerz und Schaden zufügen kann

  • jeder Weigerung, eine Uneinigkeit oder einen Streit zu schlichten

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich mich zumindest im Herzen für immer mit allen Seelen versöhne, mit welchen ich Uneinigkeit habe (hatte), und indem ich jede nachtragende Gesinnung, jeden Groll und jedes schlechte Gefühl über Mitmenschen unterlasse

  • Indem ich Milde jedem gegenüber anstrebe, der mir jemals Schaden zugefügt hat

Jesus seufzt: "Heute noch wirst du mit Mir im Paradiese sein"

Schon wieder vollbringt Jesus eine scheinbar unmögliche Handlung in einer extremen Situation und zeigt dadurch, wie weit Gottes Liebe geht. Er schenkt vollkommene Erlösung an einer Seele, von welcher man erwartet, dass sie verflucht werden wird, weil sie ihr Leben im Stande der Sünde (Verbrechen) abgeschlossen hat: der gute Schächer, der ebenfalls gekreuzigt worden ist.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Mangel an Reue über begangene Sünden und Fehler und über den eigenen Beitrag zu Werken der Finsternis

  • jedem Mangel an Buβfertigkeit

  • jedem Mangel an wahrer Hoffnung, jedem Gefühl, dass 'alles vorbei ist' und es keinen Ausweg mehr gibt

  • jedem Mangel an Gebet um Gottes Barmherzigkeit oder um Vergebung durch Gott oder durch den Mitmenschen

  • jeglicher Unfähigkeit von Seelen, ihre Schuld zuzugeben

  • jedem Mangel an Glauben an die Erlösung

  • dem Verlust des Glaubens, weil die Seele meint, sie könne ohnehin nicht mehr gerettet werden (zum Beispiel, weil sie viel und schwer gesündigt hat)

  • jedem Mangel an Glauben an Gottes Liebe

  • jedem Mangel an Sehnsucht nach Gott und nach dem Ewigen Leben im Himmel

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich regelmäβig beichte, auch zur Wiedergutmachung für Seelen, die niemals Reue zeigen und ohne Reue sterben

  • Indem ich aufrichtige Hoffnung und aufrichtigen Glauben an Gottes Barmherzigkeit entwickle

  • Indem ich um die Gnade einer befreienden Beichte für jede Seele in ihrer Sterbestunde bete

  • Indem ich aufrichtig meine eigenen Schulden Gott gegenüber anerkenne.

  • Indem ich mich aufrichtig nach der Ewigen Glückseligkeit sehne und mich auf jede Weise anstrenge, dieser würdig zu werden.

Jesus seufzt: "Frau, siehe Dein Sohn, Sohn, siehe deine Mutter!"

In diesen wenigen Worten, die Er zu Seiner Mutter und zum Apostel Johannes spricht, fasst Jesus auf irgendwie rätselhafte, verschleierte Weise die auβergewöhnliche Beziehung zusammen, die Gott für alle weiteren Jahrhunderte zwischen der Gottesmutter und den Seelen vorgesehen hat. Für weltliche Ohren erklingt hier der Wunsch, dass die Mutter des sterbenden Messias künftighin einem anderen anvertraut wird, damit diese füreinander sorgen. In Gottes Herzen lebt dabei aber unendlich viel mehr. Die Kirche Christi wird hier unter Maria Obhut gestellt und Maria und die Seelen werden buchstäblich einander gegeben, in einer neuen Beziehung, welche die volle Blüte des Heils und die Erlösung in den Seelen bezweckt. Aus diesem Vermächtnis wird zwanzig Jahrhunderte später die Offenbarung von Maria als Herrin aller Seelen hervor flieβen. Es ist bemerkenswert, wie Gott hier auβerdem nachweist, dass das groβe Erbe der innigen Einheit mit Maria nur den Seelen zuteil wird, die dazu bereit sind, zum Gipfel von Golgotha zu gehen (= den Kreuzweg des Lebens völlig anzunehmen und in der Nachfolge Christi Ausdauer zu zeigen). Für Jesus ist dies ein Augenblick von Freude, jedoch auch von immensen Qualen.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Schwierigkeit von Seelen, Gott treu zu bleiben in einer Gesellschaft, in der Gott tot zu sein scheint

  • jeder Verleugnung des aktiven Anwendens des wahren Glaubens

  • jedem Fallen von Priestern in die Verlockungen der Welt zum Nachteil eines Lebens, in dem das Himmlische im Mittelpunkt stehen muss

  • jeder Neigung von Seelen, sich selbst zu suchen statt das Himmlische

  • jedem Mangel an Interesse oder Glauben von Seelen, sich Maria zu weihen

  • jedem Mangel an Glauben von Seelen an Marias Gröβe und Ihre auβergewöhnliche Rolle innerhalb von Gottes Heilsplan

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Durch Aufopferungen und Gebet, damit alle Priester die Gesinnung des Apostels Johannes erben mögen: auf dem Höhepunkt jeder Prüfung die Augen auf den Gekreuzigten zu heften und in inniger Verbundenheit mit Maria zu leben

  • durch meine vollkommene Selbstaufopferung an Maria und indem ich jede Einzelheit meines täglichen Lebens mit Maria teile

  • durch Aufopferungen und Gebet, damit möglichst viele Seelen dieses Vermächtnis dadurch ehren werden, dass sie sich Maria weihen

Jesus seufzt:" "Mich dürstet!"

Wenn Jesus diese Worte aus Seinem ausgetrockneten Körper stöβt, begreift keine Seele auβer Maria, dass Er in Wirklichkeit Seiner Sehnsucht nach Seelen Ausdruck gibt. In dieser letzten Phase Seiner Passion ist es für Christus eine schreckliche Qual zu erkennen, dass dieses Leiden sogar für unzählige Seelen vergeblich bleiben wird. Für Ihn ist jede gerettete Seele wie ein Wassertropfen. Wenn man bedenkt, wie ausgetrocknet dieser nahezu vollkommen verblutete Körper ist, versteht man besser, welchen Wert für Ihn jede gerettete Seele bedeutet hat: ein Tropfen Leben für Seine Seele.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Seele, die sich austrocknen lässt (unfruchtbar und öde werden lässt), indem sie das Wasser Göttlichen Lebens dem Feuer jeder Versuchung preisgibt

  • jeder Seele, die nicht nach der Quelle der Wahrheit suchen wird

  • jeder Gleichgültigkeit von Seelen für die Erlösung von sich selbst und anderen Seelen, für die Verwirklichung von Gottes Heilsplan und für die Gründung von Gottes Reich auf Erden

  • jeder Seele, die sich nicht für das Wasser Göttlichen Lebens aufschlieβt

  • jeder Seele, die sich nicht in den Dienst von Gottes Werken stellt

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich einem Mitgeschöpf buchstäblich zu trinken gebe

  • Indem ich selbst ein wenig warte, bevor ich trinke, wenn ich Durst habe

  • Indem ich für Erkenntnis und Bekehrung von Seelen, die ihr Leben nicht für Gott nützlich machen, Aufopferungen darbringe

Jesus seufzt: "Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?"

Am Vorabend hat Jesus im Garten Gethsemani gezeigt, wie die Seele, die sich hilflos fühlt, sich möglichst bald für den Dienst an Gottes Werken entscheiden muss und aus dieser Entscheidung neue Kraft erhalten wird. Auch in diesen letzten Augenblicken am Kreuz, die von der Erfahrung des tiefsten Elends des Menschseins gekennzeichnet sind, sucht Er Sich mit Gott zu verbinden und wird dabei überwältigt durch die Erfahrung vieler Seelen, die sich von Gott verlassen fühlen, dadurch dass sie Gottes Gegenwart nicht mehr finden werden.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jeder Situation, in der ein Geschöpf sich dadurch von Gott verlassen fühlt, dass Mitgeschöpfe Gott nicht mehr in sich tragen oder Ihn nicht mehr ausstrahlen

  • allen Leiden aufgrund der Erfahrung von Einsamkeit

  • jedem Unterlassen von Seelen, ihre Mitgeschöpfe in ihrer Not oder Einsamkeit zu trösten, ihnen zu helfen, ihnen nahe zu sein

  • jedem Verhalten oder jedem Wort, wodurch eine Seele ihren Mitgeschöpfen das Gefühl vermittelt, Gott existiere nicht, oder es gäbe keine Liebe, oder Gott würde sie nicht lieben

  • jeder Situation, in der Seelen keinen Frieden, keine Freude, keinen Trost, keine Ermutigung, keine Hoffnung, keine Geborgenheit oder keine Liebe um sich herum verbreiten

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indem ich soviel aufrichtige Liebe, Licht und Sanftmut ausstrahle, dass meine Mitgeschöpfe in meiner Nähe spüren, dass Gott bei ihnen ist, dass Gott niemanden im Stich lässt und dass Gott wahrlich Liebe ist

  • Indem ich meinen Schmerz über die Unmöglichkeit, öfter die Heilige Kommunion zu empfangen, aufopfere (Fehlen der Heiligen Kommunion betrachtet als 'von Gott verlassen sein')

  • Indem ich jedes Gefühl von Einsamkeit aufopfere und in solchen Stunden mit meinem Herzen beim gekreuzigten Jesus und der Schmerzensreichen Mutter bin

  • Indem ich Geschöpfen, die alleine sind, Trost, Ermutigung und Freude schenke

Jesus seufzt: "Es ist vollbracht!"

Diese Worte kann jede Seele in ihrer Sterbestunde aussprechen, wenn sie wirklich dasjenige vollbracht hat, wozu sie in die Welt gekommen ist. Jesus seufzt diese Worte in dem Augenblick, in dem Er in einer inneren Vision schaut, dass der Schlüssel auf jedes der Türchen zur Erlösung der Seelen umgedreht ist. Sein Leiden ist so vollkommen, dass für jedes Werk der Finsternis, das in welchem Jahrhundert auch immer, durch welche Seele auch immer verübt worden ist oder noch verübt werden soll, die Abbüβung jetzt erschlossen worden ist. In wenigen Augenblicken wird die letzte Spur von Leben den Körper Christi verlassen, damit für viele Seelen neues und ewiges Leben verfügbar sein möge.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Leben, das für Gottes Heilsplan dadurch verloren geht, dass die Seele nie nach ihrer wahren Berufung gesucht hat und ihre wahre Lebensaufgabe deshalb nie erfüllt hat; jedem Leben, das für rein weltliche Beschäftigungen vergeudet wird, ohne Gebet, ohne geweihte Prüfungen oder Aufopferungen, ohne Gott zu suchen

  • jedem Leben, das nicht in wahrer Nachfolge Jesu geführt wird und ohne Beachtung der Lehren, die der Himmel zur Vollendung der Erlösung der Seele gibt

  • jedem Leben, das um weltliche Elemente herum aufgebaut und organisiert ist statt um die Bedürfnisse der Seele herum, so dass die Seele nicht blühen und für Gottes Werke fruchtbar sein kann

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

  • Indedarh für die vielen Seelen, die ihr Leben mit rein weltlichen Beschäftigungen vergeuden, Aufopferungen darbringe und bete

  • Indem ich zur Wiedergutmachung Aufopferungen darbringe und bete für die Stunden, die ich selbst in meinem Leben durch Tätigkeiten vergeudet habe, die nicht unmittelbar für meine eigene Seele, für andere Seelen und für Gottes Werke von Nutzen sind

  • Indem ich häufig bete, um meine wahre Berufung innerhalb von Gottes Heilsplan kennen zu lernen

Jesus seufzt: "In Deine Hände befehle Ich Meinen Geist!"

Wenn die Seele sich im Dienst an Gottes Werken leergepresst hat, liegt die Krönung dieser vollkommenen Selbsthingabe in der Übergabe der Seele — des wahren Wesenskerns, der erlöst und geheiligt werden muss — an die Quelle und Bestimmung von allem: an Gott. Dies ist es, was Jesus in Seinem letzten Seufzer deutlich macht. Es muss das letztendliche Bestreben, die letzte Tätigkeit jeder Menschenseele sein, bevor sie zu ihrem Schöpfer zurückkehrt.

Jesus erschlieβt hier die Abbüβung von:
  • jedem Mangel bei Seelen an Bewusstsein und Anerkennen von der Tatsache, dass jede Seele in Wirklichkeit einzig und allein für Gott lebt und dass jedes Leben nur Wert erhält, wenn es vollkommen an Gott übertragen wird

Wie kann ich selbst zu dieser Erschlieβung beitragen?

Indem ich mein Leben und mein ganzes Wesen jetzt bereits vollkommen in den Dienst der Herrin aller Seelen stelle, der vollkommenen Brücke zum Herzen Gottes, die in meiner Sterbestunde meine Seele an Gott übertragen wird, mit Ihrer heiligenden und freisprechenden Liebe bekleidet.

Jetzt geschieht noch das Nachfolgende, das genau genommen nicht mehr zum Leiden Christi gehört, weil der Körper des Gott-Menschen in diesem Augenblick bereits das irdische Leben verlassen hat: Das Herz Jesu wird mit einer Lanze durchstochen.

Dabei flieβen die allerletzten Tropfen Blut und Wasser aus dem Göttlichen Herzen: als Symbol für die vollkommene, restlose Selbsthingabe des Gott-Menschen für alle Seelen. Diese vollkommene Selbsthingabe wird das Symbol für die absolut grenzenlose Göttliche Barmherzigkeit sein, die das groβe Kennzeichen für den ewig währenden Neuen Bund sein wird.

Wie mir gezeigt und erläutert wird, wird während des Durchstoβens des Allerheiligsten Herzens Jesu auch Maria, die Schmerzensreiche Mutter, einen Augenblick lang einen Herzstillstand erleiden, so dass auch Sie auf symbolische Weise kurz das irdische Leben verlässt. So hat die Ewige Liebe es gewollt, damit für alle Ewigkeit feststehen und anerkannt werden möge, dass Maria in der Fülle die Miterlöserin mit Jesus ist.

Wie kann ich mich selbst mit diesem Ereignis vereinigen?

  • Indem ich mehr und mehr jegliche Liebe für weltliche Dinge, Bedürfnisse und Wünsche aufgebe

  • Indem ich mich von weltlichem Ballast und weltlichen Einflüssen und von allen Neigungen, die nicht mit Gott und Seinen Plänen und Werken vereinbar sind, 'leer laufen' lasse

Die Ernte der Ewigen Liebe könnte niemals zum Brot des Ewigen Lebens für die Seelen werden, wenn Jesus nicht auferstanden wäre. Damit dieses Brot die Seele wahrlich nähren wird, wird jetzt von ihr erwartet, dass sie ihr Leben und alle ihre Anstrengungen möglichst intensiv mit den Lehren der Passion vereint und dabei die volle Fruchtbarkeit von Tugendhaftigkeit, Reue, Beichte, Wiedergutmachung, Aufopferungen, Weihe und würdigem Empfang der Heiligen Kommunion anstrebt. Möge Maria, die Himmlische Gärtnerin, die Ernte in jedem von uns tausendfach bereichern.

Myriam